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BL´AST!: Blood!

Solche Leichen sollten alle Kult-Hardcore-Punk-Bands im Keller liegen haben: Entdecken wir eine vergessene frühe Version des Album "It´s In My Blood!"

Wir haben alle unsere Leichen im Keller oder auf dem Dachboden herumliegen oder baumeln. Normalerweise sollte sowas ja nicht ans Tageslicht kommen, bei BL´AST! liegen die Dinge jedoch ein wenig anders. Mike Neider, Gitarrist der in den Achtzigern aktiven Hardcore-Punk-Band fand ein paar vergessene Mastertapes aus einer Aufnahmesession Mitte der Achtziger. Lass das erstmal sacken – stell dir vor, deine Band, die seit zehn Jahren im Keller rumpelt und es auf insgesamt acht Songs gebracht hat, nimmt auf und das alles wird vergessen, bis im Jahr 2030 eine zerkratzte CD mit beschissenen Thrash Metal-Songs gefunden wird. Und es ist das Zeug, das du geschrieben und aufgenommen hast. Unvorstellbar, oder?

Der große Unterschied an der rumpelnden Kellerband und BL´AST! ist nun, dass das wieder gefundene Juwel Blood! keine miesen Thrash Metal-Songs enthält. Aber eigentlich bietet dieses Album auch nichts wirklich Neues, denn BL´AST!s 1987er Zweitwerk It´s In My Blood! hatte die gleichen Nummern zu bieten. Dreckig, rau und wild ist das beherzte Geprügel von auf Blood! aber trotzdem. Dabei wird nicht chaotisch und planlos drauf los gehämmert, sondern meist im Mid- und Uptempo zum fröhlichen Mosh eingeladen. BL´AST! wirken dabei nicht so rumpelig, wie es der Umstand befürchten lässt, dass Tapes dreißig Jahre lang Staub ansetzen. Denn nach Ausschussware, die man getrost vergessen darf, klingt Blood! nicht, hier ist mal Spaß an Zerstörung zu hören, wie in Sshh!, Winding Down, Tomorrow und Something Beyond, dann wird es wieder dunkler und langsamer, wie der ungemütliche Albumauftakt Only Time Will Tell, Look Into Myself und It´s In My Blood!. Insgesamt gibt es treibende Grooves, eingängige Riffs und das wunderbar dreckige Gebrüll von Clifford Dinsmore, das zu kompakten Songs geformt wird. Und so eine unschuldige Lust an Zerstörung gibt es heutzutage eben nicht mehr zu hören.

Daneben hat Dave Grohl höchstpersönlich die Musik neu gemischt und es geschafft, dass der Sound authentisch bleibt und doch heavy ist. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie diese Tapes geklungen haben müssen, nachdem Mike Neider sie von seinem Dachboden gefischt hat. Was Blood! vom Originalalbum It´s In My Blood! noch unterscheidet, ist die leicht veränderte Tracklist und der Bonustrack Your Eyes, der allerdings auf einer späteren Version des Albums auch schon zu finden war. Davon abgesehen ist ein zweiter Gitarrist zu hören, ein gewisser William Duvall, der mittlerweile bei ALICE IN CHAINS Frontmann ist. Wer braucht nun diese Hardcore-Punk-Fundgrube, diesen vergessenen Klassiker aus der Mitte der Achtziger? Wenn du das Originalalbum nicht besitzt, erhältst du hier die wildere Version mit besserem Sound für weniger Geld. Und wenn du außerdem in die Welt von BL´AST! schnuppern willst, weil du das Pech der späten Geburt hattest und Bands wie VOID und BLACK FLAG anbetest, darfst du dich auf eine kultige, neue Bekanntschaft freuen.

Veröffentlichungstermin: 13. September 2013

Spielzeit: 35:54 Min.

Line-Up:
Clifford Dinsmore – Vocals
Mike Neider – Guitars
William Duvall – Guitars
Dave Cooper – Bass
Bill Torgerson – Drums

Produziert von BL´AST!
Label: Southern Lord Recordings

Tracklist:
1. Only Time Will Tell
2. Sshh!
3. Sometimes
4. Winding Down
5. Look Into Myself
6. Tomorrow
7. Your Eyes
8. Poison
9. Sequel
10. Something Beyond
11. It´s In My Blood

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