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ALCEST, SVALBARD, DOODSESKADER – Festsaal Kreuzberg, Berlin, 23.11.2024

Der Festsaal Kreuzberg wurde zur Bühne einer unvergesslichen musikalischen Reise, als ALCEST, begleitet von SVALBARD und DOODSESKADER, die Bundeshauptstadt besuchten. Mit ihrem neuen Album „Les Chants de l’Aurore“ im Gepäck schufen die Franzosen um Neige eine einzigartige Atmosphäre, die das Publikum in klangliche Traumwelten entführte.

An einem eiskalten Samstagabend fanden wir unseren Weg zum gemütlichen Festsaal Kreuzberg – dort gibt es sogar einen Kamin!
Vor der Location kämpfte ein Tourbus damit, sich durch die schmale Gasse zu manövrieren, und schnell wurde klar, dass der Ablauf des Abends nicht ganz wie geplant verlaufen würde.
Nur 30 Minuten vor dem offiziellen Einlass kamen die Bands gerade erst an. Offenbar gab es auf dem Weg von Prag nach Berlin einige Schwierigkeiten. Später erwähnte Serena Cherry, Frontfrau von SVALBARD, auf der Bühne, dass sie einen ziemlich stressigen Tag hinter sich hatten.
Am Ende wurde der Konzertbeginn um eine Stunde verschoben. Zum Glück konnten wir die Wartezeit im großen Foyer mit dem knisternden Kamin verbringen – eine willkommene Rettung vor der klirrenden Berliner Kälte.


Der Abend startete um 19:30 Uhr mit einer eindrucksvollen musikalischen Eröffnung. Die Belgier von DOODSESKADER brachten die Menge mit ihrem wilden und experimentellen Mix aus Doom, Drone und Post-Rock sofort in Bewegung. Der Name der Band, übersetzt als „Todeskommando“, spiegelt die düstere und rohe Atmosphäre ihrer Musik perfekt wider.

Mit verzerrten Basslines, gespielt von Tim De Gieter (auch bekannt von AMENRA), donnerndem Schlagzeug und intensiven, abwechslungsreichen Vocals schaffen DOODSESKADER einen Sound, der gleichermaßen aggressiv, emotional und einzigartig ist. Ohne Gitarren, dafür mit der Vielseitigkeit des Basses, verbinden sie Elemente aus Sludge Metal, Hardcore Punk und sogar Trap zu einer explosiven Mischung.

Unterstützt von einer Leinwand, die surreale Videosequenzen und kraftvolle, oft kantige Texte zeigte, bot das Duo eine fesselnde Performance. Beide Musiker wechselten sich am Gesang ab, der von durchdringenden Screams bis zu klaren, melodischen Passagen reichte. Ihre progressive und energiegeladene Darbietung setzte den perfekten Startpunkt für den Abend und zog das Publikum von der ersten Minute an in ihren Bann.

 

 

DOODSESKADER: Fotogalerie

DOODSESKADER: Setlist

  • Pastel Prison
  • The Sheer Horror Of The Human Condition
  • It’s Not An Addiction If You Don’t Feel Like Quitting
  • Innocence (An Offering)
  • FLF
  • People Have Poisoned My Mind To A Point Where I Can No Longer Function

Mit voller Wucht übernahm die britische Band SVALBARD die Bühne und setzte ein musikalisches Ausrufezeichen. Ihr Sound, eine vielschichtige Mischung aus Post-Metal, Hardcore und Shoegaze, schwang beeindruckend zwischen ätherischen Melodien und donnernden Drum-Attacken hin und her.

Besonders Frontfrau Serena Cherry zog alle Blicke auf sich und überzeugte mit ihrer stimmlichen Bandbreite: kraftvolle Screams und energiegeladene Shouts wechselten sich nahtlos mit verträumtem, shoegazigem Klargesang ab, der die harmonischen Gitarren perfekt ergänzte.

Trotz einiger Momente, in denen der Gesang vom mächtigen Schlagzeug beinahe übertönt wurde, blieb die emotionale Tiefe ihrer Performance ungebrochen.

SVALBARD: Fotogalerie

SVALBARD: Setlist

  • Eternal Spirits
  • Disparity
  • Open Wound
  • For the Sake of the Breed
  • Defiance
  • To Wilt Beneath the Weight
  • Faking It


Leise und unauffällig betrat der Hauptact des Abends, ALCEST aus Frankreich, die Bühne. Nur Schatten zeichneten sich ab, während eine große, leuchtende Sonne im Hintergrund die Szenerie in ein warmes, goldenes Licht tauchte. Mit den ersten Klängen von „Komorebi“, dem Eröffnungstrack ihres neuesten Albums, und dem Aufblitzen weiterer Lichter offenbarte sich die Bühne in voller Pracht. Die sorgfältig gestaltete Kulisse, geschmückt mit Schilf, Gräsern, einer strahlenden Sonne, vor der sich zwei Kraniche anblicken, und einer endlos wirkenden Lichterkette, schuf eine intime und einladende Atmosphäre.

Wie es für ALCEST typisch ist, präsentierte sich die Band auf der Bühne zurückhaltend und fast schüchtern. Doch gerade diese Bescheidenheit lässt die Musik umso mehr strahlen. Ohne pompöse Showeffekte und laute Gesten entfaltet sie eine direkte, tiefgreifende Wirkung – hier gilt: weniger ist mehr.

Ihr siebtes Album entführt in eine neue, lebendige Klangwelt, die Erinnerungen an „Shelter“ weckt, aber als eigenständiges Kunstwerk für sich steht. Diesmal fühlt es sich an wie ein lauer Sommertag kurz vor Sonnenuntergang, an einem See, umgeben von Schilffeldern. Im ausverkauften Festsaal Kreuzberg war es ein Leichtes, die Augen zu schließen und sich gedanklich in diese Szenarien entführen zu lassen.

Mit einer ausgewogenen Mischung aus neuen Stücken von „Les Chants de l’Aurore“ und älteren Klassikern nahm die Band das Publikum mit auf eine Reise durch ALCESTs unverwechselbare Klanglandschaften. Bassist Indria Saray, stets vor einer Kulisse aus Sonne und den beiden Kranichen positioniert, wurde durch das Lichtspiel in eine markante Silhouette verwandelt. Winterhalter, Schlagzeuger und (gemeinsam mit Neige) Mitbegründer der Band, die als Pioniere dieses Musikgenres gilt, beeindruckte mit einer grandiosen Performance. Seine teils sehr progressive Spielweise schuf den perfekten Rhythmus, der die Intensität der einzelnen Stücke noch verstärkte.
Zusammen mit den träumerischen Blackgaze-Melodien, die nur ALCEST in dieser Form erschaffen können, entstand eine magische Symbiose aus Emotion und Klang.

Das Publikum ließ sich tief in diese verträumten Welten ziehen und verlor sich in der emotionalen Wucht der Musik. Die Gesichter der Zuhörer spiegelten die bewegende Wirkung der Darbietung wider – strahlend und versunken zugleich.

Eine besondere Überraschung bot der Abschluss der Setlist: Erstmals seit dessen Erscheinen ersetzten ALCEST den langjährigen Favoriten „Deliverance“ durch „L’Adieu“ vom neuen Album. Damit setzten sie einen berührenden Schlusspunkt, der deutlich machte, warum sie als Pioniere des Blackgaze gelten. Ihre Musik berührt nicht nur die Herzen, sondern inspiriert und hinterlässt bleibende Eindrücke.

ALCEST: Fotogalerie

ALCEST: Setlist

  • Komorebi
  • L’Envo
  • Améthyste
  • Protection
  • Sapphire
  • Écailles de lune – Part 2
  • Flamme jumelle
  • Le miroir
  • Souvenirs d’un autre monde
  • Oiseaux de proie
  • Encore:
  • Autre temps
  • L’Adieu

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