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V.A.: Metal Ostentation VIII

Vom achten Teil der Metal Ostentation-Reihe erschallen erneut einige unterschiedliche "voices from the underground". Doch diese Stimmen waren schon einmal von gewichtigerer Natur.

Vom achten Teil der Metal Ostentation-Reihe erschallen erneut einige unterschiedliche voices from the underground. Doch diese Stimmen waren schon einmal von gewichtigerer Natur. Zwar ist Metal Ostentation VIII am variantenreichsten von den bislang veröffentlichten Outputs, doch scheinen sich die Macher des Samplers diesmal keine allzu große Mühe gegeben zu haben, um wirklich nach Rohdiamanten zu schürfen. Darüber hinaus lässt die Aufnahmequalität an manchen Stellen Professionalität nur allzu deutlich missen. Doch der Reihe nach…

Konnten in den bisherigen Folgen der Underground-Compilation-Reihe die jeweiligen Opener durch die Bank überzeugen, so bin ich vom ersten Beitrag auf Metal Ostentation VIII ein klein wenig enttäuscht. Die Schweden von LOSS machen ihre Sache zwar ganz gut, aber so richtig zünden will der Melodic Death/Metalcore-Verschnitt nicht. Andererseits steht Reverent One in puncto Produktion an vorderster Stelle der diesmaligen Beiträge. Der Song zieht mit einem druckvollen Soundgewand ein und ist bei voller Lautstärke tatsächlich ein ganz netter Nackenbrecher. Kopfzerbrechen bereitet dagegen AYGGHON. Die Franzosen begeben sich auf eine Robinsonade zwischen Nu Metal und Industrial – und diese dauert mit fünf Minuten eindeutig zu lange. Das liegt auch daran, dass Robinson schlicht und ergreifend langweilig ist. Besser wird es dann auch mit den Deutschen von EISENHERZ nicht, die sich auch schon auf dem Hitverdächtig-Sampler nicht gerade mit Ruhm beklecktert haben. Bandname und Songtitel (Engel Der Nacht) deuten es schon an, dass hier irgendeine Spielart von Gothic geboten wird. Diese wird mit RAMMSTEIN-Sound aufgefettet und mit pseudo-düsteren Vocals und Lyrics versehen. Aus der im Entstehen befindlichen Lethargie reißt einen dann UNTAMED heraus. Tollshocked ist zwar nicht der Überflieger in Sachen Deathcore, doch bringen die Thüringer wenigstens eine gewisse Würze in das Sampler-Gemisch ein.

Gemisch ist auch das Stichwort für den nächsten Act, der ebenfalls aus Deutschland stammt. DESPERATE COLOURS praktizieren einen sehr gemäßigten, deutschsprachigen Nu Metal, der im Grunde ziemlich langweilig vor sich hin plätschert, der aber derart eingängig ist, dass man mitunter versucht ist, mit den Beinen mitzuwippen oder gar mitzusingen. Letzteres kann bei EXCRETE bestenfalls nur versucht werden, denn der aggressive Death/Thrash der Deutschen geht mitunter ziemlich schräge Wege, was aber keineswegs negativ behaftet ist. Fäkal Fatal ist ein so richtig unangenehmer Song, der die Band um Growlerin Manuela ganz gut aus der Masse der anderen Bands herausstechen lässt. Nach vier deutschen Bands en suite wird der Sampler wieder internationaler und schlägt rein geografisch die Brücke sogar bis nach Asien. Musikalisch sind AMUZA dann aber doch ganz gut dem europäischen Melodic Death Metal zuzuordnen, der ordentlich vorgetragen und für japanische Verhältnisse auch mit einem guten Sänger besetzt ist. Eindeutig Melo Death ist dann Echoes of Eternal Life von der spanischen Band DAWN OF TEARS – ja, und mehr gibt es dazu auch gar nicht zu sagen. Mir kommt es tatsächlich so vor, als hätte ich den Song schon tausend Mal gehört.

Bestimmt noch nie gehört habe ich Stapes n Incus der schwedischen Alternative Band LITHANY, denn allein schon der schräge (nicht interessant schräg, sondern schlecht schräg) Gesang müsste mir in Erinnerung geblieben sein. Und auch der Rest des knapp sechsminütigen Songs kann absolut nicht überzeugen und fällt in die Kategorie Zeitverschwendung. Da gefallen mir die Griechen von FALLEN WITHIN schon bedeutend besser. Sie haben einen Hang zu leicht episch angehauchtem, klassischem Heavy Metal, der mit Growls und klarem Gesang die Lyrics vertont. Fossilised ist zwar bestimmt kein Meilenstein in Sachen Dramatik oder Melodiösität – eigentlich ist der Song sogar etwas langweilig -, aber ich beziehe mich ein wenig auf das Demo (Promo 2005) der Griechen, das mir wirklich gut gefiel. Ganz witzig ist dann Parasite Foetus: eigentlich schleicht sich der Humorfaktor immer nur bei einem Songabschnitt ein, wenn der Growler der Grinder yoyoyoyo ins Mikro röhrt. Ansonsten sind BRUTAL MURDER eine beliebig austauschbare Grindcore-Band, die brav die Klischees erfüllt. Ebenfalls sehr genretreu geben sich die österreichischen Deather von EREBOS, die lediglich mit dem Songtitel Crucifixion Made In Austria meine volle (patriotisch gefärbte) Aufmerksamkeit erregen konnten. Durchschnittlich geht es dann auch mit den RUDE FOREFATHERS aus Italien weiter. Firm Blood ist ein gemäßigter Thrash-Song mit eklatant in den Vordergrund gemixten Lead-Gitarren, die den Song zwar prägen, ihn als solchen aber auch unnütz erscheinen lassen.

Eigenständigkeit wird von den Schweizern YOUPI propagiert, handelt es sich bei ihnen doch laut eigenen Aussagen um Jazz Metaller. Okay, das Schlagzeug hat schon seinen jazzigen Rhythmus und es macht auch richtig Spaß diesem zu folgen, aber sonst hat der Song nur wenig zu bieten. Die Gitarren spielen emotionslos das ewig gleiche Riff herunter und der Sänger zeigt sich zwar bemüht, aber kann letzten Endes die Bezeichnung Jazz Metal ebenfalls nicht rechtfertigen. Eine Rechtfertigung würde ich mir auch bei GALATI wünschen. Wieso dieses italienische Solo-Projekt den Weg auf den Sampler fand, ist nämlich nicht besonders einleuchtend. Viereinhalb Minuten werden da (der Künstler nennt es wohl avantgardistisch) leicht unbequeme Synthiemelodien, vernachlässigbarer Gesang und ein Drumcomputer zusammengemantscht. Genre? Ach, bei GALATI spielt das keine Rolle. Am besten man vergisst die Band wieder. Das könnte auch ein guter Gedankenansatz für LIFE´S DECAY sein, wobei sie doch einen Hauch von Interesse entfachen können. Das liegt wohl an der sehr experimentellen Ausrichtung des Industrial Metals der Franzosen. Desespoir Suicidaire ist zwar sehr eintönig gehalten und kann einem bei schlechter Gemütslage auch den letzten Nerv rauben, aber irgendwie will ich diese Band nicht vorschnell verurteilen. Danach wird es plötzlich bedeutend ruhiger. Nicht von der Musikrichtung her, denn HATRED ANGEL spielen urtypischen, jedoch leider einfallslosen Black Metal, der immerhin japanischen Ursprungs ist, aber völlig unerklärlich ist es, dass beim Mixen des Samplers solche Durchhänger bei der Lautstärke entstehen konnten. Ach so, beinahe hätte ich es vergessen. Zum Abschluss gibt es noch so richtig unterdurchschnittlichen, übel produzierten Rumpelkammer-Black Metal aus Amerika: SERAPHIM SLAUGHTER nennt sich die Band und wird hier zum ersten und zum letzten Mal Erwähnung bei uns gefunden haben.

Allgemein betrachtet bin ich von Metal Ostentation VIII doch ein wenig enttäuscht. Hier fehlen einfach die unbekannten Leckerbissen, die man sonst zwischen dem Standardfutter auf Underground-Samplern entdecken kann. Dagegen muss man den Machern diesmal allerdings zum sehr facettenreichen Genre-Spektrum gratulieren. So bunt war die Riege an Bands bislang noch nie. Aber das nutzt letztlich wenig, wenn darunter die musikalische Qualität leidet.

Veröffentlichungstermin: 2005

Spielzeit: 76:21 Min.
Label: Enclave Productions

Homepage: http://www.enclaverecords.cjb.net

Email-Adresse der Band: enclaverecords@sapo.pt

Tracklist:
1. LOSS: Reverent One
2. AYGGHON: Robinson
3. EISENHERZ: Engel Der Nacht
4. UNTAMED: Tollshocked
5. DESPERATE COLOURS: George W. Fuck
6. EXCRETE: Fäkal Fatal
7. AMUZA: Thirst of A Brain
8. DAWN OF TEARS: Echoes of Eternal Life
9. LITHANY: Stapes n Incus
10. FALLEN WITHIN: Fossilised
11. BRUTAL MURDER: Parasite Foetus
12. EREBOS: Crucifixion Made In Austria
13. RUDE FOREFATHERS: Firm Blood
14. YOUPI: Brains
15. GALATI: Dreams
16. LIFE´S DECAY: Desespoir Suicidaire
17. HATRED ANGEL: Immortality of the Soul
18. SERAPHIM SLAUGHTER: Black Labyrinth

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