GRAVEYARD: Total besessen vom schwedischen Death Metal-Dämon

Trotz der geographischen Situation und der Gründung anno 2007 modert, DISMEMBERd und tötet es bei den Spaniern gewaltig. Die Metalmatadore Bastard und Julkarn geben Auskunft…

 

One With The Dead verleitet einen dazu, ein Essay über die Unkaputtbarkeit schwedischen Death Metals zu verfassen. Doch GRAVEYARD, die damit ihr Debütalbum vorlegen, kommen nicht aus dem hohen Norden, sondern aus dem sonnigen Spanien. Trotz der geographischen Situation und der Gründung anno 2007 modert, DISMEMBERd und tötet es bei den Spaniern gewaltig. Nur dass eben nicht ein Elch dran glauben muss, sondern wohl eher ein Torro… Anlass genug also, mit den Death Metal-Matadoren Bastard und Julkarn ein virtuelles Gespräch zu führen…

Zuerst einmal vielen Dank für euer Debütalbum One With The Dead. Wie seid ihr mit den Reaktionen von Presse und Fans zufrieden?

Bastard: Das Feedback ist bis jetzt außordentlich gut und übertrifft unsere Erwartungen bei weitem! Ich denke, es ist ein polarisierendes Album – entweder man liebt es, oder man hasst es. Einige Magazine haben es als exzellent bewertet, andere wiederum beschweren sich darüber, dass das Album nicht originell genug sei. Originell? Death Metal? Hallo? Sorry, aber wir scheren uns nicht darum, echt. Die positiven Reviews konzentrierten sich auf die Songs und das ist wichtig für uns. Irgendwelches Geschwatz darüber, wie originell eine klassische Death Metal Band im Jahr 2009 sein kann, interessiert uns hingegen nicht.

Euren Hang zur alten Schule sieht man ja schon dem friedhofaffinen Coverartwork an. Habt ihr Angst vor dem Tod? Und gibt es ein Leben nach dem Tod?

Bastard: Als Mensch habe ich natürlich Angst vor dem Tod. Ich glaube, es gibt einfach zuviele Dinge auf diesem Planet zu tun, um ihn so bald zu verlassen. Aber meine Gefühle konzentrieren sich sowieso auf produktive Dinge. Der Tod ist ein interessantes Thema für Gespräche und Lyrics, aber diese Lyrics sind nur Lyrics, ich bin nicht vom Tod oder den Toten besessen. An einem möglichen Leben nach dem Tod war ich noch nie interessiert, weil wir es eh nie wissen werden. Falls es ein Leben nach dem Tod gibt, kontaktiere ich dich, damit du weisst, wie das Wetter ist!

Aber jetzt denke ich lieber darüber nach, was ich hier noch anstelle, bevor mein letzter Tag auf Erden gekommen ist.

Julkarn: Ich bin der todesbessessene in der Band! Ich glaube nicht an ein Leben im Jenseits, genausowenig, wie es ein Leben vor dem Leben gibt. Aber der Prozess des Todes fasziniert mich, sozusagen der Fakt, dass ein fühlendes, einzigartiges Wesen im Universum mit einem denkenden Geist, mit eigenen Gedanken und Gefühlen einfach verschwindet. Das verwirrt mich. Der Tod ist das wichtigste überhaupt, weil wir wissen, dass wir sterben werden. Du weißt nichts über deine Geburt, aber du weißt, dass du sterben wirst. Ich habe noch nicht begriffen, wie das ins Gesamtbild des Universums passt.

Hat einer von euch denn schon seine eigene Beerdigung geplant?

Bastard: Ich fühle mich nicht wohl, wenn ich von hunderten von Leuten umgeben bin, also wenn sich alle auf eine einzelne Person konzentrieren (z.B. an Konferenzen, bei Hochzeiten oder Beerdigungen). Also ziehe ich es vor, nicht darüber nachzudenken.

Meine eigene Beerdigung? Nun, ich fände es toll, wenn meine Freunde und Familie eine gute Party feiern könnten, statt zu weinen und Lobhudeleien von sich zu geben über eine Person, die nicht mehr da ist, um zu sagen He, redet nicht solchen Quatsch, ich war gar nicht so ein guter Mensch!. Definitiv nie erlauben würde ich, dass ein GRAVEYARD-Song an meiner Beerdigung gespielt wird. Das kann man schlicht nicht tun, weil es so viele Beerdigungshits von MOTÖRHEAD gibt! Beispiele wären Killed by Death, Love me Like a Reptile oder No Class. Hm, wenn ich darüber nachdenke, würde No Class perfekt zu meiner Beerdigung passen, uh!

Julkarn: 1000 Flaschen Whiskey für meine Freunde und non-stop MOTÖRHEAD die ganze Nacht – das ist meine Beerdigung!

Spanien ist dafür bekannt, sehr katholisch zu sein. Was ist eure Meinung zu Kirche und Religion? Und hat euch das jemals beeinflusst?

Bastard: Spanien ist nicht mehr so katholisch wie es vor 30 Jahren war, wenigstens wenn man sich mit jungen Leuten unterhält, die in den 80ern und 90ern gross geworden sind. Natürlich sieht und hört man vielen religiösen Mist, wenn man in die Provinz geht, aber in den grossen Städten ist die Religion völlig aus dem Leben der Menschen verschwunden. Ich bin vor 30 Jahren geboren und wurde nicht sogleich getauft – also gibt es nicht so viel katholischen Scheiß wie die Leute meinen. Und hey – die Inquisition gibt es schon lange nicht mehr!

Also habe ich auch nie die Notwendigkeit gesehen, mich gegen Religion auszusprechen. Warum sollte ich das tun, wenn vier Trillionen Black Metal-Bands schon jeden verdammten Tag darüber singen? Ich glaube nicht an Gott, aber ich schere mich auch nicht darum, wenn Millionen von blinden Leuten es tun. Das ist doch ihr Problem und nicht meins.

Julkarn: Nun, ich stimme Bastard in diesem Punkt nicht zu. Die sogenannte katholische Reconquista hat in Spanien bereits begonnen und nun haben wir all diese Bischöfe, die mit den rechts gerichteten Parteien zusammenspannen. Sie versuchen zusammen, Staat und Kirche wieder zu vereinen. Man darf nicht vergessen, dass Spanien ein nationalkatholisches Land war während 40 Jahren unter Franco. Es gab Zeiten, als 18 von 22 Ministern vom Opus Dei waren oder sonstige Priester! Diese Art von Macht wird sich die Kirche nicht so einfach nehmen lassen. Und jetzt ist der richtige Moment, um den Menschen Angst einzujagen mit dem Schreckgespenst einer moslemischen Invasion, gegen das nur die katholischen Fundamentalisten was ausrichten können. Spanien erlebt gerade die Rückkehr in die dunklen Zeiten, geführt von der katholischen Kirche.

Wofür man sich wohl kaum erwärmen kann. Wofür ihr euch jedoch hörbar erwärmt, ist Schweden. Ich denke, schwedischer Death Metal ist eine starke Inspiration für GRAVEYARD und ihr habt zudem beim Mastering von One With The Dead mit Dan Swanö zusammengearbeitet. Wie seid ihr mit ihm in Kontakt gekommen? Und wie war die Zusammenarbeit?

Bastard: Mit Dan Swanö zusammen zu arbeiten war einfach. Er ist ein sehr zuverlässiger Typ und er machte so viele Masteringtestversionen, wie wir wollten bis wir den richtigen Sound fanden. Das macht er, weil er seine Arbeit liebt. Ich glaube, es ist mehr als ein Job für ihn. Es gibt Produzenten beziehungsweise Mastering Soundtechniker, die das Ganze nur wegen der Kohle machen. Dan Swanö ist da anders. Er gibt alles, damit er die richtige Atmosphäre einfangen und dem Album die perfekte Stimmung verpassen kann. Ich glaube, wir arbeiten wieder mit ihm zusammen bei unserem nächsten Album.

Julkarn: Dan Swanö rules. Mehr muss man nicht sagen.

Die andere direkte Verbindung, die ihr zu Schweden habt auf eurem Album, ist das CANDLEMASS-Cover von A Tale Of Creation. Warum covert ihr CANDLEMASS?

Früher haben wir Covers gespielt von DEATH und BOLT THROWER. Aber irgendwann haben wir realisiert, dass wir als Death Metal-Band auch Songs aus anderen Genres als Death Metal covern können. Es macht mehr Spaß, ein Nicht-Death Metal-Cover zu machen. Dann kann man den Song sozusagen in den GRAVEYARD-Stil übersetzen und man kriegt was Neues oder zumindest etwas anderes als Resultat. GRAVEYARD hatten schon immer totalen Respekt und Ehrerbietung vor und für Doom Metal. Also waren CANDLEMASS die richtige Wahl, denn sie sind die beste Doom Metal-Band aller Zeiten!

Und welches ist dein persönliches CANDLEMASS-Lieblingsalbum?

Bastard: Ich glaube mein Lieblingsalbum von CANDLEMASS ist Nightfall. Ich mag Tales Of Creation sehr, Chapter VI und King Of The Grey Island sind ebenfalls klasse. Aber Nightfall ist ihr Highlight. Dieses Album hat einfach alles. Heaviness, eine böse Atmosphäre, Melancholie, langsame Brutalität – und es ist episch as fuck!

Julkarn: Das unterschreibe ich! Nightfall ist 100% perfekt, und knapp dahinter kommt Epicus Doomicus Metallicus.

Welche schwedische Death Metal Band und welches Album haben bei euch die Faszination für schwedischen Death Metal geweckt?

Bastard: Nun, ich sollte erwähnen, dass ich nicht fasziniert von der ganzen schwedischen Death Metal-Bewegung bin (oder jemals war). Ich bin fasziniert vom ganzen Death Metal-Ding, egal von wo es kommt! Es ist doch so, ich genieße CARCASS und MORGOTH genauso wie ich ENTOMBED und DISMEMBER geniesse. Ich ziehe es vor, es als ein großes Genre zu sehen, statt es in zehn kleine Subgenres zu unterteilen – wenn du verstehst, was ich meine.

Das erste schwedische Death Metal-Album, dem ich wie ein absoluter Maniac gehuldigt habe, war The Nocturnal Silence von NECROPHOBIC. Und das war vor 15 Jahren! Ich weiss, dass dieses Album nicht eines dieser klassichen Schweden-Death-Stockholm-Skogsberg-Death Metal-Alben ist, aber ich habe das Album vor dem Rest entdeckt. Etwas später kam dann Clandestine hier an und es gab kein Zurück!

Julkarn: Ich huldige der alten schwedischen Death Metal-Szene. Wie Bastard schon sagte, mag ich alle möglichen Bands aus verschiedenen Ländern, aber die Schweden hatten etwas so Spezielles, dass sie sich vom Rest einfach abhoben. Mein erster Kontakt mit Schweden waren GRAVE und ich liebte sie vom ersten Tag an.

Dann kaufte ich mir Left Hand Path und damit war es komplett um mich geschehen. Ich kann mich daran erinnern, wie ich dachte Okay, das ist es. Man kann nicht mehr weiter gehen bezüglich Heaviness, Düsterheit und Originalität. Aber dann fand ich DISMEMBERs Like An Ever Flowing Stream und Dark Recollections von CARNAGE. Seitdem bin ich total besessen vom schwedischen Death Metal-Dämon.

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Das erste schwedische Death Metal-Album, dem ich wie ein absoluter Maniac gehuldigt habe, war The Nocturnal Silence von NECROPHOBIC. – Bastards Geschmack spricht für sich


GRAVEYARD
wurden ja erst 2007 gegründet. Eure guten spielerischen Fähigkeiten lassen allerdings darauf schließen, dass ihr schon länger Musik macht und soweit ich weiß, seid ihr auch in anderen Bands aktiv. Was war die Motivation dafür, GRAVEYARD zu gründen? Und welche Priorität hat GRAVEYARD für euch? Ist GRAVEYARD die erste Priorität oder ein Side-Projekt für euch?

Bastard: Alle Bandmitglieder machen seit etwa 15 Jahren Metal – Heavy, Thrash, Black, Death oder Doom Metal, querbeet. Julkarn und SBE sind noch länger in der Szene aktiv, da sie ein bisschen älter sind. Es war also reiner Zufall, dass GRAVEYARD erst 2007 aufgetaucht sind und nicht schon 1997. Eigentlich wurde die Band 2001 gegründet, aber weil wir keinen Drummer fanden, legten wir GRAVEYARD bis 2007 wieder auf Eis. Dann trafen wir Gusi, der auch jetzt noch bei uns Schlagzeug spielt. Ich glaube nicht, dass unsere spielerischen Fähigkeiten so fortgeschritten sind. Vielleicht erscheinen wir kompetent, weil du uns mit den alten Bands vergleichst von damals. Aber ganz ehrlich: Ich sehe uns nicht als gute Musiker, das ist eine Beleidigung für echte Musiker, haha!

Julkarn: Wir sind ziemlich schlampige Musiker, das muss ich erwähnen. Aber wenn man genügend Attitüde, Eier, Überzeugung und Leidenschaft an den Tag legt, dann kann man wie JOE SATRIANI aussehen, haha. GRAVEYARD ist definitiv die Hauptband für uns vier. Wir spielen zwar noch immer in anderen Bands, aber wenn es um Prioritäten geht, dann ist GRAVEYARD immer unsere erste Priorität!

Wenn ihr euer Instrument besser spielen könntet, würdet ihr noch immer Death Metal machen? Oder würdet ihr dann in ein anderes Genre wechseln?

Bastard: Ich spiele seit 16 Jahren Gitarre und war nie einer dieser Wichser, die jeden Tag acht Stunden üben. Im Ernst: Manchmal spiele ich zwei Wochen lang einfach nicht. Ich bin also nicht so daran interessiert, ein besserer Musiker zu werden. Ich weiß, was ich weiß und das reicht mir. Mit meinem Wissen kann ich das spielen, was ich will, wenigstens, innerhalb der Genres, die ich mag – und das reicht mir, ehrlich.

Julkarn: Also ich bin eigentlich ein Gitarrist, spiele aber Bass. Aber wenn ich wie durch Zauberhand ein richtig guter Gitarrist sein könnte, würde ich gerne klassische Musik am Tag spielen und nachts stinkenden, rottenden, hässlichen und kranken Death Metal machen. Das wäre die perfekte Kombination.

Mit welchem Metal-Subgenre könnt ihr gar nichts anfangen?

Bastard: Ich erachte mich als jemanden ohne Scheuklappen bezüglich Metal. Ich kümmere mich nicht so groß um Genres, sondern interessiere mich eher für einzelne Bands. So mag ich zum Beispiel keinen Industrial Metal, aber die letzten Alben von SAMAEL finde ich gut. Allerdings mag ich keine einzige Band, die Rap Metal, Deathcore oder Metalcore macht. Sorry, aber das –core Ding ist nicht das meine. Meine Wurzeln sind die Hardrockbands der 70er, nicht Punk oder Hardcore. Ich respektiere –core Bands, aber ich respektiere nichts, das irgendwelchen Rap drin hat. Hip Hop und Metal sind zwei entgegengesetzte Welten und die ganze verdammte Menschheit hat den Verstand verloren, als sich die beiden vor 20 Jahren mischten…

Julkarn: Ich kann absolut nichts anfangen mit all diesem groovigen, Hüpf-Shit Metal aus den USA, mit fucking-serious-as-shit Zweiakkord-Black Metal, mit überflüssigem Frosch-Schwein Goregrind-Lärm Shit, mit allem, was das Wort Gothic enthält sowie mit fröhlichem Blumen-Sammeln Power Metal. Ja, ich bin ein miesgelauntes Arschloch, haha.

Haha. Nun, da 2009 schon fast Geschichte ist: Welches ist euer Album des Jahres (nebst One With The Dead)?

Bastard: Ich würde sagen, es sind drei: UNANIMATED mit In the Light Of Darkness, TORMENTEDs Rotten Death und TRIBULATIONs The Horrors. Meiner Meinung nach machen die Schweden die besten Alben heutzutage! Aber eigentlich müsste man noch die neuen Sachen von MORBID ANGEL abwarten, darauf wette ich! Außerhalb des Death Metal-Genres hat mir das letzte W.A.S.P.-Album gefallen – das beste, was sie in fast 20 Jahren gemacht haben! Und ISOLE hat mit Silent Ruins ebenfalls ein verdammt starkes Album abgeliefert.

Julkarn: Ich würde noch FUNEBRARUMs The Sleep Of Morbid Dreams, DEMONICALs Hellsworn, Death…The Brutal Way von ASPHYX und Fulfill The Curse von HOODED MENACE auf die Liste setzen.

Spanien hat metalmäßig ja auch einiges zu bieten, wenn man an Bands wie AVULSED, HAEMORRHAGE oder KATHAARSYS denkt. Welche anderen Bands aus dem spanischen Underground könnt ihr empfehlen?

Bastard: Spanien hatte in den letzten sechs oder sieben Jahren einige coole Bands und Alben. Mittlerweile spricht man von Spanien und der spanischen Szene – vor zehn oder fünfzehn Jahren wäre das undenkbar gewesen, denn damals waren die meisten Bands hier zu schlecht, um mit ausländischen verglichen zu werden. Empfehlen kann ich auf jeden Fall MACHETAZO, TEITANBLOOD, BALMOG, FOSCOR, LUX DIVINA, ERED, PROFUNDIS TENEBRARUM, LOOKING FOR AN ANSWER, DISHAMMER, STORMWRATH und DOMAINS… Aber die Liste könnte man noch weiterführen! Und natürlich darf man die mächtigen BARON ROJO nicht vergessen. Sie haben wieder in ihrem klassischen 80er Jahre-Line Up zusammengefunden und diese Reunion verspricht Spannendes!

Die meisten Gitarristen finden es das Spannendeste, Gitarren zu sammeln. Wieviele Gitarren braucht ein guter Gitarrist deiner Meinung nach?

Bastard: Hm, ich würde gerne Gitarren sammeln, aber leider bin ich nicht reich genug, haha! Ich habe sechs Gitarren, vier elektrische und zwei akustische. Ich werde mir eine neue Gitarre kaufen, sobald ich ein bisschen Extracash habe. Ich habe soviele Gitarren, weil ich in verschiedenen Bands spiele und jede Band ihre eigene Stimmung hat. Außerdem habe ich ein Studio, also muss ich sowieso einige Extragitarren haben, falls jemand eine braucht…

Und wie siehts mit dem bevorzugten Medienformat aus? Vinyl, CD, Tape oder Mp3?

Bastard: Nun, ich sammle keine Gitarren…aber ich sammle Platten! Ich glaube, ich habe etwa sechstausend CDs und Schallplatten, mehr oder weniger. Ich mag jedes Format. CDs sind perfekt, wenn ich zuhause bin und mir genau diese Band anhören, von welcher ich nur die CD habe. Vinyl ist großartig, wenn du in einer nostalgischen Stimmung bist, vor allem, wenn es dann auch noch eine Platte aus den 70ern oder 80ern ist.

Ich mag auch Tapes noch immer, denn ich habe hunderte aus meiner Teenagerzeit. In meinem Auto habe ich auch einen Kassettenspieler und er ist in regem Betrieb, wenn ich meine guten, alten Tapes höre (leider funktioniert die Hälfte davon nicht mehr). Mp3s habe ich natürlich auch, wie jeder andere. Auf meiner Harddisk habe ich ne Tonne Mp3s, das ist perfekt, wenn man seine Kumpels zuhause zum Feiern hat und Angst hat, die Vinylplatten oder CDs rauszuholen. Schliesslich kann man nie wissen, wie wild die Party wird und was dabei zu Bruch geht – ich weiß, wovon ich spreche, glaub mir…

Julkarn: Ich ziehe CDs Mp3s vor. Ich kaufe mir die CD, rippe sie als Mp3 und lade sie auf meinen Ipod. So muss ich nicht eine Tonne CDs rumschleppen, wenn ich unterwegs Musik hören will. Du darfst mich einen faulen Sack nennen, aber ich will es schnell und einfach, also ist der Ipod die beste Option.

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Fuck Fussball und Sport allgemein! – und Julkarn (GRAVEYARD) ist trotzdem wohnhaft in Barcelona. 

Ihr kommt ja aus Barcelona, einer Stadt, die primär für Fußball bekannt ist…

Bastard: Yeah, Barcelona ist primär für zwei Dinge bekannt: Fußball und Party (in welcher anderen Stadt darf man schon auf der Straße draußen saufen, während man von einer Menge Huren umgeben ist?). Ich bin ein FC Barcelona-Supporter seit meiner Kindheit und natürlich bin ich für den FC Barcelona.

Leider gibt es eine heikle Entwicklung hier seit einigen Jahren: Fußball mischt sich mit Politik. Das scheißt mich an, weil mir diese Verbindung von Fußball und Politik egal ist. Ich mochte zum Beispiel auch immer die Bundesliga. In den 90ern war Borussia Dortmund mein Lieblingsteam aus Deutschland. Und an die Aufstellung der deutschen Nationalmannschaft anno 1990 in Italien kann ich mich noch heute erinnern. Was für ein tolles Team!

Julkarn: Fuck Fußball und Sport allgemein!

Haha, gegensätzlicher könnten die Antworten nicht sein. Ihr habt ja die Bühne schon mit bekannten Bands wie NIFELHEIM oder ASPHYX geteilt. Welches wäre denn eure Traumband, mit der ihr gerne mal auftreten würdet?

Bastard: Hm, dürfte ich sagen MOTÖRHEAD? Haha. Ich weiß nicht, aber es wäre auch eine Ehre mit DISMEMBER, MORBID ANGEL, BOLT THROWER, CARCASS oder AUTOPSY zu spielen. Leider touren diese Bands meistens mit ihren eigenen Supportbands und es ist sehr schwer, an solche Gigs zu kommen.

Julkarn: MOTÖRHEAD, ohne Wenn und Aber. Schon nur die Möglichkeit, mit Lemmy ein Glas Whiskey zu trinken wäre jede Mühe und Anstrengung im Vorfeld wert.

Wenn ihr die Möglichkeit hättet, mit METALLICA oder SLAYER zu touren, für wen würdet ihr euch entscheiden?

Bastard: Da mich die aktuellen Werke der beiden Bands absolut Null interessieren, würde ich wohl sagen: mit METALLICA. Sie sind die berühmtere Band und haben mehr Geld beziehungsweise ein größeres Budget! Ich glaube allerdings nicht, dass GRAVEYARD dem METALLICA-Publikum gefallen würde, ehrlich. Warum hast du MOTÖRHEAD nicht zur Auswahl angeboten?!?

Julkarn: SLAYER, definitiv. Ich verehre Kill `em all, aber das wars. SLAYER hingegen waren überragend bis Seasons In The Abyss. Und wenn es nur das ist – ich entscheide mich für SLAYER.

Und ich habe das Gefühl, dass sich auch Julkarn für MOTÖRHEAD entscheiden würde, wenn sie auf der überarbeiteten Liste wären. Wie sieht es denn mit realen Touren aus? Wird es eine Tour geben, um One With The Dead zu promoten?

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Leute, die sich die siebte Show reinziehen, würden wohl vier zurückgebliebene Zombies auf der Bühne sehen. – Trotz tollem Album One With The Dead wird es wohl keine  GRAVEYARD-Tour geben.

Bastard: Ich glaube nicht. Wenn du auf eine Tour willst, musst du mit einer Managementfirma und einer Booking Agency zusammenarbeiten. Die organisieren dann alles und haben auch die nötigen Kontakte. Natürlich kann man eine Tour auch selber organisieren, aber das bedeutet gewöhnlich eine gigantische Geldverschwendung. Da drei von uns arbeitslos sind, macht das überhaupt keinen Sinn. Außerdem weiß ich nicht, ob ich wirklich einen Monat von Zuhause weg sein wollen würde. Manchmal haben wir zwei Shows hintereinander und ich brauche dann eine Woche, um mich davon zu erholen. Stell dir vor, es wären 30 Shows! Ich spiele also lieber einzelne Gigs hier und da, statt auf Tour zu gehen.

Mit GRAVEYARD kriegen wir einige Anfragen für Konzerte via Telefon oer E-mail, auch aus anderen Ländern oder spanischen Städten. Unsere Spesen werden jeweils übernommen (wir spielen also gratis), und das ist schon ungewöhnlich, zumindest für spanische Bands. Also müssen wir uns nicht um die Reise- und Hotelkosten kümmern, weil die für uns übernommen werden.

Julkarn: Neben dem, was Bastard schon gesagt hat, muss ich ergänzen, dass wir ein gewisses Problem mit Alkohol haben. Ich glaube, wir würden keine Woche durchhalten. Die Leute, die an den dritten Gig der Tour kommen würde, würden lediglich eine Gruppe von betrunkenen Idioten auf der Bühne sehen. Und die Leute, die sich die siebte Show reinziehen, würden wohl vier zurückgebliebene Zombies auf der Bühne sehen. Also denke ich nicht, dass eine Tour eine gute Idee wäre.

Wie sieht dann die Zukunft von GRAVEYARD aus?

Bastard: Im Januar veröffentlichen wir One With The Dead auf Vinyl via ANTICHRISTIAN FRONT RECORDS. Fast gleichzeitig kommen auch zwei 7 Inch-Splitscheiben. Eine mit den spanischen Thrashern REDIMONI und eine mit den schwedischen Alkoholmetalhelden NOMINON.

Wir haben außerdem einige bestätigte Shows in Barcelona, Zaragoza, Madrid und Milan mit Bands wie DECAYED, DISHAMMER, TORMENTED und HORRID. Ich denke, wir werden im Herbst mal anfangen, am neuen Album zu arbeiten, damit dieses entweder Ende 2010 oder Anfang 2011 erscheint!

Danke fürs Beantworten meiner Fragen!

Bastard: Vielen Dank für deine Zeit und die andersartigen Fragen! Manchmal ist es ziemlich langweilig, dasselbe immer und immer wieder zu beantworten.

Julkarn: Danke für den Support. See you in the grave!

Bilder: SURESHOTWORX
Layout: Arlette Huguenin D.

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