ROCK HARD FESTIVAL 2011: Der Bericht

ROCK HARD FESTIVAL 2011 vom 10. bis 12. Juni 2011 im Amphitheater am Nordsternpark in Gelsenkirchen. Bis nächstes Jahr, zum 10-jährigen!

Es gibt diese Momente, in denen einem bewusst wird, dass man so langsam alt wird. Zum einen wäre da die Tatsache gewesen, dass ich eine Woche nach dem ROCK HARD FESTIVAL meinen dreißigsten Geburtstag feiern konnte. Aber auch das ROCK HARD FESTIVAL an sich ging dieses Jahr schon in die neunte Runde, sprich, nächstes Jahr ist Jubiläum angesagt. Über die Jahre hat sich das Festival zu meinem Stammfestival entwickelt. Ich war bisher auf jeder Ausgabe und habe auch nicht vor, dass so schnell zu ändern. Die Atmosphäre sowie das Gelände sind sicher die größten Trümpfe und lassen darüber hinweg schauen, dass man gemessen am Eintrittspreis keine großen Namen auf dem Billing zu sehen bekommt, was bei der relativ kleinen Kapazität des Amphitheaters aber auch logisch ist.

Trotzdem gab es einige Punkte zu bemängeln, auch wenn es sich hierbei nur um Kleinigkeiten handelt, möchte ich sie  nicht unerwähnt lassen. So waren die Duschen dieses Jahr ein klarer Rückschritt zum Vorjahr. Zwar hatte man dieses Mal seine eigen Kabine zum Duschen, dafür lief das Wasser aber nicht wirklich gut aus dem Raum ab, so dass man außerhalb der Duschen teilweise knöcheltief im Wasser stand. Nächstes Jahr bitte wieder den Dusch-Truck. Zum anderen war der Sound zumindest am Freitag eher zum abgewöhnen. Dieses Problem hat man aber an den folgenden beiden Tagen in den Griff bekommen.

Gut fand ich persönlich auch die Verteilung der Bands auf die drei Tage, so dass die härtere Schiene größtenteils am Freitag stattfand, während der Sonntag ganz im Zeichen des traditionellen Metals stand. Leider hatten wir dieses Jahr ziemliches Pech mit dem Wetter. Während es am Donnerstag, als noch keine Band spielte, noch sonnig war, waren die beiden Folgetage ziemlich verregnet, und erst am Sonntag zeigte sich Petrus einsichtig und verwöhnte uns mit Sonne. Aber so konnte man sich wenigstens eine Erkältung und einen Sonnenbrand holen. Ist ja auch was.

Freitag, 10.06.2011

CONTRADICTION

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Eröffneten das Festival mit einer ordentlichen Ladung Aggro-Thrash – CONTRADICTION

Als Opener hatten sich die Festivalveranstalter diesmal CONTRADICTION ausgesucht. Die Thrasher aus Wuppertal, die immerhin schon seit 1989 durch die Szene geistern, und dabei sechs Alben in Eigenregie oder über kleine Labels veröffentlichten, erwiesen sich als denkbar geeigneter Act, um die Festivalbesucher warm zu prügeln. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stand mal wieder Bassist Westi, der auch mit Kabel-Bass kaum zu bändigen war, über die Bühne tobte und in den Fotograben sprang. Mit ihrem Aggro-Thrash machten CONTRADICTION auf jeden Fall alles richtig, auch wenn das Schlagzeug leider eine ganze Ecke zu dominant im Gesamtsound war. Lediglich der Gesang war auf Dauer etwas monoton. Trotzdem eine gute Wahl als Opener.

PROCESSION

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PROCESSION-Frontmann Felipe Plaza war wohl der einzige, der sich über das Wetter freute…

Im Programmheft war noch groß angekündigt worden, dass man für den PROCESSION-Auftritt die Bühne mit schwarzen Planen verdunkeln wollte. Anscheinend war das aber dann wohl doch nicht so richtig umsetzbar oder ernst gemeint. Man weiß es nicht. Ist ja auch egal. Sänger und Gitarrist Felipe Plaza hat sich inzwischen eine schwedische Rhythmusgruppe eingestellt, wahrscheinlich weil das billiger ist, als den Rest der Band auch einzufliegen. Das sorgte natürlich für ein gänzlich anderes Erscheinungsbild, denn statt dem dicken chilenischen Bassisten vom Auftritt auf dem KEEP IT TRUE gab es jetzt das Modell schwedischer Hungerhaken, welcher sich allerdings durch ein ordentliches Maß an Bewegungsfreude auszeichnete. Das galt für den Frontmann eher nicht.

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…der Rest sah zu, dass er irgendwo unterkam.

PROCESSION spielten eine ausgewogene Mischung aus den Songs ihres aktuellen Albums Destroyers Of The Faith sowie der EP Cult Of Disease aus dem Jahr 2009. Dabei stach besonders das auf beiden Tonträgern vertretene Road To Gravegarden heraus, dass man jetzt schon als kleinen Doom-Hit bezeichnen kann. Aber auch sonst machen PROCESSION mit ihrem True Doom eine verdammt gute Figur. Felipe Plaza freute sich sogar über das miese Wetter, das ja eigentlich ganz gut zur Musik passte, leider aber den einen oder andere Zuschauer aus dem Amphitheater spülte. Der Rest inklusive des Verfassers dieser Zeilen quetschte sich unter das Dach vor der Bühne – Rückzug kam hier gar nicht in Frage. Und während die Blitze über den Himmel zuckten, freute sich Felipe Plaza immer mehr und die Köpfe der Disciples of Doom vor der Bühne wiegten sich im Sturm. Sicher ein Auftritt, der in Erinnerung bleiben wird. Und von dieser Band muss man noch einiges erwarten!

PRIMORDIAL

2007 spielen PRIMORDIAL das erste mal auf dem ROCK HARD FESTIVAL und boten einen mitreißenden Auftritt, dessen Aufzeichnung der limitierten Auflage des später im selben Jahr erscheinenden Meisterwerkes To The Nameless Dead als Bonus-CD beilag. Vier Jahre später sind die Iren zurück und haben jüngst mit Redemption At The Puritans Hand erneut ein überragendes Album abgeliefert, haben also gleich zwei neue Alben im Vergleich zum letzten Auftritt zu präsentieren. Und auf diese beiden konzentrieren sich PRIMORDIAL an diesem Abend auch.

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Hatten weniger Probleme mit Wasser von oben – PRIMORDIAL

Die Band legt, wie ich erwartet habe, mit No Grave Deep Enough, dem Opener des aktuellen Albums los und lässt Gallows Hymn folgen. Vom aktuellen Album werden noch Lain With The Wolf und Bloodied Yet Unbowed gespielt. Alan hat sich ordentlich am Schminkkästchen bedient und sieht mit Corpsepaint und Blut wahrlich furchterregend aus. Seine Performance fällt dabei leidenschaftlich und theatralisch wie immer aus. Dieser Mann lebt jeden seiner Texte. Eines der großen Highlights ist wieder einmal The Coffin Ships, bei dem Simon am Schlagzeug so richtig vom Leder zieht. Ganz groß ist auch mal wieder Gods To The Godless, das seinen Status als Rausschmeißer an Empire Falls verloren hat. Was die Ansagen angeht, hielt sich Alan dieses Mal etwas knapper als vor vier Jahren. Aber das Highlight des Tages war mit dem PRIMORDIAL-Auftritt gesetzt.

ENSLAVED

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Gingen im Soundmatsch leider etwas unter – ENSLAVED

Wer ist der coolste Poser des ganzen Festivals? Nun, ENSLAVED-Gitarrist Ice Dale, nebenbei auch noch bei den arschcoolen AUDREY HORNE in Lohn und Brot, ist auf jeden Fall ein ganz klarer Kandidat für einen Spitzenplatz. Freier Oberkörper und mit der Gitarre posen wie ein Weltmeister. Sänger und Bassist Grutle, der die Fans auf Deutsch mit Wir sind ENSLAVED aus Norwegen begrüßt, präsentiert sich als sympathischer und souveräner Frontmann. Rock´n´Roll mit Gekeife, quasi. Schade nur, dass auch hier der Soundmann den Genuss von Großartigkeiten wie Ethica Odini oder Fusion Of Sense And Earth mit einem wahren Soundmatsch trübt. Der Oldie Allfáðr Oðinn von der Hordanes Land-EP geht dabei völlig unter, genauso wie das zum Abschluss gespielte LED ZEPPELIN-Cover Immigrant Song. Wirklich schade, denn ansonsten waren ENSLAVED wieder mal eine Macht. Aber bei diesem Sound viel es schwer, sich in den Sound der Norweger fallen zu lassen. Dann doch lieber wieder bei einer Clubshow mit gutem Sound.

TRIPTYKON

Zwei Mal waren CELTIC FROST schon für das ROCK HARD FESTIVAL bestätigt, zwei Mal sind die Schweizer nicht aufgetreten. Beim ersten Mal fiel die Band kurzfristig wegen einer Krankheit von Tom Warrior aus, beim zweiten Mal hat sich die Band kurz vor dem Festival aufgelöst. Nun hat zumindest Tom es endlich nach Gelsenkirchen geschafft, wenn auch mit seiner neuen Truppe TRIPTYKON. Die haben letztes Jahr mit dem Debüt Eparistera Daimones sowie der Shatter-EP schon mal mächtig vorgelegt, so dass die Schweizer neben PRIMORDIAL für mich die interessanteste Band des Freitags waren – und auch die beste neben den Iren. TRIPTYKON eröffneten ihr Set klassisch mit dem CELTIC FROST-Smasher Procreation Of The Wicked, der auch schon auf den letzen Konzerten der Frosties den Opener abgab.

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Düster und heavy wie keine zweite Band auf dem diesjährigen ROCK HARD FESTIVAL – TRIPTYKON

Gefühlt wurde der Song an diesem Abend noch mal eine Ecke doomiger dargeboten, als mit CELTIC FROST und bildete den Auftakt zu einer gut ausbalancierten Setlist mit CELTIC FROST-Klassikern wie Circle Of The Tyrants, Babylon Fell oder Synagoga Satanae vom letzten CF-Album Monotheist. Dazu kamen die TRIPTYKON-Songs Goetia, Abyss Within My Soul sowie das epochale The Prolonging und gleich drei HELLHAMMER-Songs, namentlich The Thrid Of The Storms, Messiah und Triumph Of Death, die einen klaren Gegensatz zu den langsameren, zermalmenden Songs bildeten. Tom fühlte sich mit seiner neuen Truppe sichtlich wohl, man konnte ihn so manches Mal sogar lächeln sehen. Und auch das Publikum hat seinen Spaß, gerade bei Circle Of The Tyrants geht richtig die Post ab. Viel Bewegung gab es auf der Bühne zwar nicht, die restlichen Bandmitglieder fügten sich nahtlos ein, V. Santura unterstütze Tom zuweilen am Mikro. Trotzdem waren TRIPTYKON verdammt mächtig und ein würdiger Headliner.

Samstag, 11.06.2011

IN SOLITUDE

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Die jungen Wilden aus Schweden Teil 666 – IN SOLITUDE

Als erste Band am Samstag standen für mich die Schweden IN SOLITUDE auf dem Programm, die mit ihrem jüngst veröffentlichten Zweitwerk The World The Flesh The Devil nachhaltig Eindruck bei mir hinterließen. Bei Götz Kühnemund wohl auch, denn dieser kündigte die Band, zurückhaltend wie man ihn kennt, mit den Worten die beste Band Europas mit dem Album des Jahres an. Jawohl, die neuen THE DEVIL´S BLOOD quasi. Macht aber nix, denn geil sind IN SOLITUDE ohne Frage. Los ging es mit dem Titeltrack des aktuellen Albums bei leider mal wieder eher mäßigem Sound. Dafür geben IN SOLITUDE richtig Gas, insbesondere Sänger Pelle Åhman und Bassist Gottfrid Åhman. Musikalisch kommen die Schweden mit ihrem frühe MAIDEN treffen auf 70´s Okkult Rock als THE DEVIL´S BLOOD (ha!)-Sound beim Publikum erwartungsgemäß ziemlich gut an. Mir läuft das sowieso bestens rein. Man darf sich wirklich so langsam mal fragen, wo die Schweden diese ganzen, geilen Bands her holen, die echten Metal mit so viel Hingabe spielen und dabei auch live voll und ganz überzeugen.

 

DISBELIEF

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ROCK HARD-Leser seit Ausgabe 14 – DISBELIEF-Frontmann Jagger

DISBELIEF hatte ich schon eine ganze Weile nicht mehr live gesehen. Dementsprechend freute ich mich auf die Band um Frontmann Jagger. Und DISBELIEF demonstrierten mal eben, wie man dem Publikum heavy und tight die Fresse weg grooved. Brachiale Schönheiten wie Sick, Death Or Glory oder der Bandklassiker Misery hauen am meisten rein. Jagger gesteht, seit Ausgabe Nummer 14 ROCK HARD-Leser zu sein und widmet den Jungs daraufhin die BOLT THROWER-Hommage The Last Force: Attack!. Es sind aber vor allem die Songs von 66Sick, die am heutigen Nachmittag so richtig reinhauen, zumindest geht das mir so. Kurz und knapp: DISBELIEF waren mal wieder sau gut.

MORGOTH

Cursed von MORGOTH ist so eine Scheibe, der ich eigentlich zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe. Nun haben sich die Jungs wieder zusammen gefunden und spielen ein paar Reunion-Shows mit Fokus auf eben jenes Album. Wunderbar. Bevor MORGOTH mit ihrem Auftritt loslegten, wurde allerdings noch der Gewinner einer Gitarre und eines Verstärkers bekannt gegeben, der dafür ein paar unfassbar schwere Fragen über die Band (Mein Favorit: Wie heißt die Band. Antwortmöglichkeiten a) MORGOTH, b) MORGOTH, c) MORGOTH) beantworten musste.

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Musikalisch top mit Nachholbedarf beim Stageacting – MORGOTH

Die Band war so rein optisch doch ein wenig in die Jahre gekommen. Sänger Marc Grewe trat sogar mit Kopfsocke an. Ja wo sind wir denn hier? Stimmlich klang der Gute allerdings bösartig wie eh und je, und auch der Rest der Band war gut drauf und bot eine Reise zurück in die Anfangszeiten des Death Metal. Großartig! Dass man dabei, was das Stageacting anging mit den meisten anderen Bands des Festivals nicht mithalten konnte war zwar schade, nahm den Songs aber nichts von Ihrer Durchschlagkraft. Abrissbirnen wie Pits Of Utumno, Body Count, Sold Baptism, Under The Surface oder Isolated waren genau das, was die Death Metal-Lunatics auf dem ROCK HARD FESTIVAL brauchten. So muss diese Mucke klingen, roh und in die Fresse. Hoffentlich bleiben MORGOTH noch eine Weile zusammen und spielen noch ein paar weitere Shows. Wenn die Jungs dann etwas eingespielter sind, klappts vielleicht aich mit der Bühnen-Action besser.

 

AMORPHIS

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Wagten sich ohne Black Winter Day von der Bühne – AMORPHIS

AMORPHIS waren eine der Bands, auf die ich mich am meisten gefreut habe. Und ja, AMORPHIS können bei mir wenig falsch machen. Los ging es gleich mit zwei neuen Songs, drei weitere sollten folgen, Mermaid leider nicht. Dafür bereits als drittes das göttliche The Smoke. Aus der Zeit vor Tomi Joutsen gab es mit Against Widows und The Castaway gerade mal zwei Songs, Ja, richtig gelesen, AMORPHIS haben es tatsächlich gewagt, Black Winter Day zu unterschlagen. Aber selbst das hatte ich der Band spätestens beim Rausschmeißer House Of Sleep schon wieder verziehen. Bei so vielen wunderbaren Songs muss halt irgendwas auf der Strecke bleiben. Tomi Joutsen war der einzige Aktivposten der Band, bewegte sich mehr als alle anderen Musiker zusammen, aber AMORPHIS entsprachen ja schon immer gerne dem Klischee des eher zurückhaltenden Finnen. Den Co-Headliner-Posten haben die Finnen an diesem Abend jedenfalls zu recht inne gehabt.

ICED EARTH

Vor dem Auftritt des Samstags-Headliners ICED EARTH kündigte ROCK HARD-Chefredakteur Götz Kühnemund noch an, dass der heutige Tag der erfolgreichste der Festivalgeschichte war. Herzlichen Glückwunsch dazu! Aber kommen wir zum wichtigsten Teil des Tages.

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11. Mai 2008, Amphitheater Gelsenkirchen. Matt Barlow war endlich wieder zu ICED EARTH zurück gekehrt. Auf dem folgenden Album fand die Band zwar trotz Barlow nicht zu alter Stärke zurück, der Auftritt auf dem ROCK HARD FESTIVAL jedoch war legen… wartet… es kommt gleich… där! Drei Jahre später nun also die Wiederholung unter anderen Vorzeichen. Es ist einer der letzten Gigs mit Matt Barlow, der ICED EARTH erneut verlässt. Mit Stu Block steht der Nachfolger bereits in den Startlöchern, aber an diesem Abend sollte ein letztes Mal die magische Stimme Matt Barlows durch das Amphitheater fegen.  

 

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Und was die Setlist angeht, lassen ICED EARTH sich heute definitiv nicht lumpen. Bis einschließlich The Glorious Burden wird jedes Album mit mindestens einem Song bedacht, von letzterem gibt es mit Declaration Day einen der besseren Songs zu hören, Horror Show wird mit Jack gewürdigt, eine Wahl, die mich etwas überrascht hat, denn das Album hatte meiner Meinung nach stärkere Songs zu bieten. Hauptsächlich konzentriert sich die Setlist auf The Dark Saga und Something Wicked This Way Comes, also die beliebteste Ära der Band. So kommen von Something Wicked neben dem – sowohl auf dem Album als auch an diesem Abend – Opener Burning Times die beiden Hits Melancholy Waching Over Me sowie – als absolutes Highlight – die komplette Something Wicked-Trilogie zum Zuge. Bei den beiden Balladen singen natürlich alle mit und die Stimmung ist ganz weit oben. Matt singt göttlich, das Publikum ist begeistert, dieses Konzert wird sicher ebenso in Erinnerung bleiben wie die Comeback-Show vor drei Jahren. Aber auch die Fans der ersten Alben werden nicht vernachlässigt und kommen mit dem gigantischen Travel In Stygian, Days Of December und zum Abschluss Colours und Iced Earth auf Ihre Kosten.

Schade, dass es ICED EARTH in Zukunft wieder nur mit einer Hälfte des Dreamteams Schaffer/Barlow geben wird. Dieser Auftritt legt die Latte für Stu Block jedenfalls deutlich höher als die letzten Studioalben der Band. Die restlichen ICED EARTH-Mucker – wenn mich nicht alles täuscht ist das tatsächlich das selbe Line Up wie beim 2008er Auftritt – machen ihren Job gut, sind sicher mehr als nur gesichtslose Mietnutten, verblassen aber natürlich zwischen den beiden Menschen, die ICED EARTH geprägt haben wie sonst niemand. Ein letztes mal vereint.

Sonntag, 12.06.2011

VANDERBUYST

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Party-Mucke und Bühnen-Action zum aufwachen – VANDERBUYST

VANDERBUYST sind eine weitere Band, um die im ROCK HARD in letzter Zeit viel Wind gemacht wurde. Also schwang ich mich früh genug aus dem Zelt, um mir diese Holländer mal genauer anzusehen. Der Gitarrist war mit seinem Outfit, bestehend aus weißer Hose und entsprechender Flying V, schon mal old schoolig stilsicher dabei. Das Power Trio gab von Anfang an Vollgas, der Gitarrist und der Bassist beherrschen alle Rockstar-Posen, und der Gitarrist schneidet dazu noch eine Grimasse nach der anderen. Dazu kommen noch zwei blonde Damen auf die Bühne, die mit viel enthusiastisch talentfreiem Gehampel sowie ein paar Backing Vocals für Showeinlagen sorgen. Songs wie From Puillar To Post, Traci Lords oder Stealing Your Thunder sorgen für Party-Laune und die Band bietet die passende Performance dazu. Wieder mal eine perfekte Wahl für den Tages-Opener.

ATLANTEAN KODEX

Der Sonntag war dieses Jahr ein gefundenes Fressen für Anhänger traditionellen Stahls. Ein Hauptgrund dafür war sicher auch der Auftritt der bayrischen Epic Metaller ATLANTEAN KODEX, die letztes Jahr mit The Golden Bough ein ganz großes Album veröffentlicht haben. Laut Götz Kühnemund war sich die Band erst mal nicht sicher, ob das ROCK HARD FESTIVAL wirklich zu ATLANTEAN KODEX passen würde. Diese Bedenken dürften ziemlich schnell weg gewischt worden sein, denn von den ersten Takten des Openers From Shores Forsaken stand das bereits zahlreich anwesende Publikum wie ein Mann hinter der Band. Die textsicheren Metaller in den vorderen Reihen feierten die Band völlig ab, und Sänger Markus Becker freut sich richtig, dass das Publikum die ahaha-Chöre von Pilgrim mitsingen. Bei eben jenem Song spielt die Band noch kurz Battle Hymn von MANOWAR an.

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Ganz großes Epic Metal-Kino – ATLANTEAN KODEX

Die Musiker verfügen allesamt über einen Bewegungsradius, der dem von THE DEVIL´S BLOOD-Sängerin Farida Lemouchi verdammt nah kommt, gehen aber voll in Ihrer Musik auf, insbesondere Gitarrist Manuel Trummer, der wenigstens ein bisschen poste. Nach weiteren Göttergaben wie Marching Homeward und Atlantean Kodex beenden ATLANTEAN KODEX ihren Triumphzug mit Temple Of Katholic Magick, was Markus Becker mit mal sehen, ob Doom auch bei Sonnenschein funktioniert kommentiert. Tut er, Markus, tut er. Und ansonsten funktionierte der Epic Metal von ATLANTEAN KODEX auf dem ROCK HARD FESTIVAL ganz hervorragend. 

METAL INQUISITOR

Von bayrischem Epic Metal geben wir weiter an die Koblenzer NWOBHM. METAL INQUISITOR haben mit ihrem neuen Album ebenfalls mal wieder ein feines Stück Edelstahl abgeliefert und sind live sowieso immer sehenswert. El Rojo fantasiert zwar am Anfang noch irgendwas von Regen, der bleibt heute aber endlich mal aus und macht den Sonntag auch wettertechnisch zum Festival-Sieger. Ach ja, wann gehen Götz eigentlich beim abfeiern seiner Lieblingsbands die Superlative aus? Eine der besten deutschen Bands… Na ja, wo er recht hat, hat er recht. Und Gitarrist Blumi wird mal gleich als der deutsche Joe Satriani angekündigt. Klar, drunter macht der es nicht.

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NWOBHM aus Koblenz – Martin und Blumi von METAL INQUISITOR

Egal, wichtig ist auffem Platz also auffe Bühne. Und da punkten METAL INQUISITOR, von der Musik mal abgesehen, erneut mit sympathischen Ansagen. El Rojo erinnert sich daran, dass er beim letzten Auftritt auf dem ROCK HARD FESTIVAL noch lange Haare hatte, und dass er die ganzen jungen Leute mit Matten bis zum Arsch jetzt mal bangen sehen will. Jawohl! Mir geht die Matte zwar nur bis knapp auf die Schultern aber dafür reicht es noch. Der neue Bassist Martin “Cliff” Bubenheim, der ebenfalls aus dem Dunstkreis der Hellbangers Moselfranken stammt, ist auf jeden Fall eine ziemlich coole Sau.

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METAL INQUISITOR-Sänger El Rojo war vom Gelsenkrichener Publikum sichtlich begeistert.

Was die Setlist angeht, so konzentrieren sich METAL INQUISITOR auf ihr aktuelles Album Unconditional Absolution, was bei einem starken neuen Album und sehr begrenzter Spielzeit irgendwo verständlich ist, kramen mit, unter anderem Doomsday For The Heretic und Daze Of Avalon aber auch ein paar Songs der ersten beiden Alben aus. Diese sympathische Band kann man gar nicht oft genug sehen.

ANACRUSIS

Ich war ja schon überglücklich, dass ich ANACRUSIS letztes Jahr auf dem KEEP IT TRUE erleben durfte. Als die Band dann auch noch fürs ROCK HARD FESTIVAL bestätigt wurde, war die Freude entsprechend groß, denn das sieht man sich ja gerne noch einmal an. Gitarrist Kevin Heidbreder war in Gelsenkirchen nicht am Start und wurde von Mike Henricks vertreten. Ob das jetzt eine vorübergehende Geschichte oder endgültig ist, das habe ich nicht wirklich herausgefunden. Dafür, dass die Herren allesamt schon etwas betagter aussahen, bewegten sie sich noch recht ordentlich.

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Dem einen oder anderen vielleicht zu anstrengend – ANACRUSIS

Leider genossen ANACRUSIS nicht mehr dieselbe Aufmerksamkeit, wie zuvor noch METAL INQUISITOR, was sicher auch am deutlich eingängigeren Songmaterial der Rheinländer lag, dem einen oder anderen waren ANACRUSIS vielleicht zu anstrengend. Vor Geschmacksverirrung ist man halt auch hier nicht immer gefeit. Und dabei hauten die Amis mit Paint A Picture vom Start weg richtig rein. Es folgte das NEW MODEL ARMY-Cover I Love The World. Die Band konzentrierte sich klar auf ihre letzten beiden Alben Manic Impressions sowie Scremas And Whispers, spielten mit dem Kracher Butchers Block gegen Ende aber immerhin auch einen Song vom Debüt Suffering Hour. Direkt davor gab es noch meinen Favoriten Sound The Alarm. ANACRUSIS funktionieren live auch auf einer etwas größeren Open Air-Bühne und nicht nur auf einem Experten-Event wie dem KEEP IT TRUE, das hätten die Herren um Ken Nardi hiermit auf jeden Fall bewiesen.

 

VICIOUS RUMORS

Mensch, was habe ich diese Band lange Zeit an mir vorbei ziehen lassen. Erst letztes Jahr habe ich mir mal das selbstbetitelte dritte Album der Band zugelegt. Mit ihrem neuen Album Raziorback Killers hat die Band im ROCK HARD dieses Jahr direkt noch den Album des Monats-Titel eingesackt, man durfte also gespannt sein. Und VICIOUS RUMORS übertrafen alle meine Erwartungen. Der Pokal für die spielfreudigste Band des Festivals geht ohne Zweifel an die Männer um Geoff Thorpe, da kamen auch IN SOLITUDE nicht mehr mit. Geile, zweistimmige Gitarrenharmonien, alles zersägende Riffs und dazu ein absoluter Bomben-Frontmann, der neben seinem Wahnsinns-Organ mit Ansagen wie Isch liebe eusch Leutä punkten konnte. Mit dem Kerl haben VICIOUS RUMORS echt einen Glücksgriff gemacht, ein geiler Sänger und ein ebenfalls sauguter Frontmann. Die Band hatte extra fünf Minuten früher angefangen, um länger spielen zu können. Das nenne ich Spielfreude!

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Ein Wahnsinnssänger – VICIOUS RUMORS-Frontsau Brian Allen

Man, hat diese Band massenweise Power Metal-Hymnen am Start. Unglaublich! Dieser Auftritt wird mit Sicherheit legendär und in die ROCK HARD FESTIVAL-Historie eingehen. Vom Debüt-Kracher Soldiers Of The Night über Digital Dictator, Lady Took A Chance, Don´t Wait For Me, Worlds And Machines, Out Of The Shadows oder neues wie die HOA-Hymne Let The Garden Burn zockten sich VICIOUS RUMORS durch ihre Setlist und ließen mich wirklich mit runter geklapptem Kiefer zurück. Für mich die Überraschung des Wochenendes!

OVERKILL

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Live wie immer eine Macht, diesmal auch noch mit ollen Demo-Kamellen – OVERKILL

VICIOUS RUMORS hatten die Latte für OVERKILL verdammt hoch gehängt, aber andererseits sind die New Yorker live eine sichere Bank. Denen pisst keiner an den Zaun, so viel steht fest. Das weiß auch das Publikum, und dementsprechend ist es rappelvoll, man könnte sagen, dass OVERKILL der Headliner der Herzen waren. Los ging es mit The Green And Black, gefolgt von Evil Never Dies. Dann hieß es von Blitz nur My Deutschland is rrrrrrrrrotten to the core. Yeah! Dem konnte ich mich auch nicht mehr entziehen, und somit waren OVERKILL die einzige Band des Festivals, bei der ich mich mal wieder in den Moshpit stürzte. Und OVERKILL lieferten den passenden Soundtrack zur gepflegten Klopperei inklusive Death Rider vom Power In Black-Demo. Sehr geil war auch, dass die Doom-Walze Skullcrisher mal wieder zum Besten gegeben wurde. Ansonsten war halt alles wie immer, Oldschool, Elimination, Fuck You, Feierabend! Nein, OVERKILL lassen sich von niemandem beeindrucken und von niemandem von der Bühne blasen. Im Gegensatz zu KREATOR, bei denen sich inzwischen zumindest bei mir eine gewisse routinebedingte Müdigkeit eingeschlichen hat, kann ich mir OVERKILL immer wieder anschauen. Die Band enttäuscht nie. Niemals!

DOWN

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Live um Klassen besser als auf CD – DOWN

Nach OVERKILL auf die Bühne zu müssen ist nicht immer einfach, aber bei DOWN war kaum weniger los. Die New Orleans-Posse sieht man ja nicht all zu oft auf der Bühne. Jetzt war Südstaaten-Groove angesagt. Phil Anselmo kam im GHOST-Shirt auf die Bühne, die scheint ja momentan auch jeder zu mögen. Während der Großteil der Band, insbesondere Phil und Neu-Bassist Patrick Bruders, ordentlich Gas gaben, ließ es Kirk Windstein eher gemütlich angehen, was Phil irgendwann zu der Frage Why do you stand around like you´re playing fucking technical Death Metal? veranlasste. Damn right! Diese Mucke basiert auf Groove und Energie! Ich muss sagen, dass ich DOWN auf Platte immer noch gut, aber nicht so richtig fesselnd finde, aber live zünden Groove-Monster wie Ghost ALong The Mississippi, Lifer oder Pillars Of Eternity ohne Frage. Vor New Orleans Is A Dying Whore spielte man noch kurz das in Sweet Home Louisiana umgetextete Sweet Home Alabama von LYNYRD SKYNYRD an, und den Rausschmeißer Bury Me In Smoke nahmen DOWN mal so richtig beim Wort und sorgten für jede Menge Rauch auf der Bühne. Am Ende hat keiner der Musiker mehr sein Instrument in der Hand, sondern diverse andere Leute, der Song wird zu Ende zelebriert und Phil Anselmo küsst zum Abschied den Bühnenboden und verneigt sich vor den Fans. Wow! Nach VICIOUS RUMORS die zweite Überraschung des Tages, denn so verdammt stark hätte ich DOWN ehrlich gesagt nicht erwartet. Dann war leider schon wieder alles vorbei, das ROCK HARD FESTIVAL 2011 zu Ende und wir machten uns auf den Weg zurück zu den Zelten, die letzten Biere vernichten. Bis nächstes Jahr zum Zehnjährigen!

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