PIGS: You Ruin Everything

Wer mangels fehlender Interpreten im Noiserock schon ganz ausgezehrt ist, sollte sich diesen herrlichen Schweinskram nicht entgehen lassen.

Ach ja, der gute, alte Noiserock. Immer noch das Gefährlichste, das es irgendwo zu hören gibt, zumindest wenn man es richtig macht. Eine Band wie UNSANE, die durch ihre Dissonanz und ihre Heaviness den Hörer dazu bringt, einmal herzhaft zu würgen und sich das Mittagessen nochmal durch den Kopf gehen zu lassen, kann das einfach. Auch wenn es heute tausendmal brutalere Musik gibt, auch wenn Noiserock ziemlich tot zu sein scheint, es kommt immer irgendwo ein Lebenszeichen her. Nun sind UNSANE trotz ihres letztjährigen Albums nicht mehr sonderlich aktiv, und zusammen mit Produzent Andrew Schneider und Jim Paradise macht sich Dave Curran von ebenjener Band auf, nicht einzurosten. PIGS, das klingt schon nach sich-fröhlich-im-Schmutz-suhlen. Und in der Tat, hier spielt noch eine Band, die im Proberaum Bier trinkt und raucht und jemandem der Rauchverbot! brüllt offensiv den Kippenstummel vor die Füße wirft.

Das Cover deutet es schon an, You Ruin Everything ist wie eine aus dem Ruder gelaufene Feier. Na klar, wer sich als mental gesunder Mensch als Clown verkleidet, der kann nur den Plan haben, zu eskalieren. Vielleicht heißt die Band auch deshalb genau so: Die Sau rauslassen. Mit Riffs, die nicht so dissonant sind, wie sonst in diesem Genre üblich, dafür mit ein wenig mehr Rock and Roll, mit dem wie üblich verzerrt pumpenden Bass, mit wie verrückt dreschendem Schlagzeug. All das lässt You Ruin Everything schön frisch wirken, die großen Innovationen fehlen aber natürlich. Immerhin, die Hitdichte ist beachtlich: PIGS vermeiden es, zu schleppend und nihilistisch zu werden, dafür wird das Riot-Pedal bis zum Anschlag durchgetreten.You Ruin Everything plättet dich stellenweise gnadenlos. Schnelle Nummern wie Whitewash, Contrition Dilemma und Mashantucket, aber auch das brutale Drained und Scrum bestimmen auf den ersten Blick das Bild des Albums, und gerade hier sind PIGS auch beinahe unbesiegbar, weil auf völlige Zerstörung fokussiert, ohne Rücksicht auf Verluste. Aber daneben gibt es in Massive Operator Error, Outburst Calendar und Small c Celebrity auch eine minimal verspielte Seite, ohne natürlich jetzt gleich progressiv zu werden, oder etwas von der Wut einzubüßen.

Was an You Ruin Everything so gut tut, ist seine Direktheit und seine Wildheit. Kein Netz, kein doppelter Boden, kein Trigger, keine Overdubs, nichts ähnlich störendes. PIGS sind direkt und radikal, vergessen aber nicht, hier und da ein paar Farbtupfer einzubauen, so dass You Ruin Everything weder stumpf ist, noch schnell langweilig wird. Klassischen Noiserock der AMPREP-Schule gibt es in diesen Tagen nur selten, umso schöner, wenn sich eine neue Band daran versucht, auch wenn die üblichen Verdächtigen der New Yorker-Szene dahinter stecken. Immerhin, für Qualität ist gesorgt, auch wenn die großen UNSANE unangetastet bleiben. Wer mangels fehlender Interpreten in diesem Genre schon ganz ausgezehrt ist, sollte sich diesen herrlichen Schweinskram jedenfalls nicht entgehen lassen.

Veröffentlichungstermin: 11. April 2013

Spielzeit: 42:39 Min.

Line-Up:
Dave Curran – Guitar, Vocals
Andrew Schneider – Bass, Vocals
Jim Paradise – Drums

Produziert von Andrew Schneider
Label: Solar Flare Records

Homepage: http://www.pigsnyc.com

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/pigsnyc

Tracklist:
1. Give It
2. Whitewash
3. Massive Operator Error
4. Drained
5. Outburst Calendar
6. Contrition Dilemma
7. Scrum
8. Small c Celebrity
9. Mashantucket
10. At Least It´s An Ethos

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