Ausnahmsweise sind die produktionstechnischen Entscheidungen bei „Downer Part 2“ mehr als bloßes Mittel zum Zweck. Natürlich treffen die tief gestimmten Gitarren besonders mächtig in die Magengrube und selbstverständlich verleiht das dem modernen, moshbetonten Deathcore, wie ihn TEN56. spielen, eine rohe bis überwältigende Kraft. Doch transportiert die Supergroup mit dieser stilistischen Entscheidung nicht einfach nur Trends, sondern darüber hinaus das lyrische Konzept Aaron Matts’ (ex-BETRAYING THE MARTYRS).
Der Shouter berichtet in rund 20 Minuten schonungslos offen von seinen dunkelsten Momenten: Drogenmissbrauch, Selbstmedikation und den Hass auf sich selbst. „Downer Part 2“ zieht uns nicht nach unten, sondern rammt uns direkt in den Boden – eine Warnung und ein Mahnmal, in einer ähnlichen Situation vielleicht doch professionelle Hilfe zu suchen.
Auf “Downer Part 2” liegen Musik und Inhalt nahe beisammen
Musikalisch trifft Downtuned-Riffing daher nicht ohne Grund auf Industrial-Anleihen: Dezente Samples sowie eine kalte und lebensfeindliche Atmosphäre prägen den Opener „Yenta“ genauso wie das schleppend-groovende „Traumadoll“, das Aaron Matts mit ungleich flotterem Sprechgesang kontrastiert. Obwohl die genretypisch mächtigen Growls und Shouts das Groß der Vocal-Performance ausmachen, lässt der Sänger zwischendurch anderes Flair einfließen. Ganz offensichtlich ist das in „RLS“, wo ein Synth-Beat Tür und Tor für etwas Rap und Klargesang öffnet.
Puristen mag man mit derlei Ausflügen vielleicht vor den Kopf stoßen, neben dem kurzen Industrial-Interlude „Intruder“ erlauben uns TEN56. hier aber einen seltenen Blick hinter die sonst so undurchdringliche Fassade. Ansonsten teilt „Downer Part 2“ nämlich gerne mit voller Härte aus: Ein Faible für Breakdowns und massive Mosh-Rhythmen gehören bei Tracks wie „Masque“ zur Grundvoraussetzung, um diesem bitterernsten Genre-Beitrag überhaupt auf den Zahn fühlen zu können. Natürlich ist „Downer Part 2“ dadurch beizeiten auch mal unbequem; doch schlussendlich ist das nur die logische Konsequenz, wenn Musik und Inhalt so nahe beisammen liegen wie auf dieser EP.
Veröffentlichungstermin: 13.01.2023
Spielzeit: 19:18
Line-Up
Aaron Matts – Vocals
Luka Garotin – Guitars
Quentin Godet – Gitarre
Steeves Hostin – Bass
Arnaud Verrier – Drums
Produziert von Luka Rozaka und Martin Gronnier (Mix und Mastering)
Label: Out of Line Music
Facebook: https://www.facebook.com/ten56hq