THE D PROJECT: Shimmering Lights [Eigenproduktion]

Interessantes Prog-Soloprojekt des Gitarristen Stéphane Desbiens.

THE D PROJECT ist das…nun…eben Projekt des mir bisher unbekannten Franko-Kanadiers Stéphane Desbiens, der in den letzten zehn Jahren u. a. bei den Folk-Proggern SENSE spielte, ansonsten größtenteils als Produzent und Studiomusiker tätig war und nun mit diesem Debütalbum seine eigene Vision verfolgt. Der gute Mann hat selbstverständlich alles selbst geschrieben und produziert, übernimmt die sehr gute aber niemals egozentrische Gitarrenarbeit, die Keys und den rein stimmlich eher schwachen aber trotzdem irgendwie passenden Gesang selbst und hat sich für die restlichen Instrumente Unterstützung geholt; da tauchen dann auch alte Bekannte wie Tomas Bodin (THE FLOWER KINGS, Fred Schendel (GLASS HAMMER) und Martin Orford (IQ) auf.

Wer jetzt den typischen Neo-Prog erwartet liegt tatsächlich falsch! Der titelgebende Opener erinnert mich zumindest anfangs fatal an neuere KING CRIMSON (Robert Fripp lässt andauernd grüßen) und auf Grund der basischen und größtenteils instrumental gehaltenen Parts auch ein wenig an GORDIAN KNOT, schlägt nach einigen Minuten aber eine mehr rockig rushige Richtung ein und endet sehr sphärisch. Mit dem zweiten Stück They Come And Grow und der Ballade Hide From The Sun kommt dann ein mehr als nur tüchtiger PINK FLOYD Einschlag hinzu, auch gesanglich fühlt man sich sehr an Roger Waters erinnert.
Rein stilistisch bekommt der Hörer auf Shimmering Lights also wirklich so Einiges geboten, es scheint als ob uns Stéphane Desbiens durchaus bewusst seinen breit gefächerten Musikgeschmack näher bringen möchte und das Risiko eingeht, dass manch Einem (mir nicht!) evtl. der rote Faden verloren gehen könnte. Beispiele gefällig? What Is Done Is Done (Rat) tönt wieder sehr nach modernen KING CRIMSON, End Of The Recess dürfte Fans alter GENESIS zum Schwelgen bringen, der Abschlusstrack That´s Life dringt härtemäßig schon in fusionartige Prog-Metal Gefilde vor und das wunderschöne Herzstück September Solitudes vereint irgendwie alles und fügt gegen Ende noch eine Prise verträumter, soundtrackartiger Melancholie hinzu.

Einige Leser mögen sich nun fragen, ob es Shimmering Lights laut meinen nervigen Vergleichsarien an Eigenständigkeit mangelt. Diese Frage kann ich klar und deutlich mit jein beantworten! Einerseits glaubt man bei jedem Stück irgend einen bestimmten Einfluss herauszuhören, andererseits besitzt Meister Desbiens durchaus die Fähigkeit, in allen Stilarten wie Zuhause zu klingen und schafft es auch immer problemlos eigene Akzente zu setzen. Man sollte außerdem bedenken, dass es sich bei den von mir erwähnten Vergleichsbands nicht unbedingt um die üblichen Verdächtigen handelt und die gelungene Mischung daher trotzdem irgendwie außergewöhnlich und keineswegs nach Stangenware klingt.

Ich bin mir sicher, dass die open-minded-Fraktion unter den Proggern mit Shimmering Lights keinen Fehlkauf verbuchen würde, dass man sich mit dem Album evtl. etwas länger beschäftigen muss um den richtigen Einstieg zu finden, sollte natürlich jedem vorher klar sein. Hörbeispiele gibt´s auf der Webseite, bei Bedarf könnt ihr das Ding dann bei just for kicks verhaften.

Veröffentlichungstermin: 2006

Spielzeit: 48:35 Min.

Line-Up:
Stéphane Desbiens – vocals, guitars, keyboards, mellotron
guest musicians:
Mathieu Gosselin – bass, stick bass
Sandra Poulin – violon
Alyssar – vocals
Francis Foy – backing vocals
Thomas Bodin – mellotron, taurus, fender rhodes
Martin Orford – moog voyager synthesizer
Fred Schendel – mini moog & nord electro keyboards
Danny Robertson – drums

Produziert von Stéphane Desbiens
Label: Eigenproduktion

Homepage: http://www.thedproject.com

Tracklist:
1. Shimmering Lights
2. They Come And Grow
3. Hide From The Sun
4. What Is Done Is Done (Rat)
5. End Of The Recess
6. September Solitudes
7. That´s Life

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