Der Name dieser Band schwirrte mir seit einigen Jahren im Kopf rum – vor zwei Jahren hätte ich sie beinahe als Support von THURSDAY live gesehen, wäre mir das Glück an diesem Abend hold geblieben und das Konzert nicht ausverkauft gewesen. Ob ich mit dem Auftritt der Band damals etwas anfangen hätte können, ist fraglich, wenn ich das dritte Album der US-Amerikaner höre. Denn es dauert seine Zeit, bis man mit dieser Band warm wird.
Beworben wird Mercy vollmundig als Mischung aus KYUSS, MASTODON und NEUROSIS. Kann man nachvollziehen. Nur ob diese Mixtur auch funktioniert, steht auf einem ganz anderen Blatt. Denn hier und da erträgt man PLANES MISTAKEN FOR STARS einfach nicht. Dann wenn sie ihre dreckigen Rocknummern rausziehen und Sänger Gared zu derb singt. Er ist einfach kein Lemmy und kein D. Vacuum, die wissen, wie man so was authentisch anstellt. Gerade der Opener One Fucked Pony ist für unbedarfte Hörer ein herber Schlag ins Gesicht, weil man damit anfangs nur schwer zu Rande kommt. Doch je länger die knapp 40-minütige Scheibe läuft, desto mehr Form nimmt sie an und desto besser wird sie. Spätestens To Spit a Sparrow fesselt den Hörer dann, denn die düstere Ausrichtung der Band wird hier erstmals spürbar, ebenso spürt man, dass hier NEUROSIS wirklich Pate gestanden haben.
Somit ist das Album zweigeteilt, die rockigen Nummern, die oftmals über ihr Ziel hinausschießen und zerfahren wirken, stehen neben den noisigen, intensiven Songs, die den Hörer wirklich bewegen. Und die häufen sich in der zweiten Hälfte von Mercy deutlich. Hier gefällt das Album durchaus, es ist unbequem, originell und eigenständig. Sogar der anfangs verhasste Gesang passt hier richtig gut rein, zeigt sich als wandlungsfähiger als man annehmen könnte. Dennoch, auch hier dauert es seine Zeit, bis man mit der Musik zurecht kommt. Im Endeffekt sind Songs wie Never Felt Prettier, Little Death und der Titeltrack nämlich verdammt große Nummern, die trotz ihre Kürze sich optimal aufbauen und entfalten können.
Die Produktion des Albums entspricht der Musik. Weil hier nichts glatt gebügelt sein darf, haben sich die vier Musiker als Produzenten Matt Bayles geangelt, der die Vision der Band sehr gut umsetzt und mit seiner typischen Art des Mischens der Band zusätzliche Identität einhaucht, obwohl sie die auch so schon haben. Mercy ist ein schwieriges Album für diejenigen geworden, die sich im Klaren darüber sind, dass Musik niemals perfekt sein kann und die genau das auch reizt. Hört euch lange rein und ihr werdet Gefallen an dieser Musik finden, selbst wenn ihr mit ein paar Nummern, die PLANES MISTAKEN FOR STARS euch kredenzen, rein gar nicht konform geht. Spannend, innovativ und zwischen scheiße und großartig, das ist eine der schwerverdaulichsten Scheiben der letzten Monate.
Veröffentlichungstermin: 22. September 2006
Spielzeit: 38:28 Min.
Line-Up:
Gared O` Donnell – Vocals, Guitar
Chuck French – Guitar
Neil Keener – Bass
Mike Ricketts – Drums
Produziert von Matt Bayles
Label: Alveran Records
Homepage: http://www.pmfs.net
Tracklist:
1. One Fucked Pony
2. Crooked Mile
3. Widow; a Love Song
4. Keep Your Teeth
5. To Spit a Sparrow
6. Never Felt Prettier
7. Killed by Killers who Kill Each Other
8. Little Death
9. Church Date
10. Mercy
11. Penitence