Immerhin spielen POWERWOLF mit offenen Karten: „Interludium“ ist, wie der Name schon sagt, ein „Zwischenspiel“: Kein reguläres Album, sondern eine Ansammlung aus neuem Material sowie einer Handvoll Raritäten. Obgleich zumindest Letztere gerade für Die-Hard-Sammler wohl nur eingeschränkten Kaufanreiz bieten, ist es dennoch eine schöne Sache, halbvergessene Songs wie „Living On A Nightmare“ oder „Stronger Than The Sacrament“ der „Wolfsnächte“-Tour-EPs einem breiteren Publikum verfügbar zu machen.
Dieses ist bekanntlich innerhalb der letzten Dekade um ein Vielfaches angewachsen, weshalb auch die Nachfrage an den musikalisch natürlich gewohnt hochwertigen Dreingaben entsprechend hoch sein dürfte. Gleiches gilt selbstredend für die sechs neuen Kompositionen, die POWERWOLF bei dem zeigen, was sie am besten können: So reiht sich ein kraftvoller, treibender und maximal eingängiger Power-Metal-Hit an den nächsten, wobei das Quintett sich stets auf seine üblichen Trademarks beruft.
“Interludium” repräsentiert einen kleinen Querschnitt des POWERWOLFschen Klangkosmos
Zwischen Chören, sakralen Elementen und Keyboard-Bombast bewegen sich „Sainted By The Storm“ und „Wolfborn“ im Fahrwasser SABATONs, wohingegen das schmissige „Wolves Of War“ in puncto Melodieführung durchaus etwas Folk in sich trägt, ansonsten aber die Gitarren und natürlich Attila Dorns unverwechselbaren Gesang in den Vordergrund stellt. Auch die mittlerweile obligatorischen IRON MAIDEN-Zitate finden in „No Prayer At Midnight“ ihren Weg auf „Interludium“, das sich auf diese Weise schnell zu einem kleinen Querschnitt des POWERWOLFschen Klangkosmos mausert.
Obgleich das wohl auf jede Veröffentlichung der Saarländer zutreffen mag, ist es gleichzeitig doch ein Zeichen von Expertise und Professionalität, diese Qualitäten so konstant abzurufen, wie es einmal mehr auf „Interludium“ der Fall ist. Für neue Facetten spielen POWERWOLF indes den Ball einer Reihe von Kolleg:innen zu, die für die Bonus-Disc der limitierten Auflage diverse Cover-Versionen eingespielt haben.
Die Cover-Versionen der limitierten Bonus-Disc verpassen bekannten POWERWOLF-Hits einen neuen Anstrich
Ausfälle gibt es hier glücklicherweise bis auf AD INFINITUMs etwas blutarme Version von “Venom Of Venus” ebenso wenig zu verzeichnen, wobei allerdings besonders die Neuinterpretationen im Gedächtnis bleiben, welche sich die Stärken der jeweiligen Interpreten zu eigen machen. LORD OF THE LOST verwandeln „We Are The Wild” dank Chris Harms’ Bariton-Gesang und der begleitenden Keyboards in eine Dark-Metal-Hymne, während WIND ROSE dem Klassiker „Werewolves Of Armenia“ einen feierlichen – und vielleicht etwas zu ausgedehnten – Folk-Anstrich verpassen. EISBRECHER punkten derweil mit kluger Songwahl: Das stampfende “Stossgebet” bietet sich für die NDH-Größe geradezu an, wohingegen ELECTRIC CALLBOY dem Hit „Fire & Forgive“ einen tanzbaren Synth-Unterbau sowie einen krachenden Breakdown spendieren.
Die Mischung jedenfalls ist gelungen, wenn sich eher konservative Neuaufnahmen wie „Reverent Of Rats“ (MYSTIC PROPHECY) oder „Call Of The Wild“ (RAGE) mit dem modernen Anstrich, wie ihn ANNISOKAY „Dancing With The Dead“ verpasst haben, abwechseln. Ein wenig schade mag es vielleicht sein, dass POWERWOLF selbst auf diesem Zwischenspiel keinerlei Risiko eingehen – gerade ein Werk wie „Interludium“ hätte durchaus Raum für Experimente zugestanden. Letztendlich jedoch gewinnt die Routine und mit ihr das bewährte Qualitätsversprechen: Wo POWERWOLF draufsteht, ist auch POWERWOLF drin und zwar ohne jegliche Tricksereien – man spielt eben fairerweise mit offenen Karten.
Veröffentlichungstermin: 07.04.2023
Spielzeit: 36:42 / 40:12
Line-Up
Attila Dorn – Vocals
Charles Greywolf – Gitarre, Bass
Matthew Greywolf – Gitarre
Falk Maria Schlegel – Keyboards
Roel van Helden – Drums
Produziert von Joost van den Broek und Jens Bogren (Mix und Mastering)
Label: Napalm Records
Homepage: https://www.powerwolf.net/
Facebook: https://www.facebook.com/powerwolfmetal/
POWERWOLF “Interludium” Tracklist
1. Wolves Of War
2. Sainted by the Storm (Lyric-Video bei YouTube)
3. No Prayer At Midnight (Video bei YouTube)
4. My Will Be Done (Video bei YouTube)
5. Altars On Fire
6. Wolfborn
7. Stronger Than The Sacrament
8. Living On A Nightmare
9. Midnight Madonna
10. Bête du Gévaudan
POWERWOLF “Communio Lupatum II” Tracklist (nur limitierte Auflage)
1. Werewolves Of Armenia (by WIND ROSE)
2. Reverent Of Rats (by MYSTIC PROPHECY)
3. Dancing With The Dead (by ANNISOKAY)
4. Call Of The Wild (by RAGE)
5. Venom Of Venus (by AD INFINITUM)
6. Sudenmorsian (Where The Wild Wolves Have Gone) (by KORPIKLAANI)
7. Stossgebet (by EISBRECHER)
8. Fire & Forgive (by ELECTRIC CALLBOY)
9. Armata Strigoi (by WARKINGS)
10. We Are The Wild (by LORD OF THE LOST)
11. Night Of The Werewolves (by UNLEASH THE ARCHERS)