Vorsicht, was die Finnen MOONSORROW auf ihrem neuesten Werk liefern ist schlicht und ergreifend verblüffend. Epischer und doch kompakter geht es kaum. Die Geschichten, die hier erzählt werden animieren den Hörer zum Seele baumeln lassen und spornen die Kreativität mächtig an. Diese Scheibe ist so episch wie einige der großen BATHORY-Alben, so grimmig wie eine Horde Trolle beim demonstrieren gegen eine x-beliebige und himmelschreiende Ungerechtigkeit. Oder auch so grimmig wie alle kitschig bepinselten Schwarzheimer Norwegens zusammen.
Das finnische Gespann schafft es einfach mitzureißen, beschränkt sich dabei weder ausschließlich auf brutale Rasereien, noch auf epische Momente oder folkiges und akustisches Geplänkel. Viel mehr verbinden MOONSORROW all die genannten Elemente auf wunderbare Art und Weise. Dabei erzählen sie sehr lebhafte Geschichten, in die man sich hervorragend hineinversetzen und in denen man seine Seele baumeln lassen kann. Die Soundwände geben dem Hörer genügend Spielraum um sich seine eigene, große Interpretation zu schaffen, was durchaus bewundernswert ist.
Mit großen Metalriffs, mitreißenden Melodien, bombastischen Chören und Keyboards, sinister krächzendem Gesang und Pathos soweit das Auge – pardon Ohr – reicht zeigen die fünf Finnen, dass es noch viel zu entdecken gibt im epischen Metalbereich und das trotz Kitsch auch außen vor gehalten werden kann. Jeder Song gibt viele unterschiedliche Stimmungen Preis, ist aber dennoch einem Überbegriff zuzuordnen. Der Opener Karhunkynsi beginnt sehr erhaben und selbstbewusst mit vielen Folkelementen, unter anderem einer Maultrommel und Geigen, wird aber nach einiger Zeit zu einem sehr aggressiven Black Metal-Stück. Das erhabene Pimeä drückt viel Stolz aus, lässt sich nicht gerade leicht bezwingen, ist aber das beste Stück des Albums. Mit knapp 20 Minuten ist Jotunheim, das häufig verzweifelt klingt, nicht nur das längste Stück des Albums. Es lässt sich nicht bezwingen und bäumt sich immer wieder auf; dieser Song ist einfach ein Garant für atemlose Spannung. Das abschließende Kaiku ist unfassbar traurig, man sieht förmlich die Überlebenden einer Schlacht nachts am Lagerfeuer sitzen und sich aufwärmen.
Die Epik dieses Albums hat Methode: Jeder Song, bis auf das abschließende Kaiku dauert über 14 Minuten, doch gleichförmig ist das Material nie. Irgendwie lässt es sich mit Morningrise von OPETH vergleichen: Wie eine Reise ohne den Blick nach hinten zu werfen kommen ständig neue Passagen auf den Hörer zu, wiederholt wird nichts dafür baut sich die Musik von Minute zu Minute mehr auf. Man mag kaum glauben, dass so ein riesiges, grenzenloses Werk von nur fünf Musikern und nicht von einer komplett zur Schlacht bereiten Schar wilder Kriegern stammt. Verisäkeet ist eine Black Metal-Scheibe, wie man sie viel zu selten zu hören bekommt: Voller Erhabenheit, Kreativität und Ehrlichkeit und doch rau und karg wie die Natur Finnlands. Dies ist eines der erhabensten und phantasievollsten Alben, das ich seit langem gehört habe. Und es tut verdammt gut.
Veröffentlichungstermin: 7. Februar 2005
Spielzeit: 70:37 Min.
Line-Up:
Ville Seponpoika Sorvali – Vocals, Bass
Henri Urponpoika Sorvali – Guitars, Keyboard
Mitja Harvalahti – Lead & Rhythm Guitars
Marko Tarvonen – Drums
Markus Eurén – Keyboard
Label: Spikefarm Records
Homepage: http://www.moonsorrow.com
Tracklist:
1. Karhunkynsi
2. Haaska
3. Pimeä
4. Jotunheim
5. Kaiku