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J.B.O.: Man muss halt damit leben, dass die Leute keine Ahnung haben!

J.B.O. haben viel mehr zu bieten als lustige Coversongs und einen hohen Unterhaltungswert bei ihren Konzerten. Vito und Hannes haben sich vor ihrem Konzert im Stuttgarter LKA viel Zeit für uns genommen und unsere Fragen ausführlich beantwortet. Viel Spaß beim Lesen des Interviews, das sich rund um den wahren Blödsinn dreht, um CD-Verkäufe, Live-Auftritte, die Vorteile des Erfolgs, musikalische Reife, Ärger mit Businessleuten und vieles mehr..!

J.B.O. haben viel mehr zu bieten als lustige Coversongs und einen hohen Unterhaltungswert bei ihren Konzerten. Vito und Hannes haben sich vor ihrem Konzert im Stuttgarter LKA viel Zeit für uns genommen und unsere Fragen ausführlich beantwortet. Viel Spaß beim Lesen des Interviews, das sich rund um den wahren Blödsinn dreht, um CD-Verkäufe, Live-Auftritte, die Vorteile des Erfolgs, musikalische Reife, Ärger mit Businessleuten und vieles mehr..!

Ersteinmal Gratulation! Ihr habt die Halle heute in Stuttgart ausverkauft, und das, obwohl Metal-Konzerte hier überhaupt nicht mehr laufen und viele Bands einen weiten Bogen um die Stadt machen!

Hannes: Also in Stuttgart läufts eigentlich seit ´94 sehr gut für uns…

Veit: Das hören wir komischer weise aber in jeder Großstadt. Wenn Du in Dortmund spielst, sagen die Dortmunder “also wisst ihr, in Dortmund ist ja…”, die Münchner sagen “in München ist sonst nie was los!” und in Stuttgart “in Stuttgart ist sonst nieee was los” – das hören wir also überall!

Es ist aber wirklich so – wir fahren schon bis nach Würzburg oder Frankfurt zu Konzerten, weil hier in der Gegend nichts mehr los ist! Der Schwabe an sich ist geht halt nicht gern aus…

Hannes: Der Schwabe!!

Veit: Der Schwabe, genau! Schaffa Schaffa Häusle baua und nicht nach den schöne Mädle schaua!

Wart ihr jetzt schon auf der Gerlinger Höhe?

Veit: Du meinst wegen dem letzten Track (auf “Sex Sex Sex” – d. Verf.)? Ja, wir waren da natürlich schon! Da haben wir mal Silvester gefeiert..!

Ihr kennt bestimmt das NEW FORCE (eine sehr kuule Disco) in Erlangen? Da waren wir dieses Jahr an Silvester…

Hannes: NEW FORCE? Ja, natürlich, mein Bruder ist einer der Gründer! Wir haben übrigens damals unser erstes J.B.O. Demo exklusiv dort verkauft.

Veit: Es wurde exklusiv dort an der Theke verkauft, 1989.

Ist ja lustig! Und ´89 ist ein gutes Stichwort: J.B.O. gibt’s nun mehr als zehn Jahre…

Veit: *mehr* als zehn Jahre!

… und ihr habt euch stetig weiter entwickelt. Kommen wir mal zu eurem neuen Album “Sex Sex Sex”. Ihr wart für die Aufnahmen in Teneriffa.. warum?

Hannes: Warum nicht? Wer wäre nicht gerne auf Teneriffa?

Veit: Es gibt einen Grund, warum man zusammen irgendwo hinfährt, wo man nicht zuhause ist. Das macht man letztendlich, weil man als Band oder Produktionsteam in dieser Zeit einfach gemeinsam einen Film schieben kann. Und den kann man im Grunde nur schieben, wenn man nicht nur die Arbeitszeit sondern auch die Freizeit miteinander verbringt.

Hannes: Und wenn du nachts um drei eine Idee hast, dann kannst du die sofort im Team ausprobieren

blankVeit: Natürlich ist es dann nicht so, dass du den ganzen Tag an den Ideen dran hängst, im Grunde ist es auch so, wenn du ausgehst. Du gehst aus und hast Spaß und plötzlich kommt dir eine Idee. Dann kannst du sie sofort mit den anderen belabern. Und warum wir uns Teneriffa ausgesucht haben ist auch nicht so schwer zu erraten. Es ist einfach so, dass es in der Zeit, in der wir dort produziert haben – Februar, März, April – schön warm und bei uns scheiße ist.

Hannes: Einer J.B.O. – CD ist es durchaus zuträglich, wenn es J.B.O. bei den Aufnahmen auch gut geht! Und das war da durchaus der Fall.

Ist das Lied “Nur geträumt” auch in so einer Situation nachts um drei entstanden oder wie kam es zu dieser Idee, dieses “Hörspiel” zu machen?

Veit: Die Idee ist erst dort entstanden, ja.

Hannes: Die Idee ist auf dem Flug dorthin entstanden, wir haben es dann dort ausgearbeitet.

Das Lied ist ja sehr liebevoll gemacht

Hannes: Wir verbringen sehr viel Zeit mit der Ausarbeitung eines Songs. Es gibt Bands, die brauchen für eine Produktion vier bis sechs Wochen – wir waren rund sechs Monate im Studio!

Veit: Sechs Monate “Im Studio” ist jetzt ein bisschen übertrieben. Das klingt so, als wären wir in dieser Zeit ständig dort gewesen.

Hannes: …aber wenn Du alle Arbeitstage zusammenzählst, die wir im Studio waren, kommst Du locker auf sechs, sieben Monate. Die Aufnahmen haben sich ja über neun Monate erstreckt.

Das hört man aber auch, es gibt auf euren Alben so viele Kleinigkeiten zu entdecken…

Veit: Wir sind schon “Kleinigkeitenbastler”, das ist auf jeden Fall so.

Wir haben uns aber ehrlich gesagt ein bisschen Sorgen um euch gemacht, nach dem wir euch auf dem With Full Force (2000) gesehen haben… Wir hatten den Eindruck, dass ihr damals nicht unbedingt auf der Höhe gewesen wart.

Hannes: Ja, Du hast recht – das kann ich Dir aber auch erklären. Die Stimmung innerhalb der Band war damals nicht besonders gut, da wir schon wussten, dass Schmitti und Holmer (der ehemalige Bassist und der ehemalige Schlagzeuger – d. Verf.) ausscheiden. Da war die Stimmung natürlich nicht mehr so euphorisch. Und dann kam auch noch hinzu, dass kurz bevor wir auf die Bühne gegangen sind, unser Monitor-Pult abgeraucht ist.

Stimmt, da war was, ihr hattet ziemliche Soundprobleme.

Veit: Ja, wir mussten halt raus auf die Bühne uns haben im Prinzip nichts voneinander gehört – da kam halt eins zum anderen. Und dazu kommt noch eins – wir versuchen es live so zu machen, dass wir es live gut finden und auf CD, dass wir es auf CD gut finden. Das hat miteinander nicht viel zu tun. Auf einer CD können wir Parts vierzig mal singen bis es passt, das geht live eben nicht.

Hannes: Der Chor in “Verteidiger des wahren Blödsinns” zum Beispiel ist 96 mal Veit. Und so was geht live eben nicht, genauso kann man live eben nur eine der Gitarrenstimmen spielen.

Ja klar, das steht außer Frage. Wir haben euch ja auch schon ein paar mal live gesehen und auf dem WFF kamt ihr eben nicht so rüber wie sonst. Wir waren jedenfalls sehr erleichtert, als wir “Sex Sex Sex” in der Hand hatten und hörten, dass alles beim Alten ist.

Hannes: Wir haben aber auch andere Stimmen gehört, die gesagt haben, es wäre voll genial gewesen. Ich hab mich aber auch nicht so wohl gefühlt, ich kann also verstehen, was ihr da sagt.

Veit: Es gibt ja wiederrum auch Leute die sagen, “Sex Sex Sex” sei völliger Schrott.

Wo wir beim Thema “neues Album” sind: Ihr habt deutlich mehr eigene Songs auf dem neuen Album wie früher, wie kommt das?

Veit: Es war einfach so, dass uns mehr Ideen für eigene Songs als für Coverversionen gekommen sind. Es ist nicht so, dass wir uns gesagt haben, wir müssen jetzt mehr eigene machen, wir hatten eben mehr eigene Ideen. Es war jedenfalls nicht Kalkül den Anteil an eigenen Songs zu erhöhen, er ergab sich einfach so.

Hat es damit etwas zu tun, dass ihr durch die ganzen Cover-Geschichten wie z.B. bei JUSTICE viele Erfahrungen sammeln konntet, um diese in eure eigenen Songs einfließen zu lassen? Seid ihr dadurch sozusagen “als Musiker gereift”?

blankVeit: Das würde ja bedeuten, dass wir in der Vergangenheit weniger eigene Songs hatten, weil wir noch nicht so gereift waren..? Es ist häufig so, dass man im Auto sitzt, in der Badewanne oder auf dem Klo und bekommt eine Idee. Diese Idee soll lustig oder unterhaltsam sein und dann fragt derjenige dem es eingefallen ist die anderen “findet ihr das auch gut?”. Dann wird die Idee umgesetzt, unabhängig davon, ob es ein Cover oder eine eigene Idee ist. Uns ist die Entwicklung natürlich auch aufgefallen, dass es früher mehr Coversongs waren und heute mehr eigene Stücke sind. Es mag vielleicht sein, dass es ohne dass es uns bewusst ist, wir in dieser Zeit musikalisch gereift sind…

Hannes: …wie alter Käse…

Veit: …mag sein, mir ist das zumindest nicht bewusst.

Was ich meinte ist, dass ihr durch das häufige Spielen fremder Songs vielleicht ein Gespür entwickelt habt, wie man einen “guten” eigenen Song schreibt, was nun zum tragen kommt?

Veit: Das weiß ich nicht, ob das so ist, es kann sein. Es gibt ja aber auch genug Negativbeispiele von Covermusikern, die versuchen ihre eigene Musik zu machen und sie klingen dann genauso wie das, was sie früher immer gecovert haben. Das kann genauso in die andere Richtung gehen.

Okay. Und wo kommen euch eure besten Ideen?

Hannes: Mir kommen die meisten Ideen in der Badewanne.

Veit: Nach dem ich weniger bade sondern mehr dusche, ist das bei mir mehr verteilt. Mir ist letztens eine Idee beim Aufwachen gekommen.

Hannes: “Ich könnte mir Schuhe anziehen, wenn ich aufgestanden bin!”

Veit: Haha, genau – oder “ich könnte jetzt pinkeln gehen, dann drückt´s vielleicht nicht mehr so!”

Um aber noch mal kurz auf die Cover-Geschichte zurückzukommen: Ihr müsst einen recht vielseitigen Musikgeschmack haben.

Hannes: Wir hören beide sehr unterschiedliche Musik. Veit hört zum Beispiel auch viel Klassik und ich kann auch mal ganz softe Sachen auflegen und mir auch das wüsteste Thrash Metal Brett um die Ohren knallen, wir hören beide wirklich sehr viel verschiedene Musik. Im Grunde ist es auch so, dass ich in fast jeder Musikrichtung etwas gutes finde. Es gibt nur eine Musikrichtung in der ich wirklich nichts gutes entdecken kann, das ist die volkstümliche Musik. In der Volksmusik gibt’s schon wieder gute Sachen, selbst im Techno-Bereich gibt’s gute Sachen

Veit: Mein nächstes Konzert zu dem ich gehen werde ist Joe Jackson. Ein bekanntes Lied von ihm ist “Steppin´ Out” (sing die Melodie).

Wie sieht´s bei euch selbst eigentlich aus mit dem Touren. Macht es euch noch spaß?

Hannes: Natürlich! Auf diese Tour, die erst vor ein paar Tagen angefangen hat, habe ich mich wie ein kleines Kind gefreut. Ich sag immer, wenn ich auf Tour gehe, dann komme ich heim. Da bin ich zuhause, das ist meine Welt.

Ich stell es mir einfach schwierig vor, jeden Abend gute Stimmung auf der Bühne zu haben. Eure Fans erwarten ja auch, dass sie von euch gut unterhalten werden und dass von euch viel Spaß rüberkommt. Ist das nicht manchmal schwierig, vor allem gegen Ende der Tour?

blankHannes: Nein, es macht am Ende der Tour sogar noch mehr spaß als am Anfang. Ich bin auch hundertprozentig sicher, dass der Erfolg von J.B.O. daher kommt, dass es uns selbst soviel spaß macht. Wenn wir nur eine Show abziehen würden, würden das die Leute merken. Es passieren viele spontane Dinge auf der Bühne, so dass es für uns und das Publikum nie langweilig wird. Und wir gestalten es uns ja auch so, dass wir selbst viel Spaß daran haben. Ich möchte das Touren jetzt auch nicht als wahnsinnig große Heldentat darstellen, denn mit dem Erfolg, den wir mittlerweile haben, können wir uns ein sehr komfortables Tourleben leisten. Wir haben wirklich nichts anderes zu tun, als aus dem Nightliner auszusteigen, unseren Soundcheck zu machen – bei dem wir sogar noch die Gitarren gestimmt umgehängt bekommen – dann muss ich nur noch sagen wie ich meinen Sound haben will, dann gehen wir was essen, geben vielleicht noch ein Interview und spielen das Konzert. Dann feiern wir noch ein bisschen, fahren danach in ein gutes Hotel und dort lege ich mich dann in die Badewanne oder feier noch mit den anderen Jungs. Ich kenn es ja auch noch anders, aus früheren Zeiten, aber mittlerweile ist es so komfortabel und so geil, dass ich es auch nicht als Heldentat verstanden haben möchte.

Veit: Wir haben wirklich ein schönes Leben. Es ist vielleicht körperlich anstrengend, aber nicht scheiße. Und dazu kommt ja noch, dass wir jetzt zwei neue Jungs dabei haben, und die sind sau-kuul. Die geben uns noch zusätzlich einen Tritt in den Arsch. Es ist ja heute auch erst das dritte Konzert in der neuen Besetzung, da kann es schon noch vor kommen, dass wir einen Bock schießen, aber ich glaube, dass unser Set nach zwei Wochen noch viel mehr eingegroovt sein wird. Es ist jetzt schon super-geil aber es wird bestimmt noch besser. Das nutzt sich auch nicht ab. Es gibt ja auch Leute die sagen, mensch, ihr spielt das Lied schon seit fünf Jahren, zum 325. Mal, macht euch das Lied überhaupt noch spaß? JA!!

Hannes: Ich habe zum Beispiel sieben Jahre bei JUSTICE gespielt, und es gibt Lieder wie “Enter Sandman”, die habe ich in meinem Leben bestimmt schon sieben- oder achthundert mal live gespielt und es macht immer noch Spaß! Du musst halt auch mögen, was du da tust. Ich kenne auch Musikerkollegen die sagen “öööhhh, schon wieder dieses Lied spielen…”, dann sage ich “dann hör auf!”.

Veit: Was soll der Scheiß? Hab Spaß daran – und das mein ich ernst. Zum spielen macht es ja auch viel mehr Spaß als zu Hören, auch wenn man es ein paar hundert mal gespielt hat.

Das merkt man auch sofort, wenn man euch sieht. Ihr steht auf der Bühne uns spielt eure Lieblingssongs und die Leute jubeln euch zu… das muss doch wie ein Traum für euch sein!

Veit: Definitiv! Ja, das ist so. Das ist wunderbar.

Euer Erfolg kam zwar langsam aber sicher. Habt ihr eine Erklärung dafür?

Veit: Wenn man das genau analysieren könnte, könnte man “Erfolg” wiederholen. Ich weiß es nicht. Zwei Dinge haben aber auf jeden Fall dazu beigetragen: Der Erfolg hat damit begonnen, dass wir viel Live gespielt haben, bisher waren es bestimmt fünf- oder sechshundert Auftritte, und dass die Leute Spaß daran hatten. Und ich kann mich vielleicht an zehn Konzerte erinnern, wo wir keine drei Zugaben gespielt haben. Und das machen wir nur dann nicht, wenn die Stimmung nicht danach ist. Und der zweite Punkt ist – ich hoffe, dass das jetzt nicht arrogant klingt – dass es so was, wie wir es machen, kein zweites mal in Deutschland gibt. Ähnliches machen vielleicht noch Knorkator, die auch einen harten Sound haben und in der ein oder anderen Form auch mal lustig sein wollen. Sie gehen zwar anders an die Sache heran, bauen aber auch auf Humor. Ihr kennt wahrscheinlich beides, es ist an sich aber schon etwas anderes. Ansonsten fallen mir nur noch die Rodgau Monotones ein, die uns mit Sicherheit inspiriert haben, aber das war ja eher Blues und Rock und zwanzig Jahre her…

Aber kommen wir noch mal auf euer Image – J.B.O. sind “pink und lustig”, schränkt euch das nicht ein? Angenommen, ihr wolltet einmal etwas völlig anderes machen…

Hannes: Nun, wenn jetzt Metallica unter selben Namen auf einmal Reagge machen würden, würden auch alle denken, das ist totaler Schmarrn…

blankVeit: Es ist ja nicht so, dass wir was machen, was uns nicht gefällt. Das was wir machen, mögen wir sehr gerne. Wir haben auch immer zu uns selbst gesagt, wir dürfen immer alles machen, was wir wollen. Und wir haben auf der neuen CD zwei Stücke drauf, die nicht unbedingt Schenkelklopfer sind, und scheinbar nehmen uns auch diese Nummern die Leute ab. Damit will ich sagen, es ist immer noch “pink und lustig” aber wir dürfen trotzdem in jede Richtung ausbrechen, in die wir wollen, solange wir es vor uns selber rechtfertigen können und wir es auch selber gut finden. Sollten wir jetzt aber in der gleichen Besetzung völlig andere Sachen machen wollen, würden wir uns halt einen anderen Namen zulegen, dann gründen wir eben eine Latino-Band und die heißt dann “chhhäiibioh”, oder so.

Du erwähntest eben den Namen Metallica – denen wurde in der Metal-Szene ja total übel genommen, was sie jetzt machen

Hannes: …was ich ja *total* bescheuert finde! Aber, was man auch nicht vergessen sollte, woran machen wir das fest. Sowas macht man meistens an Leserbriefen im Metal Hammer oder Rock Hard fest, wo eben die Briefe der Leute veröffentlicht werden, die so was schreiben.

Veit: Schau dir an, wie viele CDs sie verkaufen, wie viel Erfolg sie haben…

Aber genau das ist ja das, worüber sich die Szene so aufregt…

Hannes: Das ist das Problem von den Leuten, die sich darüber aufregen. Ich bin der Meinung, dass Metallica machen dürfen, was sie wollen. Sie machen immer noch gute Musik. Wenn sie Bock darauf haben, was anderes zu machen, dann sollen sie es tun, verdammt noch mal. Wenn sie keine Lust mehr haben, Gitarre zu spielen sondern Autos anzumalen, dann sollen sie auch das tun, es ist ihr Leben! Ich finde es anmaßend jemanden vorschreiben zu wollen, was er da tut. Das hat mit Fan-tum nichts zu tun. Wenn den Leuten die neuen Platten nicht gefallen, sollen sie sich die alten anhören. Mir gefallen auch die alten besser. Dann hör ich mir halt die alten an, aber sie sollen machen was sie wollen.

Okay, das ist ein klares Statement. Jetzt aber zu was anderem: Was ist der “wahre Blödsinn”?

Veit: Das ist das Gegenteil von “falschem Blödsinn”.

blankHannes: ich würde mal sagen, es ist nicht so zu sehen, dass der “wahre Blödsinn” eine philosophische Bedeutung hat, es ist eher so zu sehen, dass dieses Lied eine Manowar-Parodie ist. Der “wahre Blödsinn” ist hauptsächlich eine Parodie auf “true Metal”. Das was wir machen ist Blödsinn, deshalb faseln wir nicht von “true Metal” sondern vom “wahren Blödsinn”.

Veit: Du kannst es aber auch so sehen, dass diese Einteilung in “true” – also “wahren” Metal – und “falschen” Metal eigentlich Scheiße ist. Und dass deswegen die Überlegung was wahrer und was falscher Blödsinn ist, völlig absurd ist. Und durch das Lied haben wir der Öffentlichkeit quasi preis gegeben, wir Schwachsinnig die Unterteilung eigentlich ist.

Hannes: Auch wenn das niemand blickt, ist das völlig egal. Es muss wirklich niemand so sehen, wie wir es meinen. Wir denken uns bei vielen Sachen was, das keiner so versteht. Und es gibt Sachen, da denken wir uns gar nichts, und alle interpretieren was rein. Das passiert genauso.

Wie ist es eigentlich für euch als Musiker, wenn in sämtlichen Artikeln auf den “Schwachsinn” abgehoben wird und eure musikalischen Qualitäten, die ja durchaus vorhanden sind, häufig gar nicht wahrgenommen werden. Ist das ein Problem für euch?

blankHannes: Das war mal so, hat sich mittlerweile aber gebessert. Es ist so, dass sich wenigstens die relevanten Medien, die sich auch mit der Musikrichtung auseinandersetzen, das erkennen und auch so schreiben. Also wenn jemand was in der Richtung schreibt, dass wir Bierzelt-Proleten sind, die ihre Instumente nicht beherrschen, dann sind das irgendwelche Stadtmagazine oder so was, und damit können wir leben. Die sollen schreiben, dass wir an dem und dem Tag da und da spielen und was sie sonst schreiben, ist egal. Die Fans erfahren dann, wo ein Konzert ist und was da sonst noch steht, ist ihnen eh wurscht.

Veit: Die Leute, die sich ernsthaft damit beschäftigen und sich das anschauen, die checken das schon auch. Also da haben wir wirklich kein Problem damit.

Hannes: Unser neuer Schlagzeuger Wolfram ist auch gefragt worden, als er bei uns eingestiegen ist, ob er damit nicht unterfordert ist….

Wolfram (der sich seit kurzem dazugesellt hatte): Ach, da kommen Leute mit den unmöglichsten Geschichten an. Es ist erstaunlich, was manche Leute so für Meinungen haben. Es geht in die eine, wie in die andere Richtung. Mache meinen “das ist ja Wahnsinn… METALLICA! Wie ihr das spielt…”. Genauso wird auf der anderen Seite oft falsch eingeschätzt, wie eine Band arbeitet. Aber damit muss man leben.

Veit: Veit: man muss damit Leben, dass die Leute blöd sind!

Hannes: …klar!

Wolfram: Man muss halt damit leben, dass die Leute keine Ahnung haben.

Haha, danke für *den* Satz! Das gibt die Überschrift für das Interview! So, wie kriegen wir jetzt wieder die Kurve… Ihr hattet in der Vergangenheit auf euren Alben eigentlich immer einen Regionalbezug, der auf “Sex Sex Sex” fehlt, wie kam das?

Veit: Früher haben wir eben nur in Erlangen gespielt und da ist der Regionalbezug natürlich wesentlich krasser, als wenn man in der ganzen Weltgeschichte unterwegs ist. Und wir haben bei der “Expliziten Lyrik” nicht damit gerechnet, dass wir einmal so weit kommen würden. Als wir 1995 die “Explizite Lyrik” produziert haben, haben wir uns darüber unterhalten, wie viele Kopien wir davon wohl verkaufen werden. Wir haben alle gesagt, so um die 5000 Stück werden wir schon verkaufen. Und der Hannes ist damals richtig nach vorne geprescht…

Hannes: …ich hab mich weit aus dem Fenster gelehnt!

Veit …ja, er hat gemeint, vielleicht verkaufen wir auch 10000..! Und da haben alle gelacht. Nach drei Monaten waren es dann 10000, nach einem halben Jahr waren es 100.000 – und damit haben wir niemals gerechnet. Inzwischen sind es wohl so um die 270.000, wir haben sogar eine goldene Schallplatte dafür bekommen.

Seid ihr dadurch auch ein bisschen vorsichtiger geworden? Es gab ja diese Geschichten mit Patrizier Bier, mit Rammstein, mit James Last…

Veit: Also das mit Patrizier Bier war jetzt nicht so wahnsinnig dramatisch. Das war ja auch noch vor der aller ersten CD, “eine gute CD zum Kaufen”, das ist im Grunde auch schon lange gegessen. Mit James Last war es auch nicht so wild, den “J.B.O.” hatten wir ja auch vorher schon geheißen, die Leute sagen ja eh nicht “James Blast Orchester”, das ist ihnen sowieso zu lang. Mit Rammstein war es eher ein Problem und das hat mich auch wirklich Nerven gekostet.

Hannes: Und Geld! Wir sind vielleicht in sofern vorsichtiger geworden, dass wenn wir etwas in der Richtung machen, dies vorher juristisch abklopfen lassen. Das wir uns erkundigen, wir haben das und das vor, geht das?

Veit: Wenn man Leute verarschen will, dann gibt’s halt immer Ärger. Da gibt es in dem Business so ein großes Umfeld, die dann einfach eine andere Wellenlänge haben.

Hannes: Es ist richtig, dass 99,9% aller Schwierigkeiten die wir kriegen, nicht von den Musikern ausgehen. Die Musiker sind meistens völlig locker. Ich hab zum Besipiel mit Udo Dirkschneider telefoniert, da wir das “Hei di hei do hei da”-Intro verwenden wollten, weil wir auch wollten, dass er damit einverstanden ist, ansonsten hätten wir es nicht gemacht. Und er hat gesagt, er fühlt sich geehrt, er hat drei J.B.O. CDs im Schrank und er freut sich, wenn wir das machen.

Veit: Und das tolle ist, dass wir für diese Geschichte den original Plattenkratzer von Accept verwenden durften. Auf der “Meister der Musik” ist der original Plattenkratzer von Accept drauf!

Hannes: Wenn Du mit den Leuten direkt sprichst, ist das oft kein Problem. Bis auf ein Musiker, dessen Name ich jetzt nicht sage, bei Rammstein, der wirklich wollte, dass wir verklagt werden.

Veit: Wobei sich aber zum Besipiel Till (Lindemann, der Sänger – d. Verf.) unseren ganzen Auftritt beim Rock Im Park angesehen hat. Da haben wir dann auch Händchen geschüttelt und uns unterhalten. Eigentlich sind´s ja auch ganz nette Jungs.

Kaum zu glauben…

Veit: Jaja!

Es kam ja in der Presse so rüber, als ob Rammstein selbst ein Problem damit hätten.

blankVeit: Wir sind ja anfangs nicht mit den Musikern in Kontakt gekommen. Uns kam da nur eine Wand von Aussagen entgegen, die nicht so toll waren und uns wurde gesagt, das kommt von der Band. Das war echt kein Spaß. Da kamen Meldungen, die waren echt nicht lustig. Da kamen Meldungen wie “wir verklagen euch in Grund und Boden”. Das waren aber Sachen, die kamen von den Business-Leuten.

Gab es schon Sachen, die ihr aus diesen oder ähnlichen Gründen von vornherein habt bleiben lassen?

Veit: Das kommt schon Vor. Bei der neuen CD gab´s ein paar schöne Sachen, die wir nicht machen durften. Zum Beispiel hätten wir gerne von ABBA “Money Money Money” gecovert, das hätte bei uns dann “Euro Euro Euro” geheißen, oder von den Beatles hätten wir gerne eine Version “Was Du brauchst ist Stahl” gemacht, das durften wir auch nicht.

Hannes: Was ich auch traurig fand – auf der “Meister der Musik” wollten wir eine Coverversion von “Don´t Cry For Me Argentina” im Beach Boys-Surfing Sound machen – “Don’t Cry For Me California”, das hätte ich auch sehr schön gefunden.

Veit: Von Oasis wollten wir einmal “Wonder Wall” covern, das hätte bei uns so geklungen – (singt)

Wer schaffts

Deiner Brust zu helfen gegen die

Schwerkraft

Das ist doch klar

Es ist der Wonderbra

Geil! Schade drum.

Hannes: Da gab es Aussagen von den betreffenden Verlagsmenschen die meinten “Boah, das ist ja genial, kann ich da ne Aufnahme haben? – Aber genehmigen können wir’s nicht.” Ich hab mich bepisst vor Lachen!

Und bei solchen Sachen geht es wirklich darum, dass es nicht genehmigt wird und nicht darum, dass die Rechte zu teuer währen? Oder wie wird so was geregelt?

Veit: Du musst ja für jede CD auch GEMA-Abgaben zahlen und je nach dem, wer der Urheber der jeweiligen Songs ist, der bekommt dann die GEMA-Ausschüttungen, die dafür bezahlt worden sind.

Das wird dann anteilig berechnet?

Veit: Genau. Wenn wir sagen, der und der Song ist von den Urhebern, dann bekommen die das GEMA-Geld.

blankHannes: Wenn du eine CD kaufst, zahlst du irgendwas in der Höhe von zwei Mark fünzig bis drei Mark an GEMA. Das wird dann aufgeteilt und jeder, der was auf der CD geschrieben hat, bekommt einen Teil davon.

Gut, jetzt ist das auch klar. Kommen wir vom Songwriting zum Gesang: Wer ist die Frauenstimme in “Freude schöner Götterfunke”?

Hannes: Das steht doch im Booklet – Anabelle G.

Ihr wart das nicht selber?

Hannes: Nein, das ist eine original Frauenstimme

Ich hätte wetten können, ihr hättet diese so schön schrecklich affektierte Frauenstimme selbst eingesungen und durch einen Effekt hochgezogen.

Hannes: Es ist zwar schon verblüffend, was man mit Effekten machen kann, aber so was nicht.

Veit: Es wäre technisch nicht möglich, dass einer von uns beiden die Stimme so macht.

Auch nicht über einen Octaver und was es da so alles gibt?

Hannes: Ja, es gibt viele Sachen, einen weiblich Veit – das geht – aber nicht in dieser Qualität

Veit: Was geht ist zum Beispiel das, was in “Elter Shelter” stattfindet. Die hohe Stimme, das bin ich. Aber du hörst auch, dass das elektronisch bearbeitet ist. Aber so eine schöne Frauenstimme elektronisch zu machen, das geht nicht.

Hannes: Ganz schön ist ja auch auf der “Meister der Musik” der kleine Junge “Großvater, erzähl mir eine Geschichte…”. Das ist auch Veit.

Veit: Die Blümchen-Geschichte auf der “Meister der Musik” ist auch eine echte Sängerin.

Hannes: Wenn das einer von uns beiden gewesen wäre, hätten wir das auch hingeschrieben.

Wir dachten uns, vielleicht ist das alles ein Insider-Gag, so was gibt´s ja auch.
Okay… abschließend hätten wir noch unseren vampster-Fragebogen an euch:

Was waren die letzten drei Alben, die euch richtig gut gefallen haben?

Hannes: Das letzte, gute war auf jeden Fall Deftones “White Pony”, dann das Soloprojekt von Ben Fold und die” Best Of Doors”

Veit: …das letzte Album, das ich mir gekauft habe war von Joe Jackson, und zwar “Night and Day II”, dann habe ich die “Halfway between the Gutter and the Stars ” von Fatboy Slim geschenkt bekommen, und dann noch At The Drive In, die CD hat glaub ich keinen Titel.

Internet und Musik – Fluch oder Segen?

Veit: Ich bin dafür, das Internet wieder abzuschaffen!

hehe, klar! Ihr habt ja selbst eine sehr schöne Homepage, die auch sehr fan-nah ist – bei vielen Bandhomepages packt einen ja eher das kalte Graußen…

Hannes: Ich find es jendefalls sehr gut, dass unsere Homepage so ist wie sie ist, und man nicht nur ein paar Tourdates und zwei Bilder darauf findet, sondern auch ein bisschen rumstöbern kann – viel mehr kann ich dazu gar nicht sagen, da ich selbst noch gar nicht im Netz bin. Aber ich finde auf jeden Fall gut, dass es das Internet gibt, denn es ist ein sehr demokratisches Medium. Ich hoffe, dass es noch demokratischer wird, wenn auch die ärmeren Länder vernünftig vernetzt werden. Es hat auch der Balkan Krieg gezeigt. Wenn Informationen raus kamen, dann war das über das Internet – weil man es einfach nicht mehr kontrollieren kann. Es kann kein Staat auf der Erde sagen “aus unserem Land kommen keine Informationen mehr raus”. Und das find ich sau gut. Wenn die Chinesen wieder Studenten erschießen wollen, dann erfahren wir das.

Veit: Das hat jetzt aber wenig mit Musik zu tun…

Das ist mal eine schöne und interessante Antwort zum Thema Internet! Und wie seht ihr das Thema als Musiker?

Hannes: Es ist wohl definitiv so, dass wir durch Sachen wie Napster und so weiter weniger CDs verkaufen.

Es gibt aber auch viele Leute, die sich über Dienste wie Napster einen Eindruck von der Musik machen und sich dann die CD kaufen, wenn sie ihnen gefällt, was sie sonst vielleicht nicht gemacht hätten.

Hannes: Ja, das gibt’s auch, aber ich denke, dass wir unterm Schnitt weniger CDs verkaufen, aber das ist eine Entwicklung, mit der wir leben müssen. Es ist ja auch so, dass die Hersteller von Fax-Geräten weniger Geräte verkaufen, seit es das Internet und eMail gibt. Neue Entwicklungen bringen für mache Leute eben auch Nachteile.

Veit: Es ist bestimmt so, dass wir auf der einen Seite weniger CDs verkaufen, weil genapstert wird, auf der anderen Seite aber neue Fans gewinnen, die von uns erst übers Internet erfahren haben.

Hannes: “Jedes Ding im Leben hat zwei Seiten”

Dann haben wir eine in eurem Fall bestimmt schwer zu beantwortende Frage: Gibt es ein ganz besonderes Live-Erlebnis

Veit: hm… Jedes Konzert!

Das ist doch mal ein gutes Schlusswort, oder?

Veit & Hannes: Moment, das Schlusswort ist…

…habt Spaß! Und guten Sex.

Wiedersehen!

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