„Es war keine einfache Planung“, schnaufte Tourmanager Stijn Desmet zwischenzeitlich durch. Gerade zum Auftakt der Tour (in Frankreich) habe man viel improvisieren müssen, als dass manche Venues erst wenige Tage vor dem Konzert wirklich festgestanden seien. “Und da haben wir oft dann noch auf die Schnelle Details klären müssen, wo wir etwa mit dem Tourtross parken können oder wann der jeweilige Soundcheck stattfinden soll.” Darunter hatte auch die Promotion im Vorfeld zu leiden – zu viele Unsicherheiten und Eventualitäten machten es schwierig, gehörig die Werbetrommel für die “Double The Metal Tour 2022” zu rühren. Somit schwanken die Zuschauerzahlen bisher zwischen 150 und 250 Besuchern pro Veranstaltungsort. Und das Konzert im Salzburger Rockhouse machte diesbezüglich keine Ausnahme. Dabei wäre man der Meinung gewesen, die Metal-Familie würde nach Live-Musik lechzen und die ersten Gelegenheiten für einen regelrechten Ansturm nutzen… falsch gedacht.
SYSTEMHOUSE 33
Besonders schlimm traf es in Sachen Besucheraufkommen die erste Vorband SYSTEMHOUSE 33, die pünktlichst um 18:30 Uhr vor einer an zwei Händen abzählbaren Besucherkulisse auf der Bühne standen. Ein trauriger Anblick für die indische Thrash Metal-Band, die sich dann auch mit schwächerer Beleuchtung herumschlagen musste. Demzufolge war auch das Zusammenspiel nicht immer sauber, was dem Gesamteindruck einen schalen Beigeschmack zuführte. In manchen Passagen konnte man jedoch ganz gut mit der Musik mitgehen, wenn etwa der Gitarrist ordentlich in die Saiten griff oder der recht gute Sänger Samron Jude sich ins Zeug legte. Etwas stoisch agierte dagegen die (Tour-)Bassistin, die neu in der Band zu sein scheint.
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WARFECT
Weit weniger neu auf den Bühnen der Welt sind dagegen WARFECT. Nicht zuletzt deshalb befüllte sich der Zuschauerraum wesentlich rascher und das allgemeine Mitwippen und -nicken ließ sich bei fast allen Besuchern nicht vermeiden. Die schwedischen Thrasher, deren Bassist Kris Wallstrom für diese Bezeichnung das perfekte Bühnenoutfit hervorkramte, legten ohne Kompromisse los und lieferten eine straighte Show ab. Dabei wusste vor allem das Tempo zu gefallen, das in Kombination mit dem typischen Thrash-Groove schnörkellos transportiert wurde. Selbst wenn instrumental wenig Abwechslung geboten wurde, so ging jeder der Songs gut in die Beine. Beim Gesang von Fredrik Wester fiel diese Eindimensionalität jedoch etwas negativ ins Gewicht.
BURNING WITCHES
Den größten Publikumszuspruch an diesem Abend fanden die Co-Headliner von BURNING WITCHES. Und das ganz zurecht. Klar, vieles in Sachen Show, Bewegungsabläufen und Mimiken schien einstudiert und schon mehrfach vorgetragen. Aber dieses „Gehabe“ verfehlte seine Wirkung nicht. Windmaschinen für wallendes Haar, gute Beleuchtung für schöne Fotos, posende Körperhaltungen und Gesichtsausdrücke für den Aha-Effekt. Die Schweizerinnen haben es drauf beziehungsweise wurden bestens instruiert, wie sie dauerhaft auf sich aufmerksam machen können und so zum beliebten und (immer wieder) gern gesehenen Live-Act werden können. Ganz gleich, ob die Gitarristinnen Romana Kalkuhl und Larissa Ernst oder Bassistin Jeanine Grob: sie alle zeigten große Bühnenpräsenz und Präsentationsgeschick. Die niederländische Sängerin Laura Guldemond stand ihnen diesbezüglich aber in nichts nach. Mit viel Charisma und lächelndem Charme lieferte sie eine überaus gefällige Performance im Stage-Acting und eine reife Gesangleistung ab. Dass die Sängerin (einer Schweizer Band) die Ansprachen (in einer österreichischen Stadt) auf Englisch hielt, mag heute noch entschuldigt werden. Für die nächsten Auftritte im deutschsprachigen Raum wäre aber dann zumindest ein bisschen mehr Deutsch von der Holländerin wünschenswert. Etwas unter ging dagegen Drummerin Lala Frischknecht.
Und dennoch, BURNING WITCHES lieferten eine beherzte, durchstudierte und fehlerfreie Show ab, die nebenbei von allen bisherigen vier Alben das eine oder andere Stück bereithielt. Das Publikum dankte es mit mitgejaulten Refrains, jeder Menge gezückten Smartphones und Fotoapparaten sowie artig mit Applaus. Eine Zugabe gab es aufgrund des sehr strikt eingehaltenen Zeitplans nicht. Für mehr brennenden Hexenzauber muss man daher auf die nächsten Tourneen und Festival-Auftritte der Band warten. Doch das Warten lohnt sich.
BURNING WITCHES Setlist
Intro Winter’s Wrath
Executed
Wings of Steel
Sea of Lies
Flight of the Valkyries
We Stand as One
Lucid Nightmare
The Witch of the North
Hexenhammer
Black Widow
Burning Witches
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NERVOSA
Auch NERVOSA spielten als abschließender Act keine Zugabe, obwohl sich die (inzwischen internationale) Band von Minute zu Minute steigern konnte. Der Anfang war für die neu zusammengestöpselte Band allerdings nicht der glücklichste. Gerade zu Beginn merkte man insbesondere Sängerin Rocío “Diva Satanica” Vázquez an, dass sie noch nicht ganz in die Rolle einer NERVOSA-Frontfrau hineingefunden hat. Etwas bewegungs- und emotionsarm agierte die Spanierin in den ersten Minuten. Es ist aber auch schwer, sofort in die Fußstapfen einer charismatischen wie Mimik freudigen Fernanda Lira (nun CRYPTA) zu treten. Weit besser gelang dies der anderen Lira-Nachfolgerin Mia Wallace, die am Bass eine großartige Show ablieferte. Das ist Stage-Acting, wie es im Buche steht. Kein Wunder, dass auch eine Band bzw. Künstler wie ABBATH auf die Italienerin aufmerksam geworden ist. Wieder etwas unscheinbarer ist Drummerin Eleni Nota. Das ist aber auch kein Wunder, als dass die zierliche Griechin kaum über das Drumkit hinwegsieht. Dazu das jugendliche Aussehen… und ganz ehrlich: wenige Stunden vor dem Auftritt meinte ich noch, das Mädel wird wohl als kleine Schwester von irgendjemandem am Merchandise-Stand ein bisserl mithelfen. Da lag ich aber gehörig daneben, denn Eleni Nota schlug ordentlich auf die Felle ein und erweist sich zumindest musikalisch als Gewinn für die Band. Einzig Verbliebene vom Original-Line-Up ist Gitarristin Prika Amaral. Die Brasilianerin galt ja auch schon zuvor als die „ruhigere“ auf der Bühne bei NERVOSA – jetzt muss sie etwas in die Bresche springen, was aber ebenso erst mit Fortdauer des Konzerts gelang. Generell war der Auftritt somit in Ordnung. Man merkt NERVOSA halt an, dass sie in dieser Konstellation noch nicht massig an Bühnenerfahrung haben. Auch fehlt es dem Großteil der Band noch etwas an Bühnencharisma – wobei Mia Wallace eine derartige Präsenz für Zwei hat.
NERVOSA Setlist
Intro
Kings of Domination
People of the Abyss
Genocidal Command
Death
Time to Fight
Venomus
Into Moshpit
Kill the Silence
Perpetual Chaos
Blood Eagle
Masked Betrayer
Rebel Soul
Guided by Evil
Under Ruins
Fotos: Alexander Wögerbauer & Christian Wögerbauer