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NECROPHOBIC 30-Jahrejubiläum mit MEPHORASH und WORMWOOD am 12. April 2019, Kraken – Stockholm

NECROPHOBIC entführen an diesem Abend das Publikum auf einen Streifzug durch ihre gesamte Diskographie. Die Kulissen von „Mark of the Necrogram“ nehmen die Bühne ein und vor dem Drumkit steht – eingerahmt von zwei Kerzen – ein Bild des verstorbenen Gründungsmitglieds David Parland. Im Vorprogramm geben sich WORMWOOD und MEPHORASH die Ehre.

Den Kraken-Club in Stockholm zu finden, ist keine einfache Angelegenheit, selbst wenn man regelmässig zu den Fussballspielen von Bajen in der benachbarten Arena geht. Beissend kalt fegt der Wind durch die grauen Gebäudeschluchten beim Globen, aber dank freundlichen Stockholmern findet man den Weg letztes Endes doch. Trotz Beginn 19:00 Uhr wartet man typisch schwedisch diszipliniert in einer immer länger werdenden Schlange, die erst mit dem verspäteten Einlass um 19:30 Uhr kleiner wird.

Wenn NECROPHOBIC ein Show-spezifisches Shirt entwerfen

Drin ist es dunkel und warm. Gleich zwei Merchandise-Stände buhlen um die Aufmerksamkeit des Publikums. So gibt’s auf der einen Seite ein großes Angebot an Metal-Schallplatten und auf der anderen Seite eine Wand von NECROPHOBIC-Shirts. Die Stockholmer Death Metal-Institution hat es sich nicht nehmen lassen, extra für ihr dreissigjähriges Jubiläum ein Show-Shirt drucken zu lassen, das zum gleichen anständigen Preis wie die anderen Shirts verkauft wird (200 SEK).

WORMWOOD

Als Opener haben sich NECROPHOBIC an diesem Abend WORMWOOD ausgesucht. WORMWOOD erscheinen in pagan wirkender Gewandung und widmen sich seit 2014 dem melodiösen Viking / Black Metal. Die Stockholmer erinnern an diesem Abend unweigerlich an THYRFING und bezaubern in einigen Songs auch mit schwedischen Lyrics. Viele Ansagen macht der kuttentragende Fronter Nine indes nicht, doch kann man WORMWOOD einen guten Auftritt attestieren, der ihr Werk „Ghostlands: Wounds from a Bleeding Earth“ würdig vorstellt. Eine kleine Überraschung bleibt ihr Auftritt dennoch, da man in Kombination mit NECROPHOBIC eher eine Band aus dem Genre Speed oder Old School Death Metal erwartet hätte.

MEPHORASH

Mit MEPHORASH haben sich NECROPHOBIC an diesem Abend Gäste an Bord geholt, die wohl sämtliche okkulten Bedürfnisse abdecken dürften. Die Truppe aus Uppsala beginnt sogleich, ihre zahlreichen Bühnenrequisiten zu positionieren – Banner, Kerzen, Totenköpfe, Räucherwerk, Rednerpult. Ein Wunder, dass Aleister Crowley kurz darauf nicht zusammen mit MEPHORASH die Bühne betritt.

Rituelle Handtänze statt Spontanität

MEPHORASH erscheinen nach dem Umbau komplett rituell gewandet und maskiert, um unter anderem Songs von ihrem aktuellen Album „Shem Ha Mephorash“ live vorzustellen. Feuer, sakrale Klänge – man wähnt sich an einer Schwarzen Messe und MEPHORASH erinnern zu Beginn ihrer Performance an BATUSHKA. Musikalisch wird indes bald klar, dass MEPHORASH statischer und musikalisch weniger abwechslungsreich als ihre polnischen Kollegen sind. Bisweilen erinnert die Bühnenpräsenz von MEPHORASH auch an OFERMOD. MEPHORASH scheinen einer strikten Choreographie zu folgen – viele Teile der Musik kommen vom Band, was die Spontanität stark einschränkt. Zudem bewegt einer der Sänger seine Hände über weiter Strecken als würde er einen thailändischen Tempeltanz vorführen, was im Publikum prompt ambitionierte Nachmacher auf den Plan ruft. Leider verlieren die Masken – oft fühlt man sich an JigSaw erinnert – nach einer Weile an Intensität, weil MEPHORASH dieses Element nicht irgendwohin weiterführen und live damit nicht so dynamisch umgehen wie etwa BEHEMOTH auf ihrer Tour im Januar 2019. Einige gute Schwarzmetallriffs können MEPHORASH indes vor allem gegen den Schluss ihres Gigs für sich verbuchen, und so wird man nach diesem Auftritt sehr wohl neugierig auf „Shem Ha Mephorash“.

NECROPHOBIC – 30 Jahre ren jävla Antikristmangel!

Mittlerweile ist das Kraken voll und im Publikum fiebern auch gestandene Metaller, die sonst in Truppen wie ASTROPHOBOS oder TYRANEX lärmen, dem Auftritt entgegen. Songs von „Darkside“ sind ganz weit oben auf der Wunschliste, denn es ist klar, dass NECROPHOBIC an diesem Abend das Publikum auf einen Streifzug durch ihre gesamte Diskographie entführen werden. Die Kulissen von „Mark of the Necrogram“ nehmen die Bühne ein und vor dem Drumkit steht – eingerahmt von zwei Kerzen – ein Bild des verstorbenen Gründungsmitglieds David Parland.

Weil es immer “Nailing the holy one”-Zeit ist

Gegen halb elf betreten NECROPHOBIC die Bühne und als bald darauf „Sacrificial Rites“ erklingt, strahlen die „Unholy Prophecies“-Demotape-Besitzer im Publikum um die Wette. Der Sound überzeugt von der ersten Sekunde an, lichttechnisch gibt es viel Rot, infernalisches Rot. Sterner ist inzwischen von seiner Fußverletzung genesen und zerstreut sämtliche Bedenken, dass er ein solch ausgiebiges Set nicht durchhalten könnte, mit Leichtigkeit. Gerade die älteren Songs begeistern die Anwesenden. Ein erster Höhepunkt markiert „Nailing the holy one“ – der Karfreitagssong – vom „Darkside“-Album. Der satanische Saitenhexer Sebastian übernimmt wie schon zuvor den Gesangspart, den auf „Darkside“ von Jon Nödtveidt (DISSECTION) beigesteuert worden war und die ganze Menge brüllt „Nailing the holy one“ mit.

NECROPHOBIC auf Zeitreise zu “Hrimthursum”

Antichristlich geht es weiter und Fronter Attes schwedische Ansagen und Anfeuerungen heizen die Menge zusätzlich an. Mit dem fulminanten „Hrimthursum“-Song „Blinded by light, enlightened by darkness“ steht ein wahrer Gänsehautmoment an. Sogar in den hinteren Reihen ist man nicht sicher davor, gepackt und zu spontanem Synchron-Headbanging „genötigt“ zu werden. Mit „Revelation 666“ ist dann auch der Hit vom „Death To All“-Werk aus dem Jahr 2009 vertreten und mit 666-Meilenstiefeln schreiten NECROPHOBIC voran zum aktuellen Album „Mark of the Necrogram“. Hier wird vor allem der Knallersong „Tsar Bomba“ ungeduldig erwartet und frenetisch abgefeiert. Das Gitarristenduo Johan und Sebastian post, als gäbe es kein Morgen und alle Saiten huldigen in dieser Nacht mit voller Überzeugung dem Höllenfürsten.

Ein Extra-Gast aus alten Zeiten

Dass nach dem Jetzt noch „Nocturnal Silence“ folgen muss, ist einem NECROPHOBIC-Gig so eigen wie das Jungfrauenopfer an einer Schwarzen Messe. Routiniert und dennoch noch immer von ihrer alten Begeisterung getrieben, zelebrieren NECROPHOBICThe Nocturnal Silence“ – doch danach ist keine „Silence“ angesagt. Vielmehr haben sich NECROPHOBIC als besonderes Schmankerl dazu entschieden, noch einen letzten Blick zurück in ihre Demotage zu werfen – zusammen mit dem „Slow Asphyxiation“-Sänger und Bassisten Stefan Zander. Dieser entert somit für diesen Song die Bühne und NECROPHOBIC lassen noch einmal mit sichtlichem Genuss ihre uralten, modrigen Elchtod-Zeiten auferstehen.

Und am Ende eben doch “Darkside”

Tobender Applaus und die Forderung nach einer Zugabe begleitet das Quintett von der Bühne – und nach zwei Minuten kommt Johan allein zurück, um nachzufragen, ob denn noch ein Lied gewünscht sei. Spätestens jetzt ist alles Neuland, selbst wenn man die Band schon 40 Mal gesehen hat – und dann kommt einer der Songs, den sich vor allem die älteren Semester so sehr gewünscht hatten: „Darkside“. Ein ungewohnter, aber legendär-starker Schluss. Am folgenden Tag reisen NECROPHOBIC zur Jubiläumsfeier nach Göteborg – aber „hemmaplan“ ist nur in Stockholm und nichts übertrifft die Performance-Qualität, die NECROPHOBIC in ihrer Stadt zum Besten geben.

 

Setliste NECROPHOBIC

Awakening…
Sacrificial Rites
Spawned by evil
Nailing the holy one
The third Antichrist
Helfire
Blinded by light, enlightened by darkness
The crossing
Celebration of the Goat
Revelation 666
Splendour Nigri Solis
Mark of the Necrogram
Tsar Bomba
The Nocturnal Silence
Slow Asphyxiation (mit Stefan Zander)
Zugabe: Before the Dawn

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