CHEENO: 2 Face Macy

Tolle Songs, viel Abwechslung, großartige Leistungen, aber trotzdem ein Nummer-Sicher-Album: CHEENO können das Niveau des Debüts nicht ganz halten.

Die Luft ist rein, die Mrs. ist nicht zu Hause, da kann ich CHEENO hören. Keine Ahnung warum ihr 2 Face Macy nicht gefällt, aber das überrascht nicht weiter, denn mit The Next Step Will Be The Hardest konnte sie auch schon nichts anfangen. Den Mann im Haus reißen CHEENO aber auch auf ihrem neuen Album 2 Face Macy wieder mit. Allerdings ist dieses Zweitwerk keine ähnliche Überraschung wie noch vor anderthalb Jahren, weshalb hier weniger Begeisterung aufkommt, als beim Debüt. Vielleicht liegt es an der Abgeklärtheit, die CHEENO an den Tag legen, sie wissen, was sie zeigen müssen und tun dies auch anstandslos.

Es gibt drückende und treibende Alternative Rock-Nummern wie No Harm Intended, The Both Of Me und One Mile Ahead, außerdem gibt es Experimente, die schön an White Pony der DEFTONES erinnern, zu hören in Raum 18. Natürlich darf auch der Herzschmerz nicht fehlen, Chemical Attraction, Rearviewmirror, Hate / Love und das mit Abstand beste Stück des Albums See You Next Sunday sind Stücke, die auch eine etwas melancholischere Seite haben, die aber auch ausbrechen können und ordentliche Dynamik bringen. Statt sich heute aber im Fahrwasser von TOOL und PORCUPINE TREE zu verlieren, bleiben CHEENO etwas simpler, es wird mehr Wert auf den Song an sich gelegt, ausufernd lange Nummern sind passé.

Durch die neue Kompaktheit sind die fünf Saarländer also deutlich zugänglicher und direkter, was zur Folge hat, dass Sängerin Jennifer Kloos ein wenig mehr im Vordergrund steht. Klar, ihre Stimme ist wahnsinnig gut, , wenn es etwas ruhiger wird, darf man freilich an THE GATHERING von 1998 bis 2006 denken und die Performance erweckt die schizophrene Heldin des Albums namens Macy richtig zum Leben. Bravourös führt Jennifer Kloos die elf Stücke mit all ihren Drehnungen und Wendungen an und lässt die über jeden Zweifel erhabenen Musiker fast schon blass aussehen. Es gibt allerdings auch einen Nachteil daran. Vielleicht liegt es auch an der fast schon zu professionellen, etwas blutleeren Performance, an der Produktion ohne Ecken und Kanten, oder was auch immer, aber 2 Face Macy pirscht sich erst an dich heran, man möchte glauben, es will in dein Herz eindringen, aber es bleibt auf einer relativ oberflächlichen Ebene.

Wäre 2 Face Macy stilistisch gesehen etwas mutiger, etwas emotionaler und intensiver, CHEENO würden brillieren. Auch nach vielen Durchläufen bleibt ein leicht zwiespältiger Gesamteindruck. Einerseits haben CHEENO ein starkes Album mit viel Abwechslung und einem hervorragenden Gesamteindruck und so gut wie keinem Ausfall, andererseits habe ich mehr Herzblut erwartet. Hoffentlich balanciert die sympathische Band auf diesem Drahtseil nächstes Mal ein wenig sicherer. Immerhin gibt es nur sehr wenige Bands solches Kaliber in Deutschland.

Veröffentlichungstermin: 7. Mai 2010

Spielzeit: 49:58 Min.

Line-Up:

Jennifer Kloos – Vocals
Phil Hillen – Guitar
Joey Seidl – Guitar
Carsten Pinkle – Bass
Mike Müller – Drums

Produziert von Phil Hillen
Label: Prevision Music

Homepage: http://www.cheeno.de

MySpace: http://www.myspace.com/cheenorock

Tracklist:

1. Macy´s Anthem
2. No Harm Intended
3. The Both Of Me
4. Chemical Attraction
5. Raum 18
6. Disarray
7. See You Next Sunday
8. One Mile Ahead
9. Who´s The One
10. Rearviewmirror
11. Hate / Love

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