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ATLANTYCA: To Nowhere And Beyond

Die Mischung aus Prog-Metal/Rock und allerlei anderen Elementen funktioniert. Wirklich Neues bieten ATLANTYCA mit ihrem Debüt "To Nowhere And Beyond" jedoch nicht, das Album lebt eher von den guten Stimmen und der Abwechslung.

Aus dem französischen Lyon kommt ein neues Progressive-Metal-Projekt, gegründet von den Brüdern Julien und Maxime Putigny an der Gitarre bzw. am Bass. Dazu gibt es mit dem Kollegen Laurent Falso einen festen Drummer, für einen Sänger hat es bisher wohl noch nicht gereicht. Warum auch, wenn man eine fette Liste an GastsängerInnen zu bieten hat. Keine Ahnung, wie man da ran kommt, aber Projektkopf Julien hat als Produzent und Studiomann sicher die ein oder anderen Kontakte.

Nun denn, Progressive-Metal/Rock ist entgegen des Namens ja oft nicht wirklich innovativ, und auch ATLANTYCA können anfangs kaum verbergen, dass ihre Vorbilder wie bei so vielen ähnlichen Bands DREAM THEATER und deren Ableger der ersten Generation wie entspanntere SYMPHONY X, THRESHOLD und Co. sind. Das zeigt schon der instrumentale Opener,  der den Einstieg ins Album etwas ausbremst. Da setzt dann Standard Man schon eher Zeichen, wieder mit viel DREAM THEATER und absolut passend mit Vocals von VANDEN PLAS´ Andy Kuntz, der die Prog-Linie stimmig beibehält. Etwas kraftvoller tönt der Titelsong, dem die Vocals von Edu Falschi (ANGRA, ALMAH) einen dezenten Power/True-Metal-Touch verpassen. Über das ganze Album wird das Thema Frickel-Rock immer etwas im Hintergrund gehalten und eher als Element eingesetzt, verpackt in recht abwechslungsreichen Grundgerüsten, die oft dem entsprechenden Sänger auf den Leib geschrieben scheinen. So startet Beyond Infinite orientalisch und man erwartet Genretypisch abstrakte Rhythmen, dabei bekommt der Song eine  Portion Happy-Metal ab. Hier gibt es dann passende Vocals vom kanadischen Sessionsänger David Steele, der auch schon mit Acts wie BON JOVI oder MÖTLEY CRÜE gearbeitet hat. Es gibt ganz ruhige Töne, fast poppige Momente, eine schöne Stimme von einer Dame namens Tara beim abschließenden langen Beauty and the Beast-mäßigen Underworlds, wo jene ihre Gesangsgegner Andy Kuntz und David Steele betört. Bei Time After Time hingegen meldet sich eine Michelle zu Wort, die mit dezenten TORI AMOS-Linien ein wenig wie eine Lightversion von 69 CHAMBERS Nina klingt. Wo die Abwechslung in den Songs weitestgehend stimmig bleibt, fällt My Road doch etwas aus dem Rahmen. Nachdenklich und bluesig wirkt der Song im Gesamtbild etwas fremd, dass es hier Gänsehautalarm gibt, verdankt man den wie üblich beeindruckenden Vocals von PAUL SHORTINO.  So hätte der Song auf jedes Album des Meisters selbst gepasst, hier irgendwie nicht so recht. Dafür ist der Song so gut, dass er für jeden SHORTINO-Fan Grund genug ist, sich To Nowhere And Beyond zu sichern.

Anfangs wird man wegen der DREAM THEATER-Anleihen etwas in die Irre geführt, statt typischen Prog-Metal runterzufrickeln setzen ATLANTYCA auf reichlich Abwechslung, die technischen Elemente werden eher gezielt eingesetzt, wirken dann aber auch mal etwas kopflastig. Ansonsten hält man sich an den Instrumenten oft zurück, um den Sängern und Sängerinnen den passenden Raum zu geben. Die Mischung passt ganz gut, allerdings bleibt nur das eher unpassende My Road nachhaltig im Kopf hängen. Der wahrscheinlich von Projektkopf Julien Putnity selbst gezimmerte Sound ist trotz Mastering von Andy VanDette (u.a. RUSH, PORCUPINE TREE) etwas zu sauber gehalten, gerade bei den eher wenigen kraftvolleren Momenten wünscht man sich etwas mehr Fülle. Das Konzept des Albums um die Reise ins Innere, die Geheimnisse des Lebens und der Existenz wirkt nicht so aufdringlich, wie es auf den ersten Blick vermuten lässt. Da hört man gerne genauer hin, die Texte hätte man gern im nett aufgemachten Booklet gefunden. Abzüge in der B-Note gibt es, weil man sich an den bekannten Gastsängern aufhängt und die beiden Sängerinnen im Hintergrund hält, geht man so mit Frauen um?

Wirklich Neues bieten ATLANTYCA mit ihrem Debüt To Nowhere And Beyond nicht, das Album lebt eher von den guten Stimmen und der Abwechslung. Die Mischung aus Prog-Metal/Rock und allerlei anderen Elementen funktioniert, wirklich große Songs für die Ewigkeit findet man aber nicht. Außer vielleicht die PAUL SHORTINO-Fans. Dagegen hört man aber, dass die Franzosen instrumental fit sind und gute Ideen haben. Die guten Gastsänger können natürlich einiges bieten, einen festen Sänger ersetzen sie aber nicht, wenn es mit ATLANTYCA weitergehen soll. Findet man den, dann kann sich die Band definitiv nach vorne bewegen und dann sicher bleibenden Eindruck hinterlassen.

Veröffentlichungstermin: 11.05.2012

Spielzeit: 47:20 Min.

Line-Up:
Julien Putigny – Guitar
Maxime Putigny – Bass
Laurent Falso – Drums

Gäste:
Andy Kuntz – Vocals (2, 9)
Paul Shortino – Vocals (7)
Edu Falaschi – Vocals (3, 9)
David Steele – Vocals (4, 5, 8)
Tara – Vocals (9)
Michelle – Vocals (6)

Label: Brennius Music

Homepage: http://www.atlantyca.eu

Mehr im Netz: http://www.myspace.com/atlantyca-official

Tracklist:
1. Impulse
2. Standard Man
3. Nowhere And Beyond
4. Beyond Infinite
5. Eternity
6. Time After Time
7. My Road
8. cEvilisation
9. Underworlds

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