VICTOR SMOLSKI: Majesty & Passion

Stellenweise ist das Album sicher nur für Musiker, insbesondere natürlich für Gitarristen, ein gefundenes Fressen, da es ab und an doch ziemlich technisch wird. Dennoch ist "Majesty & Passion" eine gelungene, weil etwas andere Bach-Interpretation.

Bei seinem zweiten Soloalbum welches auf den Namen Majesty & Passion getauft wurde, hat sich RAGE-Gitarrist Victor Smolski vorgenommen, die Barock-Musik Johann Sebastian Bachs in die Gegenwart zu transportieren. Ob dies diese Musik nötig hat, sei einmal dahingestellt. Dass Smolski eine äußerst interessante, weil recht ungewöhnliche Interpretation der alten Kompositionen gelungen ist, steht hingegen außer Frage. Auf dem Album ist neben einem Orchester und Smolski auch noch eine Vielzahl von Gästen zu hören, darunter prominente und hoch angesehene Musiker wie ULI JON ROTH, Steve Smyth (NEVERMORE, TESTAMENT), Marcus Deml (ERRORHEAD), die deutsche Jazz-Größe Michael Sagmeister, aber auch Musiker, die nur Kennern des deutschen Undergrounds ein Begriff sind, zum Beispiel die Mitglieder der Progressive Thrasher von FORCES@WORK.

Das Album beginnt mit einer Hörspielsequenz, bei der die Rolle des Johann Sebastian Bach von Mike Terrana übernommen wird, und das, wie auch der später im Album eingebaute Dialog, recht unterhaltsam sind und für eine gewisse Atmosphäre sorgen.

Da Smolski an den Originalnoten nichts verändert hat, wird jeder, der sich Bach bislang nicht völlig verschlossen hat, schnelle vertraute Melodien entdecken. Dennoch ist das Album wohl auch für echte Bach-Kenner sehr interessant, denn es handelt sich nicht um eine der üblichen Klassik-Metal-Adaptionen, bei denen das Orchester einfach durch eine Metalband ergänzt oder teilweise ersetzt wird. Zwar gibt es auch auf Majesty & Passion immer wieder Passagen zu hören, die man auch als Bach auf Heavy Metal bezeichnen könnte, bei denen also Doublebass-Drums dominieren und die Melodieführung durch eine Metal-Sologitarre übernommen wird. Dies macht aber nur einen Teil dessen aus, was auf diesem Album geboten wird. Viel spannender sind diejenigen Passagen, in denen sehr gekonnt Jazz- und Fusion-Elemente in die Bach-Kompositionen eingewoben werden. Das klingt zwar zunächst einmal sehr ungewohnt, funktioniert aber überraschend gut. Insbesondere Jazzgitarrist Michael Sagmeister versteht es, durch sein Spiel der Musik eine neue Dimension zu verleihen, man höre etwa seine Soli in Suite 1 und Suite 4. Aber auch die Suite 2 hat einiges zu bieten. Wenn etwa plötzlich die Rhythmusgitarre ein Off-Beat-Pattern spielt, wie man es aus der Reggae-Musik kennt und nach einem anschließenden Break eine abgefahrene Fusion-Einlage mit Slapping-Bass folgt, ist der Überraschungseffekt groß. Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, setzt kurz darauf das Orchester wieder ein. Im Chapter 2 des Concert for 2 Violins with Orchestra gibt hingegen Uli Jon Roth mit seinem singenden, violinenartigen und von einem starken Vibrato geprägten Gitarrenspiel der Musik eine ganz eigene Note, während die Musiker von FORCES@WORK im Chapter 3 zwar nicht so brutal agieren wie bei ihren eigenen Kompositionen, aber doch sehr gut zeigen, wie gut die Band aufeinander eingespielt ist. Schlagzeuger Sabir Salkics unverkennbarer Stil ist zudem auch hier sehr gut herauszuhören.

Insgesamt ist die Musik auf Majesty & Passion nicht besonders heavy, auch wenn das Orchester nicht so weit im Vordergrund steht, wie dies etwa bei Lingua Mortis der Fall war. Als Bonustracks gibt es noch die Mitte der Neunziger aufgenommene, aber bisher nicht veröffentlichte Destiny-EP. Rocker Rider ist ein jazzlastiger Track mit sehr hohem Shredding-Faktor, die anderen Songs fallen qualitativ etwas ab, bieten jedoch ebenfalls jede Menge Gefrickel.

Stellenweise ist das Album sicher nur für Musiker, insbesondere natürlich für Gitarristen, ein gefundenes Fressen, da es ab und an doch ziemlich technisch wird. Dennoch ist Majesty & Passion eine gelungene, weil etwas andere Bach-Interpretation.

Veröffentlichungstermin: 22.11.2004

Spielzeit: 55:57 Min.

Line-Up:
Victor Smolski – Electric & Acoustic Guitars, Guitar synth., Piano, Keys, Cello, Piccolo bass & Sitar

Inspector Symphonic Orchestra – conducted by A. Zybrich

Gäste:

Andrey Zybrich – Keys

Uli Jon Roth – Guitars

Steve Smyth – Guitars

Bernd Aufermann – Guitars

Michael Sagmeister – Guitars

Marcus Deml – Guitars

Sascha Gerstner – Guitars

Stefan Leibing – Guitars

Alexander Rastopchin – Guitar & Mandoline

Mischa Blum – Guitars

Adrian Weiss – Guitars

Jürgen Knautz – Bass

Frank Itt – Bass

Peavy Wagner – Bass

Armin Alic – Bass

Christian Stöcker – Bass

Mike Terrana – Drums, Narration

Dirk Zimmermann – Drums

Sabir Salkic – Drums

Stephanie Kico-Brosius – Narration

Martin R. Doughty – Narration

Produziert von Victor Smolski
Label: Drakkar Entertainment

Hompage: http://www.victorsmolski.de

Tracklist:
1. Majesty & Passion

Suite 1:

2. Courante

3. Gavotte

4. Forlane

5. Menuet

Suite 2:

7. Bourree

8. Menuet

Suite 4:

9. Sarabande

Concert for 2 Violins with Orchestra:

10. Chapter 1

11. Chapter 2

12. Chapter 3

Bonus tracks (from EP Destiny):

13. Rocker Rider

14. Day Without Your Love

15. Destiny

16. Longing

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