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PATH OF GOLCONDA: Mit billigem Schnaps und schwarzem Humor auf dem Weg ins Paradies

Mit “Destination: Downfall” konnten die Oberhausener PATH OF GOLCONDA ein dickes Ausrufezeichen setzen und dabei durchweg positive Kritiken einfahren. Dennoch handelt es sich auch beim mittlerweile dritten Longplayer der Band lediglich um eine Demo-CD, auch wenn der Sound wirklich erstklassig und auch die Aufmachung ziemlich aufwendig geworden ist. Schlagzeuger und Sprachrohr Roman gewährt uns einen Einblick in den kreativen Schaffensprozess der Band und gibt Auskunft über brutale Sparmaßnahmen, Gespräche mit jugendlichen Analphabeten und die Vermeidung plakativer Albumtitel:

Eine der ganz großen Hoffungen im nationalen Todesblei machte in den letzten Monaten die Runde: Mit “Destination: Downfall” konnten die Oberhausener PATH OF GOLCONDA ein dickes Ausrufezeichen setzen und dabei durchweg positive Kritiken einfahren. Dennoch handelt es sich auch beim mittlerweile dritten Longplayer der Band lediglich um eine Demo-CD, auch wenn der Sound wirklich erstklassig und auch die Aufmachung ziemlich aufwendig geworden ist. Schlagzeuger und Sprachrohr Roman gewährt uns einen Einblick in den kreativen Schaffensprozess der Band und gibt Auskunft über brutale Sparmaßnahmen, Gespräche mit jugendlichen Analphabeten und die Vermeidung plakativer Albumtitel.


Hallo, Roman! Zuallererst möchte ich mich in die durch die Bank hinweg positiven Kritiken über “Destination: Downfall” einreihen! Das Album ist wirklich klasse geworden und befindet sich auch bei mir seit Monaten in Dauerrotation – jedoch frage ich mich mit jedem weiteren Durchlauf, warum eine solch talentierte Band wie ihr immer noch ohne Plattendeal verwaisen muss. Woran hat deiner Meinung nach gelegen, dass die Labels bislang nicht auf euch angesprungen sind?

Hi, Christoph! Vielen Dank für die Komplimente! Wir sind selbst sehr zufrieden mit “Destination: Downfall” – dass die Reaktionen allerdings so euphorisch ausfallen, ist immer wieder wundervoll! Abgesehen von dem alten Argument, dass es der Musikindustrie nicht allzu gut geht, denke ich, hat es einen einfachen Grund, dass wir bisher noch nicht viel Kontakt mit Plattenfirmen hatten: Wir haben uns einfach nicht so verbissen darum bemüht! Bisher hat es auch ohne Support soweit geklappt und bis zum aktuellen Album waren wir, was den Sound angeht, auch nie so zufrieden, wie wir es sein wollten, wenn wir uns bewerben. Ich möchte von einem Label wissen, ob es sich hundertprozentig für uns einsetzen würde – dann haben wir auch an uns den Anspruch, dass wir ein hundertprozentig gutes Album verschicken!

Jetzt scheint ihr es aber tatsächlich wissen zu wollen – zumindest habt ihr für die wirklich gelungene Abmischung des Albums keinen geringeren Produzenten als Andy Classen verpflichtet… Wie kamt ihr an einen solchen Top-Mann heran und wie schwer fiel diese Investition für euch ins Gewicht?

In der Tat haben wir uns diesmal geschworen, keinerlei Kompromisse mehr einzugehen. Ich denke, die Platte hat jetzt genau den Sound, den die Songs erfordern! Wir kamen auf Andy als Produzent, weil wir seine bisherige Arbeit lieben und es immer eine Art Traum war, im Stage One aufzunehmen. Wir haben ihm dann einfach eine Vorproduktion und die alten Alben geschickt und es hat ihm total gefallen! Wir haben dann unsere Vorstellungen besprochen und Andy war einfach sehr cool. Daher fiel uns die Entscheidung nicht wirklich schwer. Wir haben dann einen brutales Sparprogramm gefahren, uns von billigem Schnaps ernährt und letztlich das Geld zusammenbekommen. Das reißt natürlich ein erhebliches Loch in die Finanzen, aber um ehrlich zu sein denken wir da wohl weniger drüber nach als andere Leute: Während wir immer wieder gefragt werden, wie oder auch wieso wir das gemacht haben, sehen wir einfach nur, dass wir mit Andy eine unglaublich gute Scheibe gemacht haben und die Zeit bei ihm eine der besten Erfahrungen war, die wir jemals gemacht haben!

Inwiefern hat Andy eure Songs im Nachhinein beeinflusst?

Andy arbeitet unglaublich zielorientiert, es gab keine Leerlaufphasen und am Ende des Tages war wieder ein großes Stück geschafft. Er hat unsere Ideen sehr ernst genommen und sich mit Änderungsvorschlägen eher zurückgehalten, weil wir so konkrete Vorstellungen hatten. Wenn er etwas anders haben wollte, hat er das mit uns besprochen. Glücklicherweise sind sowohl er als auch wir Dickköpfe, so dass sich diese Diskussionen schon mal bis in die Nacht hinziehen konnten und wir bei Tüte oder Bier darüber diskutiert haben, ob er sich weigern sollte, uns am Ende die CD auszuhändigen, wenn wir auf unserer Meinung bestehen, haha! Nein, im Ernst: Wir sind immer sehr friedlich zu einer Lösung gekommen, was auch sehr gut war: Ich hätte mir bei der ganzen Technik wahrscheinlich nicht mal selbst eine Kopie des Masters ziehen können!

Die Aufnahmen für das Album fanden lediglich innerhalb eines Monats statt, was den Verdacht mit sich bringt, dass diese Arbeiten eine eher stressige Prozedur waren, zumal euer Songmaterial ziemlich umfangreich und die Spieldauer des Demos hoch ist.

Roman: Ich möchte von einem Label wissen, ob es sich hundertprozentig für uns einsetzen würde.
Roman: Ich möchte von einem Label wissen, ob es sich hundertprozentig für uns einsetzen würde.

Oh, überhaupt nicht… ganz im Gegenteil! Die Aufnahmen verliefen mehr als entspannt, da Andy nicht nur ein perfekter Producer ist, sondern wir auch immer die Zeit hatten, Dinge durchzusprechen und Ideen auszuprobieren. Wir sind sogar in knapp zwei Wochen fertig geworden und haben in der Zeit gemerkt, wie wichtig die Atmosphäre für die Aufnahmen ist: Wir hatten zusammen eine kleine Wohnung beim Studio, die wir uns ein wenig hergerichtet haben, saßen die ganze Zeit zusammen und waren voll konzentriert auf unsere Arbeit. Wichtig war auch sicherlich, dass wir in einem abgelegen Dorf waren, was für uns als Großstadt-Menschen mehr als erholsam war! Der einzige Kontakt zur Außenwelt bestand in den Unterhaltungen mit der Dorfjugend, die hin und wieder vorbei kam, weil sie dachten, wir seien eine ganz große Nummer im Metal, vielleicht DISBELIEF oder RICHTHOFEN. Deshalb mussten wir Autogramme geben, obwohl diese Kids nicht mal wussten, wie man PATH OF GOLCONDA überhaupt schreibt, haha!

Das ist zunächst ja auch nicht ganz unbegründet, zumal wohl den Wenigsten überhaupt die Bedeutung dieses Namens geläufig ist. Kurz und knapp: Wo kommt der Name her und was verbindet ihr damit?

Unabhängig von der tatsächlichen Herkunft und mythologischer Bedeutung steht PATH OF GOLCONDA inzwischen für uns als Band für alles, was uns und unsere Musik ausmacht. Kurzgefasst bedeutet nach Golconda zu gehen, seine persönliche Erlösung zu finden und eine Art Katharsis zu erfahren – ich bezeichne es immer als Paradies für Death Metaller und denke, das trifft es ganz gut!

Okay, zurück zu eurem Studioaufenthalt: Ein längerer Arbeitszeitraum im Stage One Studio hätte die finanziellen Möglichkeiten einer Band wie euch klar überschritten. Seid ihr mit dem Ergebnis restlos zufrieden oder hättet ihr insgesamt mehr Zeit gebraucht?

Nein, wir sind restlos zufrieden! Natürlich gibt es immer etwas, was man hinterher anders gemacht hätte: eine weitere Gesangsspur oder ein Effekt auf den Drums an dieser oder jener Stelle – aber ich sehe das eher als Motivation fürs nächste Mal an anstatt als Kritikpunkt. Durch den knappen Zeitrahmen haben wir einfach unglaublich hart gearbeitet, was sehr befriedigend ist, weil man das Ergebnis jeden Tag weiter wachsen sieht. Sollten wir mit “Destination: Downfall” ein Label finden, das bereit ist, beim nächsten Studiotermin Geld für mehr Zeit locker zu machen, würden wir wahrscheinlich eher mit Sounds experimentieren oder mehr Stücke aufnehmen als zu versuchen, noch relaxter dran zu gehen! Wir brauchen ein wenig Druck und hatten auch jetzt noch die Zeit, mit Andy das ein oder andere Konzert zu besuchen und uns vor versammelter Metalprominenz im Vollrausch zu blamieren, haha!

Wie habt ihr denn vor den Aufnahmen zusammen gearbeitet? Im Booklet lasst ihr euer Songwriting als einen geschlossenen Prozess aussehen, in den die gesamte Band involviert ist. Ist das in der Praxis tatsächlich immer so oder gibt es bei euch so etwas wie einen Hauptsongwriter?

Das Cover von 'Destination: Downfall'
Das Cover von “Destination: Downfall”

Nein, es stimmt schon, dass wir alles gemeinsam machen. Ich finde es sehr wichtig, dass zu jedem Zeitpunkt jedes Bandmitglied mitbestimmen kann. Ich denke, das macht auch unseren Stil aus, da sehr oft jemand ein Riff beisteuert, das der nächste dann aufgreift, so dass das Songwriting eher ein organisches Wachsen als rationales Komponieren ist. Wir schreiben sogar gemeinsam an den Texten, was dann so aussieht, dass jene Lyrics, die Manuel oder ich verfassen, den anderen gezeigt werden und die dann ihren Eindruck der Atmosphäre schildern. Am Ende steht dann ein homogenes Gesamtbild, in dem sich jeder von uns wiederfindet. Bei “Destination: Downfall” hat diese Arbeitsweise so gut funktioniert wie noch nie zuvor, da wir ja wussten, dass es um eine Menge geht. Wir haben dann noch eine Vorproduktion gemacht, damit jeder in Ruhe nachhören kann, was ihn stört und was gut ist und letztlich haben wir eine CD geschaffen, mit der sich jeder einhundertprozentig identifizieren kann.

Was magst du persönlich am meisten an “Destination: Downfall“?

Am glücklichsten bin ich darüber, dass wir es geschafft haben, das textliche Konzept auch in sofern umzusetzen, als dass man beim Hören eine Geschichte erlebt: Die Scheibe beginnt sehr düster, und die ersten drei Songs fegen einfach alles weg. Nach “Calling the Tide” kommt dann dieses fast meditative, sehr stimmungsvolle Instrumental, was wiederum perfekt zum nächsten Song passt. “Petriachor” setzt eben diese Linie fort und ist sehr verzweifelt und gefühlvoll. Und letztlich noch “A Cannibal Crusade” als Finale im Stil alter PATH OF GOLCONDA-Stücke: Der Song macht klar, dass wir uns mitten im Strudel des Untergangs befinden und löscht auch die letzten Spuren von Hoffnung. Das Ganze wird außerdem von meiner Meinung nach großartigen Soli begleitet, da unsere Gitarristen wirklich gut die entsprechenden Stimmungen umgesetzt haben. Außerdem bin ich sehr glücklich über Manuels Gesang, der viel ausdrucksstärker ist als der Gesang auf unseren ersten Alben.

Damit wären wir auch schon beim nächsten Thema: Mit Manuel habt ihr einen neuen Sänger verpflichtet, obwohl der Vorgänger Tobias auch einen akzeptablen Job abgeliefert hatte. Was waren die Gründe für den Personalwechsel und was hat sich seitdem im Bandklima verändert?

Natürlich war auch Tobias Gesang etwas Besonderes, so dass wir nach seinem Ausstieg schon Sorgen hatten, ob wir einen Ersatz finden können. Es war jedoch so, dass wir einfach nicht mehr bereit waren, mit ihm zu arbeiten, da wir von jedem so viel Engagement wie möglich erwarten und er das bei uns nicht mehr bringen wollte. Glücklicherweise haben wir sehr schnell Manuel für unsere Idee begeistern können, dessen Gesang zwar anders ist, aber umso besser zu uns und unseren Vorstellungen passt. Seitdem hat sich das Bandklima so positiv verändert, da wir inzwischen eine totale Einheit sind. So ein Projekt wie “Destination: Downfall” umzusetzen, wäre vorher gar nicht möglich gewesen! Jetzt können wir es kaum erwarten, wieder ins Stage One zu gehen und schreiben schon wie irre an neuem Material. Manuel hat außerdem den Sound durch seinen Einfluss bereichert, indem wir nun immer öfter groovende Parts einbauen oder Thrashmäßige Elemente verwenden, was echt gut ins Gesamtbild passt.

Tatsächlich besticht “Destination: Downfall” durch verschiedenartige Einflüsse, weshalb man euren Stil nicht unbedingt einem einzigen Genre zuordnen kann. Neben klassischen Black- und Deathmetal-Anleihen finden sich wie gesagt Anbiederungen an diverse Thrash-Acts wie z.B. TESTAMENT – vereinzelt werde ich den Gedanken nicht los, dass auch der Name MACHINE HEAD für euch kein Fremdwort ist.

Das ist genau, was ich meinte: Jeder bringt ständig seine Einflüsse ein und es wird dennoch nie ein Rip-Off oder der Versuch, wie diese oder jene Band zu klingen. Tatsächlich stehen wir alle auf TESTAMENT und dieses Thrash-Zeugs. Wir würden aber nie versuchen, etwas nachzuahmen, weil es einfach zu viele gute Einflüsse gibt! Wir verbinden stattdessen lieber alles und versuchen, daraus einen neuen Gesamtsound zu kreieren – wir sind quasi ein Best-of des Metal, haha! Wichtig ist uns einfach nur, Riffs und Melodien zu finden, die unser Gefühl ausdrücken, oder eben Parts, die ordentlich nach vorn gehen. Früher wollten wir einfach Musik machen, die wir als Metalfans kaufen würden, wenn wir im Laden reinhören und das machen wir immer noch: Mal mit neuen, ungewohnten Ideen, mal mit Oldschool-Parts, die wie eine Hommage an die alten Helden unserer Jugend klingen und auf die wir dann im Proberaum rumspringen, als wären wir immer noch 14!

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Auf eurer wirklich sehr ansprechenden Homepage macht ihr schließlich auch kein Geheimnis aus diesen Einflüssen – ich finde es bemerkenswert, wie viel Arbeit ihr in diese Seite steckt. Wie wichtig ist für euch eine umfangreiche Internetpräsenz?

Oh, vielen Dank! Wenn so eine Seite einmal steht, ist es jedoch gar nicht mehr so viel Arbeit, sondern mehr eine Frage, ob man sich dafür einsetzen möchte. Es gibt so viele lieblose Seiten, die mit Flash-Scheiße möglichst profimäßig daherkommen – in der Hoffnung, Labels und so weiter zu beeindrucken. Wir wollen lieber aktuelle News zeigen oder eben Dinge, die uns persönlich ausmachen. Besonders wichtig sind da natürlich die Fans: Wir sind zum Beispiel unglaublich stolz auf unser Forum, dass inzwischen für wirklich viele Metalheads ein Treffpunkt geworden ist und für uns ein Zeichen, dass sich ein solches Engagement lohnt.

Besonders erwähnenswert sind deine schreiberischen Aktivitäten – diesen hast du auf der Homepage sogar eine eigene Rubrik gewidmet, in der du durch sogenannte “Bloodletter” auf unterhaltsame Weise die jüngsten Ereignisse um die Band Revue passieren lässt.

Haha, oh ja! Am Anfang war das mehr als Gag gedacht, um mal eine Möglichkeit zu haben, sich über das ein oder andere Thema auszulassen, ohne die News ständig voll zu müllen. Inzwischen ist es aber wirklich so, dass eine Menge Leute diese Kolumne lesen und ich böse Mails bekomme, wenn ich mal wieder zu faul war, pünktlich den aktuellen Bloodletter rein zu reichen! Natürlich macht es auch Spaß, die ganzen albernen Aktionen dieser Band zu erzählen oder den ein oder anderen Musiker etwas bloß zu stellen, weil er sich backstage volltrunken daneben benommen hat. Das Interesse der Leute an diesen Geschichten, also Sachen jenseits der Musik, ist toll!

In erster Linie erweist sich eine Website einer noch weitestgehend unbekannten Band wie PATH OF GOLCONDA doch als nützlich, wenn man die Möglichkeit eines Lauschangriffs hat – in eurem Falle findet sich stellvertretend für “Destination: Downfall” eine Mp3 Datei von “A Cannibal Crusade” auf der Seite.

Du hast Recht: Gerade als Band, die national noch nicht so bekannt ist, ist es hilfreich, über das Internet auf sich aufmerksam machen zu können. Ich freue mich immer, neben purer Information einen Eindruck über Bands zu erhalten, der durch die Art der Aufmachung, der Sprache und so weiter entsteht. Es ist schon seltsam: Noch vor kurzer Zeit war das Internet noch gar nicht so bedeutend und inzwischen ist es das Medium, das hauptsächlich das Image einer Band definiert. Vor kurzem hatten wir einen kompletten Absturz der Seite und es war, als habe man uns einen wichtigen Teil unserer Identität weggenommen.

Wieviele Demos werdet ihr denn anteilmäßig über das Internet los?

Natürlich funktioniert der Vertrieb über die Homepage recht gut: Seit “Destination: Downfall” ist es schon so, dass wir täglich eine Reihe von Bestellungen haben, und ich kaum hinterher komme, das Zeug rauszuschicken. Aber wir wollen uns nicht beschweren: Die erste Auflage der CD ist jetzt schon nahezu vergriffen und die unzähligen positiven Mails aus ganz Deutschland entlohnen natürlich alle Mühen!

Dennoch ist dies alleine ja kein Mittel, sich finanziell über Wasser zu halten. Was macht ihr hauptberuflich und wie schwer ist es für euch, den Fokus vollkommen auf PATH OF GOLCONDA zu richten?

Ein paar von uns studieren, die anderen arbeiten, das stimmt. Das macht es natürlich nicht leicht, die ganze Zeit aufzubringen, die diese Band erfordert – Konzerte und CD-Produktionen sind schließlich nur die Spitze des Eisbergs. Aber gerade der Stress oder auch die Tätigkeiten in Berufen, die herzlich wenig mit Musikmachen zu tun haben, verstärken nur unser Verlangen, uns in der Band auszuleben. Ich nutze jede freie Minute, habe ständig ein Notizbuch bei mir, um spontane Ideen aufzuschreiben und beschränke mein sonstiges freies Leben einfach auf ein Minimum! Ich glaube, ich bin derjenige in der Band, der schon die beknacktesten Sachen gemacht hat, um sich finanziell über Wasser zu halten: Momentan studiere ich, davor habe ich in einem Piercingstudio gearbeitet, in einer Behinderteneinrichtung und als Müllmann… oh Gott, ich hoffe, das liest jetzt irgendein empathischer A&R und nimmt sich endlich unserer an, haha!

Neben dem Erreichen eines Plattenvertrags ist das zweite große Ziel einer Band oft, seinen Lebensunterhalt außschließlich durch die musikalischen Aktivitäten zu verdienen. Ist dies in einer Zeit, in der selbst renommierte Acts der Szene nebenbei arbeiten müssen, überhaupt noch ein realistischer Gedanke?

Zumindest ist das kein Gedanke, an dem man sich festbeißen sollte, denn dazu gehört sicherlich mehr als nur bekannt zu sein und gute Musik zu machen. Man darf auch nicht vergessen, dass man sich in eine Abhängigkeit begibt, wenn man von der Musik leben will: Unorthodoxe Ideen müssen da zweimal durchdacht werden, bevor man kommerziellen Erfolg riskiert und es geht oft viel von der Freiheit verloren, die wir so schätzen. Ich möchte, dass der Erfolg von PATH OF GOLCONDA wächst. Sollten wir merken, dass wir soviel Tourangebote und Verkäufe haben, dass wir davon leben können, würden wir uns freuen, aber so was kommt nicht aus heiterem Himmel, sondern entwickelt sich über die Jahre.

Widmen wir uns noch einmal euren Texten: Diese sind nämlich qualitativ ähnlich hochwertig und behandeln, wie der Titel unfehlbar erkennen lässt, die menschliche Apokalypse. Zwar strotzt diese Thematik nur so vor Pathos, trotzdem kann ich mir bei einem Titel wie “Message In A Rifle” ein Schmunzeln nicht verkneifen – von Galgenhumor sollte man bezüglich eurer Texte aber nicht sprechen, oder?

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Roman: Wir sind quasi ein Best-of des Metal!

Haha, vielen Dank! Uns sind die Lyrics tatsächlich ebenso wichtig wie die Musik, da es so viele Bands gibt, die sich darauf beschränken, die gleichen Floskeln über Tod und Teufel runterzubeten, dass ich mich immer freue, Bands zu entdecken, die da etwas rausstechen. Für “Destination: Downfall” haben wir uns eine Menge Gedanken über die Texte gemacht und sie sind echt verstrickt und vielschichtig. Pathos ist da natürlich ein gutes Stichwort, weil bei aller Bedeutung ein gewisses Maß an Bombast einfach perfekt zur Musik passt. Das bedeutet bei uns aber nicht, dass wir ausschließlich todernst versuchen, das Böse zu skizzieren; eine gewisse Form schwarzen Humors zeichnet uns da schon aus. Natürlich besonders bei “Message In A Rifle” merkt man das sicher: Wir wollten einen aggressiven Gegenpol zum romantischen “Message In A Bottle” und freuen uns immer, wenn wir ein bisschen Wortwitz einbauen können. Wir haben sehr viele solcher augenzwinkernden Parts; auch unser Festival “Unleashing The Beerthirsty” zeugt wohl davon. Ich freue mich immer, wenn Leute diesen Humor verstehen und wir haben wirklich eine Menge davon!

Du hast anklingen lassen, dass das lyrische Konzept von PATH OF GOLCONDA nicht nur den rauhen Bandsonor verkörpern soll – verstecken sich also auch persönliche Bezüge zwischen den Zeilen?

Oh, es gibt eine Menge! Ich denke auch nicht, dass die Texte nur rauh sind, oftmals finde ich sie sehr gefühlvoll. Für mich müssen Lyrics immer mehrere Funktionen haben: Zum einen ist es sicher wichtig, dass sie zur Atmosphäre des Songs oder auch der Musikrichtung an sich passen. An zweiter Stelle ist dann die Geschichte, die erzählt wird: Auch Leute, die nicht vorhaben, Abhandlungen über den jeweiligen Text zu verfassen, sollen ja einen Sinn erkennen können. Und als letzte und sicherlich anspruchvollste Aufgabe sollten die Texte persönliche Themen behandeln, eben in der Metaphorik des jeweiligen Plots. Diese persönlichen Elemente sind manchmal versteckt, manchmal aber auch sehr klar. Was sollte es denn bringen, einfach irgendwelche Geschichten ohne persönlichen Bezug zu erzählen, wenn man die Möglichkeit hat, stattdessen all die Einflüsse miteinander zu verweben? Bei “Destination: Downfall” zum Beispiel findet man sehr oft Stellen, die sich auf den Weltuntergang beziehen können oder auch auf persönliche Tragödien, es gibt Zitate und den eben angesprochenen schwarzen Humor.

Trotzdem bezieht sich der Titel “Destination: Downfall” nicht auf die bevorstehende Bandkarriere, oder?

Ich hoffe nicht – aber ein Titel wie “Destination: Rockstar” wäre doch auch wirklich zu plakativ gewesen, haha!!!

Eines würde mich schlussendlich noch interessieren: Ich wage es eigentlich kaum auszusprechen, aber wie würde die Band weiterarbeiten, falls auch dieses hochkarätige Demo keinen adäquaten Abnehmer fände? Selbstfinanzierte High-End Produktionen sind sicher kein langfristiges Erfolgskonzept…

In erster Linie hoffen wir natürlich, dass wir etwas damit erreichen. Es ist aber nicht so, dass wir uns verausgabt haben und keinen Rückschlag verkraften könnten – wir machen alles, was wir tun, weil wir es wollen! Sollte also nichts weiter passieren, werden wir so weitermachen wie bisher – solange wir es uns irgendwie leisten können. Bisher konnten wir alle Unternehmungen noch durch die Bandarbeit finanzieren, weil wir einfach sehr konsequent planen. Und diese kostspieligen Kleinigkeiten wie ein mehrfarbiges Booklet sind ein Gefallen an uns selbst und den ästhetischen Anspruch, kein Versuch, im Wettbewerb bessere Karten zu haben oder so. Erfolg hängt von so vielen Faktoren und natürlich auch vom Zufall ab, dass ich denke, die einzige Möglichkeit, sich über Jahre den Spaß und die Leidenschaft zu bewahren ist, sich selbst zufrieden zu stellen. Wir haben schon wieder eine Menge Ideen fürs nächste Mal und arbeiten daran, das jetzige Ergebnis zu übertreffen!

Hoffen wir einfach mal, dass ihr in den nächsten Monaten den großen Coup landen werdet und in diesem Sinne wünsche ich dir und der Band alles Gute für die Zukunft!

Vielen Dank, wir hoffen es auch und freuen uns sehr auf das, was kommen mag! Und natürlich vielen Dank für das Interview – es hat wirklich Spaß gemacht, die wirklich coolen Fragen zu beantworten, und ich wünsche dir und Vampster alles Gute – macht weiter mit der sehr geilen Arbeit! Vielleicht sieht man sich ja mal auf einer Show!

Layout: Uwe

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