DISMEMBER, PSYCROPTIC, ANATA und SOUL DEMISE im Z7-Pratteln, 12. 11.2004

Reichlich Schweden Death, Vitamalz, ein Ausflug nach Down Under ergeben einen saftigen Death Metal Konzertabend. Egal, wie klein das Publikum auch sein mag – es wird warm im November.

Obschon das Line-Up einen wirklich lauschigen Death Metal-Abend versprach, waren zu Beginn vom SOUL DEMISE-Set gerade mal eine Handvoll Leute im Z7 anzutreffen – inklusive Barpersonal. Die geringe Besucherzahl hatte jedoch weniger mit dem Package zu tun, sondern eher mit den lieben Terminkollisionen – so konnte am Abend zuvor bereits die Zürcher Todesmetall-Anhängerschaft diese Bands geniessen.

Die Bayern von SOUL DEMISE liessen sich jedoch nicht weiter beirren von der grossen, recht leeren Halle. Unter dem Motto: Schweden Death und Vitamalz wurde mit vollem Körpereinsatz losgebrettert. Besonders der Shouter (mit passendem Vitamalz-Shirt, inklusive Schweiss vom Vorabend) legte sich voll ins Zeug, kniete nieder, schrie aus Leibeskräften, liess die Hüften kreisen, drohte in den Fotograben zu stürzen und schien zeitweise in einen wilden Kampf mit unsichtbaren Geistern verwickelt zu sein. Musikalisch zeigte sich zudem ein starker AT THE GATES-Einfluss, aber auch Klänge, die etwas an SUIDAKRAs The Arcanum ermahnten, wurden zum besten gegeben. Insgesamt also ein mitreissender Auftakt des Abends.

Die Australier von ANATA durften sich bereits über etwas mehr Publikum freuen. Anders als ihre Vorgänger wurde hier weniger in die schwedische Todesmetallkerbe gehauen, sondern eher die technisch versierte, komplexe und verschachtelte Variante zelebriert (man denke etwa an eine Light-Version von SPAWN OF POSSESSION). Im Gesangsbereich wurde gleichermassen gegrunzt und gekreischt, ansonsten beherrschten fricklige Gitarrenkundgebungen das akustische Bild. Neben neueren Songs vom Under a stone with no inscription-Werk (etwa Any Kind of Magic or Miracle) gab das Quartett auch noch älteres Material vom Dreams of Death-Album zum besten. Die stärksten Parts waren eindeutig die doppelstimmigen Tappingsolos der Gitarristen, Frontmann Fredrik Schalin bewies ausführlich, dass er gleichzeitig grunzen und mit den Fingern wild über das Griffbrett sausen kann. Das Hörvergnügen wurde einzig und allein durch einige ungewollte Rückkopplungen gestört, auch einige ruhigere, melodiösere Parts am Ende des Sets konnten die Erinnerungen an diese nicht vollends verdrängen.

Die auf ANATA folgende, längere Umbaupause schürte die Neugier auf die vielfach im Vorfeld gehuldigten PSYCROPTIC aus Tasmanien. Dass Down Under auf dieser Insel nicht nur der tasmanische Teufel rockt, bewiesen die vier Jungs bereits mit den ersten Klängen ihres Sets. Mittlerweile war es auch etwas voller geworden, so konnte ein auf etwa 150 Leute angewachsenes Publikum Zeuge davon werden, wie PSYCROPTIC Taten statt Worte sprechen liessen. Statt lange Ansagen oder dergleichen wurde eine tasmanische Death Metal-Walze entfacht, die es wirklich in sich hatte. Die Zutaten: sehr abwechslungsreiches Drumming (trotz Triggersound geniessbar), ein manischer Sänger mit Samuraizopf, ein fähiger Bassist und ein Gitarrist, der die Rhythmusarbeit von zwei Gitarristen locker allein bewältigte. In der Tat war die Gitarrenarbeit so atemberaubend, dass man sich ständig fragte, wo denn der versteckte zweite Gitarrist sei. Inzwischen konnte man auch die Gitarristen im Publikum klar lokalisieren, denn sie waren diejenigen, welche die Stirn runzelten und über denen der Gedanke schwebte Ich sollte ganz dringend in meinen Proberaum, um zu üben, statt hier mein Bier zu trinken. Zwar beherrschten bei PSYCROPTIC keine Posersolos das Bild, dies wäre bei dieser deftigen, groovigen Angelegenheit jedoch auch komplett überflüssig gewesen. Nach diesem sehr tighten Vergnügen war die Meute aufgewärmt genug, um sich DISMEMBER hinzugeben – wohlgemerkt nach einem Ausflug zum Merchandise von PSYCROPTIC.

Als wenig später darauf DISMEMBER die Bühne enterten, wurden sie bereits frenetisch begrüsst. Die Schweden markierten schon mit den ersten Klängen ihre Partytauglichkeit, Songs wie Casket Garden, Soon to be dead (inklusive Jesuspose) brachten Bewegung ins Publikum. Nachdem Frontmann Matti Kärki offiziell seine Vorliebe für IRON MAIDEN kundgetan hatte, wurde der folgende Song Tragedy of the Faithful auch gleich den eisernen Jungfrauen gewidmet und Parallelen zu den Briten waren insbesondere im Gitarren- und Bassbereich nicht von der Hand zu weisen. Der neue Hüne am Bass, Johan Bergebäck, fügte sich ebenfalls perfekt ins Gesamtbild ein und so rockten DISMEMBER, was das Zeug hielt und zeichneten sich durch eine ausgeprägte Publikumsnähe aus (u.a. durch das Widmen von Songs für die Ladies im Publikum). Auch Songs wie Skin Her Alive und das schleppende In death’s sleep stiessen allgemein auf Gegenliebe und endeten schliesslich in zwei Zugaben der Schweden. Bei der einen Zugabe zupften sich schliesslich die Gitarristen gegenseitig die Gitarren, ohne dabei verkrampft zu wirken. Danach war endgültig Schluss und nach so viel gute Laune Death Metal konnten einem auch die niedrigen Temperaturen vor dem Z7 nichts anhaben.

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