NO MERCY FESTIVAL mit MARDUK, VADER, MORTICIAN, GOT DETHRONED, AMON AMARTH, MYSTIC CIRCLE… im Z7, CH-Pratteln

Trotz Verspätung und einem kranken VADER-Kreischer bot das NO MERCY-Festival gepflegten Krach von grindigem Death Metal bis urtürmlichem Black Metal (letzteres natürlich verkörpert und gekracht von MARDUK)…

Wer sich auf einen gediegenen und angenehm langen Krachabend im Z7 gefreut hatte, wurde erst einmal zum Warten verdonnert. Da gewisse Teilnehmer der Tour ungefähr 1000 T-Shirts in die Schweiz (Nicht-EU-Bereich, also existieren noch Zöllner) schmuggeln wollten, wurden die Schweizer Zöllner sauer und hielten die Lärmjungchen für etwa 2 Stunden an der Grenze zurück. Somit mussten wir an diesem Abend auf AND OCEANS verzichten und den anderen Bands wurde die Spielzeit drastisch verkürzt. Da der VADER-Kreischer sich noch dazu ein bisschen krank fühlte, wurden auch VADER gestrichen. Aber harte Death Metaller weinen nicht, auch nicht in einer so traurigen Situation (Black Metaller weinen nicht, weil ihr Corpsepaint verlaufen könnte).

Auf jeden Fall ging es mit den englischen BAL-SAGOTH los, deren Sänger uns sogleich mit einem Riesenschwert, einer Ledermaske (im Stil von Texas Chainsaw Massacre) und einem kettenhemdartigen Lendenschurz begeisterte (hoch lebe die neue Männermode!). Nach zwei Songs wurde das Riesenschwert allerdings zu umständlich, also hopste er für die anderen zwei Songs nur in seinem Masken-Outfit rum. Immerhin konnte man schon hier und da ein Lächeln erblicken und da die Songs zum Teil sogar Fussballstadion-tauglich sind (also über Mitgröhlrefrains verfügen) hob sich die Stimmung doch ein bisschen. Der letzte Song stammte vom Album Battlemagic und vermochte mit seinen melodiösen Parts durchaus zu begeistern.

Danach beehrten uns die holländischen SINISTER, die auch schon anno 1992 mit Cannibal Corpse die Schweiz beschallt hatten. Frickelsoli wechselten sich souverän mit Geholze ab, die Mischung erinnerte nicht von ungefähr an langsamere Passagen von Cannibal Corpse oder Occult. Spätestens bei der Begrüssung und der Songansage gab es erstaunte Blicke, denn der Tiefgrunzer schien eine äusserst feminine Stimme zu haben und stellte sich als TiefgrunzerIN heraus (soviel zum Thema Occultparallelen). Zu diesem ungewöhnlichen Beitrag zur Emanzipation gesellte sich dann noch der extrem staubsaugerhaft verzerrte Bass und SINISTER präsentierten eine durchaus überzeugende Death Metal Soundwand.

Nun war es Zeit für den ersten lustigen Auftritt des Abends, vergangene Darbietungen von MYSTIC CIRCLE hatten die Lachmuskeln ja stets erfreut. Diesmal liess der Graf von Beelzebub seine Gummihörner zuhause und auch das Holzkreuz mit der bestrapsten Dame war diesmal nicht dabei. Nachdem sich im ersten Song bereits Ähnlichkeiten zu einer gewissen Schweizer Underground Keyboard Black Metal Band ausmachen liessen (v.a. wegen einem gewissen Takt), gaben Mystic Circle auch noch ihren Superpop-Song Isenstein von der Drachenblut-Scheibe zum Besten. Ansonsten gab´s neues Material zu hören und einen ungeheuren Frevel für jedes Metallerherz: Mystic Circle wagten es tatsächlich, das Anfangsriff von Slayers legendären Reign in Blood für einen Übergang zu verhunzen!!!!!! Dafür müssten sie für mindestens 10 Jahre als Eunuchen-Sängerknaben (und Ave Maria-Vorbeter) in ein Mönchskloster gesperrt werden… noch dazu, weil nach dem Übergang der Drummer etwa ¼ Takt hinter dem Song hinterhertrommelte….

Nach diesem Frevel kam die Valium-Tablette aus Schweden: AMON AMARTH. Melodien: Ja. Gemächlicher Death Metal: Ja. Dummerweise war´s trotzdem ziemlich belanglos, das Ganze. Und bis jetzt erscheint es unverständlich, warum der Sänger seinen Bierbauch so passend in Szene setzen muss. Kein Kettenhemd, kein T-Shirt, nein, Oben-Ohne war angesagt-inklusive Bewegung und somit wallende Schwimmringe. Trotzdem verfehlten Amon Amarth ihre Wirkung nicht und vermochten das Publikum zu Headbanging und Crowdsurfing zu bewegen. Auch der letzte Song Masters of All (oder was sonst die grunzige Ansage auszusagen versuchte) brachte die Stimmung wieder auf einen höheren Punkt in der Temperaturskala.

GOD DETHRONED prügelten sich trotz anfänglich unpräzisen Blastbeats souverän durch ihr Set. Kaum war der The Crown-Drummer aufgewärmt, ging´s mit Ravenous und The execution Protocol richtig zur Sache. Zum grossen Überraschungsmoment kam es bei der Coverversion von Death´s Evil Dead-definitiv die beste Medizin für alle, die nach dem Slayerfrevel in ein Koma gefallen waren. Die ultimative Reanimation durch Geprügel.

Nach diesem guten Stück Death Metal war booooooooorooooooooaaaaaaa gröööaaa angesagt, also grindiger Death oder deathiger Grind von MORTICIAN. Wer Napalm Death Scum noch kennt, braucht Mortician nicht unbedingt, vor allem weil das Ganze um einiges langsamer daherkommt als Napalm Death´s Scum… Die erste Ansage war 19 more Songs to go, somit war der Grindcore-Character der Songs (also so kurz wie´s halt geht) schon mal Tatsache, was sich auch bei Titeln wie Slaughtered bestätigte. Allerdings fehlte beim Bassist die Schnellspielkompetenz, was den Reiz von Mortician doch arg schwächte. Da ich davon ausging, dass ich kaum viel verpassen würde bei einem Abstecher zum Stillen Örtchen, wurde ich während dem Mortician-Auftritt noch Zeuge einer eher ungewöhnlichen Aktion seitens der NO MERCY-Bands. Eine Band (unbekannt ist welche, jedoch sicher nicht Mortician) hatte vom Backstage-Raum die Farbe der Fensterchen zur Frauentoilette abgekratzt, um Metaller-Frauen beim intimen Blase-Entleeren zuzuschauen…Durch die beherzte Aktion der Z7-Mitarbeiterin Dane wurde diesem Spannern jedoch abrupt und definitiv ein Ende gesetzt. Fragt sich nur, welche Band sich wohl für diese Einblicke interessiert hat…

Nach einem bombastischen Intro betraten schliesslich Marduk in gewohnter Corpsepaint-Ausrüstung die Bühne. Einmal mehr bestätigte sich die Live-Präsenz dieses soliden schwedischen Schwarzmetall-Urgesteins. So konnte man durchaus eingängige, schnelle Gitarrenlines zwischen den Prügelsequenzen ausmachen und die ganze Sache war durchaus gut abgemischt (trotz Hetze und dem durch die Zollepisode verunmöglichten ausführlichen Soundcheck). Allerdings war durch die anfängliche Verspätung das Konzert von Marduk schon weit nach Mitternacht angesiedelt – somit verliessen einige das Konzert bereits nach einigen Songs, da bei Müdigkeit der Gedanke ans heimische Bett meist eine geradezu magische Kraft ausüben kann…

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