PANZERBALLETT: Starke Stücke

Young German Jazz für Freunde polyrhythmischen Headbangens.

Jan Zehrfeld ist schon ein komischer Kauz. Und außerdem ein genialer Kopf. Der 30jährige Münchner Gitarrist hat sein Instrument studiert und seine Diplomarbeit über MESHUGGAH geschrieben. Mit seiner Band PANZERBALLETT hat er ihnen schon zur Genüge Tribut gezollt, siehe das vor zwei Jahren erschienene Debütalbum. Jetzt versucht dieser Irre schöne Coverversionen zu verschandeln. Frechheit. Und es ist ihm gelungen.

Die Idee an sich ist nicht neu, John Zorn hat mit NAKED CITY vor fast 20 Jahren Filmthemen mit Jazz und Grind gekreuzt, aber innovativ ist es immer noch. PANZERBALLETT, die zwischen Jazz und polyrhythmischem Metal hin und her pendeln, covern Pink Panther, Smoke on the Water, Wind of Change, Birdland, Thunderstruck und Paranoid. Klingt nach Graveyard Classics? Schnauze! Denn erstens verschmelzen die ursprünglichen Songs mit dem unverwechselbaren PANZERBALLETT-Stil und zweitens hat Jan Zehrfeld auch genügend eigene Songs in petto, um zu beweisen, dass er ordentlich abkrassen kann.

Zum Beispiel im manischen M.w.M.i.O.f.R. (Mit weißglühendem Morgenstein in Ommas frischen Rüblikuchen), das von experimentell-entspanntem Jazz bis hin zu derben Metalattacken alles drin hat. Sehr schön ist Friede, Freude, Fußball, das alte Südkurven-Rituale gekonnt und originell einfließen lässt. Der ganze Songaufbau ist wie ein Finalspiel: Vor dem Elfmeterschießen wird eine Spannung aufgebaut, die sich dann am Ende nach allen Regeln der Kunst entlädt. Außerdem eine Nummer, die man nicht mehr aus dem Kopf kriegt, wenn sie einmal drin ist. Das wirkliche Duell kommt aber erst gegen Ende der Scheibe: Hier duelliert sich Zehrfeld mit Sängerin Conny Kreitmeier, vielleicht einigen bekannt vom skurillen ORCHESTER BÜRGER KREITMEIER, und verarbeitet das geniale Zickenterror vom Debüt nochmals neu. Wer das nicht toll findet, hat einfach keinen Geschmack.

Krank sind auch die Covers, deren besonderer Reiz darin liegt, die ursprünglichen Nummern wieder zu erkennen. Nicht nur in den Refrains, sondern auch den Rest, was manchmal gar nicht so leicht ist, vor allem bei Thunderstruck, Wind of Change und der Akustiknummer Paranoid. Zwar ist Starke Stücke ein Album, das den Hörer deutlich fordert, aber die einzelnen Songs bleiben doch überraschend schnell beim Hörer hängen, deshalb wird sowohl das Köpfchen gefordert als auch genügend Hörspaß geboten. Das einzige Stück, das mit dem Rest nicht wirklich mithalten kann, ist das etwas langatmig wirkende Dreamology, das nicht so recht zünden will.

Die beteiligten Musiker sind erste Sahne, Saxophonist Gregor Bürger liefert eine reife Vorstellung ab, Bassist Florian Schmidt und Schlagzeuger Sebastian Lanser sorgen für viel Groove, aber auch für anspruchsvolle, intelligente Experimente. Der schmale Grat zwischen Anspruch und Entertainment gelingt hier, wie sonst nur selten. Dennoch ist der Zweitling von PANZERBALLETT nichts für Freunde von simpler Musik, denn dieses Ballett macht Übungen für Fortgeschrittene. Von Jan Vacik in ein würdiges Soundgewand verpackt, sollten sich Freunde von anspruchsvollem Metal und selbstverständlich offene Jazz-Fans dieses wilde, vor Kreativität überschäumende Album nicht entgehen lassen.

Veröffentlichungstermin: 22. Februar 2008

Spielzeit: 47:45 Min.

Line-Up:
Jan Zehrfeld – Guitar
Andreas Dombert – Guitar
Gregor Bürger – Sax
Florian Schmidt – Bass
Sebastian Lanser – Drums

Produziert von Jan Zehrfeld
Label: The Act Company

Homepage: http://www.panzerballett.de

Tracklist:
1. Pink Panther
2. M.w.M.i.O.f.R.
3. Smoke on the Water
4. Friede, Freude, Fußball
5. Wind of Change
6. Birdland
7. Dreamology
8. Thunderstruck
9. Zickenterror
10. Paranoid

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner