NIHILING: Nihiling

NIHILING entfernen sich vom Post Rock – spannend ist das aber nicht gerade.

NIHILING galten als Geheimtipp im deutschen Post Rock-Sumpf, als das nächste große Ding. Die Hamburger Band wagt es nun dem stagnierenden Genre langsam zu entfliehen, ebenso wie es ihre süddeutschen Kollegen IRA dieses Jahr schon wagten. Und wie diese haben auch NIHILING ein paar Probleme mit dem neuen Sound Fuß zu fassen. Wo IRA in Richtung Pop schielten, geht es bei NIHILING eher in Richtung Indie. Immerhin: Die Gitarren sind immer noch hier und da verzerrt, es gibt noch ein paar Experimente, die vier Musiker fischen nun im zeitgenössischen Progressive Rock, bei OCEANSIZE beispielsweise.

All das klingt in der Theorie sehr gut, praktisch fehlt häufig aber die Würze, das Spannungsmoment, das Sahnehäubchen. NIHILING wirken recht brav auf ihrem dritten Album, daher fehlt die Tiefe. Es ist nicht so, dass auf Nihiling nicht versucht wird diese zu erzeugen: Das live eingespielte Album hat einen entsprechend spontanen Charakter und ist für diesen Umstand auch recht verspielt und vielschichtig. Allerdings verhaspeln sich NIHILING stellenweise, wie in The Universe Is Something That Happens, oder es klingt manchmal ein wenig spannungsarm, wie in Verylargetelescope, Plot oder Tragic. Dennoch, die Band schafft es dann doch immer wieder mitzureißen: Do Not Make Me Axe You Again ist eingängig, gewitzt und kann stellenweise sogar heavy werden. Hips gefällt durch das Zusammenspiel von Trip Hop-Elementen im Stil von MASSIVE ATTACK und relativ direktem Post Rock. Auch das abschließende, von Klavier begleitete The Lesson Of Being Who We Are hat einige sehr schöne Momente, um sich treiben lassen zu bieten.

Spielerisch sind NIHILING sehr routiniert, agieren gut miteinander und ergänzen sich schön, gerade die Gitarren und Synthesizer harmonieren gut. Der Gesang bleibt größtenteils im Hintergrund und ist auch zu dezent, um wirklich mitzureißen – hier hätten NIHILING etwas mehr Liebe zum Detail einbringen können. Nihiling ist insgesamt ein recht zurückhaltendes Album, dem mehr Spannung und Tiefgang anstelle von halbherzigen Experimenten nicht geschadet hätte und das auch etwas öfter die Zähne zeigen dürfte. Freunde von modernem Progressive Rock mit Post Rock-Hintergrund können zwar ein Ohr riskieren, ein Genre-Juwel sollten sie von den Hamburgern trotz einiger gelungener Songs aber nicht erwarten.

Veröffentlichungstermin: 14. November 2014

Spielzeit: 39:39 Min.

Line-Up:
Alex
Gorka
Janni
Marco

Label: Kapitän Platte

Homepage: http://www.nihiling.de/

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/nihiling

Tracklist:
1. Verylargetelescope
2. Plot
3. Do Not Make Me Axe You Again
4. Hips
5. Tragic
6. The Universe Is Something That Happens
7. The Lesson Of Being Who We Are

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