Apokalyptisch waren MONTE PENUMBRA bereits 2021 mit ihrem biblisch „As Blades In The Firmament“ betiteltem Album unterwegs. Das dritte Album, genannt „Austere Dawning“, klingt nach bevorstehenden Hungersnöten, nach Dürren, nach Endzeit, nicht in einem Sci-Fi-Kontext, sondern weiterhin nach dem alten Testament, nach einem Gott, der keinen Spaß versteht und seine eigene Zucht am liebsten leiden sieht. Diesen Wahn gießen MONTE PENUMBRA, mehr noch als auf dem Vorgänger, in dissonanten, verstörenden und doch abwechslungsreichen Black Metal.
In vierzig Minuten schafft es „Austere Dawning“ rastlos zu wirken, auch wenn MONTE PENUMBRA nicht pausenlos im Blast Beat-Bereich verharren. Die Energie, die Dringlichkeit, ist indes durchgehend präsent. „Ab.gott“ als Opener zelebriert die kalte Dissonanz der Gitarren nach einem Intro, das die Rezipienten im Bauch des Wales wähnt, oder doch am Rande eines niemals enden wollenden Abgrundes? So oder so, MONTE PENUMBRA schaffen den passenden Effekt, wenn sie, ganz auf Linie des Labels, zwischen der Raserei von DEATHSPELL OMEGA, der Energie von MISþYRMING, dem Chaos von KATHARSIS und der Atmosphäre von REBIRTH OF NEFAST in medias res gehen.
Verstörend und erschöpfend: MONTE PENUMBRA lassen dem Wahnsinn auf „Austere Dawning“ freien Lauf.
Selbstredend ist es schwer möglich, diesen Mahlstrom über 40 Minuten aufrecht zu erhalten und dabei relevant zu bleiben. MONTE PENUMBRA sind bis zum Ende des zweiten Songs „Void Of Quietude“ schier atemlos unterwegs, fesseln mit Intensität und starken Riffs, bevor ein verstörender Dark Ambient-Teil, der gar nicht erst versucht, eine gewisse Ruhe vorzutäuschen, in „Lux Electa“ einläutet, bei dem die Geschwindigkeit zugunsten einer gewissen Eingängigkeit zurückgefahren wird. Die Spielzeit von acht Minuten nutzt der Song aber für verschiedenste Facetten, Geschwindigkeiten, eine Klimax in Richtung Wahn und den Zusammenbruch des Konstruktes mit der kurzen Andeutung eines epischen Finales. Konkret: Die Intensität in diesem Stück ist beinahe körperlich spürbar.
„Austere Dawning“ ist in seiner Radikalität äußerst kompromisslos und konsequent. MONTE PENUMBRA leisten sich in Sachen Songwriting und Performance keine Schwäche, doch es ist Schwerstarbeit, der Musik über die volle Spielzeit zu folgen. Die kurzen Ambient-Pausen von Gastmusiker Mons Vcnt sind bitternötig, und doch driftet die Konzentration in der zweite Albumhälfte mitunter ab. Das liegt nicht daran, dass MONTE PENUMBRA die Kraft ausgeht, es ist eher diese komprimierte, überbordende Intensität, die „Austere Dawning“ so schwer verdaulich werden lässt. Und doch: Vielleicht hätte es der Band nicht geschadet, zwischen dem Wahnsinn kurze, epische Akzente zum Durchatmen einzubauen, Momente der Erhabenheit mit reduziertem Tempo, in der Harmonie die Disharmonie bricht. Das ist es, was das eklektische „Stamen Of Bareness“ spät im Album doch noch bietet. Künftig dürfte W.uR seine Kompositionen gerne öfter in diese Richtung ausdehnen.
„Austere Dawning“ ist ein herausfordernder, wenn auch nicht wegweisender Genrebeitrag, mit dem MONTE PENUMBRA selbst unerschrockenen Hörer*innen schwer im Magen liegen.
„Austere Dawning“ ist definitiv nicht leicht zu konsumieren, und das soll es auch gar nicht sein. Bleibt man aber dran und beißt sich durch, durch diese intensiv-brutalen vierzig Minuten Black Metal zwischen Tradition und Moderne, ist da viel zu entdecken: Die Riffs bleiben vielleicht nicht direkt im Ohr, funktionieren aber dank ihrer Kompromisslosigkeit wieder sehr gut, die Bassläufe bieten einen gut gespielten Unterbau und brechen mit kleineren Akzentuierungen aus dem ewigen Nachspielen der Riffs aus. Das Drumming von Bjarni Einarsson ist punktgenau auf die Kompositionen ausgerichtet und scheint mit dem Wahn der Riffs um die Wette zu rasen. Dass alles noch in die passende, schroffe und voluminöse, aber recht natürliche Produktion – diesmal vermutlich nicht von Stephen Lockhart – gepackt wurde, rundet das Album passend ab. Insgesamt ist „Austere Dawning“ konsequent und herausfordernd, aber nicht wegweisend, MONTE PENUMBRA bieten hiermit einen Genrebeitrag auf hohem Niveau für hartgesottene Hörer*innen, die sich auch nicht vor dem Zorn eines hassenswerten, rachsüchtigen Gottes fürchten.
Wertung: 5 von 7 Göttliche Grausamkeiten
VÖ: 13. Dezember 2024
Spielzeit: 40:53
Line-Up:
W.uR – Guitar, Bass, Vocals
Bjarni Einarsson – Drums
Mons Vcnt – Interludes
Label: Norma Evangelium Diaboli
MONTE PENUMBRA „Austere Dawning“ Tracklist:
1. Ab.gott
2. Void Of Quietude
3. Lux Electa
4. Sub Forma de animal
5. Murrain Unveiled
6. To Sleye No Beginning But An End
7. Stamen Of Barrenness (Official Audio bei Youtube)
MONTE PENUMBRA „Austere Dawning“ Full Album Stream bei Youtube