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THE FLYING EYES: Lowlands

Ein wuchtiges und psychedelisches Album zwischen mächtigem Rock and Roll und vielen Experimenten.

Der Bass, der zum Beginn von Lowlands kracht und dröhnt, sein Verstärker, der urige Verzerrer, all diese Gerätschaften des so herb klingenden Rhythmusinstruments, die ganzen Komponenten auf die eingedroschen wird, sie sind sicherlich älter als die Musiker von THE FLYING EYES. In der Blüte ihrer Zwanziger sind die vier Musiker aus Baltimore, aber sie klingen wie alte Haudegen. Vermutlich sind sie schon als Kleinkinder auf dem Schoß ihrer bongrauchenden Väter gesessen und haben die Musik ebenso inhaliert wie den süßlichen Rauch, den ihre alten Herren so gerne mögen. Und natürlich sind THE FLYING EYES sehr entspannt, haben aber auch die schweren BLACK SABBATH-Grooves drauf, die wichtig sind, damit die Dreiviertelstunde, die Lowlands dauert, uns nicht einschlummern lässt.

Modern ist an THE FLYING EYES nur, dass sie ein Facebook-Konto haben. Ansonsten reiten sie auf der Psychedelic-Rock-Welle mit, haben dabei erstaunlich dicke Eier, lassen den Bass krachen, riffen mit dreckigen Gitarren und hauen beherzt in die herrlich ungetriggerten Felle. Dazu gibt es übersteuertes Geschrei, das nahe an der Melodie ist, und kühl wirkenden Gesang. Das klingt in den psychedelischen Momenten nach THE DOORS und wenn es richtig heavy wird, kommt auch mal eine zeitgenössische Band wie RED FANG in den Sinn. Aber es ist wie nach einer dicken Tüte: Während anfangs die Power noch da ist, wird spätestens nach ein paar Minuten – zu Smile – das Gas rausgenommen, die Experimente werden wichtiger, der Mund wird trocken, alles bekommt mehr Gewicht, auch ohne brachiale Riffs.

Wer sich allerdings nicht jeden Abend zuknallt, der wird sich nach den ersten drei mächtig Dampf machenden Stücken ein wenig fühlen, als würde er nach einer flotten Autobahnfahrt plötzlich im Stau stehen. Lowlands hat aber durchgehend seine Momente, jeder Song macht Spaß, wenn man die richtigen Stellen nur findet. Und so hat das Album einen guten Fluss: Von der Übermacht des Rock and Roll finden THE FLYING EYES den Weg hin zum atmosphärischem Americana im Titelstück, das in der richtigen Gemütsverfassung das Blut in den Adern gefrieren lässt. Die beeindruckenden Leistungen der Musiker, dieser hervorragend eingespielten Band, mit einem guten Händchen für eingängige, aber nicht zu einschmeichelnde Riffs und mit klassisch-guten Hooks retten das Album aus dem derzeitigen Psychedelic-Rock-Durchschnitt. Einfach weil man spürt, dass THE FLYING EYES kein Konzert auslassen und etwas Großes auf die Bühne bringen.

Ein perfektes Album ist Lowlands dennoch nicht geworden. Dafür haben Alive In Time und Comfort Machine zu viele belanglose Momente parat und wirken so, als wären sie direkt nach der neuen Ernte von ihr-wisst-schon-was geschrieben worden. Ein paar schnelle Songs im Stil von Under Iron Feet hätten das Album gerne zusätzlich noch auflockern dürfen. Davon abgesehen ist THE FLYING EYES ein absolut solides, frisches Album gelungen, das Psychedelic-Rock-Fans mit dem Verlangen nach erdiger Heaviness sicherlich gefallen wird – auch wenn weder neue Akzente gesetzt werden können noch wenn Lowlands kein neuer Genre-Meilenstein geworden ist.

Veröffentlichungstermin: 26. Juli 2013

Spielzeit: 44:29 Min.

Line-Up:
Will Kelly – Vocals, Guitar
Adam Bufano – Guitar
Mac Hewitt – Bass, Vocals
Elias Mays Schutzman – Drums

Label: Noisolution

Homepage: http://www.theflyingeyes.com/
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/theflyingeyes

Tracklist:
1. Long Gone
2. Under Iron Feet
3. Rolling Thunder
4. Smile
5. Alive In Time
6. Lowlands
7. Eye Of The Storm
8. Comfort Machine
9. Surrender

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