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ALAMAAILMAN VASARAT: Maahan

Auf "Maahan" geht der Rock ´n´ Roll geht im wahrsten Sinne des Wortes flöten.

Das Konzert der finnischen Hämmer der Unterwelt auf dem Bardentreffen in Nürnberg regte mich zum Kauf deren aktuellen Albums an. Doch der erste Eindruck ist relativ fade: Zu glatt gemischt, zu wenig Rock N Roll – und genau das Letztere war es, was mich an dieser Instrumentalband so fasziniert hatte.

Der gesamte Sound der Platte ist deutlich durch die Ansammlung der Bläser dominiert: unterschiedliche Klarinetten und Saxophone, Posaune und Tuba; ob jemand noch eine Trompete dazwischen bläst, ist aus dem Misch der vielen Blasinstrumente nicht herauszuhören.

Maahan ist mit seinen 58 Sekunden an erster Stelle positioniert und ist so etwas wie eine Einleitung – ein Blasstück mit einfacher Melodie. Das folgende Kyyhylly bildet nach wie vor eine Art Auftakt zum Spannungsbogen für das gesamte Album und hat etwa 80 bpm. Das relativ langsame Tempo wirkt durch das peitschende Schlagzeug etwas treibender. Die Struktur dieses Songs kommt bekannt vor: Intro, Strophe, Break, Strophe, Break, Refrain. Zuerst grummelt das tiefe Cello zur eingängigen Blasmelodie ein lautes Intro, die Dynamik flaut zur Strophe ab, während sie zum Refrain hin wieder zunimmt. Nach dem dritten Hören wird die Zweitonmelodie leider langweilig.
Aber es folgt ja Helmi otsalla – eine richtige Uptempo Nummer. Dieser deutlich Ska-beeinflusste Song erinnert an die Musik im Zirkus, ist hier so etwas wie ein Intermezzo und könnte gut als Untermalung für einen Clown-Auftritt gespielt werden. Das schiefe Getröte nach einer Minute trägt maßgeblich zu diesem Eindruck bei. Und auch hier gibt es wieder einen leiseren Teil und einen lauteren, offensichtlich den Chorus darstellenden Part.
Ein wenig interessanter wird es dann mit Track Nummer vier, Naapurin Talossa, der Richtung Progressive Rock – Pop geht.
Beim ernst wirkenden Huikeuden Lieriö sticht besonders die getragene und dadurch melancholische Cellopassage in der Mitte des Songs hervor. Das Lied basiert auf einer einfachen dreitönigen Bläser-Hookline. Am besten gefällt bei dem Song, wenn nicht gar auf der ganzen Platte, der Übergang von der einfachen Pianopassage mit Trompetenbegleitung zum verzerrten, an APOCALYPTICA erinnernden Cello. Die dadurch entstehende Steigerung verpasst mir eine ordentliche Gänsehaut.
An irischen Folk ist Eläimet Huutaa angelehnt, in dem auch musikalische, disharmonische Referenzen an Greensleeves zu erkennen sind.
Das mit knarzenden Türgeräuschen besonders strange Lumen Nukkunet enthält eine entsprechend unheimliche Krimi-Pianopassage und tiefe Cellotöne, während Katkorapu: wieder schneller, durch das verzerrte Cello auch rockiger wirkt und abermals durch eine eingängige Clown Intermezzo Blaspassage aufwartet.
Zur russischen Polka Käärme toi ruton Kaupunkiin spielt das gesamte Orchester zur Uptempo Tanznummer auf. Die beiden letzten Stücke auf der Platte gehen durch ihren wirren Songaufbau fast komplett unter.

Leider erweisen sich die Songstrukturen grundsätzlich als ziemlich langweilig bis strange, das Weltkriegsszenario wird dadurch natürlich erst recht gut nachgezeichnet. Damit wird deutlich, dass es sich hier weniger um Musik im eigentliche Sinne handelt, vielmehr aber um Kunst.

Die Multiinstrumentalisten nutzen ihre Gabe auf dieser Platte und spielen direkt mehrere Instrumente ein. Das soll dann wahrscheinlich perfekt klingen, macht den Sound aber meiner Meinung nach überladen. Der Rock N Roll geht im wahrsten Sinne des Wortes flöten.
Das gleiche gilt auch für die Drums, die zwar jetzt besonders tight und perfekt rüberkommen, denen aber das Gefühl irgendwie fehlt. Die Musik bleibt zudem einfach befremdlich.

Prog- und Experimentalfans könnten trotz meiner bereits versuchten Kritik ihren Gefallen an ALAMAAILMAN VASARAT finden, während es jedem zu empfehlen ist, die finnischen Jungs live zu erleben.

Spielzeit: 39:56 Min.

Line-Up:
Jarno Stakula Sarkula: Saxophon, Klarinette und spezielle Holzblasinstrumente
Erno Haukkala: Posaune, Tuba und Piccolo Posaune
Miikka Huttunen: Pumporgel, Piano und Melodica
Tuukka Helminen: Cello
Marko Manninen: Cello
Teemu Hänninen: Schlagzeug und Percussion

Produziert von Jarno Sarkula
Label: Nordic Notes

Homepage: http://www.alamaailmanvasarat.com

MySpace: http://www.myspace.com/alamaailmanvasaratofficial

Tracklist:
1. Maahan
2. Kyyhylly
3. Helmi Otsalla
4. Luiden Valossa, Naapurin Talossa
5. Huikeuden Lierioe
6. Elaeimet Huutaa
7. Lumeen Nukkuneet
8. Katkorapu
9. Kaeaerme Toi Ruton Kaupunkiin
10. Rooman Ruumiit
11. Elukka

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