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THE HAUNTED: The Dead Eye

THE HAUNTED werden erwachen – und liefern das beste Album ihrer Geschichte ab.

Wie klingt eine der weltbesten Metalbands, wenn sie erwachsen wird? Natürlich, sauber angepisst, so wie man es sich wünscht. Das ist The Dead Eye – unter anderem. THE HAUNTED schlagen zwei Jahre nach dem großartigen rEVOLVEr zurück, sind reifer, düsterer und nicht minder heavy als auf dem Vorgänger. The Dead Eye wird – soviel steht fest – einige Fans enttäuschen, aber ebenso viele werden sich einig sein, dass dies das beste Album der Bandgeschichte ist, vielleicht mit Ausnahme des Debüts. Ich gehöre zur zweiten Gruppierung.

Ungewöhnlich ist es, wie THE HAUNTED in manchen Songs zu Werke gehen, zum Beispiel gleich beim Opener The Flood, der gegen Ende sehr atmosphärisch, düster und beschwörend wirkt. Gewöhnt man sich daran, man liebt dieses Album, was eigentlich nicht so schwer fallen dürfe, denn rEVOLVEr war streckenweise auch recht hinterfotzig. Das Gleiche gilt für The Reflection, The Cynic, The Guilt Trip und das beste Stück des Albums The Fallout. Letzteres zeigt THE HAUNTED von einer sehr düsteren Seite, auch wenn sie hier nicht wirklich brutal agieren, Gänsehaut erzeugt diese Nummer wie keine Andere, ist böse, gemein und bis zu einem gewissen Grad verzweifelt. Aber da sich das Quintett nicht damit zufrieden gibt dem Hörer Angst einzujagen und böse zu sein, geben sie den Hörern auch das , was sie sich ansonsten erhoffen: Thrash Metal.

Denn der erste Eindruck täuscht, man möchte meinen, The Dead Eye bestünde nur aus Midtempo-Songs. Nach mehreren Durchgängen bemerkt man die flotten Songs erst richtig. The Medication ist der Hit der Scheibe, ein von großartigen Riffs begleiteter Thrasher, der sofort im Ohr bleibt. Und auch The Prosecution, The Shifter und The Stain beherbergen viele Uptempo-Passagen und schlagen dem Hörer die Fresse nach allen Regeln der Kunst ein, selbst wenn sie anders als in der Vergangenheit auch die Langsamkeit und den Groove zu schätzen wissen und nicht pausenlos dreschen. Abschließend sei noch The Drowning erwähnt, das mit seinen Mördergrooves alles niederwälzt und nach einiger Zeit nicht mehr aus dem Kopf will.

The Dead Eye ist ein Album voller Highlights, außer dem konfusen The Medusa gibt es rein gar keine Schwachpunkte zu vermelden. Den großen Sprung nach vorne, den THE HAUNTED in kompositorischer Hinsicht gemacht haben, wäre mit einem Marco Aro gar nicht möglich gewesen, denn Peter Dolving liefert eine unglaubliche Leistung ab. Sein charismatisches Geschrei ist nach wie vor präsent, aber gerade den klaren Gesang hat er enorm verbessert. Es ist geradezu unheimlich, wie er dieser Tage die Songs anführt, mal wild und ungebremst, mal dezent und fast schüchtern, wie ein Wolf im Schafspelz. Dementsprechend sind auch die Gesangslinien hervorragend, bis in die Backing Vocals ist alles hervorragend durchdacht und ausbalanciert.

Anders Björler, kreative Kraft hinter THE HAUNTED, scheint sich mit The Dead Eye auch einen Traum erfüllt zu haben, nie klang sein Gitarrenspiel so kraftvoll, so ambitioniert und so originell, seine Riffs – der Wahnsinn. Auch die übrigen Mitstreiter liefern eine amtliche Performance ab und lassen nichts anbrennen, selten war das Drumming von Per Möller Jensen derart tight und präzise. Man hört, dass THE HAUNTED zu 100% hinter diesem Album stehen, anders ließe sich das ungewöhnliche Material und die zuhauf eingesetzte Dynamik nicht erklären. Abschließend muss noch das mörderische Soundgewand gelobt werden, beim Mix hat Tue Madsen ganze Arbeit geleistet und lässt die Band nicht wie jede andere vom ihm gemischte Band klingen.

Abschließend ein kleines Fazit: The Dead Eye ist die ausgereifteste und abwechslungsreichste Scheibe, die THE HAUNTED bislang verbrochen haben. Dieses Album ist zweifelsfrei eines der besten des Jahres und in Sachen (Thrash) Metal eigentlich unantastbar, dank der großartigen Songs, der wahnsinnigen Intensität und der überirdischen Arbeit aller Beteiligten, vor allem Peter Dolving. Fans, die eher altmodisch ausgerichtet sind könnten arge Probleme mit diesem Album haben, aber wer ein offenes Metalherz hat wird dieses Album darin einschließen. Garantiert.

Veröffentlichungstermin: 03. November 2006

Spielzeit: 55:03 Min.

Line-Up:
Peter Dolving – Vocals
Anders Björler – Guitars
Jensen – Guitars
Jonas Björler – Bass
Per Möller Jensen – Drums

Label: Century Media Records

Homepage: http://www.the-haunted.com

Tracklist:
1. The Premonition
2. The Flood
3. The Medication
4. The Drowning
5. The Reflection
6. The Prosecution
7. The Fallout
8. The Medusa
9. The Shifter
10. The Cynic
11. The Failure
12. The Stain
13. The Guilt Trip

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