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DOOM SHALL RISE 2007: Der Festivalbericht

Bericht zum fünften Doom Shall Rise am 27./28. April 2007 in der Chapel/Göppingen mit MY SHAMEFUL, MAEL MORDHA, MEMORY GARDEN, EARTHRIDE, CENTURIONS GHOST, SERPENTCULT, OUR SURVIVAL DEPENDS ON US, FAITH, OFFICIUM TRISTE und MIRROR OF DECEPTION.

Das Festival

Freitag, 27. April 2007

My Shameful | Mael Mordha | Memory Garden | Earthride

Samstag, 28. April 2007

Centurions Ghost | Serpentcult | Our Survival Depends on Us | Faith | Officium Triste | Mirror of Deception

Das Festival

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Wenn ich ganz ehrlich bin, dann war ich in den beiden Monaten vor dem fünften DOOM SHALL RISE-Festival alles andere, als in Doom-Stimmung. Ich habe selten Alben dieses Genres aufgelegt, und wenn, dann im Grunde nur alte Klassiker. Und die obercoole zweite KRUX-Scheibe natürlich. Nachdem Frank Hellweg und Jochen Fopp das Billing wieder einmal mit Perlen aus dem tiefsten Underground bestückten und die Verhandlungen mit diversen größeren Bands nicht so verliefen, dass man mit einem großen Headliner dienen konnte, war fast ein bisschen zu befürchten, dass das Festival in meiner subjektiven Beurteilung nicht so euphorisch ausfallen würde, wie in den Vorjahren. Dass die Vorverkäufe nicht ganz so gut liefen, wie bei den vier Veranstaltungen zuvor, ist auch kein Geheimnis, und vielleicht ging es einigen Leuten ja ganz ähnlich wie mir.

Doch dann war das Festivalwochenende da und BANG! – die Welt war wieder wunderschön! Bei herrlichstem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen traf man auf dem Staufferpark-Gelände in Göppingen mit guter Stimmung ein und schon als man die ersten bekannten Gesichtern erblickte, wusste man, dass man wieder zu Hause war. Bei unserem Eintreffen stand die erste Band bereits auf der Bühne und schon allein beim Zulaufen auf die Halle mit Doom-Klängen aus der Chapel im Hintergrund, den ersten Fetzen von Fachsimpeleien beim Vorbeilaufen im Ohr und der sofort zu spürenden entspannten Atmosphäre wurde einem bewusst, was man an diesem Festival hat.

Impressionen
Haben sich ihr Päuschen in der Sonne redlich verdient – Frank Hellweg und Jochen Fopp.

Im Gegensatz zu 2006 erblickte man auch keine Mitteilungen über vermisste Musiker oder ähnliches am Halleneingang ausgehängt und erstmal in der Chapel drin, fand man die vertraute Umgebung: im Chor vorne zelebrierten die Musiker ihren Doom, davor ein fanatisches, aber relaxtes Publikum, zur Rechten diverse Merchandise-Stände, die den Geldbeutel des Doomers mit Diät-Programmen lockten und zur Linken die Getränke-Theke mit dem üblich urigen Personal dahinter. Also erstmal eine Ladung SchubiDu bestellt und ein tolles Wochenende konnte seinen Lauf nehmen. Und bei den Wetterverhältnissen lief das Bier natürlich besonders gut.

Impressionen
Einmal mehr war auf dem Doom Shall Rise alles cool und relaxt.

Bei der Bandauswahl, muss man den Veranstaltern mal wieder ein dickes Lob aussprechen. Wie bereits erwähnt waren große Namen nicht vertreten und neben LOW MAN´S TUNE, FORSAKEN, DREAMING, OFFICIUM TRISTE, THE GATES OF SLUMBER und natürlich MIRROR OF DECEPTION hatte man es mit einigen echten DOOM SHALL RISE-Neulingen zu tun. Auf die legte ich dann ich auch meine ganze Aufmerksamkeit, und die Pausen eher während der Auftritt der bereits dagewesenen. Und unter diesen Debütanten fand sich aber nicht ein einziger Ausfall, lediglich FAITH vermochten bei mir persönlich nicht zu zünden. Doch, diese DSR-Jungs haben einfach ein sehr gutes Gespür für interessante Acts und nach diesem Wochenende zählen diese Bands, wie das bisher immer schon der Fall war, zu festen Namen im Doom-Underground.

Zwischen den Auftritten und manchmal konditionsbedingt natürlich auch während derer, hatte man beim fünften DSR wieder viel Gelegenheit, sich vor der Halle in die Sonne zu setzen, wahlweise auf die aufgestellten Bierbänke, die Bordsteine oder die Wiese. Die wurde auch gern mal zum Fußballspielen oder Chillen genutzt, außerdem fand man vor der Kirche auch wieder den typischen Essenstand mit Festival-Fraß-Alternative, während die Krypta dieses Mal wetterbedingt nicht derart intensiv genutzt wurde – höchstens vielleicht mal zum Kaffeetrinken, Einkaufen oder Abkühlen.

Seit dem DOOM SHALL RISE höre ich wieder verstärkt Doom und hab so dermaßen viel Spaß daran, wie schon ´ne ganze Weile nicht mehr. Am meisten laufen derzeit die CDs von VOODOOSHOCK, EARTHRIDE, OUR SURVIVAL DEPENDS ON US, MIRROR OF DECEPTION, MAEL MORDHA und MEMORY GARDEN. Ich denke, das sagt alles.

Freitag, 27. April 2007

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My Shameful

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My
Heftige Riffwalzen und coole Gitarrenspielereien – MY SHAMEFUL

Mit düster-schleppendem Doom-Death sollte das DOOM SHALL RISE 2007 für mich persönlich beginnen und MY SHAMEFUL waren ein hervorragender Einstieg in den Abend. Der finnisch-deutsche Zusammenschluss erweckte schon nach kurzer Zeit den Eindruck, als käme man musikalisch eher aus heftigeren Regionen, was sich schon allein im agilen Stageacting bemerkbar machte. Doch vor allem die instrumentale Verspieltheit machte den Sound von MY SHAMEFUL aus – heftige Walzenriffs treffen auf detailverliebte Gitarrensperenzchen, coole Breaks und interessante Songarrangements. Dennoch verlieh vor allem Sänger, Gitarrist und Bandkopf Sami Rautio dem Auftreten diese traurig-schwere Atmosphäre, wobei er mit seinen tiefen Grunts den Zuhörer immer tiefer herunterzog. Zwar durfte sich die Truppe nach dem ersten Song mit einer längerfristigen Zwangspause auf Grund technischer Bass-Probleme auseinander setzen, doch diesen Stimmungsabbruch machte man schnell wieder wett und vor allem der Rausschmeißer No Dawn mit seinem alles plattwalzenden, mitreißenden Grundriff überzeugte nochmals auf ganzer Linie. Starke Band!

Mael Mordha

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Mael
Machten Lust auf Whisky und Ale – MAEL MORDHA

Als echte Überraschung erwiesen sich dann die Iren von MAEL MORDHA. Wirkt der bandeigene gälische Metal auf CD noch ein ganzes Stück doomiger, zieht die Band live eine absolute Pagan-Epic-Nummer durch. Die Kriegsbemalung und das Bühnenoutfit waren eindeutig. Vor zirka einem halben Jahr durfte ich beim SUMMER BREEZE Zeuge davon werden, wie die Finnen TURISAZ mit ähnlichen Kunstblutwunden und Schmutz-Make-Up jegliches Klischee überzogen und so wie die Barbarenkrieger-Plastikpuppen die Menge in Wallungen brachte. MAEL MORDHA zeigten hingegen, wie man das Ganze so aufzieht, dass man schon nach wenigen Minuten Lust auf torfigen Whisky (den verteilte die Band gegen Ende des Sets auch großzügig im Publikum) und Ale verspürt. Ganz klar: das, was MAEL MORDHA abzogen, war weitaus deutlicher an Acts wie PRIMORDIAL oder DOOMSWORD angelehnt. Instrumental zeigte sich die Truppe in bester Verfassung und von einer für dieses Festival ungewohnt agilen Seite. Gesanglich waren leider einige Schwächen auszumachen und es fehlte an der richtigen Inbrunst, was Rob aber durch das in den Sound hervorragend integrierte Flötenspiel und eine ordentliche Bühnenpräsenz auszumerzen versuchte. Mit einem Namtheanga kann er dabei ohne Frage nicht mithalten und doch bringt er genug Frontmannfähigkeiten mit, um das Publikum auf seine Seite zu ziehen – das lässt über die fehlenden stimmlichen Fertigkeiten doch ziemlich hinwegsehen. Wer Kritik anbringen wollte, dem gaben MAEL MORDHA also sicher Grund, nichtsdestotrotz waren die vorderen Reihen begeistert und sichtlich einverstanden mit dieser Abwechslung im Billing. Das Songmaterial ist eben auch sehr überzeugend und live ein ganzes Stück roher als auf CD. Von der dürften die Iren an diesem Wochenende aber bestimmt genug verkauft haben.

Memory Garden

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Memory
Waren zunächst etwas steif, überzeugten dann vor allem auch durch ihre neuen Songs – MEMORY GARDEN

MEMORY GARDEN zählten zu einer der am meisten mit Spannung erwarteten Bands des Festivals, bestritt sie doch trotz der langen Zeit, seit der die Band existiert, bislang lediglich ein Konzert in Deutschland 1999 beim WACKEN-Open-Air. Und so richtig weiß man bei MEMORY GARDEN ja auch nie, wo man dran ist. Ständig muss man sich mit Fragen wie existiert die Band überhaupt noch? Machen die ihre Musik noch mit der richtigen Ernsthaftigkeit? oder Kommt da irgendwann noch mal was Gescheites raus? konfrontiert. Und auch zu Beginn ihres Auftritts wusste man zunächst nicht so recht, wie man der Truppe gegenüber stehen sollte. Irgendwie wirkte alles doch sehr steif und unsicher. Bassist Ken Johansson schien den ersten Song über komplett zu verschlafen und vor allem bei Sänger Stefan Berglund hatte man zunächst das Gefühl, als würde er sich in diesem Moment auf der Bühne überhaupt nicht wohlfühlen. Seine Bewegungen erschienen hektisch und gewollt, aber ohne echt gefühlte Kraft. Einziger Lichtblick: Simon Johansson. Ja, dieser Simon Johansson. Dieses unglaubliche Talent, das vermutlich zu Höherem geboren ist, aber es auch nicht auf die Reihe bringt, mehr aus sich zu machen. Er ist es nach wie vor, der als Triebfeder hinter MEMORY GARDEN in Erscheinung tritt, der die Musik mit jeder Pore fühlt. Kein Wunder also, dass man zunächst den Blick eher auf ihn konzentrierte, bevor Berglund dann immer mehr in den Auftritt reinrutschte. Seine stimmliche Leistung war nämlich von Anfang an über jede Kritik erhaben und das schien ihm mehr und mehr das Selbstbewusstsein zu geben, um auch als Frontmann in den Vordergrund zu rücken. Und dann natürlich auch die hervorragende Songauswahl – eine ausgewogene Mischung aus allen Phasen der Band, bei der wie so oft die grandiosen Stücke von Forever und Tides die Highlights darstellten. Was dann aber ganz besonders überraschte: MEMORY GARDEN spielten gleich drei neue Stücke, die auf ganzer Linie überzeugten und wohl mit zum Besten gehören, was man von den Schweden je zu hören bekam. WOW! Insgesamt scheinen MEMORY GARDEN wieder weit weniger verkopft und dafür eingängiger und straighter zu Werke zu gehen und dieses Rezept geht voll auf. Echt stark, genau das war es, was dieser Auftritt benötigte, um die Menge zu begeistern. Das Fazit kann also nur absolut positiv ausfallen: MEMORY GARDEN müssen zwar definitiv wieder mehr Lockerheit gewinnen und mit mehr Selbstsicherheit auf die Bühne gehen, die neuen Songs bringen aber alles mit, was die Band genau dazu in die Lage versetzt. Schön, dass auch das progressiver ausgerichtete Doom-Lager beim fünften DOOM SHALL RISE voll überzeugen konnte.

Earthride

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Earthride
Traditionell, erdig, kraftvoll – EARTHRIDE

Es mag an der späten, angetrunkenen Stunde gelegen haben, dass meine Erinnerungen an den Auftritt von EARTHRIDE eher verwaschen sind, dennoch hat der Auftritt der Amis einen enormen Eindruck hinterlassen. Hände, große Pranken, die kraftvoll gestikulieren, eine schmutzige Doom-Atmosphäre, ein Gitarrist mit knallrotem Shirt und ein langer dünner Bassist – das ist es, was mir als erstes einfällt, wenn ich an diesen Gig zurückdenke. Doch beim Hören der Songs von Vampire Circus auf der heimischen Anlage fällt mir auf, dass auch die Songs Eindruck hinterlassen haben, was ich beim Auftritt so gar nicht erwartet habe. Aber doch, irgendwie prägt sich die Musik sehr gut ein und vor allem natürlich die rotzig/intensive Stimme und die Gesangslinien von Dave Sherman. Vom Auftritt her geben sich die Jungs schwer traditionell – klar, von der Musik her natürlich auch. Sherman gibt dem Sound und dem Auftreten halt zusätzlich diese besondere Note, die sich schwer in den Magen und die Gehirnwindungen einprägt. Und das Publikum konnte man genauso begeistern – EARTHRIDE waren genau der richtige Stoff für diese späte Stunde. Wie bereits erwähnt – mit glasklaren Details kann ich an dieser Stelle nicht dienen. Aber mit einem enorm positiven Fazit – die Band hat sich den Platz auf dem Billing verdient und ist es Wert, genauer unter die Lupe genommen zu werden.

Samstag, 28. April 2007

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Centurions Ghost

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Centurions
Auch der Doomcore konnte an diesem Wochenende überzeugen – CENTURIONS GHOST

Auch zu CENTURIONS GHOST hatte ich bislang null Komma überhaupt keine Berührungspunkte und die Gespräche vor dem Gig ließen eher eine Enttäuschung erwarten – das Urteil verschiedener Leute über die bisherigen Live-Erfahrungen hieß: wenig kraftvoll, auf Dauer zu monoton und der Sänger wäre zu Hardcore-lastig. Doch oh Wunder: die Briten konnten mich richtig überzeugen. Die Mischung saß aber auch: traditioneller Doom gemischt mit einer leicht noisigen Note, cooles Riffing und interessante Songarrangements, vorgetragen mit viel Energie und einer agilen Stageperformance. Mit Frederica an der Gitarre hatte man zudem noch einen heftig bangenden Blickfang fürs männliche Publikum und Sänger Mark passt perfekt zum Sound der Truppe. Ja, er hat diese Core-Ausstrahlung, aber auch etwas sehr cooles, Anti-Frontmann-haftes. In seinen Pausen zeigte er sich eher cool, ruhig und distanziert, um dann aber wieder voll in den Song einzusteigen und das Publikum aufzuheizen. Von daher kann man auch bei CENTURIONS GHOST nur sagen: klasse Genrevertreter – gute Auswahl!

Serpentcult

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SerpentCult
Geile Performance, schwache Gesangsleistung – SERPENTCULT

Als sich an einem sonnigen Tag irgendwann in den späten 70ern Avril Lavigne und Angela Gossow aus einem dummen Zufall heraus in einem gemeinsamen Körper wiederfanden, erschien es ihnen wenig ungewöhnlich, dass sie just an diesem Tag einem jungen Lee Dorian begegneten, der sich gerade auf einer Zeitdurchfahrtsreise befand. Dennoch reichte die Euphorie um diese Zufallsbegegnung aus, dass der Tag in einem wilden Tächtelmächtel enden sollte, dessen Folgen zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar waren. Geschätzte knappe 30 Jahre später, an einem Samstagnachmittag im April 2007, sollte nämlich der Spross dieser Zusammenkunft die Bühne des DOOM SHALL RISE Festivals in Göppingen aber dermaßen rocken, dass man ab diesem Tag nicht mehr von einer zufälligen Misskonstellation im Raum-Zeit-Kontinuum reden wollte, sondern von kosmischen Schicksal.
Die Belgier SERPENTCULT haben bereits durch ihre THEE PLAGUE OF GENTLEMEN-Vorgeschichte alle Sympathien der Doom-Gemeinde auf ihrer Seite. Trotzdem lastet der musikalische Schatten der Vorgängerband schwer. Es war schlichtweg nicht möglich, die Erwartungen zu hoch zu hängen. Beziehungsweise auch nicht, denn man konnte sich nur schwer vorstellen, dass SERPENTCULT der Vorgängerband das Wasser reichen kann. Von daher waren sich die Zuschauer einig, dass die Truppe das einzig richtige getan hat: statt einen zu ähnlichen Sound zu fahren und einem Mann die Peinlichkeit einzubrocken, das frontmännische Erbe nicht erfüllen zu können, holte man sich eine Frau ans Mikro, in die sich spontan jeder anwesende Doom-Fan verliebte. Wow, was für ein Energiebündel, was für eine geborene Entertainerin. Dabei machte Michelle nicht den Fehler, einen auf knallhart oder supercool zu machen, wie man z.B. bei der bereits erwähnten ARCH ENEMY-Grunzerin oft den Eindruck hat, sondern sie blieb sich einfach selbst treu, zeigte sich zwischen den Songs sympathisch freundlich und unaufdringlich, stieg während der Lieder dann aber derart tief ein und steckte jeden Zuschauer mit ihrer Energie an. Schade nur, dass sie stimmlich nicht mit ihrer Performance mithalten konnte, denn so schwer es auch fällt, das zu schreiben: sie lag streckenweise doch extrem neben der Spur und ließ einem nicht nur einmal die Zahnplomben im Mund schmerzen. Oh Mann, wie schade. Denn so konnte sich der weitaus traditioneller angelegte Doom-Metal einfach nicht richtig entfalten. Von den Songs blieb nur sehr wenig hängen und man gewann auch nicht den Eindruck, als würde man etwas verpassen, wenn man die CD der Band nicht sein eigen nennt. Es wundert also nicht, dass sich das bisher Geschriebene doch sehr stark auf die Performance von Michelle beschränkt, denn genau die war es, die trotz dieses schweren Mankos für echte Begeisterung sorgte. Einfach nur genial kann man aber die Entscheidung bezeichnen, als letzten Song mit einer Coverversion ins Rennen zu gehen. Und dass SERPENTCULT The Lake von BATHORY wählten, ließ nicht nur über die stimmlichen Schwächen hinwegsehen, vielmehr wirkte die Auswahl wie ein Wink mit dem Zaunpfahl. Denn schließlich konnte Quorthon auch nie wirklich singen und war dennoch ein Genie auf seine Weise. Wer also die Gelegenheit hat, SERPENTCULT einmal live erleben zu können, der kann sich auf einen energiegeladenen Auftritt freuen. Was den Kauf einer CD angeht: hier ist besser Vorsicht geboten.

Our Survival Depends On Us

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Our
Eigen, wie sich das für Österreicher gehört – OUR SURVIVAL DEPENDS ON US

OUR SURVIVAL DEPENDS ON US sind ganz der österreichischen Tradition verpflichtet eine Angelegenheit für sich. Ihre Musik als Noise zu bezeichnen, davon würde ich mich deutlich distanzieren wollen, aber die Attitüde hat etwas noisiges an sich. Den Sound der Truppe kann man auch nur schwer einordnen. Die Basis ist traditioneller Doom, teilweise schwer schleppend, manchmal aber auch ein Stück flotter. Aber dann ist da eben auch dieses eigentümlich urige, was der Band und der Musik was extrem Eigenständiges gibt. Auch der Gesang will sich nicht so recht kategorisieren lassen. Thom ist ein Brüller im positiven Sinne, der aber auch gerne mal einen auf Heldentenor macht – nicht auf die falsche Fährte locken lassen, mit Epic Metal haben OUR SURVIVAL DEPENDS ON US nix zu tun. Trotzdem haben aber gerade Stücke wie Enter the Eye of the Cyclone oder Washing Hands in Innocence etwas sehr episches an sich, was nicht nur an der Länge von über zehn Minuten liegt. Die Bilder, die sich im Kopf bilden, sind mehr Hieronymus Bosch-Gemälde statt moderne Kunstkollagen, obwohl auch das zu OUR SURVIVAL DEPENDS ON US passen würde. Und die Stücke prägen sich enorm ein, schon beim ersten Hördurchlauf. Vor allem die doppelstimmigen Gesangsteile sind echte Widerhaken, die viel zum Wiedererkennungswert des Bandsounds beitragen. Und nicht zuletzt wichtig: Die intensive und unbequeme Atmosphäre ihrer Musik bringen OUR SURVIVAL DEPENDS ON US hervorragend auf die Bühne.

Faith

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Faith
Auch die außergewöhnlichen Instrumente konnten eine gewisse Biederkeit nicht verbergen – FAITH

Auch wenn das Billing des fünften DOOM SHALL RISE zunächst nicht allzu überragend wirkte, muss ich im Nachhinein sagen, dass ich wirklich jeden einzelnen Auftritt genossen habe und wieder einmal voll auf den Doom-Trip gebracht wurde. Mit einer Ausnahme: FAITH. Dabei brachte die Band durch die ungewöhnliche Instrumentierung allein schon das Potenzial mit, einen unterhaltsamen Auftritt auf die Bretter zu legen. Eine Konstellation, die neben Schlagzeug, Gitarre, Bass und Gesang auch noch Violine und Keyharp mit sich bringt, ist im Doom-Bereich noch immer als ungewöhnlich zu bezeichnen. Nur leider wirkten sowohl das Auftreten und die Musik ein Stück zu bieder, als dass man sich mitreißen lassen konnte. Keine Frage: die Musiker von FAITH wirken absolut sympathisch und authentisch. Aber irgendwie….ja irgendwie auch aufgesetzt. Speziell die angestotterten, bescheidenen Ansagen von Frontmann Christer Nilson hatten etwas seltsam einstudiertes. Musikalisch zeigte man sich erwachsen, ernsthaft und abgeklärt. Man hatte dieses Gefühl: diese Band macht das Alles für sich selbst und muss niemandem etwas beweisen. Und doch auch wieder nicht. Es fällt mir schwer zu beschreiben, was mich an FAITH genau störte, aber der Funke mochte einfach nicht überspringen. Und der angeproggte, hardrockige Doom war auch einfach nicht derart eindringlich, dass man sich in die Musik fallen lassen konnte. Zumal selbst die Instrumente außer der Reihe mehr als Beilage wirkten, denn als Elemente, die Akzente setzen konnten. Irgendwie muss ich sagen: das hat mir gar nix gegeben.

Officium Triste

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Officium
Sympathischer Holland-Doom – OFFICIUM TRISTE

Bei OFFICIUM TRISTE habe ich persönlich das Problem, dass, so sympathisch mir die Niederländer sind und so musikalisch gut ich sie finde, ich es niemals schaffen werde, den Vergleich mit MY DYING BRIDE abzuschütteln. Und in diesem Vergleich können OFFICIUM TRISTE eben nur verlieren – die Briten sind nun mal Ausnahmekünstler, wie es sie nur einmal auf der Welt gibt. Aus genau diesem Grund werde ich vermutlich bei dieser Band aus Rotterdoom nie in Euphorie verfallen und dennoch wurde mir an diesem Abend erneut bewusst, dass die Holländer einfach richtig gut sind. Ihr großes Plus: OFFICIUM TRISTE gehen weitaus eingängiger zu Werke als die großen Vorbilder. Was schon allein dadurch bewiesen ist, dass die gespielten neuen Songs, die ich bis dato noch nicht gehört habe, sofort im Ohr waren und beim Hören der neuen CD wie alte Bekannte erschienen. Und natürlich ist auch die Performance der Band weitaus nahbarer und bodenständiger und genau dadurch werden OFFICIUM TRISTE zu engen Verbündeten, mit denen man gerne den Weg durch den Alltag bestreitet. Kein Wunder, dass die Truppe auf eine absolut treue Fanbase blicken kann, die diesen Auftritt geradezu in sich aufsog.

Mirror of Deception

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Mirror
Auf dem DSR immer eine Macht – MIRROR OF DECEPTION

Von Zeit zu Zeit legen die Swabian Doom Metallians MIRROR OF DECEPTION auch mal einen schwachen Auftritt hin, beim DOOM SHALL RISE sind sie aber immer wieder eine Macht! Und so auch im Jahr 2007. Ich habe wirklich keine Ahnung, woran es liegt, aber wenn das Quartett die Bretter der Chapel betritt, liegt Magie in der Luft. Man merkt es den Jungs auch an, mit wie viel Freude sie vor diesem Publkum spielen und als wäre es ihr Festival, gehen MIRROR OF DECEPTION mit einer unglaublichen Tightness auf das Publikum los. In der Songauswahl gab es zugegebenermaßen wenig Überraschungen. Dafür ließ sich Schlagzeuger Josef bei Mirthless nicht länger hinterm Schlagzeug anketten und stürmte die Frontreihe, um den Song mit einer solchen Inbrust zu intonieren, dass es mich derart packte und ich vollkommen vergaß nachzuschauen, wer denn stattdessen Schlagzeug spielt. Nicht wirklich überraschend, aber doch zur absoluten Freude des Publikums, gesellte sich bei Bleak auch Ex-Sänger Baumi zur Band und überzeugt wie in alten Zeiten durch seine unnachahmliche, extrem sympathische Art der Performance. Und auch die Band schien es zu lieben, wieder einmal mit ihrem alten Kumpel die Bretter teilen zu können. Der MIRROR OF DECEPTION-Auftritt beim DOOM SHALL RISE 2007 war also wieder einmal ein echter Triumphzug, bei dem die liebenswerten Helden die Lorbeeren erhalten, die sie sich durch ihre Beharrlichkeit wahrlich verdient haben. Entgleiten, The Ship of Fools/Deception Island, Vanished, Insomnia, Asylum,… der Göppinger Spross spielte einen Hit seiner Discographie nach dem anderen und riss die Menge einmal mehr vollends mit. Ja, auf dem DOOM SHALL RISE sind MIRROR OF DECEPTION daheim.

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