AMON AMARTH: Deceiver Of The Gods

Frischer Tatendrang, keine Ausfälle und prägnante Konturen im Klangbild – nach den beiden mauen Vorgängern krönen sich AMON AMARTH wieder selbst.

Heutzutage hat jedes Genre seine persönlichen AC/DC: Die neumodischen Groove-Mosher haben EKTOMORF, der moderne Death Metal hat THE BLACK DAHLIA MURDER, der Hard Rock dank AIRBOURNE sogar zwei davon und der skandinavische Death Metal schmückt sich mit AMON AMARTH. Gemein ist allen genannten Bands die Beständigkeit, die sie Innovationen von Jahr zu Jahr vorzuziehen scheinen. Das wird oft negativ angelastet, bringt zugleich jedoch Erwartungssicherheit. Nach über anderthalb Dekaden wissen wir somit, was wir vom neunten Studioalbum der Vorzeigewikinger AMON AMARTH erwarten können oder auch nicht. Gerade nach dem risikofreien und routiniert runtergezockten “Surtur Rising” fällt aber ausgerechnet diese Einschätzung schwer. Ein paar Treffer standen zuletzt neben ebenso vielen Gurken, das mächtige Schiff drohte über den Weltenrand zu schippern.

Die Politur schleppen AMON AMARTH erst nach und nach an

Fairerweise müssen wir im Gegenzug festhalten, dass AMON AMARTH immer wieder im kleinen Maßstab experimentierten, und handelte es sich nur um ein paar Streicher oder Thrasheinflüse, die eingewoben wurden. Hier setzt “Deceiver Of The Gods” an: Der eröffnende Titeltrack startet temporeich und thrashig durch, bevor uns ein Refrain begrüßt, den wir gefühlt sicher schon 20 Mal gehört haben. Wir fühlen uns folglich sofort heimelig, wenngleich die goldenen Hallen schon mal deutlicher in der Sonne glänzten.

Die Politur schleppen AMON AMARTH erst nach und nach an: Der Mid-Tempo-Banger “Shape Shifter” verschlingt uns mit seinen mächtigen Vocals und “Under Siege” gibt sich als Best-of AMON AMARTHscher Trademarks, von gemäßigtem Tempo über hymnische Strukturen bis zu einem Hauch wehmütiger Epik. “Father Of The Wolf” indes profitiert enorm von den live eingespielten Drums, während uns die melodischen Gitarren mit traditionellem Einschlag die Skepsis aus dem Gesicht wischen – selbstverständlich stilecht mit dem Zweihänder.

In der zweiten Hälfte verlegt “Deceiver Of The Gods” den Schwerpunkt in Richtung malmender Hymnen

Wer nun glaubt, dicker könne es nicht mehr kommen, der wird sich spätestens ab dem unerbittlichen “Blood Eagle” mit dem iron price konfrontiert sehen. Im Aufbau allgemein simpel ist es das Rhythmus-Kollektiv unter der Führung ihres Frontmanns Johan Hegg, das in der zweiten Albumhälfte das Banner in die Schlacht trägt: “Deceiver Of The Gods” verlegt den Schwerpunkt in Richtung malmender Hymnen. Zähe und tiefe Oldschool-Riffs dominieren “Hel”, wohingegen “We Shall Destroy” mit stampfendem Rhythmus und triumphalen Leadgitarren die Größe eines “Gods Of War Arise” atmet. Das erstgenannte “Hel” geht dank Geisterchor und unterstützendem Klargesang Messiah Marcolins (Ex-CANDLEMASS) zudem als originellster Track der Platte durch.

Aber wie es eben bei AMON AMARTH so ist, halten sich auch diese Innovationen in Grenzen. Die Skandinavier machen es uns daher nicht leicht, differenziert über “Deceiver Of The Gods” zu sprechen. Im Großen und Ganzen ähnelt die Platte hinsichtlich Aufbau, Ideen und Produktion stark den letzten Outputs unter orange-roter Flagge. Im Unterschied zu “Surtur Rising” stimmen nun aber wieder die Melodien, die Hooks und vor allem die Spannungskurven der Songs, weshalb auch der lineare und einfach gestrickte Achtminüter “Warriors Of The North” Spaß macht.

An die Großtaten vergangener Tage werden AMON AMARTH vielleicht nicht mehr so schnell anknüpfen. Nach den beiden zwiespältigen Vertretern “Twilight Of The Thunder God” und “Surtur Rising” schweißt jedoch ausgerechnet der doppelzüngige Loki als Namenspatron die Schweden erneut zu einer Einheit zusammen. Frischer Tatendrang, keine Ausfälle und prägnante Konturen im Klangbild – AMON AMARTH krönen sich wieder selbst; nicht als AC/DC des melodischen Death Metals, sondern als die Könige im Norden.

Veröffentlichungstermin: 21.06.2013

Spielzeit: 48:58 Min.

Line-Up:
Johan Hegg – Vocals
Olavi Mikkonen – Guitar
Johan Söderberg – Guitar
Ted Lundström – Bass
Fredrik Andersson – Drums

Produziert von Andy Sneap
Label: Metal Blade

Homepage: http://amonamarth.com/
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/OfficialAmonAmarth

AMON AMARTH “Deceiver of the Gods” Tracklist

01. Deceiver of the Gods (Video bei YouTube)
02. As Loke Falls
03. Father of the Wolf (Video bei YouTube)
04. Shape Shifter
05. Under Siege
06. Blood Eagle
07. We Shall Destroy
08. Hel
09. Coming of the Tide
10. Warriors of the North

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