ANDROMEDA: The Immunity Zone

Die Schweden legen mit „The Immunity Zone“ bereits ihren mittlerweile vierten Longplayer vor. Im Flyer deutlich härter angekündigt, entpuppt sich die Scheibe auch nach mehreren Hördurchgängen als recht undurchsichtiges Werk mit unzähligen Motiven und vielen, abrupten Stimmungswechseln.

Die Schweden legen mit The Immunity Zone bereits ihren mittlerweile vierten Longplayer vor. Im Flyer deutlich härter angekündigt, entpuppt sich die Scheibe auch nach mehreren Hördurchgängen als recht undurchsichtiges Werk mit unzähligen Motiven und vielen, abrupten Stimmungswechseln.
Die Stimme von David Fremberg klingt erstickt und wird von den fetten, basslastigen Gitarren überspielt. Oft hat man das Gefühl, dass er eigentlich schreien will, aber nur der zurückgehaltene Laut herauskommt – auch wenn er eigentlich eine recht starke und nicht zittrige Stimme hat. Selbst wenn er mal „schreit“, nimmt seine Interpretation den Songs deutlich die Schubkraft, die sie durch die Instrumentefraktion durchaus bekommen hätte.
Ein weiteres Problem auf Immunity Zone sind die Melodielinien: Sobald man sich in ein Motiv hineingedacht und –gehört hat, folgt schon fast wieder das nächste. Erst nach vielen Hördurchläufen entdeckt man Wiederholungen einzelner Linien. Die durchaus interessanten Ideen driften somit leider viel zu schnell in ein ziemliches Gitarren-, Schlagzeug- und Effektgefrickel ab – auch wenn dieses von hervorragender spielerischer Qualität sein mag.
Die Lösung zu diesem Problem könnte unter Umständen am Zeitfaktor liegen. Die meisten Lieder der Scheibe haben eine Länge von etwa 5 Minuten, die Band schafft es in dieser Zeit aber meist nicht, die Ideen zum Ende zu führen. Beim letzten Song, Veil Of Illumination, wird das Problem mit den nicht abgeschlossenen Melodien zwar nach wir vor deutlich, jedoch kommen einige Abschnitte auch zu ihrem (wohlverdienten) Ende: Das komplexe, fast 20 Minuten lange Stück enthält ab Minute 6 einen jazzlastig-frickeligen Teil, aber auch einen geshredderten Part. Gerade solch ein langes Lied scheint ANDROMEDA entgegen zu kommen, um sich wirklich vollständig auszutoben.
Einzig der Song Slaves of the Plethora Season wartet mit fetter Keyboardhookline und einem guten Wiedererkennungswert auf – er bleibt im Ohr hängen. Im Bezug auf das Schlagzeug kann man geteilter Meinung sein. Definitiv wird die ständig wieder auftauchende Asymmetrie im Rhythmus irgendwann echt anstrengend.
Das Songwriting ist bei Prog Bands immer so eine Sache. Es lässt sich jedenfalls auch hier darüber streiten, ob es zwingend notwendig ist, 28 Motive in einem Lied zu verarbeiten und diese auf die kompliziertesten Rhythmen, die es auf diesem Planeten jemals gegeben hat, drüber zu legen.
Insgesamt scheinen ANDROMEDA den Schwerpunkt des Albums auf musikalisches Können gelegt zu haben und dabei fast alles andere, wie beispielsweise das eigentliche Songwriting, Songpositionierung und Zeitausspielung aus den Augen verloren zu haben.
Die Produktion haben die Jungs jedenfalls vernünftig hinbekommen, auch wenn mich manchmal der Eindruck erwischt, dass das Verhältnis von Gitarre, Keyboard und Gesang nicht ordentlich getroffen ist. An einigen Stellen wird der Zuhörer vom Keyboard Teppich regelrecht begraben.

Gesamteindruck: Im Vergleich zu den sonstigen Progbands, die sich auf dem Markt tummeln, müssen ANDROMEDA einfach noch etwas ruhiger werden. Ein Vorschlag wäre, die mit Sicherheit guten Ideen auf mehrere Lieder zu verteilen und eine Linie deutlicher auszuarbeiten. Es reicht jedenfalls definitiv nicht aus, komplizierte Linien und Rhythmen hintereinander zu setzen, ein bisschen fetten Keyboardteppich drauf zu packen und den Progsalat mit nicht nachvollziehbaren Schlagzeugrhythmen zu würzen.
Qualtitativ und ideenmäßig sind sie schlussendlich in der Mitte des ProgRock Angebots angesiedelt.

Veröffentlichungstermin: 27.02.2009

Spielzeit: 66:47 Min.

Line-Up:
David Fremberg: Vocals
Johan Reinholdz: Gitarre
Martin Hedin: Keyboards
Thomas Lejon: Schlagzeug
Fabian Gustavsson: Bass

Label: Silverwolf Productions

Homepage: http://www.andromedaonline.com

MySpace: http://www.myspace.com/andromedaonline

Tracklist:
1. Recognizing Fate
2. Slaves Of The Plethora Season
3. Ghosts On Retinas
4. Censoring Truth
5. Worst Enemy
6. My Star
7. Another Step
8. Shadow Of the Lucent Moon
9. Veil Of Illumination

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