PANZERBALLETT: Panzerballett

Für jazzbegeisterte Metaller oder metalbegeisterte Jazzer lässt diese Scheibe wirklich keine Wünsche offen.

Seltsamer Name. Pendelt zwischen MARDUK und HELGE SCHNEIDER, siehe die legendären Ballettübungen des Dr. Hasenbein. Seltsam ist auch das Gebräu, das aus dem Hause PANZERBALLETT stammt. Bestehend aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und Tenor Saxophon loten sie die Grenzen zwischen Jazz, Metal und Funk aus. Und diese Experimente machen auch dem Hörer mächtig Spaß.

Obwohl PANZERBALLETT keine Musik für Nebenbei machen und sie rhythmisch und harmonisch so simpel sind wie Rainer Calmund unterernährt ist, geht es doch sogleich ins Bein. Man groovt unweigerlich mit, geht mit der Band ab. Gut ist man dran, wenn man MESHUGGAH-Rhythmiken verinnerlicht und auch ein paar schräge Jazz-Sachen schon daheim hat. Ansonsten kann es gut sein, dass man sich an dieser Scheibe die Zähne ausbeißt. Aber wer von den heißen Rhythmen nicht gefordert wird, der kommt wenigstens damit in Bedrängnis, den Rest zu verstehen. Weil Gitarrist und Initiator von PANZERBALLETT Jan Zehrfeld und Saxophonist Gregor Bürger machen es den Hörern nicht gerade leicht: Schräge Tonleitern, ausgiebige Frickelpassagen, überraschende Breaks, all das gibt es am laufenden Band. Und doch bleibt von den meisten Songs etwas hängen. Das sind hauptsächtlich die Saxophon-Einlagen von Gregor Bürger, denn genau die geben PANZERBALLETT das gewisse Etwas. Aber auch die Arbeit der Rhythmusfraktion ist gigantisch, Drummer und Bassist liefern eine Leistung ab, die jeder Beschreibung spottet. Songtitel wie Zehrfunk, Schmitz Kadse und Abkrassen treffen den Nagel auf den Kopf. Hier geht es ab, aber dezent und freakig, hier und da werden laut PANZERBALLETT selbst Melodien aus den grausamen Klingeltonwerbungen verbraten. Ich muss jedoch gestehen, ich höre nichts dergleichen raus. Bin ja auch kein Jazz-Genie. Ich höre das nur gerne.

Zurück zum Geschehen. Die Highlights der Scheibe sind die MESHUGGAH-Hommage Meschugge und der geniale Rausschmeißer Zickenterror. Bei Letzterem wurde mittels Saxophon wirklich toll eine nervige WG-Mitbewohnerin dargestellt, sehr amüsant. Und erstgenannter Titel birgt nicht nur die allseits beliebte Rhythmik in sich, auch Thordendahl-Leads auf Saxophon gespielt haben ihren Reiz. PANZERBALLETT sind kleine Genies, die in ihrem eigenen Metier wildern, ein bisschen wie der geniale John Zorn, aber weit nicht so radikal. Dennoch, Panzerballett ist eine geniale, herrlich verrückte Scheibe, die man immer wieder hören kann. Fett von Jan Vacik im Dreamscape Studio verdelt und schön aufgemacht lässt diese Scheibe für jazzbegeisterte Metaller oder metalbegeisterte Jazzer wirklich keine Wünsche offen.

Veröffentlichungstermin: 15. März 2006

Spielzeit: 50:24 Min.

Line-Up:
Jan Zehrfeld – Gitarre

Gregor Bürger – Tenor Sax

Flo Schmidt – Bass

Max Bucher – Schlagzeug

Produziert von Jan Zehrfeld
Label: Bad Land Records

Homepage: http://www.panzerballett.de

Tracklist:
1. Zehrfunk

2. Reload

3. Aspirin Smoke

4. Schmitz Kadtse

5. Iron Maiden Voyage

6. Abkrassen

7. Meschugge

8. Zickenterror

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner