blank

THE OCEAN: Fluxion [Re-Release]

Von einem Stiefkind, das wieder den Schoß der Familie aufgenommen wird.

Wenn es in der Diskografie von THE OCEAN ein Stiefkind gibt, dann ist es zweifelsfrei deren Debütalbum Fluxion. Zwar spielen die Berliner nicht selten Songs von diesem Album auf ihren Konzerten, aber man merkt schon deutlich, dass Fluxion immer mehr in den Hintergrund gerät, während sein Bruder Aeolian den einen oder anderen Evergreen in jedem Set hat. Klar ist, THE OCEAN waren mit ihrem Erstling nie richtig zufrieden. Auch die gemeinsame Veröffentlichung von Fluxion und Aeolian passierte nur auf Vinyl, für Albumnerds bedeutet dies zwei stilistisch ähnliche klingende Alben, die völlig anders aufgemacht sind.

Die Originalversion von Fluxion ist mittlerweile seit zwei Jahren ausverkauft, deshalb ist jetzt, in der Post-Precambrian-Ära, die Zeit reif für einen zweiten Anlauf vom ersten THE OCEAN-Monolithen. Und verbessert wurde vieles. Der wichtigste und auffälligste Punkt in der Evolution von Fluxion ist ganz klar der verbesserte Gesang. Die Eintönigkeit des damaligen Hauptsängers Meta, der zwar ein brutales, gnadenloses Organ hat, aber nur eine Stimmfärbung, wird vor allem im Mittelteil des Albums hervorragend ausgemerzt. Mike Pilat, bis vor kurzem Sänger von THE OCEAN, übernimmt nun mit seiner krassen und abwechslungsreichen Stimme den Hauptanteil des Gesangs, auch wenn es schade ist, den einst mächtigen Meta nur noch im Hintergrund zu hören. Nichtsdestotrotz wird dank Mikes Darbietung aus dem hässlichen Entlein ein stolzer Schwan.

Ganz so drastisch ist das natürlich nicht, aber es fällt enorm auf, wie anders THE OCEAN wegen des Gesangs klingen. Aber auch der neue Mix und das frische Mastering machen aus Fluxion eine deutlich mächtigere, brutalere Platte. Die Streicherarrangements bilden einen besseren Kontrast zum Metal-Element, und dieses wiederum klingt um einiges monströser und übellauniger als zuletzt. Julien Fehlmann hat hier wirklich ganze Arbeit geleistet und ein brachiales Gewand erschaffen, das sehr originell klingt. Vor allem The Human Stain, Equinox und Isla del Sol profitieren vom neuen Mix, während Stücke mit songschreiberischem Nachholbedarf wie Comfort Zones und Dead on the Whole natürlich immer noch nicht perfekt klingen. Das Highlight ist auf diesem Album aber wiederum The Greatest Bane, das noch epischer, unberechenbarer, größer und schwerer klingt. Hier zeigen sich THE OCEAN von ihrer allerbesten Seite und nachdem diese Nummer schon immer einer der genialsten Songs von ihnen war, ist das auf der Neuauflage gebotene noch ein zusätzlicher Schub in Richtung Wahnsinn.

Auch Martin Kvamme hat ganze Arbeit geleistet und liefert wieder ein tolles Artwork ab, aufwändig gestaltet und als passende Ergänzung für Aeolian. THE OCEAN haben einen schlauen Schritt getan und dieses Album auf ihrem eigenen Label veröffentlicht. Das ist ein guter Einstand für PELAGIC RECORDS, aber auch ein Beweis, dass es der Band hiermit wirklich ernst ist. Stichwort: Volle, künstlerische Kontrolle. Die neuen Fans wird es freuen, endlich Fluxion im Schrank stehen zu haben und nicht mal den Alteingesessenen, die dieses Album schon vor langer Zeit gekauft haben, kann man raten, diese Wiederveröffentlichung links liegen zu lassen. Die werden sich nämlich erst recht freuen, dass der verloren geglaubte Sohn wieder da ist und sich der Familie anpasst. Kurz und gut: Fluxion ist die eine wirklich sinnvolle Wiederveröffentlichung und weit entfernt von der schnellen Geldmacherei.

Veröffentlichungstermin: 5. Juni 2009

Spielzeit: 56:53 Min.

Line-Up:
THE OCEAN COLLECTIVE 2004:
Meta – Vocals
Nico Webers – Vocals
Thomas Herold – Vocals
Markus Gundall – Vocals
Alex Roos – Vocals
Robin Staps – Guitar, Samples, Percussion
Jonathan Heine – Bass
Torge Ließmann – Drums
Gerd Kornmann – Percussions, Vocals
Becci Mahnke – Cello
Demi Braun – Violin
Tive Langhoff – Clarinet

THE OCEAN COLLECTIVE 2009:
Michael Pilat – Vocals
Robin Staps – Guitar
Jonathan Nido – Guitar
Louis Jucker – Bass
Luc Hess – Drums
Julien Fehlmann – Sound
Nils Lindenhayn – Visuals

Produziert von Robin Staps
Label: Pelagic Records

Homepage: http://www.theoceancollective.com

MySpace: http://www.myspace.com/theoceancollective

Tracklist:
1. Nazca
2. The Human Stain
3. Comfort Zones
4. Fluxion
5. Equinox
6. Loopholes
7. Dead on the Whole
8. Isla del Sol
9. The Greatest Bane

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner