WOLVERINE: Glückliche Typen

Kennt ihr das auch? Da gibt es Bands von denen man das Gefühl hat, als wäre man der einzige den die Truppe interessiert, wenn man Glück hat, hat der ein oder andere schon mal irgendwo den Namen gelesen (dumm wenn das dann nicht mal im Zusammenhang mit der Band war sondern mit einer Comicfigur), aber irgendwie scheint sie ja doch Erfolg zu haben und Platten zu verkaufen. WOLVERINE gehören zu dieser Spezies und haben gerade wieder ein klasse Album namens "The Cold Light of Monday" veröffentlicht, das aber erneut in der großen Veröffentlichungsflut unterzugehen droht. Schade wäre es um dieses herausragende Stück Prog-Metal, das es zumindest verdient hat, gehört zu werden…

Kennt ihr das auch? Da gibt es Bands von denen man das Gefühl hat, als wäre man der einzige den die Truppe interessiert, wenn man Glück hat, hat der ein oder andere schon mal irgendwo den Namen gelesen (dumm wenn das dann nicht mal im Zusammenhang mit der Band war sondern mit einer Comicfigur), aber irgendwie scheint sie ja doch Erfolg zu haben und Platten zu verkaufen. WOLVERINE gehören zu dieser Spezies und haben gerade wieder ein klasse Album namens The Cold Light of Monday veröffentlicht, das aber erneut in der großen Veröffentlichungsflut unterzugehen droht. Schade wäre es um dieses herausragende Stück Prog-Metal, das es zumindest verdient hat, gehört zu werden…





Das erste Album unter dem Banner eines neuen Labels – weg von zu Hause, auf den eigenen Füßen. Wie fühlt ihr euch in dieser neuen Situation?

Wir fühlen uns wirklich glücklich damit, mit Elitist/Earache zusammen zu arbeiten. Bisher haben sie einen großartigen Job gemacht und das Album hat sich bereits öfters verkauft als alle unsere bisherigen Sachen. Wir haben eine Menge großartiger Reviews aus ganz Europa erhalten, wir könnten momentan also wirklich nicht glücklicher sein.

Bislang habe ich hier in Deutschland noch keine Werbung für das Album gesehen, konzentriert sich euer Label mehr auf den skandinavischen Raum?

Eigentlich bin ich etwas überrascht dass du noch keine Anzeigen gesehen hast. Ich habe hier in Schweden einige entdeckt, aber auch in London als wir dort gespielt haben. Wir konzentrieren uns definitiv nicht auf die skandinavischen Länder. Das Album ist inzwischen in ganz Europa veröffentlicht – darauf konzentrieren wir uns.

Auf eurem neuen Album habt ihr euer Versprechen gehalten einen düsteren Weg einzuschlagen. Ich persönlich hätte damit aber auch eine aggressivere Ausrichtung verbunden, das war aber wohl eine Fehleinschätzung….

Yeah, es ist in dem Sinne düster als dass es ziemlich langsam ist und einem nach geht. Wir haben uns mehr darauf konzentriert eine dunkle Stimmung zu kreieren, ohne dabei besonders Metal zu sein und ich denke das ist uns gelungen. Unser nächstes Album wird vermutlich um einiges metallischer sein, angesichts der Songs die wir bisher geschrieben haben. Aber bei Cold Light of Monday hat es sich einfach richtig angefühlt die Musik zu machen, die sie nun geworden ist. Wir lieben es verschiedene Herangehensweisen auszuprobieren und ich kann aus ganzem Herzen sagen dass sich meiner Meinung nach keines unserer Alben wie ein anderes anhört.

Würdest du sagen dass ein dunkleres Album gleichbedeutend damit ist ein intensiveres Album zu kreieren?

Ich denke dass Cold Light of Monday definitiv ein sehr intensives Album in seiner Geschichte und seiner Stimmung ist, aber nicht intensiv wenn es um sein Tempo geht. Ich denke also die Antwort auf deine Frage kommt darauf an von welchem Aspekt des Werkes du redest. Aber wie ich bereits sagte, ich denke es hat sehr intensive Lyrics und eine intensive Gesamtstimmung.

Ihr experimentiert auf dem Album auch viel mit Synthies. Wer zeichnet sich dafür verantwortlich?

Eigentlich denke ich nicht dass wir viel mit Synthesizers experimentieren. Womit wir tatsächlich experimentieren wollten waren Drumloops. Wir haben einige programmierte Loops verwendet aber für den Song Tight Rope hat Marcus einfach eine Pattern gespielt, die wir im Computer gedoppelt haben. Für Tied with Sin haben wir einen Part wo es sich wirklich wie ein computerisierter Drumloop anhört aber tatsächlich ist das Marcus der versucht hat mit dieser Art von Gefühl zu spielen und ich denke es ist wirklich sehr gut geworden. Wenn es um Synthesizers geht dann haben wir genau dasselbe Zeug benutzt wie auf The Window Purpose. Vielleicht haben wir etwas mehr Orgel verwendet, weil es besser zur Musik passt.

Im Gegensatz zu anderen Bands benutzt ihr diese Computereffekte aber nicht als Earcatcher. Sicher fallen sie beim ersten Hördurchlauf auf aber umso öfter man sich das Album zu Gemüte führt desto mehr scheinen sie mit der Musik zu verschmelzen und etwas Ganzes zu ergeben.

Da stimme ich zu. Bagge steht nicht auf Keyboardsoli also war es ziemlich natürlich für uns die Keyboards als Vervollständigung unsere Musik zu benutzen. Eigentlich haben wir bei Cold Light of Monday auch beschlossen nicht in jeden Song ein Gitarrensolo einzubauen. Wir wollten sie nur da haben, wo wir das Gefühl hatten dass sie notwendig sind. Wie mit allem wollen wir nichts machen nur damit es gemacht ist. Wir versuchen minimalistisch an die Sache heranzugehen und dennoch groß zu klingen, wenn du weißt was ich meine. Das Gesamtbild ist immer das was uns am wichtigsten ist.

Textlich erscheint mir das Album direkter als der Vorgänger – die Thematik ist realistischer.

Das stimmt. Wir wollten ein Album machen, das sich sehr realistisch anfühlt, dass es eine Geschichte erzählt die jedem von uns genau so passieren hätte können, wenn uns nicht die entsprechenden Konditionen von Anfang an mitgegeben worden wären. Ich wollte die Texte sehr geradeaus haben und genauso sollte auch das Artwork sein.

Habt ihr irgendwleche besondere Ziele vor Augen, wenn ihr eine Geschichte wie die von Cold Light of Monday schreibt? Ich meine es handelt sich um eine sehr dramatische Geschichte aber für mich sieht es so aus als gäbe es nicht wirklich eine Moral am Ende. Auf mich wirkt es mehr wie schau, so grausam kann die Welt zu einem sein und es gibt nichts was du dagegen tun kannst außer menschlich zu sein und auf deine Umgebung acht zu geben.

Ich denke eigentlich dass es da eine sehr große Moral gibt. Das Album endet im Grunde mit einer sehr positiven Note. Sarah sieht dass es nach alledem eine Hoffnung gibt. Sie hat viel verloren aber durch ihre Erfahrungen und Opfer auch sehr viel Weisheit erlangt. Sie hat den Weckruf erkannt um es so auszudrücken. Zum ersten Mal nach einer langen Zeit hat sie das Gefühl dass sie noch ein Leben vor sich hat für das es zu kämpfen sich lohnt. Ich persönlich glaube dass wenn du wirklich etwas willst und du bereit dazu bist dich für diesen Traum einzusetzen dann kannst du so gut wie alles erreichen. Das ist die Moral des Albums.

Auch wenn die Geschichte sehr intensiv ist und man mit dem Protagonisten sehr mitfühlen kann verliert man meiner Meinung nach nie die Distanz zu der Hauptfigur. Es wirkt auf mich eher so als übernehme man die Rolle des Beobachters. Wie wichtig ist es dass der Hörer diese Distanz bewahrt und sich darüber bewusst ist dass es hier nicht um das Leben der Bandmitglieder geht – wenn es diese Distanz überhaupt geben soll… Wie würdet ihr eure Rolle in diesem Konzept definieren?

Ich betrachte Konzeptalben wie Filme. Ich liebe es Filme zu schauen und auch wenn ich dazu neige in diesen aufzugehen verliere ich meine Distanz nie. Du kannst weinen, lachen oder was immer aber am Ende ist es nur Fiktion. Dasselbe gilt für uns. Wir sind eigentlich ein Haufen glücklicher Typen ohne große Probleme in unserem Leben. Oft denke ich dass es fast schon lästig wenn die Leute die Distanz zur Musik die sie machen nicht bewahren. Natürlich sollte man seine Musik ernst nehmen und ich versichere dir dass wir das tun und wenn wir das Gefühl haben dass wir etwas wichtiges zu sagen haben machen wir das auch. Wie auch immer, ich denke dass viele Musiker die Tendenz dazu haben sich viel zu wichtig zu nehmen. Am Ende ist es doch Rock´n´Roll. Das ist zumindest meine Meinung.

Vielleicht wirst du mit dieser Aussage nicht einverstanden sein aber ich persönlich denke dass WOLVERINE eine Band ist die gewisse Standards gerne benutzt, sowohl musikalisch als auch textlich. Standards, die ihr gerne aufgreift um mit diesen zu arbeiten um einen neuen Sound zu kreieren. In meinem Review schrieb ich da, wo man Standards bedient, zollt man Tribut, ansonsten zeigt man sich ideenreich, songwritierisch versiert und vor allem voll hinter dem eigenen Schaffen stehend. Kannst du mit dieser Aussage was anfangen?

Eigentlich stimme ich dir sogar zu. Was wir immer machen wollten war sich auf großartige Melodien zu konzentrieren und vor allem auch auf große Refrains. Als wir angefangen haben sang Markus oft die Strophen (indem er grunzte) und dann setzte ich ein um mit den Refrains den Song weiter zu führen. Ich denke in gewisser Weise trifft das immer noch auf uns zu. Ich bin sehr von melodischem Hardrock und Popmusik beeinflusst, deswegen sind für mich schöne Melodien sehr wichtig. Auf die Art arbeiten wir tatsächlich nach Standards aber natürlich werden diese Ideen von uns sechs gefiltert. Denn ich glaube tatsächlich dass wir unseren eigenen Sound haben auch wenn wir nicht die originellste Band der Welt sein mögen. Aber das wollten wir auch nie sein.

Wenn du deine Fähigkeiten als Songwriter heute mit denen vergleichst, als du angefangen hast Musik zu machen – was waren die wichtigsten Lektionen die du zu lernen hattest?

Weniger ist mehr. Auf Fervent Dream, unserer ersten EP, neigten wir dazu zu viele Riffs und Ideen in einen Song zu packen. Ich persönlich denke dass es eine Herausforderung ist, so genannten Progressive Metal mit einer Art minimalistischem Ansatz zu machen.

Wenn jemand behauptet, Musiker wären Menschen die keine ernsthaften Probleme in ihrem Leben haben, sonst würden sie ihre Energie nicht mit etwas derart irrealem vergeuden, was würdest du dieser Person entgegenen?

Dass das wohl eines der bescheuertsten Dinge ist, die ich je gehört habe. Musik ist real in jeglicher Hinsicht und es ist ja bekannt dass viele Musiker Leute mit sehr vielen Problemen sind – auf eine gewisse Weise. In Regionen in denen eine hohe Arbeitslosigkeit herrscht muss man feststellen dass es viele Leute gibt die in Bands spielen. Für viele Menschen ist Musik die beste Therapie die es gibt. Sie schreiben über Themen die sie quälen und bringen auf diese Weise Leute dazu darauf zu hören was sie zu sagen haben. Etwas, was sie auf eine andere Weise nie könnten. Ich denke wenn es keine Musik gäbe würden die täglichen Probleme einen überschwemmen.

Was sind Dinge, die in dir Kreativitätsblockaden auslösen oder gibt es Phasen in deinem Leben in denen es schwer für dich ist Musik zu schreiben?

Für mich war es schon immer am einfachsten Musik während des Herbstes oder im Winter zu schreiben, aber hauptsächlich im Herbst. Der Sommer ist keine sehr inspirierende Jahreszeit. Ich meine, ich liebe den Sommer aber er ist nicht wirklich musikalisch inspirierend. Genauso zieht es eigentlich die Inspiration der ganzen Band herunter, wenn wir uns zum Musikmachen treffen und jemand wirklich müde oder uninspiriert ist. Davon abgesehen ist es schwer für mich etwas bestimmtes aufzuzeigen dass mir das Schreiben schwer macht. Ich führe ein großartiges Leben das ich absolut liebe also bin ich im Grunde immer inspiriert um Musik zu machen.

Wie gehst du selbst als Konsument an Musik ran und wie wählst du dir deine Musik aus?

Seitdem ich in einer Band spiele und auch mit Musik in meinem Job arbeite habe ich gar nicht mehr so viel Zeit um Musik zu hören. Sie mag im Hintergrund irgendwie laufen aber es ist schon eine ganze Weile her dass ich mich hinsetzen konnte und mir Musik richtig anhören konnte. Gleichzeitig ist es aber auch eine Frage der Prioritäten. Ich freue mich schon total auf das Akustik-Album von THE GATHERING. Wenn ich das kriege werde ich mich definitiv hinsetzen und es mir intensiv anhören. Ich kaufe mir aber auch nicht mehr wirklich oft Alben von neuen Bands. Es gibt ein paar Acts wie FATES WARNING, QUEENSRYCH oder THE GATHERING von denen ich mir die neuen Sachen immer kaufe. Wenn ich über das Internet oder so über eine neue Band stolpere, die mir wirklich gefällt, dann versuch ich mir das auch so schnell wie möglich zu kaufen aber das passiert leider nicht zu oft.

Als ihr in der Vergangenheit etwas veröffentlicht habt, hattet ihr den nächsten Schritt eigentlich immer schon vor Augen. Ist das dieses Mal auch der Fall?

Ja. Wir haben eine Idee für das nächste Album und wir freuen uns schon total darauf die Musik zu schreiben. Da wir aber eine ganze Menge Ärger im Zuge der Aufnahmen zum aktuellen Album hatten, haben wir etwas Angst davor ins Studio zurückzukehren. Das Album wird sehr Up-Tempo-lastig werden und es wird kein Konzeptwerk sein. Einfach ein paar großartige Songs!

Letzte Worte?

Danke für das Interview! Ich hoffe eure Leser geben Cold Light of Monday eine Chance, ich denke sie werden es nicht bereuen! Hoff euch alle auf Tour zu sehen! Take care!

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