ANATHEMA: Judgement

Trotz spärlichem Einsatz von harten Gitarren festigen Anathema mit ihren gefühlvollen, ehrlichen und ambitionierten Songs ihre Ausnahmestellung in der Metal-Szene.

ANATHEMA sind auf ‚Judgement‘ wieder um einiges rockiger und straighter geworden als auf dem Vorgänger ‚Alternative 4‘. Und durch den spärlichen Einsatz von harten Metal-Gitarren auf dem Album war ich nach dem ersten Hördurchlauf ziemlich skeptisch, ob mir die Entwicklung von ANATHEMA so zusagt. Doch schon beim dritten Hördurchlauf passierte das, was ich beim ersten für quasi unmöglich hielt: Die Songs zogen mich in ihren Bann, ich erkannte plötzlich ihre enorme Tiefe und das ANATHEMA-Feeling war wieder da! Plötzlich kam wieder der Effekt zum Tragen, der für mich schon jedes einzelne Werk der Briten zu etwas ganz Besonderem machte. Die Melodien fraßen sich in meinem Kopf fest und bei jeder einzelnen Note freute ich mich innerlich schon auf die nächsten beiden. Und dieses Gefühl hat auch nach zig Durchläufen nicht abgenommen.

ANATHEMA existieren abseits von allen Schubladen

Gut, von den ursprünglichen musikalischen Metal-Wurzeln haben sich ANATHEMA ziemlich entfernt und das ganze muss wohl eher als Rockmusik deklariert werden, aber für mich stehen ANATHEMA inzwischen sowieso ganz abseits von allen Schubladen und schweben irgendwo ganz alleine im großen Musikweltall als großer leuchtender Stern, der den Großteil der anderen überschattet. ANATHEMA kann trotz der vielen musikalischen Einflüsse, die man der Musik anhört, als eine der eigenständigsten Bands aus dem Metal-Berich bezeichnet werden, die schon von jeher ihr ganz eigenes Ding durchgezogen hat und sich einen Dreck um alle Trends, die sich in der Zeit des Bandbestehens abgespielt haben, geschert hat.

ANATHEMA sind ANATHEMA und das hört man vom ersten Ton an!

Mit den ersten beiden Songs ‚Deep‘ und ‚Pitiless‘ werden zwei wunderschön melancholische Rocker geboten, die enormes Hitpotential besitzen. Danach wird’s dann aber auch schon wieder um einiges ruhiger, wie man es von ANATHEMA gewohnt ist. Herrlich melancholisch depressiv, aber immer mit einem Hoffnungsschimmer versehen lassen einen die Songs in eine wunderschöne Welt versinken, in der man immer von den Melodien getragen wird.

Und ich glaube allmählich, dass es keine andere Band mehr versteht, so schön mit Rückkopplungen zu spielen, wie ANATHEMA, das Bild von einem Stich ins Herz kommt mir immer wieder in den Sinn.

“Judgement” ist ein Quell an Inspiration

Und was das Schönste ist: ANATHEMA scheinen ein Quell an Inspiration zu sein und ich wundere mich immer wieder, wie viele Ideen die Band wohl noch parat hält. So bietet die Band auch Songs wie ‚Judgement‘, der sich wunderbar von einer langsamen getragenen Ballade zu einem echten Rocker steigert und durch die Songstruktur nur als außergewöhnlich bezeichnet werden kann.

In Songs wie ‚Anyone, anywhere‘ lebt die Band erneut ihre Neigung zu PINK FLOYD aus und wirklich verwundert war ich über ‚Transacoustic‘, welcher genauso gut auf dem Soloalbum von Jim Matheos hätte stehen können. Mit ‚Parisienne Moonlight‘ gibt es zusätzlich noch einen Klischeesong mit Frauengesang, der aber genauso über Kritik erhaben ist wie ‚Wings of God‘, das man als Fortsetzung des Songs ‚Far Away‘ vom ‚Eternity‘-Album bezeichnen könnte.

ANATHEMA unterstreichen mit ‚Judgement‘ ihre Ausnahmestellung in der Szene, vor allem aber durch das Fehlen von harten Gitarren ziehe ich dem neuen Album ältere Sachen wie ‚Silent Enigma‘ oder ‚Eternity‘ vor.

Spielzeit: 60:47 min.

Line-Up

Vincent Cavanagh – Voice, Guitar
Danny Cavanagh – Electric & Acoustic Guitars, Keyboards
John Douglas – Drums
Dave Pybus – Bass

Produziert von Kit Woolven

Label: Music for Nations

ANATHEMA “Judgement” Tracklist

1. Deep
2. Pitiless
3. Forgotten Hopes
4. Destiny is Dead
5. Make it right (F.F.S.)
6. One last Goodbye
7. Parisienne Moonlight
8. Judgement
9. Don’t look too far
10. Emotional Winter
11. Wings of God
12. Anyone, Anywhere
13. 2000 & Gone
14. Transacoustic

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