7. August 1999, kurz vor 11 Uhr morgens – das waren magische Momente: THE CROWN spielen beim WACKEN OPEN AIR in einem stinkenden, schon am Vormittag überhitzen Zelt und verwandeln es in einen Hexenkessel. Seit dieser unfassbar tighten, energiegeladenen und mitreißenden Show bin ich Fan dieser Band.
Mit dem neuen Album „Cobra Speed Venom“ zeigen THE CROWN wieder, was sie so besonders macht: Sie sind halt nicht nur eine dieser Metal-Bands aus Schweden, die den technischen Ami-Death mit dem melodischen Skandinavien-Death verbinden. Und nach zwei Alben, die unter schwierigen Bedingungen entstanden sind, stimmte bei „Cobra Speed Venom“ alles von Anfang an: „Wir müssen zusammen jammen. Wir müssen über Riffs streiten – nur so kommen richtig gute Songs rum!“, erklärt Gitarrist Marko Tervonen im Interview zu „Cobra Speed Venom“. Und diese Auseinandersetzungen haben sich gelohnt.
„Cobra Speed Venom“ ist ein Brandsatz, der sofort zündet
Denn THE CROWN können mehr: Sie nehmen sich einfach alles, was ihnen gefällt und mischen aus Blastbeats, MORBID ANGEL-Riffs und AT THE GATES-Leads, einer großen Portion Punk-Attitude und MOTÖRHEAD-Rock ’n‘ Roll einen Brandsatz, der sofort in die Luft geht – und ein faszinierendes Feuer entfacht. Sie können Songs schreiben, die eindeutig nach THE CROWN klingen, die man wiederkennt, die sofort ins Ohr gehen. Und die gleichzeitig unglaublich viel Energie, Tiefgang und Dynamik haben. „Cobra Speed Venom“ ist praktisch ein Best-of aus dem unbekümmerten Fuck-You-Mentalität von „Deathrace King„, der Vielseitigkeit und Abwechslung von „Possessed 13“ sowie der bloßen Brutalität von „Crowned In Terror„.
THE CROWN profitieren von den neuen Bandkollegen
Die Unverfrorenheit, mit der THE CROWN Death Metal um andere Elemente anreichern, macht „Cobra Speed King“ zu einem herausragenden Album. Großen Anteil daran hat Schlagzeuger Henrik Axelsson, der zum ersten Mal auf einem Studioalbum der Band zu hören ist. Das komplexe Druming von Janne Saarenpää war immer stilprägend für THE CROWN. Dem „Cobra Speed Venom“-Vorgänger „Death Is Not Dead“ fehlt nicht zuletzt deshalb das Durchschlagvermögen, weil das Schlagzeugspiel darauf einfach einen komplett anderen Stil hat – THE CROWN-Gitarrist Marko Tervonen hatte nach dem Ausstieg von Saarenpää die Drums selbst eingespielt. Bei Konzerten wie 2016 in Winterthur konnte man ahnen, was tatsächlich in Henrik Axelsson steckt – er hat einen eigenen Stil. Wenn er wie in „Rise In Blood“ oder „Necrohammer“ in bester alter KREATOR-Manier die Toms rauf- und runterrollt, bringt er etwas mit ein, das selten ist im Death Metal – und das deshalb so wunderbar zu „Cobra Speed Venom“ passt.
Auch Gitarrist Robin Sörqvist (IMPIOUS, seit 2013 bei THE CROWN) hat etwas dabei: Gitarrenleads und Solospielereien, die man sonst eher in (Hard) Rock-Songs findet. Nachzuhören etwa in „We Avenge!“. Damit nicht genug, die beiden brutalsten Nummern von „Cobra Speed Venom“, das schleppend-fiese „World War Machine“ und das hämmernde „Rise in Blood“, sind von Sörqvist geschrieben, zu „World War Machine“ steuerte er außerdem hohes Kreischen als Backing-Vocals bei – auch das ist neu. Dabei braucht Johan Lindstrand eigentlich keine Unterstützung – er gehört ohnehin zu den Besten seines Fachs.
„Cobra Speed Venom“ ist die Rückkehr der Royal Five
Highlights auf „Cobra Speed Venom“ sind „In The Name Of Death“ und der Titeltrack „Cobra Speed Venom“ – zweimal fünf Minuten purer Wahnsinn und Wahnwitz zwischen komplexen Blastbeats, Mitgröhl-Refrains, unendlich vielen Details und dieser schmutzig-punkigen Eingängigkeit, die nur diese Band hat.
Zehn Song sind auf der regulären Auflage. Die Investition in den Digipack mit zwei Bonustracks oder die LP lohnt sich – die Bonusssongs „Nemesis Diamond“ und „The Great Dying“ sind weit mehr als nur Überbleibsel aus den Songwiting-Sessions. Oder gar das wirklich schön gemachte Box-Set mit einigen Extras wie einem gewobenen (nicht gedruckten) Backpatch, Flagge, Poster und Autogrammkarte, dieses ist allerdings auf 300 Exemplare limitiert.
Dazu gibt’s das wunderbare Cover von Christian Sloane Hall – das übrigens nicht nur eine Art Hommage an Dan Seagrave ist, sondern auch tatsächlich etwas mit dem Albumtitel und den Texten zu tun hat. Denn auch da sind THE CROWN ein bisschen anders als die anderen: Man kann durchaus einen Blick auf die Texte von Bassist Magnus und Gitarrist Marko riskieren – auch hier gibt es weit mehr als Durchschnitt zu entdecken.
Veröffentlichung: 16. März 2018
Label: Metal Blade
Besetzung:
Johan Lindstrand – Vocals
Marko Tervonen – Gitarre
Robin Sörqvist – Gitarre
Magnus Olsfelt – Bass
Henrik Axelsson – Drums
THE CROWN „Cobra Speed Venom“ Tracklist
1. Destroyed By Madness
2. Iron Crown (Video bei YouTube)
3. In the Name of Death
4. We Avenge! (Audio bei YouTube)
5. Cobra Speed Venom (Video bei YouTube)
6. World War Machine
7. Necrohammer
8. Rise In Blood
9. Where My Grave Shall Stand
10. The Sign of the Scythe
11. Nemesis Diamond (Bonustrack)
12. The Great Dying (Bonustrack)