PSYCROPTIC: Rettet den Tasmanischen Teufel!

PSYCROPTIC sind mit ihrem neuen Album "(Ob)Servant" ins Haus NUCLEAR BLAST gezogen. Stilistisch hat sich bei den tasmanischen Todestechnikern deswegen jedoch nichts verändert…

 

PSYCROPTIC sind mit ihrem neuen Album (Ob)Servant ins Haus NUCLEAR BLAST gezogen. Stilistisch hat sich bei den tasmanischen Todestechnikern deswegen jedoch nichts verändert. Gitarrengefrickel trifft auf Triggerpuls, Schnelligkeit auf Komplexität. Somit Grund genug, virtuell die Reise nach Down Under anzutreten, wo zu dieser Jahreszeit Sommergefühle herrschen, und Drummer Dave (THE AMENTA, ABORTED) einige Fragen zu stellen…

Zuerst mal danke für euer neues Album (Ob)Servant, welches wieder mal zeigt, dass ihr in Sachen Spieltechnik die Hosen anhabt. Wie ist das Feedback von den Fans und der Presse bis jetzt ausgefallen? Und gibt es eine spezielle Reaktion, an die du dich erinnerst?

Das Feedback ist exzellent, bis jetzt haben wir auf dieses Album die besten Reaktionen bekommen. Wir sind sehr glücklich damit, wie das Album rausgekommen ist und dass es auch bei den Medien und den Fans so gut ankommt – das ist definitiv ein Bonus. Die letzten Wochen waren sehr hektisch, darum ist es schwer, sich an eine bestimmte Reaktion zu erinnern! Irgendwie vermischen sich die Eindrücke alle zusammen. All diese Interviews – man fühlt sich etwas wie im Nebel. Am wichtigsten ist für mich allerdings, was meine engsten Freunde vom neuen Album halten. Sie sagen mir ehrlich, was Sache ist. Sie lieben das Album – und das ist definitiv ein gutes Zeichen!

 PSYCROPTICcdcoverobservant
Als Sklave etwas überschauen: (Ob)Servant eben

Der Titel (Ob)Servant ist ja ein Wortspiel. In welchen Situationen fühlst du dich wie ein Observant, also ein Beobachter?

Gute Frage… Der Titel zielt eher darauf ab, wie es ist, als Sklave etwas zu überschauen. Ziemlich oft sind wir zufrieden damit, einfach einen Schritt zurückzumachen und zuzuschauen, wie sich die Dinge entwickeln. Quasi ein Sklave seiner selbst zu sein, durch Apathie, Angst oder Mutlosigkeit. Jede Situation ist einzigartig. Man mag in der einen alles unter Kontrolle haben, in einer anderen wird man zum Sklaven der Situation und sie kontrolliert dich.

Gibt es Situationen, in denen du dich wie ein Servant, ein Diener, fühlst?

Ja, natürlich. Ich meine, es ist sehr verlockend zu sagen Nein, nie, ich habe immer alles unter Kontrolle, aber das ist einfach eine Lüge. Wir alle müssen Geld verdienen, zum Beispiel, also bist du ein Diener. Oder wenn du zur Schule musst. Oder sonst irgendwas, das du tun musst. Manchmal sind Leute auch ihre eigenen Diener – wenn sie zum Beispiel eine Sucht haben, eine Gewohnheit, die sie nicht loswerden. Das Leben ist nicht schwarz und weiß, und obwohl man auf der einen Seite frei ist, ist man bezüglich einem anderen Lebensaspekt eben doch ein Sklave.

Deine Heimatinsel, Tasmanien, ist ja ziemlich weit weg für die meisten Leute (wenigstens für Europäer). Bedeutet es, dort zu leben, mehr Beobachter der restlichen Welt zu sein? Schließlich gibt es in eurer unmittelbaren Nähe keine Kriegsschaupätze… Und worin siehst du die Vorteile, auf Tasmanien zu leben?

Ja, ich schätze, dass wir in vielen Dingen die Welt aus der Distanz beobachten. Tasmanien ist ein sehr ruhiger und friedlicher Ort. Wir haben eine kleine Bevölkerung – gerade mal 450.000 Menschen leben hier. Der Lebensstil ist also sehr relaxt. Das ist wohl der große Vorteil daran, hier zu wohnen. Die ruhige und gleichzeitig großartige Natur dieser Insel.

Gibt es denn auch Nachteile?

Ja, die Distanz zum Rest der Welt ist gleichzeitig Vor- und Nachteil. Zum Nachteil wird es insbesondere dann, wenn du in einer Band spielst. Es kostet uns jedes Mal viel Geld, wenn wir auf Tour wollen und wir müssen weit reisen, bevor wir überhaupt zum Spielen kommen.

 PSYCROPTICband2008bildvonlabel
Ich hoffe wirklich, dass der Tasmanische Teufel uns erhalten bleibt! – Dave sorgt sich um die einheimische Fauna

Darauf kommen wir nachher noch zurück. Nochmals rasch zu Tasmanien: Hast du schon einmal einen Tasmanischen Teufel gesehen? Und ist es wahr, dass dieses sympathische Tierchen vom Aussterben bedroht ist? Wird dagegen was unternommen?

Yeah, von denen habe ich schon viele gesehen. Sie sind tatsächlich eine bedrohte Tierart. Sie haben eine Art Krebs, der sie umbringt. Das Ganze ist sehr traurig. Man unternimmt viel, um den Tasmanischen Teufel zu retten, was ich gut finde. Die Regierung isoliert die Tiere, die infiziert sind. Die Krebskrankheit verbreitet sich via Blutkontakt, also können so viele der Tiere gerettet werden. Ich hoffe wirklich, dass der Tasmanische Teufel uns erhalten bleibt!

Das hoffe ich auch. Ich war einmal ziemlich in der Nähe von Tasmanien, aber die Tasmanische See war ziemlich unfreundlich. Da Tasmanien nicht gerade ein Weekend-Ziel von Europäern ist: Wie siehts in Sachen Metal in Hobart aus? Und gibts noch andere Bands als PSYCROPTIC, die man auschecken sollte?

Die Szene ist ziemlich klein, aber sie unterstützt uns sehr, was großartig ist. Bands, die sich zum Auschecken lohnen sind RUINS, STRIBORG, ZERO DEGREES FREEDOM, INTENSE HAMMER RAGE und SEPARATIST. Alles echt coole Bands, wo sich ein Reinhören lohnt.

Und da wir es gerade von Band haben: Welche Band hat dich zum Metal gebracht? Und welche war dein Death Metal-Einstieg?

Nun, METALLICA hat mich zum Metal gebracht, als ich noch ein Kind war. Diese Band stand am Anfang meiner Metalreise, so wie bei vielen anderen Menschen. Bezüglich Death Metal waren es vor allem australische Bands. Die extremeren Seiten habe ich durch Bands wie DAMAGED, BLOOD DUSTER und ABRAMELIN kennengelernt. Ich war da etwa 14 Jahre alt. Dann habe ich mich mehr und mehr dafür interessiert und so natürlich auch noch mehr Bands entdeckt. Es war eine coole Zeit.

Ihr seid ja technisch sehr versiert. Wann hast du damit begonnen, Schlagzeug zu spielen?

Mit dem Schlagzeugspielen habe ich etwa im Alter von 13 Jahren angefangen. Richtig ernst habe ich es allerdings erst mit 16 oder 17 genommen. Jetzt bin ich 28, also bin ich schon ein ganzes Weilchen dran. Ich versuche noch immer, soviel wie möglich zu üben. Aber oft ist es, es mit allem anderen zu vereinbaren. Ich probiere aber immer, mich noch zu verbessern.

PSYCROPTIC wurde ja 1999 gegründet und hat bis jetzt vier Full Length-Alben veröffentlicht. Meistens fangen Bands ja mit Demos an und lassen auch EPs und Split-Alben vom Stapel. Warum habt ihr bis jetzt nur Full Length-Alben veröffentlicht? Oder gibt es irgendwelche geheimen Demos, von denen die restliche Welt nichts weiß? Gibt es Pläne, auch in anderen Formaten was zu veröffentlichen?

Ich sehe unser erstes Album als eine Art Demo an – wir haben nämlich einfach alle Songs, die wir damals hatten, rasch aufgenommen. Es kam trotzdem ziemlich gut raus, darum haben wir CDs gepresst, statt Tapes zu machen. Wir haben immer einfach alle Songs aufgenommen, die wir zum jeweiligen Zeitpunkt hatten, und dann das Album rausgebracht. Es gibt also keine geheimen Tapes oder so. Ich weiß nicht, ob wir mal eine EP oder eine Split machen werden. Pläne dafür gibt es auf jeden Fall nicht. Wir sehen einfach, was passiert…

Mit (Ob)Servant seid ihr ja bei NUCLEAR BLAST unter Vertrag. Warum seid ihr nicht mehr bei NEUROTIC RECORDS? Und was ist neu für euch, jetzt wo ihr bei einem so großen Label wie NUCLEAR BLAST unter Vertrag seid?

Unser Vertrag bei NEUROTIC RECORDS war erfüllt. Und es gab viele Dinge, welche dieser Zeit einen schlechten Nachgeschmack gaben. Es war einfach Zeit, das Label zu wechseln. Der NUCLEAR BLAST-Deal kam bei uns an und gab der Band einen großen Schub in die richtige Richtung. Zu unterschreiben war nicht nur geschäftlich das Beste, sondern gab uns auch einen großen Push in Sachen Motivation. Es ist großartig, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Sie machen viel für uns und das ist klasse.

Kommen wir zu (Ob)Servant. Wer war für das Artwork verantwortlich? Und hat es eine Verbindung zu den Texten auf dem Album?

Das Artwork kommt vom amerikanischen Künstler Raymond Swanland. Er arbeitet für die Computerspielefirma ODDWORLD. Wir haben ihm unsere Lyrics rübergeschickt und ihm freie Hand bei der Gestaltung gelassen. Er hat zwei Designs für das Album gemacht und sie sind einfach fantastisch! Man kann sich die CD also schon allein wegen dem Artwork kaufen…

Was natürlich ein tolles Argument in den Zeiten der Download-Mp3-Debatte ist! Aber schließlich tönt euer Album ja auch – und die Vocals klingen anders als auf Symbols of Failure. Wann habt ihr euch für diesen neuen Weg in Sachen Gesang entschieden?

Jason hatte das Gefühl, dass er die Vocals in eine neue Richtung steuern wollte. Er wollte sich nicht wiederholen. Ich finde das großartig, da wir jedes Album frisch und interessant für uns selber machen wollen. Wir haben die Gesangsentscheidungen also ganz und gar ihm überlassen.

Eure Songs sind ja schön komplex und fallen wie immer durch ansprechende Gitarrenarbeit auf. Wie sieht eigentlich der Songwritingprozess bei PSYCROPTIC aus? Benutzt ihr Computerprogramme wie beispielsweise CUBASE für das Songwriting?

Nein, nix solches. Joe schreibt meistens einen Song und wir kriegen dann sozusagen Hausaufgaben von ihm. Dann treffen wir uns, jammen, verändern, modifizieren die Strukturen und so weiter. Alle Songs entstehen anders, wir kreieren sie ganz individuell.

 PSYCROPTICband2008bildvonlabel
Man kann es nicht allen recht machen, haha – Dave steht zu seinen getriggerten Kicks

Es gibt nur etwas, was ich auf (Ob)Servant nicht mag: den künstlich klingenden Drumsound. Seid ihr Sklaven des genreeigenen Trigger-Mottos? Warum benutzt ihr keinen natürlichen Drumsound?

Alle Drums sind natürlich außer die Kicks. Man muss die Kicks triggern bei High Speed-Metal, sonst endet das Ganze im Matsch. Also – die Bassdrums sind der einzige künstliche Part. Man kann es nicht allen recht machen, haha.

Genau – und da haben wir definitiv verschiedene Ansichten… Kommen wir also zu den Texten. Titel wie Removing The Common Bond und Immortal Army Of One lassen eine individualistische Weltsicht vermuten. Gibt es ein gemeinsames Konzept, das die Lyrics auf dem Album verbindet? Oder sind es alles individuelle, voneinander unabhängige Texte?

Jeder Songtext beschäftigt sich mit einer individuellen Geschichte, aber natürlich weisen die Texte gewisse Ähnlichkeiten auf, da sie im gleichen Stil geschrieben sind. Jeder Leser kann ihnen seine eigene Interpretation geben und in ihnen sehen, was er will.

Soweit ich weiß sind zwei Bandmitglieder von PSYCROPTIC  auch bei THE AMENTA aktiv. THE AMENTA haben dieses Jahr ebenfalls ein Album veröffentlicht. Welche Band hat eigentlich Priorität? Und harmonieren die Tourpläne?

Nun, ich bin der einzige, der mit THE AMENTA zusammen was aufgenommen hat. Und PSYCROPTIC ist definitiv erste Priorität bei mir. Ich spiele mit THE AMENTA auch nicht mehr live, da ich momentan einfach keine Zeit habe. Aber das bedeutet nicht, dass ich in Zukunft nicht mehr bei THE AMENTA spiele. Einfach nicht momentan. THE AMENTA touren, PSYCROPTIC touren – zwei vielbeschäftigte Bands.

Wenn wir es grad schon von Touren haben. Ich habe euch einmal live gesehen und war hin und weg vom Gitarrenspiel. Ist eine Tour geplant um (Ob)Servant zu promoten? Falls ja, wann dürfen wir hier in Europa mit euch rechnen?

Im Januar und Februar 2009! Dann sind wir mit BLACK DAHLIA MURDER und CEPHALIC CARNAGE auf Europatour. Es wird der Killer. Wir freuen uns schon riesig darauf!

Cool! Die Standardversion von (Ob)Servant kommt mit einer Bonus-DVD. Plant ihr weitere DVD-Releases in Zukunft?

Ja, das ist definitiv geplant. Es sieht so aus, dass wir eine Live-Show aufnehmen werden und noch Backstage-Sachen dazupacken. Die Bonus-DVD fürs Album ist einfach ein Bonus, sonst nichts. Die DVD-Veröffentlichung wird dann natürlich eine professionelle Sache sein inklusive massig Bonusmaterial. Wir hoffen, dass das alles gut rauskommt.

Und wie sehen die sonstigen Zukunftspläne von PSYCROPTIC aus?

Touren, touren, touren. Unsere Art des extremen Metal für unsere Hörer spielen. Es macht uns großen Spass, unsere Musik zu kreieren und zu spielen, also werden wir das so lange tun, wie wir können.

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner