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VANDEN PLAS: ´Christ 0´-Listening-Session

Mit dem letzten Album "Beyond Daylight" gingen die deutschen Prog-Rocker VANDEN PLAS bereits neue Wege. Die anfänglichen Vergleiche zu DREAM THEATER konnten dank des merklich bombastischeren Sounds endgültig ad acta gelegt werden. Mit "Christ 0" geht die Band den 2002 eingeschlagenen Weg weiter. VANDEN PLAS ziehen es vor, sich nicht neu zu erfinden. Der oft in dieser Aussage mitschwingende Vorwurf, sich zu wiederholen, kann allerdings ebenso entkräftet werden. Schließlich wagt man sich mit "Christ 0" an das erste Konzeptalbum.

Mit dem letzten Album Beyond Daylight gingen die deutschen Prog-Rocker VANDEN PLAS bereits neue Wege. Die anfänglichen Vergleiche zu DREAM THEATER konnten dank des merklich bombastischeren Sounds endgültig ad acta gelegt werden. Mit Christ 0 geht die Band den 2002 eingeschlagenen Weg weiter. VANDEN PLAS ziehen es vor, sich nicht neu zu erfinden. Der oft in dieser Aussage mitschwingende Vorwurf, sich zu wiederholen, kann allerdings ebenso entkräftet werden. Schließlich wagt man sich mit Christ 0 an das erste Konzeptalbum.

Mit dem 17.12. suchten sich VANDEN PLAS einen bitter kalten Tag für die Listening Session zu Christ 0 aus. Aber am Ende konnte noch nichtmal der langsam einsetzende, die Straßen unbefahrbar machende Schneefall Journalisten und Musiker daran hindern sich pünktlich, mit der in Musikerkreisen üblichen Toleranz von einer dreiviertel Stunde, in den Bazement Studios in Strinz-Trinitatis einzufinden. Das Material, das die versammelte Presse dann zu hören bekam, repräsentierte etwa die Arbeit von 30 Arbeitstagen und somit als Material einer Listening-Session einen relativ frühen Status der Produktion. So fehlten zum Beispiel die Zweitstimmen, einige Arrangements und der Mix war ebenfalls noch nicht endgültig. Das Fehlen der genannten Elemente nahm dem Opener Christ 0 dennoch nichts von seinem Bombast. Mit überwältigen orchestralen Arrangements leitet der Track das Album ein. Die Bedenken der Band, dass dies vielleicht zuviel des Guten wäre, kann man kaum teilen, denn die opernhafte Dramaturgie, verbunden mit den metallischen Elementen, baut die Stimmung des Albums grandios auf. Vielleicht aufgrund dieses starken Eindrucks ging Postcard To God erstmal etwas unter. Aber die gelösten Stimmungen und Wendungen, sowie die schöne Akkordprogression im Refrain können ebenfalls überzeugen. Vom darauffolgenden Wish You Were Here wurde der Instrumentalteil vorgeführt, der in der Tat einen starken Eindruck macht. Man wird sehen, wie er schlussendlich im fertigen Song integriert sein wird. Allerdings galten diese beiden Tracks im Nachhinein betrachtet nur der Überbrückung bis zu einem der absoluten Highlights. Es ist kaum zu fassen, dass VANDEN PLAS erst zögerten, Silently auf das Album zu nehmen. Der Verlauf des Songs schafft es mehrfach zu überraschen. Der straighte, rockige Anfang wird von einer ruhigen Passage abgelöst, die dann wiederum in Violinen-Arrangements übergeht und sich in den absoluten Bombast steigert. Wieder ist ein starker Instrumentalteil an Board. In der finalen Version sollen sogar noch Flamenco-Gitarren untergebracht werden. Neben der Abwechslung stimmt bei Silently allerdings auch das absolute Basiselement eines Songs: der Refrain. Andys Stimme legt sich synergetisch über die starken Arrangements – mit Gänsehautpotenzial. Insgesamt sagt der Song auch den bekannten Kompositionsmustern von VANDEN PLAS ab. Shadow I Am kann am Anfang ebenfalls überraschen. Solche futuristischen Klänge sind wohl in der Diskographie der Band bisher nicht zu finden. Die ersten Takte machen – trotz einiger Synthies – einen sehr puristischen Eindruck, danach bewegt sich der Track aber wieder in gängigere, vertrautere Gefilde. Von Fireroses Dance dürfte so mancher Fan schon den ein oder anderen Takt gehört haben. Das Piano-Arrangement dieser Power-Ballade kam auch schon live zum Einsatz. Für Leute, die bei der gewählten Form des musikalischen Ausdrucks zuviel Kitsch befürchten, sei zur Beruhigung gesagt, dass Fireroses Dance hinten raus doch etwas verspielter wird. Ganz subjektiv betrachtet machte der Song schon einen in der Produktion sehr weit fortgeschrittenen Eindruck. Die Bezeichnung urbaner Part ist eine akademische Art zu sagen, dass VANDEN PLAS in Somewhere Alone In The Dark ein wirklich fettes, tiefer gelegtes Gitarrenriff eingebaut haben, das man auch gut Wes Borland zuordnen könnte. Schon alleine durch dieses Gimmick, das – nach Aussagen der Band – auf einem älteren Album nicht denkbar gewesen wäre, hebt sich der Song schon wieder in seiner Strukturen angenehm ab. Das Riff ist paradoxerweise ein Entspannungsmoment, das man mit einem kleinen Zungenschnalzen hinnimmt, bevor es dann wieder im Plot des Songs bzw. Albums weitergeht. Mit January Sun hinterließen VANDEN PLAS auch am Ende der Listening-Session einen ganz starken Eindruck. Der Song bietet einen netten Wechsel zwischen gitarren- und keyboardlastigen Passagen, bevor dann erstmal wieder ein bombastischer Teil folgt, der abrupt von einem Break beendet wird und durch ein Piano abgelöst wird bevor dann ein orchestrales Ende folgt, was wiederum eine Brücke zum Beginn der Listening-Session schlägt. Auffällig war auch der wirklich gute Ton in den Gitarrensoli, den man in allen vorgestellten Fragmenten vernehmen konnte.

Anhand des vorgestellten Materials kann man sagen, dass die Band an ihren Zutaten nicht viel verändert hat. Die Band hat sie nur in den Kontext des Konzepts, Alex Dumas Graf von Monte Christo, gestellt. Der Titel des Album Christ 0 ist dabei keinesfalls ein Tippfehler, sondern soll den den Zustand einer Seele darstellen, die vom Verlust der Geliebten und dem Verrat der Freunde geschunden ist. Eine Seele, die keine Christlichkeit kennt und in diesem Sinne gottlos ist. Eben dieser dramatische Zustand bildet auch den Rahmen für die bombastischen und einschüchternden Arrangements, die in der Listening Session zu hören waren. Bis zum endgültigen Release über InsideOut Music am 31. März werden noch Chöre hinzugefügt und der Sound, vor allem der der Drums, verfeinert. Wenn dabei nicht einiges schief geht, sollte mit Christ 0 ein auch in der VANDEN PLAS-Diskographie besonderes Album den Weg in die Läden finden. Bereits am 25. Februar findet im Pfalztheater die Uraufführung des Musicals Abydos statt, in dem Sänger Andy die Hauptrolle Fly spielen wird. Basierend auf der ABYDOS-Platte, wird ein Ensemble, bestehend aus über 50 Musikern, auch einige VANDEN PLAS-Songs spielen. Die Arrangements wurden von Keyboarder Günter geschrieben. Ein Besuch des Musicals, das als offizieller Kulturbeitrag der Stadt Kaiserslautern für die Fußball WM 2006 ausgesucht wurde, lohnt sich als Verkürzung der Wartezeit auf Christ 0 bestimmt.

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