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CALIBAN: Mit Anders Friden beim Sänger-Casting

CALIBAN haben mit ihrem aktuellen Streich "The Opposite From Within" bewiesen, dass die Leistung des Vorgängers "Shadow Hearts" noch ausbaufähig war. Ihre Live-Qualitäten stellten sie zudem auf etlichen Bühnen dieser Welt unter Beweis und erspielten sich einen soliden Status, sowie viele neue Fans. Grund genug mit Gitarrist Marc über Veränderungen, Tour-Höhepunkte, Sängerverwirrungen und die Musik allgemein zu plaudern.

CALIBAN haben mit ihrem aktuellen Streich The Opposite From Within bewiesen, dass die Leistung des Vorgängers Shadow Hearts noch ausbaufähig war. Ihre Live-Qualitäten stellten sie zudem auf etlichen Bühnen dieser Welt unter Beweis und erspielten sich einen soliden Status, sowie viele neue Fans. Grund genug mit Gitarrist Marc über Veränderungen, Tour-Höhepunkte, Sängerverwirrungen und die Musik allgemein zu plaudern.


Hallo, und erst mal herzlichen Glückwunsch zu eurem neuen Album. Wie würdest du das Teil beschreiben, was hat sich verändert, in Bezug auf eure vorherigen Veröffentlichungen?

Also, ich versuch das mal im Vergleich zur Shadow Hearts zu erklären. Wir finden, dass die neue Platte kompakter ist und songwriterisch mehr auf den Punkt kommt. Wir haben nicht mehr so viele Riffs, wie wir vorher hatten und die Songs sind meistens kürzer, wodurch der Groove besser fließt und das ganze auch aggressiver wirkt. Den cleanen Gesang finden wir definitiv besser als auf allen anderen Alben zuvor, auch wenn er nicht so wirklich viel mehr geworden ist.

Also, mir kommt es schon so vor, als ob der cleane Gesang ganz schön zugenommen hat…

Ja, ich glaube zwölf Songs sind drauf, wovon sieben Songs mit cleanem Gesang sind und fünf ohne. Früher hatten wir glaub ich fünf mit und sieben ohne, also ist es jetzt quasi umgedreht, grob gesagt.

Wer singt denn jetzt überhaupt die cleanen Parts auf der neuen CD?

Das ist jetzt eine ziemlich komplizierte Geschichte, und zwar waren wir alle der Meinung, dass unser – sag ich jetzt mal – Schreihals das nicht unbedingt hundertprozentig hinbekommt. Deshalb wollten wir eigentlich ein sechstes Mitglied in die Band holen, weil wir einfach Wert auf den cleanen Gesang legen, den wir auch auf jeden Fall weiterführen und ausbauen wollten. Hauptsächlich, weil wir finden, dass die Musik dadurch interessanter wirkt. Das sechste Mitglied sollte dann ein Freund von uns sein, Kai, der dann auch mit ins Studio kam. Das hat zwar eigentlich geklappt, aber wir merkten dann doch recht schnell, dass das mit Kai als Bandmitglied nicht richtig hingehauen hätte. Er war etwas hibbelig und hätte außerdem zu wenig Zeit gehabt, die ganzen Touren zu machen. Im Studio hat er die Parts dann trotzdem gesungen, aber dabei haben wir und er schon gemerkt, dass das Ganze nicht wirklich was für ihn und uns ist. Schon das Rumhängen im Studio war nichts für ihn, da hilft auch seine super Stimme nichts. Zum Glück hat dann allerdings unser Gitarrist, Denis, im Regieraum gesessen, als Kai gesungen hat und hat mitgesummt und mitgesungen, worauf unser Produzent Anders Friden sagte: Moment mal, du singst ja mit, du kannst ja singen! Denis antwortete: Nein, ich kann nicht singen, ich hab vorher noch nie gesungen! Anders dann: Natürlich kannst du singen, du singst jetzt! Also haben wir ihn mehr oder weniger in die Kabine geprügelt und er konnte tatsächlich singen.

Hat Denis das Album dann also eingesungen?

Nein, eingesungen hat es definitiv Kai.

Aber live macht das dann Denis?

CALIBAN
Also haben wir ihn mehr oder weniger in die Kabine geprügelt und er konnte tatsächlich singen. Bei CALIBAN werden Gesangsleistungen anders entdeckt.

Live und auf allen nächsten Plattenaufnahmen macht das dann Denis. Komischerweise hat er zum Glück fast die selbe Stimme, wie Kai. Im Studio waren wir halt fertig, hatten nicht mehr soviel Zeit und haben auch nicht so den Sinn drin gesehen, alles vom Kai noch mal zu löschen und den Denis noch mal darüber singen zu lassen. Es war viel und auch gut, und da er sowieso fast die gleiche Stimme hat haben wir dann gesagt, dass wir das so lassen. Live kriegt der Denis das eigentlich schon gut hin, er muss halt auf jeden Fall einen guten Monitorsound haben, damit er sich richtig hört, damit das auch gut klappt. Teilweise ist er sich etwas unsicher, weil er das eben noch nie gemacht hat, aber mittlerweile kriegt er das echt gut hin und ab jetzt wird Denis definitiv immer live und auf Platte singen.

Wie war das denn auf der letzten Tour, da hat das der Andy doch alles gesungen, oder?

Auf welcher Tour? Auf der IN FLAMES-Tour oder davor?

Davor.

Da hat Andy das immer selber gemacht, womit wir aber alle nicht so hundertprozentig zufrieden waren.

Bei den cleanen Parts kommt mir alles mehr in Richtung Emo vor, ein bisschen eingängiger. Habt ihr da Wert drauf gelegt, oder kam das einfach so?

Das kam irgendwie. Was ich allerdings finde, ist, dass die Melodien vom Instrumentalen her, vor allem auch beim ersten Song The Beloved And The Hatred, nicht wirklich depressiv sind, sondern eher schön. Der Gesang ist dann zwar etwas trauriger, aber wir wollten halt, dass die Melodien nicht unbedingt langsamer werden. Meistens sind die ja im gleichen Tempo und nicht viel akustisch, sondern normal durchgespielt. Und, ja, eigentlich wollten wir es schon eingängiger haben. Im Grunde wollten wir es so haben, wie es eben jetzt ist. Auf der vorigen Platte waren wir mit ein paar Gesangsszenen nicht so hundertprozentig zufrieden, deswegen haben wir da diesmal sehr viel Wert draufgelegt und auch ziemlich lange dran gearbeitet.

Das siebte Lied, wie heißt es jetzt, Certainly Corpses Bleed Cold?

Ja.

Der Anfang ist ja sehr langsam und ruhig…

Naja, wenn man den Klick mitlaufen lässt ist der durchgängig auf 180. Aber es ist schon der ruhigste Song, das stimmt. Was wir aber gemacht haben, ich hoffe, dass das den Leuten auch auffällt: Wir haben die Songs, die ohne cleanen Gesang sind, ohne melodische Gitarren und überhaupt ohne Melodien gestaltet. Die sind halt noch kürzer und dafür noch härter und schneller, wie zum Beispiel Stigmata oder auch 100 Suns, die schon recht schnell sind. Wir wollten das Album von den Songs untereinander ein bisschen abwechslungsreicher haben. Gut, der genannte Song ist schon sehr ruhig, das stimmt.

Ihr habt mit Anders Friden produziert und von Andy Sneap mixen lassen. Wie kam es zu dieser Konstellation?

Ja, mit Anders Friden, das ist recht einfach. Wir sind ja im gleichen Management und einer vom Management hat eben mit Anders telefoniert und als er CALIBAN erwähnt hat, hat Anders gesagt, dass er eine Platte von uns hat, die Shadow Hearts. Als er dann erfahren hat, das wir eine neue Platte machen, hat er gleich gesagt, dass er daran interessiert ist die Platte aufzunehmen und zu produzieren, weil er auch viel Hardcore und Metalcore hört. Wir haben da eigentlich gar nicht mit gerechnet, aber er hört eben auch HATEBREED oder UNEARTH und sowas. Ja, damit waren wir einverstanden, also haben wir uns mal mit ihm getroffen und eine Vorproduktion gemacht. Nur vom Sound her wollten wir jemanden anderen haben. Wir wollten ihn als Produzent haben, er hat auch beim Songwriting etwas geholfen, also nochmal über die Songs drübergeguckt. Aber soundmäßig wollten wir schon immer mal zum Andy Sneap gehen. Es ist eh recht schwer den zu bekommen, aber es war eben jemand, den wir unbedingt mal haben wollten. Er hat ja auch beim ersten MACHINE HEAD-Album mitgearbeitet. Also haben wir eine Demo hingeschickt und er hat zugesagt. So ist das zustandegekommen.

Ihr habt ja in Anders` Studio in Göteborg aufgenommen. Wie liefen die Aufnahmen dort und wie lange habt ihr dafür gebraucht?

CALIBANs
Das CALIBAN The Opposite From Within Cover

Es lief eigentlich recht gut. Wir waren vier Wochen in Schweden, wobei aber auch viel Zeit für die Soundeinstellungen draufgegangen ist, zum Beispiel die Mikros vom Schlagzeug und den Gitarrensound einzustellen hat schon zwei Tage gedauert. Da hat Anders sich sehr viel Zeit für genommen. Insgesamt, kann man sagen, haben wir drei Wochen gebraucht. Die Songs waren, als wir ankamen, eigentlich schon fertig. Er hat jetzt nicht viel daran verändert, mehr oder weniger Kleinigkeiten. Es war nicht so die Zusammenarbeit, dass er sagte, spiel das so, nicht so. Eher, dass er noch mal drüber sah und sagte, der Part ist zu lang und den Übergang könnte man anders machen, solche Kleinigkeiten, zum Beispiel. Das hat etwa zwei Tage gedauert, für alle Songs. Und dann ging eigentlich alles recht zügig. Er war recht pingelig beim Aufnehmen, was auf jeden Fall sehr gut ist, dadurch ist die Platte spielerisch wesentlich besser als vorher und kommt viel mehr auf den Punkt. Anders hat da sehr darauf geachtet, dass alles so perfekt wie möglich war. Die reine Aufnahmezeit war drei bis dreieinhalb Wochen, würde ich sagen.

Steckt irgendein Konzept hinter The Opposite From Within oder sind die Texte nach wie vor persönlich?

Ja, die Texte sind nach wie vor von unserem Sänger und recht persönlich. Ein, zwei Texte sind aber etwas kritischer als vorher, zum Beispiel der Song Stand Up und ein paar Songs sind nicht nur persönlich, sondern auch etwas wütender geschrieben, aber im Grunde ist es wie vorher, ganz grob gesagt. Ein bisschen Veränderung ist drin, aber nach wie vor ist das Meiste persönlich von unserem Sänger.

Ihr wart jetzt längere Zeit auf Labelsucheund habt euch letztendlich für Roadrunner entschieden. Wie ist das passiert und warum habt ihr euch für Roadrunner entschieden?

Also, wir haben erst das Album fertiggemacht, es war ja Ende Februar/Anfang März fertig. Dann sind wir mit dem fertigen Produkt, also dem Album, zu den Labels gegangen und haben mehrere Angebote bekommen. Unser Management hat dann mit denen verhandelt und uns immer auf dem Laufenden gehalten. Letztendlich haben wir uns für Roadrunner entschieden, hauptsächlich wegen der Promotion und dem guten Vertrieb, weil die ja eine sehr gute Infrastruktur haben und alles relativ professionell läuft.

Warum kam denn jetzt Lifeforce nicht mehr in Frage? Ich dachte beim letzten Album habt ihr noch gesagt, ihr bleibt denen auf jeden Fall treu?

Das Problem war halt: Man wusste damals noch nicht, was mit der Shadow Hearts so passiert. Es war auch jetzt nicht so, dass Lifeforce irgendwie sauer wäre, sondern sie haben uns eigentlich schon dazu geraten zu gehen. Wir hatten mal drüber gesprochen, ob wir die nächste Platte noch bei ihnen machen. Ich hatte ein ziemlich langes Telefonat mit ihnen, wo wir drüber gesprochen haben und sie sagten, dass sie uns im Grunde nicht mehr weiterhelfen können und dass sie aus unserer Sicht das Label wechseln würden. Es war also auf keinen Fall so, dass wir gesagt haben, wir machen keine Platte mehr, weil uns das nicht passt. Eigentlich, vom Vertrag her, hätten wir sogar noch eine machen müssen.

Erscheint nicht noch eine EP von euch bei Lifeforce?

Ja, genau. Ich habe dann auch gesagt, wir wollen ja auch nicht einfach so aufhören, wir haben ja auch einen Vertrag. Aber wir haben uns dann geeinigt. Er sagte selbst, dass es für uns auf jeden Fall besser wäre ein neues – größeres – Label zu suchen. Zwischendurch war es eben so, dass manche unser Video im Fernsehen gesehen haben und die Platte kaufen wollten, die aber dann ausverkauft war und nicht nachgepresst werden konnte, weil andere Platten in Planung waren. Er kam halt einfach nicht mehr hinterher, immerhin sind sie nur zu zweit oder zu dritt bei Lifeforce. Dann ist auch bei HEAVEN SHALL BURN recht viel passiert und sie kamen einfach nicht mehr mit. Dann haben wir uns quasi so geeinigt: Wir machen eine Platte bei einem größeren Label und danach, sozusagen als Ausgleich nochmal eine Mini-CD bei Lifeforce. Davon kann ja Lifeforce auch noch profitieren, weil das Label dann vielleicht die Aufmerksamkeit der Leute erregen kann, die die Platte auf Roadrunner kennen, aber die anderen nicht. So haben wir uns also geeinigt. HEAVEN SHALL BURN machen das, soweit ich weiß auch.

Was wird bei euch dann darauf zu finden sein?

Vier neu aufgenommene Songs, von allen möglichen alten Scheiben, die nicht mehr gepresst werden. Zum Beispiel drei Songs von der ersten Mini-CD. Die wird nicht mehr neu gepresst, weil die vom Sound her und auch spielerisch unter aller Sau ist. Die ist immerhin jetzt sechs oder sieben Jahre alt und nicht wirklich toll. Aber es fragen eben noch Leute danach. Von der Split mit HEAVEN SHALL BURN nehmen wir auch einen Song neu auf, dazu zwei Live Songs und ein oder zwei neue Stücke. Vielleicht auch eine Coverversion, aber das steht noch nicht fest. Was auch noch im Gespräch ist, weil HEAVEN SHALL BURN ja auch noch eine Mini-CD machen, dass es vielleicht eine Split 2 gibt. So dass beide Bands eben nicht jeweils eine Mini machen, sondern die gleichen Songs auf diese Split packen. Wahrscheinlich wird das ganze Anfang oder Mitte nächsten Jahres kommen, schätzungsweise im April.

Ihr habt ja in letzter Zeit viel getourt, unter anderem mit KILLSWITCH ENGAGE, SOILWORK und IN FLAMES. Wie liefen die Tourneen für euch?

Eigentlich liefen alle ziemlich gut, vor allem in Japan, mit KILLSWITCH ENGAGE, da die Japaner ja sowieso ziemlich extrem sind.

CALIBAN
Die haben nicht so eine separierte Szene, wie in Europa. In Japan geht man auf alle Konzerte, auf denen harte Musik gespielt wird. CALIBAN von links nach rechts: Patrick Grün (Drums), Boris Pracht (Bass),
Andreas Dörner (Gesang), Marc Görtz (Gitarre) und Denis Schmidt (Gitarre &
Gesang)

Ich wusste ja, dass sie bei traditionellem Metal sehr hinterher sind, aber ist das auch bei modernem Metal so?

Ja, definitiv, die machen da keinen Unterschied. Die haben nicht so eine separierte Szene, wie in Europa, die gehen halt auf Konzerte, wo harte Musik gespielt wird. Die sind da recht hinterher, alles was hart ist. SOILWORK lief auch sehr gut, wir sind auch mit den Bands immer gut ausgekommen. Die IN FLAMES-Tour war natürlich bis jetzt die größte, von den Besucherzahlen her. Da kam es immer drauf an, in welcher Stadt wir gespielt haben, je moderner das Publikum war, desto besser sind wir auch angekommen. Zum Beispiel in Nürnberg, wo es glaube ich mehr traditionelles Metal-Publikum war, deshalb war es da für uns nicht ganz so toll. Bei IN FLAMES kommt es, glaube ich drauf an, ob du vor dem neueren Publikum spielst, das sie sich in den letzten Jahren, mit den letzten Alben erspielt haben, oder ob du vor dem traditionellen Publikum spielst, das sie schon seit Jahren haben. Bei den neueren Leuten kommen wir definitiv besser an, zum Beispiel in Stuttgart oder Köln, oder auch in Italien. Ich meine, wir hatten keine richtig schlechte Show. Wir haben auch viele Emails und gutes Feedback bekommen. Klar, waren auch immer Leute dabei, denen das nicht so gefallen hat, es ist ja immerhin schon eine andere Musik als IN FLAMES, aber insgesamt hat uns das auf jeden Fall viel gebracht. Man hat auch bei den Merchandise-Verkäufen gemerkt, dass es schon viele Leute gab, die sich dafür interessiert haben und Sachen von uns gekauft haben. Was ziemlich cool war und uns aufgefallen ist: Wir haben auf der SOILWORK Tour in Pratteln gespielt, da kannten die Leute uns noch gar nicht und reagierten recht verhalten. Zumindestens das Metal-Publikum, es waren zwar auch Hardcore-Leute da, aber ich rede jetzt nur von dem Metal-Publikum. Als wir dann mit IN FLAMES da waren, waren dann Leute da, die wegen uns dann auch auf der IN FLAMES-Tour waren, weil sie uns auf der SOILWORK-Tour gesehen haben. Das fanden wir sehr cool, weil es zeigt, dass auch Leute, die uns vorher nicht kannten durch die letzte Tour auf uns aufmerksam wurden und wegen uns auf ein weiteres Konzert gekommen sind.

Und was würdest du jetzt so spontan sagen, wo war es für euch am Besten aufzutreten?

Mmh, also auf jeden Fall in Japan. Hier in unserer Heimat, also im Ruhrgebiet, läuft es auch immer sehr gut, ebenso wie in Köln. Und, wo es – vor allem auf der IN FLAMES-Tour – sehr geil war, war in London. Das so spontan. Ansonsten in Amerika, in New Jersey ist es immer sehr gut, die ganze West-Küste ist sehr gut. Um L.A. und Hollywood herum.

Ist es in Amerika nicht so, dass es auch teilweise Shows gibt, wo fast nichts los ist?

Ja, das ist im Mid-West. Die Küsten sind beide sehr gut. Je weiter man in die Mitte des Landes kommt, desto weniger Leute kommen. Es war auch immer recht regionsbedingt, was da gerade angesagt ist. Wie haben zum Beispiel in Atlanta und in Detroit vor 700-800 Leuten gespielt, in Florida waren so um die 300-400 da und als es dann in den Mid-West ging hatten wir nur so 200 Leute, manchmal auch nur 150, aber das waren nicht viele Shows. Als es dann an die Westküste ging, ging das ganze wieder hoch zu 400-600. Ganz extrem ist die Szene um L.A. und San Francisco herum. Besonders L.A.. Da haben wir vier Konzerte gespielt, die waren alle nur eine halbe Stunde voneinander entfernt und trotzdem mit 500-600 Leuten alle ausverkauft, oder so gut wie ausverkauft. Das wäre so, als ob man hier einmal in Essen spielt, dann in Wuppertal, dann in Bochum und dann in Köln, und alles ist ausverkauft. Das würde hier ja nie passieren. Die Szene ist halt wirklich sehr groß, im Vergleich zum Mid-West ist das sehr extrem.

Dann wart ihr ja viel unterwegs, fiel es euch da schwer nebenher noch das Album zu schreiben?

Wir hatten vorher eigentlich noch recht viel Zeit dazu. Wir hatten zwar keine sieben oder acht Monate Pause, aber wir haben verdammt viel geprobt, etwas um die 25 Stunden pro Woche, also fast jeden Tag und mehrere Stunden. Wir haben uns vor allem auch das Ziel gesetzt mit dem neuen Album nochmal einen draufzulegen. Da hatten wir schon viel Ehrgeiz, vor allem unser neuer Schlagzeuger ist auch wesentlich ehrgeiziger als der alte. Deswegen haben wir drei oder vier Monate gebraucht, auch auf Tour sammelt man ja etwas Material an. Die Songs geschrieben und zusammen gesteckt haben wir also so in drei oder vier Monaten, aber dadurch, dass wir soviel geprobt haben, haben wir schon mehr Zeit aufgewendet, als beim Vorgänger.

CALIBAN
Schubladendenken ist out: Für uns ist es einfach harte Musik, die wir machen.

Was sagt ihr dazu, dass man euch den Stempel Metalcore aufdrückt? Ist das okay für euch, oder fühlt ihr euch durch diese Schublade eingegrenzt?

Also, generell würde ich sagen, ist das okay, aber wir stecken uns nicht selber in irgendeine Schublade. Es ist ja schon eine Mischung aus Metal und Hardcore, wobei ich sagen würde, dass es mehr Metal als Hardcore ist. Vor allem, wenn man den alten, traditionellen Hardcore betrachtet, so was wie MINOR THREAT oder 7 SECONDS, davon ist es ja sehr weit entfernt. Für uns ist es zwar okay, wenn man uns diesen Stempel aufdrückt, aber wir sehen das nicht unbedingt so, dass man uns da in eine Schublade steckt. Wir sagen uns auch nicht, wir wollen das oder das sein, für uns ist es einfach harte Musik, die wir machen.

Wie siehst du im Moment das Zusammenspiel zwischen Hardcore und Metalfans?

Es wird immer besser, finde ich.

Es gab ja schon einige Probleme, glaube ich, von der Akzeptanz her.

Inwiefern?

Von traditionellem Metal zu Hardcore. Mir kam es immer vor, als ob Metalcore mehr zwischen beiden Stilen stand, statt beide zu verbinden…

Ja, das war auf jeden Fall immer ein Problem, das ist in Amerika auf jeden Fall wesentlich einfacher, da gehen die Leute auf ein Konzert, weil sie die Musik gut finden und denken nicht so wirklich kategoriemäßig. Aber ich finde, es wird immer besser, weil auch mehr Hardcore, oder besser Metalcore-Bands mit Metal-Bands auf Tour gehen. So wie HEAVEN SHALL BURN, die finden ja, glaube ich, auch ziemlich viele Metaller sehr gut. Die machen jetzt glaub ich auch Metal-Touren, ich glaube CATARACT sind jetzt auch dran eine Metal-Tour zu machen. Es werden halt immer mehr und ich glaube, je länger das jetzt so weiter geht, desto mehr wird auch die Akzeptanz wachsen. Ich meine, man hat immer Leute dabei, die es nicht gut finden. Wenn wir jetzt mit Old-School-Hardcore-Bands zusammenspielen, ist es normal dass dann jemand sagt: dieser neumodische Metal-Scheiß. Genauso ist es, wenn man mit einer Metal-Band spielt, da sagen dann manche, dieser neumodische Metalcore oder Hardcore-Mist. Man hat also immer welche dabei, die es nicht gut finden.

Auf jeden Fall ist Metalcore recht berühmt zur Zeit. Anders als viele Bands werden CALIBAN aber eher als Vorreiter, denn als Mitläufer gehandelt. Siehst du trotzdem ein Problem für euch als Band, dass ihr quasi mit der Berühmtheit des Metalcore steht und fallt?

Das kann ich gar nicht so wirklich sagen, ich hoffe natürlich nicht, weil wir uns ja nicht so in eine Schublade stecken lassen – oder stecken lassen wollen. Wegen Vorreitern denke ich mir nur, dass man das sagt, weil wir das ja nicht erst seit gestern machen, sondern wir machen das jetzt schon seit sechs oder sieben Jahren. Es ist also jetzt nicht so, dass wir sagten: Oh, Metalcore wird jetzt groß, wir machen jetzt auch Metalcore, sondern wir machen das schon so lange. Deswegen würde ich sagen, dass man uns so nennt. HEAVEN SHALL BURN sind ja eigentlich auch genauso lange dabei. Die beiden Bands sind wahrscheinlich in Europa die Aushängeschilder. Sicher gibt es noch andere, die von früher dabei geblieben sind. Aber wir machen das halt, weil es uns gefällt und nicht, weil es gerade in ist. Aber es wird sich zeigen, ob das nur ein Trend ist oder nicht. Der richtige Trend, so wie in Amerika, ist ja hier noch nicht ausgebrochen, also hier verkaufen Metalcore-Bands noch keine 200.000 Platten, wie dort. Das wird sich zeigen, ob sich das wirklich so stark entwickelt. Ich bin auch gerade in einem anderen Interview gefragt worden, ob ich da eine Gefahr sehe, dass jetzt sehr viele, neue Bands von den Labels gesignt werden, weil es eben momentan in ist, aber ich sehe da momentan eigentlich kein Problem.

Dann bedanke ich mich für das Interview und wünsche euch viel Erfolg mit dem neuen Album. Hast du noch letzte Worte, die du loswerden willst?

Also, danke für das Interview auf jeden Fall. Und hört euch das neue Album an.

Layout: Uwe

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