TURISAS: Turisas2013

TURISAS wiederholen sich auch mit ihrem vierten Album nicht – nur zu erzählen hat das Sextett offenbar schon lange nichts mehr.

Die Entwicklung der Finnen von TURISAS dient seit vielen Jahren als Nährboden endloser Lamentationen seitens der desillusionierten Uranhängerschaft. Dabei ist die Evolution so klassisch wie weit verbreitet: Auf das furiose und rohe Debüt folgt das künstlerische Verlangen nach Größerem: mehr von allem, akribisch ausgefeiltes Songwriting, kein Platz für Zufall oder Spontaneität. Den vorläufigen Gipfel dieses Strebens erreichten TURISAS mit dem überambitionierten “Stand Up And Fight” aus dem Jahr 2011. Vom kantigen wie ungeschliffenen “Battle Metal” war nichts mehr zu hören, Bombast und Musical-Einflüsse strebten nach neuen Höhen – und scheiterten. Bei aller Kontroverse blieben die Nordländer jedoch nie stehen – dem Mut zum Fortschritt gebührt Respekt, auch wenn er letztlich nicht zum Besseren gereicht.

Statt Battle Metal bekommen Fans mit “Turisas2013” ein sehr glatt produziertes Album

“Turisas2013” schließt mit der übertriebenen Opulenz des Vorgängers “Stand Up And Fight” ein Stück weit ab, begnügt sich stattdessen mit der, salopp formuliert, Alternative-Interpretation von “The Varangian Way“. Soll heißen: Statt Battle Metal bekommen Fans erneut ein sehr sauber und glatt produziertes Album. Die Songs sind grundsätzlich sehr transparent arrangiert, die Suche nach der Epik hat Frontmann Mathias Nygård indes nicht gänzlich aufgegeben.

So mancher dürfte nach dem ersten Durchlauf kräftig schlucken: Die Folk-Metal-Wurzeln werden in den Saufhymnen “Run Bhang-Eater, Run!” und “No Good Story Ever Starts With Drinking Tea” noch mit Polka-Rhythmen und Ethno-Instrumenten bemüht aufgegriffen, zumeist drängt “Turisas2013” jedoch in eine andere Richtung. Mit dem begleitenden Piano schält sich eine Musical-Note aus dem Opener “For Your Own Good”, während schon in “Ten More Miles” Chöre und Fanfaren die Fahne an der Front übernehmen. Dass sich die instrumentale Begleitung in der Strophe an der Country-Gitarre anlehnt, ist ein originelles Detail.

TURISAS haben nichts mehr zu erzählen

Von derartigen Regelbrüchen weist “Turisas2013” zu wenige auf. Das Groß der Kompositionen stützt sich wie das flotte “Into The Free” auf Nygårds Klargesang oder auf die angesprochene Fanfaren-/Keyboard-Breitseite (“Piece By Piece”). Letzteres Stilmittel besitzt kaum mehr Überraschungspotenzial, sondern wurde in der Vergangenheit gar totgenudelt. Überdies war der TURISAS-Häuptling noch nie ein sagenhaft begnadeter Sänger. Die wenigen Screams, die sich im Laufe des Werks noch vorfinden, können mittlerweile als beiläufiges Feature abgehandelt werden.

Abseits der üblichen Stilmittel sieht es düster aus für TURISAS. Die komplette Scheibe leidet an Ideenlosigkeit: Weder Gitarren noch Keyboards oder Gesangslinien zeigen Charakter; “Turisas2013” bleibt schlicht nichtssagend. In der Tat möchte ich den Finnen fast um den Hals fallen, als sich in Gestalt von “The Days Passed” mit Laut-Leise-Gegensätzen endlich eine potenzielle Live-Hymne vorstellt. Fäuste nach oben, für viereinhalb Minuten vergessen wir mal das Trauerspiel außenrum! Lange hält der Zauber nicht, er ist einer der wenigen Momente, in denen die Zahnräder ineinandergreifen. Den Rest der Zeit schwelge ich wehmütig in Erinnerung. TURISAS mögen sich mit keinem Album wiederholen, zu erzählen haben sie in letzter Zeit dafür auch nichts.

Veröffentlichungstermin: 26.08.2013

Spielzeit: 41:06 Min.

Line-Up:
Mathias Nygård – Vocals
Jussi Wickström – Guitar
Olli Vänskä – Violin
Robert Engstrand – Keyboards
Jesper Anastasiadis – Bass
Jaakko Jakku – Drums

Produziert von Mathias Nygård
Label: Century Media

Homepage: http://www.turisas.com
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/turisas

TURISAS “Turisas2013” Tracklist

1. For Your Own Good
2. Ten More Miles (Video bei YouTube)
3. Piece by Piece
4. Into The Free
5. Run Bhang-Eater, Run!
6. Greek Fire
7. The Days Passed
8. No Good Story Ever Starts With Drinking Tea
9. We Ride Together

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