blank

TOTENMOND: Auf dem Mond ein Feuer

Deutschpunk-Klassiker in neuem, saumäßig brutalem Gewand. Ausgezeichnet!

Auf dem Mond brennt ein Feuer. Das Feuer heißt Deutschpunk, brennt wie Sau und knüppelt alles nieder, was sich in ihm in den Weg stellt: vornehmlich Polizisten und Neonazis. Natürlich schießt der D-Punk in seiner Radikalität an der Realität vorbei, und wenn SLIME in „Polizei SA SS“ die Polizei mit Faschisten gleichsetzen, ist das in keinster Weise gerechtfertigt – nichts ist mit dem Naziregime gleichzusetzen. Dennoch, die Kritik an der oftmals durch Springer-Presse und CDU aufgehetzten Polizei, die sich mit Feuereifer auf alles stürzt, was irgendwie „kriminell“ aussieht (ich erinnere nur an die völlig idiotische Überreaktion der Polizei 1995 in Hannover bei den Chaos-Tagen, wo 600 Punks „zur Gefahrenabwehr“ festgenommen wurden, weil sie bunte Haare hatten), ist in Ansätzen gerechtfertigt. Und erst recht nachzuvollziehen ist die Wut der Punks, wenn es um Staat und Gesellschaft geht, die sie stetig ausgrenzt und ausgegrenzt hat, bzw. durch Kommerzialisierung assimiliert hat.

Was das mit TOTENMOND zu tun hat? Nun, TOTENMOND verstehen sich selbst als Erbe des Punks, begannen mit Punkrock und haben mit „Auf dem Mond ein Feuer“ ein reines Punk-Album aufgenommen – mit einigen Klassikern des Genres. Immer schon waren TOTENMOND eine extreme Band – dieses Album beweist es einmal wieder. Fast alle Bands sind mit zwei Songs vertreten, jeder einzelne Song klingt so dermaßen brutal, daß man sich auf der Stelle wünscht, irgendwo zu sein, wo viele, viele Menschen sind, die mit einem pogen, brüllen, um sich schlagen. Man mag von Aggression denken, was man will – in gewissen Momenten ist sie heilsam, was ich einem Metal-Publikum wohl nicht zu erzählen brauche. Und genau diese Aggression ist es, die dieses Werk ausstrahlt – eine meisterhafte, krasse Aggression, die weit über das Potenzial des normalen D-Punks hinausreicht. TOTENMOND haben mit „Auf dem Mond ein Feuer“ aggressive, rüde und primitive Knüppel-Mucke auf ein neues Level gehoben, an die Ursprünge des Deutschpunk erinnert und sich gleichzeitig vor diesen verbeugt. Ein Muß also für jeden „Staatsfeind“, Punk und Freund erstklassigen Geprügels. Und auch Freunde der TON STEINE SCHERBEN müssen hier zugreifen, denn so krasse Versionen von „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ und „Keine Macht für niemand“ habe ich wirklich noch nie gehört.

VÖ: 18.06.2001

Spielzeit: 33:16 Min.

Line-Up:
Pazzer – Dreisaiter, Bass, Stimme

S.P. Senz – Trommel

Produziert von Chris von Rautenkranz
Label: Massacre Records

Homepage: http://www.totenmond.de

Tracklist:
1. Polizei SA SS (SLIME)

2. Kauf oder stirb (SLIME)

3. Alles ist grau (CHAOS Z)

4. Zwang (CHAOS Z)

5. Linke Sau (INFERNO)

6. Steinkopf (INFERNO)

7. Neonazi (RAZZIA)

8. Uns nicht! (RAZZIA)

9. Belsen war ein KZ (OHL)

10. Der Osten (OHL)

11. Du denkst (BOSKOPS)

12. Macht kaputt, was euch kaputt macht (TON STEINE SCHERBEN)

13. Keine Macht für niemand (TON STEINE SCHERBEN)

14. Hardcore, Hardcore (EA 80)

15. Marschieren (WERMUT – Vorgängerband von TOTENMOND)

16. Am roten Signal vorbei (TOTENMOND ´90)

17. Der Revoluzzer (TOTENMOND ´89)

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner