SPLITTER: Thea

Ein Flug über die urbane Hölle zur Dämmerung: Wer elektronische Musik gerne dezent, entspannt, zeitgemäß aber nicht hypermodern und etwas melancholisch mag, der sollte dem SPLITTER ein Ohr leihen.

Jetzt mal ganz ehrlich, ohne zu lügen: Thea läuft wirklich oft bei mir. Der Grund könnte allerdings etwas missverstanden werden: Es eignet sich wunderbar als Hintergrundmusik zum Arbeiten und Lernen. Ob das heißt, dass SPLITTER, das Projekt des erst 19jährigen, nicht namentlich genannten Bremer Musikers komplett belanglos wäre. Eigentlich ist seine Vorstellung von Elektro recht angenehm, ohne aufdringliche Beats, ohne ein zu cooles Club-Feeling, mit ein bisschen Melancholie versetzt und sehr abwechslungsreich. Thea ist bereits das vierte Album des blutjungen Musikers, der inzwischen recht versiert an sein Songwriting geht und einige sehr markante Stücke schreibt. Und das sanft-dämmernde, die urbane Hölle aus der Vogelperspektive betrachtende Artwork stimmt schon recht gut auf die Musik selbst ein.

Größtenteils ohne Gesang, dafür mit einer reichen Instrumentierung, mit feinsinnig ausgewählten Sounds zieht SPLITTER in die Schlacht, und manchmal glaubt man tatsächlich Hits zu hören: The Belt Of Venus (ECET 6°), Concret Jungle, Burnout Syndrome und Pylon hätten das Zeug in hippen Clubs zu laufen, wären sie nicht zu melancholisch für junge, dynamische und erfolgreiche BWL-Absolventen, die sich nach einem harten Tag im Controlling ihr Leben mit ein paar Cocktails erträglich saufen müssen. Selten, wie in Crystal Child legt sich auch dezenter Gesang über das musikalische Szenario und wirkt dadurch noch ein wenig trauriger. Meist nimmt sich SPLITTER Acts wie BOARDS OF CANADA als Vorbild, dann ist wie in Ísland ein wenig BERSARIN QUARTETT, hier und da aber auch ein etwas von TIM HECKER.

Vielleicht ist Thea ein bisschen zu lang, vielleicht hätte es gegen Ende ein paar lebhaftere Nummern mehr gebraucht, aber das Fazit zu SPLITTERs erstem physisch erscheinenden Album ist positiv. SPLITTER schreibt sehr persönliche, aber voll und ganz unaufdringliche Musik, lässt sich dabei etwas treiben, der Hörer kann seine Gedanken schweifen lassen. Das meinte ich mit, dass es sich zu Thea gut lernen und arbeiten lässt, und es heißt nicht, dass die Musik von SPLITTER nicht genügend Tiefe bietet, um gänzlich darin eintauchen zu können. Wer elektronische Musik gerne dezent, entspannt, zeitgemäß aber nicht hypermodern und etwas melancholisch mag, der sollte dem jungen, talentierten Musiker unbedingt ein Ohr leihen.

Veröffentlichungstermin: 8. November 2013

Spielzeit: 66:01 Min.

Line-Up:
SPLITTER
Label: Finaltune Records

Homepage: https://www.facebook.com/Splttr

Mehr im Netz: http://splitter.bandcamp.com/

Tracklist:
1. Change The Situation
2. Trabantenstadt
3. Sleeping
4. The Belt Of Venus (ECET 6°)
5. 1977-084A
6. Concrete Jungle
7. Das Leben zieht an mir vorbei
8. Crystal Child
9. Burnout Syndrome
10. Earth Satellite
11. Secondary
12. The First December
13. Ísland
14. Pylon

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner