THE BLACK LEAGUE: Alles, was gut werden soll, braucht seine Zeit zum Reifen – Wein, Whiskey und auch Musik

Taneli Jarva beantwortete ausführlich meine Fragen, mehr noch, er erzählte bereitwillig über seine Band The Black League, seine Zeit bei Sentenced und über die finnische Mentalität und bewies, dass er ein unheimlich netter und interessanter Mensch ist, dessen Horizont weit über Gitarrenakkorde hinausgeht…

Eigentlich hatte ich mich darauf eingestellt, dass das Interview mit Taneli Jarva schnell vorbei sein wird. Fragen hatte ich genug, doch ich rechnete mit eher einsilbigen Antworten. Es kam allerdings alles anders: Erstens überraschte mich Herr Jarva mit seinen Beschwerden über die Temperaturen in Finnland, die wohl bei 30 Grad lagen, während es weiter südlich grade mal warm genug war, um nur mit langer Hose und Longsleeve bekleidet herumzuspazieren. Außerdem outete sich der Sänger als Fan der Fußball EM, wobei es ihm nicht vergönnt war, die Spiele auch zu verfolgen, da er sich stattdessen mit neugierigen Menschen rumschlagen musste. Doch von derlei Widrigkeiten des Lebens ließ sich der Finne die Laune nicht verderben und beantwortete ausführlich sämtliche Fragen, mehr noch, er erzählte bereitwillig über seine Band The Black League, seine Zeit bei Sentenced und über die finnische Mentalität und bewies, dass er ein unheimlich netter und interessanter Mensch ist, dessen Horizont weit über Gitarrenakkorde hinausgeht…

Beschreibe doch bitte mal, wie The Black League klingen.

Nun, ich habe kein Etikett für die Band und unseren Musikstil. Ich warte noch immer darauf, dass jemand mit einem Namen kommt, ich warte noch auf Reaktionen. Die Presse und die Fans erfinden solche Bezeichnungen ganz gerne – bei The Black League hatte wohl bisher keiner eine Idee. Bislang werde ich immer gefragt, was wir denn spielen. Ich weiß es aber nicht… Im Prinzip ist es eine Mischung aus Metal, den besten Elementen des Metals, und Rock – ich wollte diese ganzen kindischen Dinge, die den Metal ausmachen, durch eine rockige Attitude ersetzten. The Black League kombinieren eine Art Rock ´n Roll Drive mit Metal.

Ich habe mal überlegt, wo denn deine Einflüsse liegen könnten und bin zu folgendem Ergebnis gekommen: Rock ´n Roll Attidute, Metal, und ein paar dunkle Aspekte, die schon fast in Richtung Gothic Rock gehen.

Ja, es gibt keine fröhlichen Melodien bei The Black League. Was mich immer am Metal fasziniert hat, ist die Power und die Kraft der Musik. Ich denke nicht das die ganzen modernen Power-Metal (oder True Metal, wie man bei uns zu sagen pflegt -verfass.) auch nur annähernd diese Power ausdrücken. Diese Bands klingen einfach nur schwach. Eine andere Dimension, in die ich mit meiner Musik vordringen wollte, ist der dunkle Aspekt der Musik, wie du richtig bemerkt hast. Die Inspiration dazu habe ich aber nicht aus dem Metal-Genre, sondern eher von Bands wie Fields of the Nephilim oder Sisters of Mercy.

Fields of the Nephilim ist ein gutes Stichwort, ich finde deine Stimme klingt manchmal sehr nach Carl McCoy.

Ich habe das schon ein paar Mal gehört, und ich bin jedes Mal überrascht. Ich mag die Band sehr, Ich wollte aber niemals in Carl McCoys Fußstapfen treten. Ich finde es absolut lächerlich, den Stil eines anderen Sängers zu kopieren. Vielleicht hat er mich unterbewusst beeinflusst, denn in den frühen Neunzigern habe ich viel Fields gehört. Ich bin froh, dass sie nun wieder eine Single rausgebracht haben. Ich habe keine Ahnung, warum sie das getan haben und sie klingt auch anders als die alten Sachen, aber es ist zweifelsohne wieder Fields of the Nephilim.

Ich kenne leider nicht die ganze Single, sondern nur Darkcell. Ich finde den Song nicht besonders berauschend, das einzige was an Fields erinnert ist der Gesang.

Stimmt, die verzerrten Gitarren im Hintergrund sind etwas überraschend. Obwohl eigentlich auch nicht, wenn man bedenkt, dass McCoy dieses Metal Project The Nefilim machte, das meiner Meinung nach ein kompletter Flop war.

Tja, einen Song wie Moonchild kann man halt auch nicht ohne weiteres nochmal schreiben. Aber lass uns doch wieder über The Black League reden. Der Song Deep Waters klingt für mich ein wenig nach Southern Rock…

Southern Rock?! Gottverdammt, sicher, ich liebe Southern Rock. Aber es überrascht mich. Obwohl, ich habe das schon mal gehört und auch in ein paar Reviews gelesen. Nun, unser Gitarrist, Mr. Valanne er ist ein großer Fan dieser Musik, Lynyrd Skynyrd sind für ihn eine sehr wichtige Band. Ich fasse es als Kompliment auf.

Tu das. Es ist eine spannende Kombination, düsteren Southern Rock hört man nicht alle Tage.

Wir haben eines erreicht: unsere Musik ist sehr eigenständig. Das war die Absicht und die Idee hinter dieser Band. Wir wollten alle Barrieren ignorieren. Ich denke, dass wir mit dieser Band, mit diesem Line-Up jeden Song spielen können und er wird nach The Black League klingen. Wir haben bisher nur einen Coversong gespielt: City of Refuge von Nick Cave and the bad Seeds. Nun, und er klingt wie ein Song von uns. Nick Cave ist für mich einer der größten Einflüsse, obwohl man das gar nicht unbedingt hören kann.

Ich würde schon sagen, dass zumindest die Atmosphäre der Musik ähnlich ist. Dunkelheit, Traurigkeit..

Nun, das wollte ich erreichen. Eine seltsame, dunkle Atmosphäre, wie sie manche Künstler erschaffen. In manchen Kunstwerken, sei es Musik, Malerei, Fotographie oder Literatur, kann man diese Stimmung finden. Einige Künstler haben einfach die Gabe, diesen Zustand zu erschaffen. Sie portraitieren einerseits die Realität, anderseits haben sie einen mythologischen Zugang dazu. Es ist im Prinzip eine Mythologisierung der Realität, etwas ähnliches wollte ich mit dieser Band erreichen.

Eigentlich wollte ich das ja später ansprechen, aber wenn du damit anfängst: Schon zu Sentenced Zeiten beinhalteten deine Texte mythologische Begriffe, zum Beispiel der Song Nepenthe (eine ägyptische Droge, vermutlich Opium, die eingesetzt wurde, um Traurigkeit durch Vergessen zu vertreiben – im Song geht es aber um Alkohol). Auf dem aktuellen Album heißt ein Song Avalon – wie wichtig sind alte Geschichten, Legenden und Sagen für Dich?

Ich denke, die meisten Leute interessieren sich für solche Geschichten. Ich benutze sie aber nur als Verweise in meinen Texten. Der Song Avalon hat absolut nichts mit King Arthur und den alten keltischen Mythen zu tun. Es geht um die Idee, um das Konzept eines Ortes, wo wir dem jetzt hier und jetzt entkommen können. In dem Text zu dem Song konnte ich das aber viel besser ausdrücken, als hier am Telefon, haha. Der Text ist meine Reaktion auf unsere hysterische Zeit, in der wir leben.

Du hast vorhin Nick Cave erwähnt, ich finde The everlasting klingt sehr nach seiner Musik und unterscheidet sich von Rest der Platte. Gibt es einen besonderen Hintergrund für diesen Song?

The everlasting ist einer der beiden Songs (Bunker King ist der zweite – Verfass), der nicht von mir geschrieben wurde, alle anderen sind von mir. The everlasting ist von unserem Bassisten, er hat den Song vor Jahren für eine andere Band geschrieben. Es war wohl eine Gothic Rock Band, die ich aber niemals gehört habe. Wir haben den Song umarrangiert – als ich ihm zum ersten Mal gehört habe, war ich wirklich überwältigt von der Leidenschaft, die darin steckt. Ich würde sagen, es ist der schönste Soundtrack für eine Beerdigung.

Es ist aber auch ein Song, den man sich in aller Ruhe anhören muss, um ihn richtig verstehen und genießen zu können.

Ich denke, das ganze Album ist nicht besonders einfach zu verstehen. Viele Leute waren sehr verwirrt, nachdem sie das Album gehört haben. Es steckt wohl sehr viel darin, sehr viel Verschiedenes. So kann es vorkommen, dass Leute gar nicht begreifen, um was es uns geht. The Black League ist bestimmt keine Band für jedermann, wohl aber für ein paar, die Musik verstehen können. In den ganzen Interviews waren Leute dabei, die erkannt haben, was wir wollen und das wärmt natürlich mein Herz.

Goin` to hell beginnt mit dem Zitat foul is fair and fair is foul. Bist Du ein Shakespeare-Fan?

Nun, es war Absicht, diese Zeilen zu verwenden. Ich hatte den Song geschrieben und den Text mehr oder weniger fertig, aber es fehlte einfach noch etwas. Ich habe währenddessen The Tragedy of Macbeth gelesen. Ich war sehr beeindruckt von diesem Stück, ich finde es viel besser als die Komödien von Shakespeare. Ich habe dann absichtlich einige Zitate aus dem Stück in meinem Text verwendet. Diese Stellen sind die Verbindung, zwischen Song und Text, die zuvor noch gefehlt hatten. So bekam der Song eine neue Ebene. Für mich ist es sehr wichtig, dass Musik und Text zusammenpassen, sie müssen Hand in Hand gehen. Die Atmosphäre der Texte muss sich in der Atmosphäre der Songs spiegeln. Oft habe ich das Problem, dass Song und Text nicht zusammenpassen. Ein Song kann durch falsche Lyrics vergiftet werden, falsche und schlechte Texte können einen Song ruinieren. Es kann darum Jahre dauern, bis ein Song fertig ist. Ich habe noch so viele Tracks in meinem Kopf, die noch nicht reif für einen Veröffentlichung sind, weil eben noch der richtige Text fehlt. Ich sammle Ideen in meinem Kopf, und warte auf die Idee, die den Song vollständig macht. Bei Goin´ to hell war es eben William Shakespeare, der bereits vor 450 Jahren die Antwort gegeben hat.

Erwartest Du, dass Fans die Texte lesen und darüber nachdenken?

Nun, ich freue mich sehr, wenn es jemand tut. Die meisten Musikhörer beschäftigen sich allerdings hauptsächlich mit der Musik, das ist aber ok für mich. Für mich persönlich muss Musik und Text eine Einheit bilden, aber es gibt nur wenige, die sich dafür interessieren. Diejenigen werden aber auch durch eine völlig neue Dimension der Musik belohnt.

Ich lese eigentlich gerne auch die Texte durch. Bei manchen Bands ist es aber offensichtlich, dass sich keiner große Gedanken um die Texte gemacht hat..

Ich suche nicht nach einer tieferen Bedeutung in allen Texten, das ist abhängig von der Band Ich mag auch Bands wie Motörhead sehr gerne, und ich bin nicht wirklich sicher, um was es in ihren Texten geht. Good times, bad times… mehr wird da nicht sein. An ihnen mag ich die Einstellung. Eine andere Band die ich sehr gerne mag, ist Monster Magnet. Ich habe nicht die geringste Idee, wovon deren Texte handeln. Ich höre mir die Musik an. Obwohl sie die Texte im Booklet abgedruckt haben, habe ich sie nie durchgelesen. Ich habe den Eindruck, dass sie zur Musik passen, das reicht mir. Die Sachen, die man versteht, reichen aus, um eine Vorstellung in mir zu erwecken und das reicht mir. Es ist mir egal, ob eine Band über nichts einen Text macht. Wenn sie nichts zu sagen hat… Auf der anderen Seite ist Nick Cave ein so großartiger Künstler, weil er so fantastische Texte schreibt. Er ist ein moderner Erzähler. Er hat einfach etwas zu sagen.

Worum geht es eigentlich in dem Song Ozymandias?

Ozymandias ist ein Gedicht von dem Dichter Percy Bysshe Shelly, der im 19. Jahrhundert in England und Italien gelebt hat. Als ich das Gedicht zum erstemal laut gelesen habe, stürmte die Idee zu diesem Song in meinen Kopf. Ich nahm die Gitarre und probierte den Song mit Sir Luttinen aus. So wurde dieser Song geboren, der Text ist eine Rezitation des Gedichtes.

Du interessiertst dich sehr für Literatur, oder?

Nun, diese Dichtung und auch Shakespeare gelten als hohes Kulturgut. Ich interessiere mich gar nicht so sehr dafür. Subkulturen, Triviales oder Alltagskultur finde ich mindestens genauso spannend. Hin und wieder finde ich Dinge, die mich inspirieren. Diese Anregungen kommen aus allen möglichen Bereichen, Fernsehen, Bücher, was auch immer.

Wie muss den Kunst oder auch Alltagskunst sein, damit du davon angeregt wirst?

Nun…mhm.. Wenn etwas dieses seltsame Gefühl ausdrückt. Diese Traurigkeit, die Einsamkeit, die das wirklichen Leben wiederspiegelt, die ich verstehen kann, dann funktioniert es wohl. Es ist sehr schwer, diese Frage zu beantworten, ich bin mir selbst nicht sicher, was es letztendlich ist. Manchmal bemerke ich einfach, dass mich etwas berührt. Ich lese auch gar nicht so viel. Es gibt ein paar Sachen, die mich anregen. Das meiste, was so passiert, gibt mir allerdings gar nichts.

Du hast 1996 Sentenced verlassen, hast Du damals schon angefangen, an dem Material von Ichor zu arbeiten?

Ich habe ein paar Monate gar nichts gemacht. Nach der letzten Monate bei Sentenced war ich in einer Art inspirativem Vakuum. Obwohl, eigentlich war es das ganze letzte Jahr bei Sentenced so. Jedenfalls wurde ich danach von einem riesengroßen Bedürfnis, neue Songs zu schreiben, gepackt. Die Songs kamen wie eine Flut, ich musste einfach die Gitarre nehmen und beginnen zu komponieren. Die einzige Rechtfertigung für die Existenz der Band The Black League sind die Songs. Die Musik war zuerst da, und dann erst kam die Idee, wieder eine Band zu gründen. Nur weil ich so viele Ideen hatte, begann ich neue Musiker zu suchen. Ich denke, ich habe für meinen Kreuzzug schließlich die richtigen Leute gefunden.

War es denn schwierig, die richtigen Musiker zu finden? Wenn man so lange Ideen und Songs mit sich herumträgt, sind diese Titel dann nicht wie kleine Babys, die man nur ungern in fremde Hände gibt?

In dieser Beziehung bin ich wohl der glücklichste Mensch der Welt: Ich habe die richtigen Leute gefunden. Wir haben einige Songs ja auch zusammengeschrieben, Bunker King ist von Sir Luttinen, The everlasting von Maike Valanne. Wir schreiben alle Musik und haben alle die Fähigkeit, solche Songs zu schreiben, wie ich sie mir vorstelle. Es war eigentlich wirklich nicht schwer, diese Leute zu finden. Ihre Namen spuckten mir ab dem Zeitpunkt im Kopf herum, als ich mich dazu entschlossen hatte, wieder eine Band zu gründen. Zuerst hatte ich Mikka Luttinen gefragt, und über ein Jahr hatten wir als Zwei-Mann-Band geprobt, und das Prinzip der Band entwickelt. Erst danach haben wir die anderen gefragt, ob sie einsteigen wollen. Wir hatten alle Zeit der Welt, das ist immer noch so. Wir machen nur ganz kleine Schritte.

Ich habe nun noch ein paar Fragen, die wahrscheinlich schon oft gehört und beantwortet hast, dennoch will ich sie auch stellen. Ist es ein Problem für dich, dass The Black League als die neue Band des Ex-Sentenced Sängers Taneli Jarva angepriesen wird?

Nun, ich bin nicht glücklich damit. Es war aber unvermeidlich. Was soll ich dazu sagen? Natürlich muss die Band bekannt gemacht werden und das funktioniert so vielleicht am besten. Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich es nicht so betonen, dass ich mal bei Sentenced war. Ich bin nicht allzu stolz auf das, was ich damals gemacht habe. Ich will mich nicht auf meinen Lorbeeren, wenn ich die jemals verdient hatte, ausruhen. Ich akzeptiere es eben.

Nun, ich würde aber schon sagen, dass du auf Amok stolz sein kannst. Dieses Album gehört wohl nicht nur zu meinen All-Time-Faves.

Es kann sein, dass es Einfluss auf die Metalszene hatte, zumindest in Finnland. Ich habe es mir schon so lange nicht mehr angehört, ich weiß gar nicht mehr genau, wie es klingt. Es interessiert mich auch nicht besonders.

Wie fühlst du dich dann, wenn du hörst, dass The Black League mit Sentenced verglichen wird? Es gib nun mal eine Parallele und das ist dein Gesang.

Sicherlich, haha. Es ist derselbe verdammte Sänger wie damals. Dagegen kann ich aber nichts tun, ich kann nun mal nicht singen, haha. Die Reaktionen spalten sich in zwei Lager: die einen sagen, Ichor knüpfe nahtlos an Amok an, was ihrer Meinung nach großartig ist. Das verstehe ich ehrlich gesagt, gar nicht. Es gibt aber auch Leute, die sagen, das Album sei großartig und hätte mit Sentenced nicht das geringste zu tun. Es überrascht mich eigentlich, dass die Meinungen so weit auseinandergehen.

Wärst du damals mit Sentenced gerne in die gleiche Richtung wie The Black League gegangen?

Ziemlich viel von dem Material auf Ichor wurde in den Neunzigern geschrieben, der älteste Song ist von 1992. Eigentlich sollte der Song auf Amok kommen, wir haben uns dann im Studio aber dazu entschlossen, ihn nicht zu verwenden, weil er einfach nicht so klingen wollte, wie ich mir es vorgestellt hatte. Zum Glück hatte ich nun die Möglichkeit, eine Version aufzunehmen, die erwachsen ist. Wir haben ein paar der Riffs, die auf Ichor gelandet sind, schon damals ausprobiert. Zu dieser Zeit war ich aber so frustriert, dass ich überhaupt nichts auf die Reihe bekommen habe. Ich befand mich wirklich in einem Loch, in dem es keine Inspiration gab. Aber ich muss auch sagen, dass ich in den Neunzigern viel geschrieben habe, von dem ich von vornherein wusste, dass es mit der Band Sentenced nicht funktionieren wird. Ich habe die Ideen dann eben für mich behalten und aufgehoben. Ich wollte damals nicht auf Teufel komm raus meine Visionen durchsetzten. Es gab eine klare Linie, ein ungeschriebenes Gesetzt, was man für Sentenced machen konnte und was nicht. Ich war nicht glücklich damals. Vielleicht habe ich schon damals unterbewusst auf einen Zeitpunkt hingearbeitet, zu dem ich in der Lage sein werde, das zu machen, was ich will, was ich immer wollte.

Du hast vorhin gesagt, dass die Songs der Grund für dich waren, wieder eine Band zu gründen. Verspürtest du in den vier Jahren, in denen du in keiner Band gespielt hast, nicht irgendwann das Bedürfnis, deine Songs auch anderen zugänglich zu machen, sie aufzunehmen?

Ich wusste von Anfang an: je länger ich warte, umso besser wird das Ergebnis. Ich hatte es nie eilig. Sir Luttinen war sehr geduldig mit mir – schließlich haben wir über ein Jahr jedes Wochenende ein bisschen geprobt, als Zwei-Mann-Band. Wir haben viel ausprobiert, viele Ideen verworfen, einfach um herauszufinden, was zu diesem Projekt passt. Damals hatten ich noch keinen Gedanken an eine Band verschwendet. Wir haben es geheim gehalten, nur ein paar Leute wussten, dass wir zusammenarbeiteten. Wir haben uns absichtlich viel Zeit gelassen, damit alles perfekt wird. Weihnachten 1998 kam dann Alexi Ranta (Gitarre) dazu. Von diesem Zeitpunkt an begannen wir nur für das Album zu proben. Ich habe den beiden versprochen, dass wir innerhalb eines Jahres das Album aufnehmen werden – dieses Versprechen habe ich dann eingelöst, nach 12 Monaten sind wir ins Studio. Alle guten Dinge wie Wein oder Whiskey brauchen Zeit zum Reifen…

Den langen Songwritingprozess kann man dem Album anmerken…

Stimmt. Es ist keine Easy-Listening Musik. Das ist auch ein Ergebnis der langen Zeit.

Ich will dann noch ein uraltes Spiel mit dir spielen: Ich nenne einen Begriff und du sagst mir, was dir dazu einfällt:

Ich hasse dieses Spiel… fang an:

Alkohol:

Kater

Finnland

Heiß. Verdammt heiß. Viel zu heiß.

Sei froh, ich fahre nachher zu einem Open-Air und hier ist es scheiß-kalt.

Oh, dann regnet es bei euch sicher noch. Auf Open Airs regnet es immer. Finnland ist, wie ich in Avalon sage: Too damn hot or to damn cold – genau das ist Finnland.

Tod:

Leben – ich habe keine Ahnung warum, mir gerade einfällt.

Spaß:

Glücklich sein. Nein, nicht wirklich. Es ist gut, wenn du dieses Gefühl verspürst. Ich bin eigentlich nicht unglücklich, aber positive Gefühle erwecken keine Musik in mir. Noch was zu Finnland: Ich denke, dass die finnische Mentalität schon ein wenig anders ist, als zum Beispiel deine. Es ist zwar stark vereinfacht, wenn man sagt, dass wir introvertierter sind. Ich weiß gar nicht, ob ich ein typischer Finne bin. Ich komme mit Leuten von anderen Ländern gut zurecht. Ich bin nur nicht immer in der Stimmung, mit Leuten, die ich gar nicht kenne, eine gute Zeit zu haben. Ich habe kein Bedürfnis, zu Fremden überfreundlich zu sein. Ich meine, ich bin höflich, aber ich muss mich nicht mit jedem anfreunden. Über Sentenced hatten sich früher manchmal auch Leute beschwert, mit uns würde man nicht zurechtkommen. Ich sagte damals manchmal: Nun, wir sind hier um zu spielen und nicht um neue Freunde zu finden. Vielleicht ist das ein Problem – aber es ist kein finnisches Problem.

Viele bringen Kaamos, die Zeit in der es nicht hell wird, mit der verschlossenen Mentalität in Verbindung…

Nun, ich glaube nicht so recht daran, dass die langen Winter wirklich so viel Einfluss haben. Vielleicht unterbewusst, keine Ahnung. Ich kann da auch nur für mich sprechen: Ich habe einige Sachen für Ichor in der Sonne Italiens geschrieben, das Wetter hatte also auf mich eher wenig Einfluss, haha. Es ist halt auch ein kleiner Mythos: Dunkelheit und Melancholie.

Ok, kommen wir zu unserem Fragebogen. Ich habe drei Fragen, die wir jedem Musiker stellen.

Oh, ich hoffe, sie sind nicht zu persönlich?

Nein, und wenn doch, beantworte sie einfach nicht…Was waren die drei letzten Alben, die dir wirklich gut gefallen haben:

Das neue Album der Rollins Band, das kickt wirklich Arsch. Die vorherigen Sachen waren ja schon fast jazzig, jetzt machen sie wieder gradlinige Rockmusik, was ich sehr schätze. Ich höre mir auch viel eine Lynyrd Skynyrd Compilation an, die Band spielte vor einigen Wochen hier und es war großartig. Das dritte wäre Powertrip of Monster Magnet. Vor einem Jahr hat mir unser Gitarrist diese Band empfohlen. Ich dachte immer, eine Band, die sich Monster Magnet nennt, kann einfach nicht gut sein, haha. Aber als ich es hörte, hat es mich umgeblasen.

Wen würdest du gerne mal treffen?

Aha. Wen will ich treffen? Ich interessiere mich nicht so sehr für Menschen. Entweder Leonardo DaVinci oder Cliff Burton. Ich würde sie nicht um ein Autogramm bitten, sondern mich einfach nur mit ihnen unterhalten. Warum mir gerade die beiden einfallen, kann ich dir gar nicht sagen.

Wie wichtig ist das Internet für Dich?

Die neuen Technologien interessieren mich eigentlich gar nicht besonders. Ich bin da ziemlich der Zeit hinterher. Ich weiß, dass all die Geräte und Computer dazu entwickelt wurden, das Leben einfach zu machen. Doch macht sogar das Handy das Leben komplizierter als es ohne der Fall wäre.

Ok, letzte Frage: Ich hoffe euch mal live zu sehen, wie sieht es aus?

Ich denke, Du wirst Gelegenheit dazu haben, ich kann aber nicht sagen wann.

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