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BLIND CHANNEL: Lifestyles Of The Sick & Dangerous

“Lifestyles Of The Sick & Dangerous” könnte als Grabinschrift eines einst frischen Genres dienen – hätte der Nu Metal nicht ausgerechnet in den letzten Jahren so viele neue und frische Impulse erhalten.

Die Teilnahme am Eurovision Songcontest signalisiere im Grunde, dass die eigene Karriere vorbei sei – so die These von GHOST-Frontmann Tobias Forge. Was dieser neulich in einem Interview mutmaßte, untermauern ausgerechnet BLIND CHANNEL mit nicht einem, sondern insgesamt elf Belegen. Der generischen Nu-Metal-Gurke „Dark Side“, mit der man 2021 noch überschwänglich über die Bühne des ESC hüpfte, haben die Finnen zehn weitere austauschbare Langweiler zur Seite gestellt.

„Lifestyles Of The Sick & Dangerous” ist so abgedroschen und unoriginell, dass wir ob der kurzen Gesamtlaufzeit von rund 35 Minuten fast schon unseren Dank aussprechen wollen. Recht viel länger als drei Minuten können BLIND CHANNEL ihre spärlichen Ideen ohnehin nicht strecken: Zwischen simplen Hüpf-Rhythmen, schmalzig-zuckrigen Synthesizern, gelangweiltem Sprechgesang und radiotauglichen Gesangslinien fehlt es Band und Songmaterial an Kreativität und Mut, überhaupt irgendwelche Risiken einzugehen.

BLIND CHANNEL gelingt selbst mit elf Versuchen kein einziger Moment von Relevanz

Songaufbau und Konzeption von Stücken à la „Don’t Fix Me“ oder „Alive Or Only Burning“ sind komplett vorhersehbar, während sich Ausflüge ins Pop-Genre („Bad Idea“) ausschließlich an ausgelutschten und tausendmal gehörten Stilmitteln bedienen. Das größte Kunststück, das BLIND CHANNEL mit ihrer vierten Studioplatte gelingt, ist wohl ihr Unvermögen, bei elf Versuchen auch nur einen einzigen einprägsamen Moment heraufzubeschwören.

Riffs, Melodiebögen, Strukturen – alles scheint wie vom Reißbrett, als hätte man eine künstliche Intelligenz per Zufallsgenerator beauftragt, ein archetypisches Modern / Nu Metal-Album auszuspucken. Das Ergebnis ist ein entsprechend liebloses Produkt, das gut und gerne als Grabinschrift eines einst frischen Genres dienen könnte – hätte der Nu Metal nicht ausgerechnet in den letzten Jahren einen zweiten Frühling erlebt. Dem würde „Lifestyles Of The Sick & Dangerous“ nun einen Bärendienst erweisen, hätte es denn irgendeine Relevanz. So ganz daneben liegt Tobias Forge mit seiner Behauptung im vorliegenden Fall somit nicht – vielleicht nicht notwendigerweise in kommerzieller, aber dafür umso mehr in künstlerischer Hinsicht.

Veröffentlichungstermin: 8.7.2022

Spielzeit: 35:27

Line-Up

Joel Hokka – Vocals
Niko Moilanen – Vocals
Joonas Porko – Gitarre
Aleksi Kaunisvesi – Samples, Percussion, DJ
Olli Matela – Bass
Tommi Lalli – Drums

Label: Century Media

Homepage: https://www.blindchannelofficial.com/
Facebook: https://facebook.com/BlindChannelBand

BLIND CHANNEL “Lifestyles Of The Sick & Dangerous” Tracklist

1. Opinions (3:08)
2. Dark Side (2:58)
3. Don’t Fix Me (2:53)
4. Bad Idea (3:13)
5. Alive Or Only Burning (3:09)
6. Balboa (3:12)
7. National Heroes (1:32)
8. We Are No Saints (3:11)
9. Autopsy (3:02)
10. Glory For The Greedy (3:29)
11. Thank You For The Pain (5:35)

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