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THE NEST: Music For Drivers

Potential verschenkt, sagt der Hengst und steigt von der Kuh: THE NEST sind zu unruhig, um Hörgenuss zu bieten, zu brav und langatmig, um nachhaltig zu verstören.

Nein, zu dieser Musik möchte ich nicht fahren. Weder Auto, Bus, LKW, Fahrrad, zur Hölle, noch sonst etwas. Lieber ruhig bleiben und ja nicht bewegen. THE NEST könnten dich höchstens ordentlich reinfahren, und zwar in die Scheiße. Music For Drivers ist Improvisationsmusik, besteht aus Jazz, Ambient, Noise und elektronischer Musik. Manchmal mit ganz nettem Flow, manchmal beschwingt und vergnügt, dann bitterböse und brutal, irgendwann wieder eher dahin plätschernd und zum Abschluss natürlich unhörbar. THE NEST vereint Musiker von BOHREN UND DER CLUB OF GORE, DESMOND DENKER und TANNHÄUSER STERBEN & DAS TOD, alles Leute, die sich genügend ausgetobt haben und in neuen lichtarmen Gefilden ihr Heil suchen. Ob das Wohl von THE NEST auch das Wohl des Hörers ist, bleibt fraglich. Freilich, Musik For Drivers ist anspruchsvoll, irgendwie clever und gewitzt, vor allem aber polarisierend. Und trotz allem erscheint das gut einstündige Debütalbum wie eine nicht zu Ende gedachte Idee, wie ein halbfertiges Etwas, das mal gefällt wie in Track eins, mal langweilen kann wie in Track zwei und schließlich in Track drei vor allem auf die Nerven gehen kann.

Diese im Info beworbene Balance zwischen dem Organisierten und Zerfetzten, ich kann sie nur selten finden. THE NEST sind zu unruhig, um Hörgenuss zu bieten, zu brav und langatmig, um nachhaltig zu verstören. Musik For Drivers ist der erste Schritt dieses Improvisationsensembles, es strahlt eine boshafte Atmosphäre aus, ist sicherlich geeignet, um ein Abendessen mit verhassten Menschen zu untermalen, vielleicht auch um sich selbst zu läutern, oder selten auch um etwas Neues zu entdecken. Die Entdeckungslust ist nach den ersten paar Durchgängen aber durchaus gesättigt, vielleicht weil THE NEST zu eigenbrötlerisch sind und den Hörer nicht wirklich mit auf ihrer Reise nehmen wollen. Live könnte das ziemlich irre sein, auf Platte fehlt vor allem die klare Linie und die Vision. Music For Drivers hätte eine verdammt gute, interessante Angelegenheit werden können. Tja, Potential verschenkt, sagt der Hengst und steigt von der Kuh. Vielleicht brauchen THE NEST nur einen Lauf, um wirklich warm zu werden und geben mit Album Nummer zwei Gas. Wetten möchte ich darauf allerdings nicht.

Veröffentlichungstermin: 27.07.2012

Spielzeit: 62:20 Min.

Line-Up:
Christoph Clöser – Saxophone
Tycho Schottelius – Synthesizer
Thomas Mahmoud – Field Beats, Effects, Vocals
Gerald Mandl – Bass, Effects & Moodswinger
Label: Denovali Records

Homepage: http://denovali.com/thenest

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/The.Nest.Jazz

Tracklist:
Music For Drivers

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