UNINVITED GUEST: Malice in Wonderland

Der neue Goth-Hype aus Großbritannien? Man kann es nur schwer glauben, aber eigenständig, interessant und schillernd sind UNINVITED GUEST allemal.     

Laut Labelinfo sind die 2005 gegründeten UNINVITED GUEST in ihrem Heimatland Großbritannien nach der Veröffentlichung ihres Debüts innerhalb kürzester Zeit zum erfolgreichen Underground-Gothic-Act avanciert. Es fällt schwer, das zu glauben und noch viel schwerer kann man es sich vorstellen, dass das in der deutschen Düsterszene gleichermaßen möglich ist. Zu wenig setzen UNINVITED GUEST auf moderne Gohtic-Zutaten – um nicht zu sagen, dass die Band sehr altbacken klingt -, und zu sehr setzt man sich zwischen alle Stühle. Den Opener Mother Nature made a Monster in irgendeiner Form mit Gothic Rock oder Gothic Metal in Verbindung zu bringen, funktioniert überhaupt nicht. Die Band klingt nach etwas Vertrautem, aber es mag einem kein direkter Vergleich einfallen. Bands wie WARLORD, frühe QUEENSRYCHE oder MAGELLAN kommen einem in den Sinn, passen mag aber nichts so recht. Der elektronische Beginn von Abigail macht die Gothic-Einordnung plausibler, aber auch hier bewegt man sich eher im Bereich der frühen Dark Wave-Szene. Der dritte Song Strange Gothic Romance sprengt dann endgültig alle Schubladisierungen und dürfte mit seinem ironisch beschwingten Kirmes/Cabaret-Flair – Kamm und Pfeifen inklusive – den beinharten Fan düsterer Klänge endgültig vor den Kopf stoßen. Diese Elemente treibt das schräge Jack Dandy auf die Spitze und gesanglich meint man es hier mit einer Mischung aus den COMEDIAN HARMONISTS und dem 80er-Pop-Idol TACO zu tun zu haben. Der vierte Song The Law of the Playground hingegen geht als A Capella-Nummer durch, baut ganz auf den Gesang von Dean Hathaway und erzählt die Geschichte eines Jungen, der nicht in sein Umfeld passen möchte und am Ende Selbstmord begeht.

Womit wir zu den Texten kommen. Schon die Musik, die sich irgendwo in der Schnittmenge der oben genannten Extreme bewegt, ist nur wenig in Gothic-Klischees beheimatet, die Texte sind das noch weniger. Statt introvertiertem Welt- und Selbstschmerz bieten UNINVITED GUEST weitaus konstruktivere, positivere Inhalte. Man beschäftigt sich zu einem großen Teil mit den Problemen unserer Gesellschaft, beginnend bei der Zerstörung unseres Planeten (Mother Nature made a Monster), über Kindesmissbrauch (Abigail), bis hin zur Intoleranz religiöser Gemeinschaften. Die Themen werden direkt, verständlich und nachvollziehbar dargestellt, dabei gehen UNINVITED GUEST aber derart klischeebeladen zu Werke, dass es oft schwer fällt, die Texte Ernst zu nehmen. Das heißt nicht, dass die Band nicht auch Feingefühl für die Themen aufweist, aber vieles wirkt sehr gutmenschlig, was absolut keine negative Wertung sein soll, in diesem Zusammenhang aber nicht so richtig passen mag.

Gleichwohl entsteht durch diese Gegensätzlichkeiten, durch die interessanten, theatralischen und eingängigen Kompositionen, durch eine ordentliche Portion Eigenständigkeit und Kompromisslosigkeit und durch die Eingängigkeit der Songs eine hervorragende Platte, die man immer wieder gerne hört. Nur weiß man nicht so recht, wem man Malice in Wonderland empfehlen sollte… Am ehesten vielleicht Fans von Truppen wie BEYOND TWIIGHT oder MECHANICAL POET? Aber auch bei denen kann man sich nicht sicher sein, ob die wirklich was mit diesem Album anfangen können. Am besten einfach mal reinhören…

Veröffentlichungstermin: 21.03.08

Spielzeit: 50:12 Min.

Line-Up:

Dean Hathaway – Gesang, Kazoos
Lucas Swann – Keyboard und Programmierung
Shaun Gope – Gitarre
Jane Dalton – Bass (Live)

Produziert von Uninvited Guest
Label: Maddening Media / Alive

Homepage: http://www.uninvitedmusic.com

Tracklist:

1. Mother Nature Made A Monster
2. Abigail
3. Strange Gothic Romance
4. The Law Of The Playground
5. Sombre Défilé
6. Your Private Hell
7. Join The Dance
8. Still I Miss The Man
9. You Are Your Kingdom
10. Jack Dandy

11. Human
12. Wonderland
13. Double Dare (BAUHAUS-Coverversion)

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