Vor dem Opening Night-Film gab es die traditionelle Ansprache der Veranstalter, die immer wieder zeigt, dass es sich hier um wirklich sympathische Film-Fans handelt. Nur die Feststellung, dass das Programm dieses Jahres das stärkste aller Zeiten sei, der wollten weder ich noch einer meiner Freunde sich anschließen. Klar, das Programm war wieder hochwertig, doch im Vergleich zum letzten Jahr beispielsweise waren die Highlights etwas rarer gesät. Macht aber nix, denn gute Filme gab es erneut genug.
25.08.2010
Eine weitere Tradition in den letzten Jahren ist der meistens eher mäßig begeisternde Opening Night-Film. Und siehe da, auch The Pack machte da keine Ausnahme. Regisseur und Drehbuchschreiber Franck Richard, der hier sein Debüt abliefert, bewegt sich mit The Pack in der Nähe von Texas Chainsaw Massacre, sprich dem guten, alten, dreckigen Hinterland-Horror. Filmheldin Charlotte fährt mit ihrem Auto ziellos über französische Landstraßen und gabelt den Anhalter Max, gespielt vom französischen Sänger Benjamin Biolay auf. Ein kurzer Zwischenstopp in einem Diner, dass so auch in Texas stehen könnte und schon geht alles den Bach runter. Erst verschwindet Max, dann wird Charlotte niedergeschlagen und wacht in einem Käfig auf. So weit, so gut. Dann nimmt der Film eine merkwürdige Wendung hin zu blutdurstigen Kreaturen, die es zu besänftigen gilt. The Pack ist solide gemacht und Charlotte eine wirklich coole Heldin aber so richtig mitreißend ist das alles leider nicht. Einige Szenen wirken einfach nur wirr, der Rest ist eben ok.
Devil´s Playground (UK / 2010 / 95min)
Nur eine einzige Testperson zeigt keine Nebenwirkungen und auf die Suche nach dieser macht sich Cole, bei besagtem Konzern für Sicherheitsfragen zuständig. Vielleicht kann man ja mit ihrer Hilfe ein Gegenmittel finden. Und es kommt natürlich wie es kommen muss: Das kleine Grüppchen kämpft sich durch die mit Infizierten verseuchte Stadt und versucht den rettenden Helikopter zu erreichen. Dort will man sich mit zwei befreundeten Polizisten treffen und sich in Sicherheit bringen. Natürlich gabelt man unterwegs noch ein paar Leute auf, denn ansonsten wäre a) der Bodycount nicht hoch genug und b) kein Platz für Konflikte à la Es ist nicht genug Platz im Hubschrauber. Somit bietet Devil´s Playground eigentlich alles, was ein guter Zombie-Schocker braucht. Drehbuchautor Bart Ruspoli hat sich schon deutlich von 28 Days Later inspirieren lassen, nur dass Danny Bolye das alles vor ein paar Jahren packender, härter und besser präsentiert hat. Trotzdem ist Devil´s Playground kein schlechter Film und für Genre-Fans sicher keine Zeitverschwendung.
26.08.2010
Was folgt, ist eine Reihe von Missverständnissen und Unfällen, bei denen sich die Teens langsam selbst dezimieren, irgendwie aber auf die Idee kommen, dass die beiden Landeier der Gruppe ans Leder wollen und zu allem Überfluß auch noch eine der ihren gefangen halten. Rednecks gegen Teenies, die klassische Besetzung, nur eben diesmal völlig anders. Und ja, Tucker & Dale ist sogar noch besser als der Trailer hoffen lies, ein Feuerwerk aus Schenkelklopfern und Blutfontänen, das sich sogar locker am großartigen Dead Snow vorbei schiebt. Ebenbürtig war dieses Jahr nur noch Four Lions. Das hier ist absolutes Pflichtprogramm für alle Freunde der gepflegten Splatter-Komödie. Besser kann man dieses Genre kaum umsetzen.
28.08.2010
29.08.2010
Die Metro nutzt Roger nicht, lieber fährt er mit dem Fahrrad durch seine dystopische Heimtstadt zu seinem Platz als Lohnsklave. Er traut der U-Bahn nicht, irgendetwas ist faul dort unten. Doch eines Tages muss er doch in die Tiefen des öffentlichen Personenverkehrs hinabsteigen (Kölner wissen was ich meine) und läuft prompt seiner Traumfrau aus der TV-Werbung über den Weg. Doch es steckt mehr hinter der hübschen Blondine. 1984 im Bildbearbeitungsprogramm, so könnte man Metropia beschreiben. Das größte Plus des Films ist definitiv die interessante Optik. Das kommt dabei heraus, wenn man einen Graffiti-Künstler einen Film machen lässt. Der Plot ist etwas dünn und der Film hat so seine Längen, Freunde dystopischer Zukunftsvisionen können aber ruhig mal einen Blick nach Metropia riskieren. Das Genre hat aber schon deutlich stärkere Beiträge erlebt.
The Wild Hunt (CAN / 2009 / 96min)
Ich muss zugeben, dass The Wild Hunt für mich eine zwiespältige Sache ist. Der Film an sich ist großartig, eine interessante Storyline, tolle Ausstattung, gute, unverbrauchte Schauspieler. Ganz objektiv ist der Film eines der Highlights des diesjährigen FANTASY FILMFEST gewesen. Doch ein bitterer Nachgeschmack bleibt, denn braucht ein eh schon mißverstandenes und von den Medien gerne durchs Dorf getriebenens Hobby wie das Live-Rollenspiel wirklich einen solchen Film, in dem einige der Akteure sich vollkommen in der Scheinwelt des Rollenspiels verlieren und es letztendlich zu genau solchen Schreckenstaten kommt, von denen man in der Klatschpresse gerne mal hört, über die man als Szenekundiger aber höchstens müde lächelt? Andererseits werden die Leute, auf deren Mühlen dieser Film Wasser wäre, wohl niemals diesen Film sehen. Betrachtet man den Film einfach als bitteres Drama ohne Happy End, zufällig in einem LARP-Szenario angesiedelt, so ist The Wild Hunt wie schon gesagt ein fantastischer Film. Im wahrsten Sinne des Wortes!
Monsters (UK / 2010 / 94min)
Er erhält den Auftrag Sie sicher nach Hause zu schaffen, bevor die Grenze für Monate dicht gemacht wird und der Heimweg somit verschlossen ist. Hier entwickelt sich der Film in Richtung Roadmovie. Die beiden reisen durch das Land, treffen auf Einheimische und treffen schließlich am Hafen ein. Doch natürlich läuft es nicht wie geplant und so müssen sich die beiden von wenig Vertrauen erweckenden Schleusern mitten durch die infizierte Zone in Richtung amerikanische Heimat bringen lassen. Auf der Reise kommt sich das ungleiche Paar näher, so dass Monsters letztendlich auch zur Love Story wird. Mit Aliens. Monsters ist ein eher ruhiger Film, die Aliens an sich bekommt man nur einige Male zu Gesicht, der Schwerpunkt liegt hier nicht auf Action oder Effekthascherei, es sind die ruhigen Momente und die schönen Landschaftsaufnahmen, die die Stärke von Monsters sind.
Suck (CAN / 2009 / 91min)
Aber natürlich bringt das Vampir-Dasein auch so seine Tücken mit sich, vor allem wenn man den Rest der Band erst mal nicht einweiht. Oder wenn die Bandmitglieder, nach und nach auch gerne Vampire werden möchten. Dann wird ein aufmuckender Radiomoderator auch mal als Pausensnack zweckentfremdet. Suck ist ein unterhaltsamer, kurzweiliger Film, der die klassische Vampirgeschichte mal etwas anders erzählt und zusätzlich die eine oder andere Anspielungen auf Klassiker der Rock-Musik enthält. Kein Highlight aber auch kein Reinfall, als Partyfilm definitiv geeignet!
30.08.2010
Auch in Uruguay dreht man Horrorfilme. Und in diesem Fall sogar einen ganz besonderen, denn The Silent House ist an einem Stück, ohne Schnitt gedreht. Zumindest wirkt es so, auch wenn der eine oder andere Experte im Publikum nach dem Film anderer Meinung war (der Blutfleck sah später total anders aus). Einen Film auf diese Weise spannend zu halten ist nicht leicht, es gelingt Regisseur und Drehbuch-Mitschreiber Gustavo Hernández allerdings über weite Strecken. Gerade mal drei Protagonisten benötigt The Silent House. Laura, ihren Vater und einen Freund ihres Vaters. Laura und ihr Vater wollen das titelgebende Haus renovieren, doch schon in der ersten Nacht hört Laura merkwürdige Geräusche. Der Beginn einer klassischen Haunted House-Geschichte? Fast, wenn auch mit einem Plot Twist, den man allerdings leider schon deutlich im Voraus ahnt. Trotzdem ist Hernández mit seinem Erstlingswerk ein spannender Film gelungen.
The Disappearance Of Alice Creed (GB / 2009 / 98min)
The Disappearance Of Alice Creed war ein weiterer Beitrag zum Fresh Blood Award. Schon vorher war klar, dass es hier für Regisseur und Drehbuchautor J Blakeson nicht mehr viel zu holen geben würde. Zu gut war Four Lions am Samstag gewesen. Doch auch Blakeson schlägt sich mit seinem Entführungsthriller gut, was vor allem an einigen geschickten Plot-Twists liegt, auch wenn mindestens einer davon schon im Trailer vorweg genommen wurde. Zwei Männer entführen eine Frau und sperren sie in einer speziell dafür präparierten Wohnung ein. Aber schnell fragt man sich, wer hier mit wem spielt, wer wirklich die Kontrolle hat und wer welche Ziele verfolgt. Dabei kommt der ganze Film, wie zuvor schon The Silent House tatsächlich mit drei Schauspielern aus, was dem ganzen den Touch eines Kammerspiels gibt. Ein guter Film, trotzdem chancenlos was den Fresh Blood Award angeht.
31.08.2010
Wenn man den Isländern verbietet auf Waljagd zu gehen, suchen sie sich eben Alternativen. Zum Beispiel Touristen. Das muss eine bunt zusammengewürfelte Truppe, die zum Whale-Watching raus gefahren wird schon bald erfahren. Erst geht der Kapitän des Schiffs bei einem Unfall über die Wupper, dann verschwindet auch noch der erste Maat. Doch Rettung naht. Oder auch nicht. Denn diese Fischer haben ganz andere Pläne mit den Touristen. Diese erweisen sich aber als erstaunlich wehrhaft und stellenweise ganz schön durchtrieben – die perfekte Basis für einen echten No-Brainer! Splatter und ein Schuss Komödie haben ja schon immer bestens harmoniert, so auch hier. Es ist nicht immer alles logisch oder macht Sinn, wenn man das ausblendet, wird man aber gut unterhalten. Sicher kein Highlight des Genres, die heißen Dead Snow oder eben Tucker & Dale VS Evil aber auf jeden Fall ein eigenwilliger, weniger klamaukiger, dafür verschrobener Genre-Beitrag.
01.09.2010
Den letzten Tag des Festivals wollte ich eigentlich mit dem Film Noir The Killer Inside Me starten, doch ich entschied mich kurzfristig um und sah mir stattdessen mit ein paar Freunden Takeshi Kitanos neuesten Streich Outrage an. Ein Yakuza-Thriller, in dem alte Tradition auf die moderne Schule trifft, was natürlich zwangsläufig zu Reibereien führt. Reibereien unter verschiedenen Zweigen eines großen Yakuza-Clans eskalieren mehr und mehr, so dass am Ende irgendwie fast jeder tot ist. So lässt sich die Handlung von Outrage grob zusammenfassen. Dabei ist der Film lange nicht so actionlastig wie man vielleicht erst mal vermuten könnte. Vielmehr geht es auch um die Ränkespiele der einzelnen Familien untereinander. Und manchmal muss halt ein Teppichmesser reichen um sich als Entschuldigung den kleinen Finger abzusäbeln. Outrage ist solides Japa-Kino, kein Meisterwerk aber auch keine Gurke. Kann man sich anschauen.
Bereits letztes Jahr kam der Closing Night-Film aus Frankreich. Letztes Jahr die Agentenparodie OSS 117, dieses Jahr eine Geschichte über einen verliebten Autoreifen. Einen was??? Ja, richtig, einen verliebten Autoreifen. Um genau zu sein: Einen verliebten Autoreifen, der Kraft seines Willens Dinge und Lebewesen zum explodieren bringen kann. Was soll man über diesen Film groß schreiben. Er beginnt mit der Ansprache eines Polizisten der dafür aus dem Kofferraum seines Autos steigt und dem Publikum erst mal erklärt, dass es nicht für alles einen Grund geben muss, nein, dass sogar eine der größten Momente des Films völlig ohne Grund entstanden sind und das dieser Film eine Hommage an die Grundlosigkeit (kann man das so schreiben? Ich bin immer noch verwirrt…) ist. Ja… begleiten wir also den mordenden Autoreifen auf der Suche nach der Liebe seines Lebens. Dabei ist man nicht zimperlich, was blutige Szenen angeht. Einen Sinn sucht man – siehe oben – hier wohl vergeblich und trotzdem ist Rubber ein sehensweter Film – Kunst braucht eben keine Rechtfertigung. Ist Rubber Kunst? Ist irgendein Film Kunst? Ist irgendetwas überhaupt Kunst? Was genau macht einen Film, ein Bild, Musik zu Kunst? Die Intention des Erschaffers Kunst zu kreieren? Einen besseren Film hätte man kaum finden können um das diesjährige FANTASY FILMFEST zu beenden.