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MASTERS OF REALITY: Deep In The Hole

Zwar prägen dröhnende Wüstengitarren und stampfende Rhythmen mit den ersten beiden Songs sogleich die ersten bleibenden Eindrücke des Hörer, aber selbst in diesen ist der breitgefächerte musikaliche Hintergrund des Masterminds Chris Goss wahrzunehmen. Und der reicht von Country über Folk, BEATLESquem Pop, Psychedelia und Blues bis hin zum Hard Rock der 70er und dem frühem Heavy Metal BLACK SABBATHs…

Mit ihrem kauzigen Charme haben sich die MASTERS OF REALITY schon vor Jahren den Status eines irgendwie kultigen Geheimtips erspielt. Daran hat sich bis heute nichts geändert: Vom großen Erfolg verschont, von Geschmacks-Randgruppen geliebt, vom Rest der Musikwelt mit anerkennendem Kopfnicken zur Kenntnis genommen und wieder vergessen. Selbst die Tatsache, daß Oberkauz (sowie einzige und entscheidende feste Größe der MASTERS) Chris Goss die allseits verehrten QUEENS OF THE STONE AGE soundtechnisch betreut hat, konnte daran nichts ändern. Und es hätte dem verschrobenen Musiker und Produzenten wohl auch kaum in den Kram gepaßt, wenn er plötzlich so richtig im Trend gelegen hätte. Um es mit den BEACH BOYS zu sagen: Don’t worry baby! Wirst Du auch diesmal nicht! Obgleich man eingangs erwähnten Charme auf “Deep In The Hole” ungleich weniger lange suchen muß als noch auf dem Vorgängeralbum “Welcome To The Western Lodge”, auf dem die gewohnt angenehme Retro-Glut ein wenig im Verborgenen loderte. Aber: Die Aussicht auf Stoner Rock als das berühmt-berüchtigte “nächste große Ding” ruht längst wieder in ihrem wohlverdienten Grab, und somit gelingt es Mr. Goss spielend, einmal mehr jeden Verdachtsmoment beiseite zu wischen, er könne doch irgendwie mal, und sei es nur aus Versehen, ein wenig zeitgemäß klingen.

Richtig gelesen: “Stoner Rock” lautet das Stichwort, das zumindest Teile dieses Albums zu charakterisieren in der Lage ist, wenn auch nicht hinreichend. Zwar prägen dröhnende Wüstengitarren und stampfende Rhythmen mit den ersten beiden Songs sogleich die ersten bleibenden Eindrücke des Hörer, aber selbst in diesen ist der breitgefächerte musikalische Hintergrund des Masterminds wahrzunehmen. Und der reicht von Country über Folk, BEATLESquem Pop, Psychedelia und Blues bis hin zum Hard Rock der 70er und dem frühen Heavy Metal BLACK SABBATHs. Alle jene Einflüsse verschmelzen zu unterschiedlichen Anteilen in den Gossschen Kompositionen, die diesmal – Verschrobenheit hin, nonkommerzielle Attitüde her – einen erstaunlich hohen Anteil an zwar dezenter, aber umwerfender Hitkompatibilität entwickeln. Die macht schon den Opener ‘Third Man On The Man’ zu einem nicht allzu harten, aber beständig groovenden Ohrwurmmonster. ‘A Wish For A Fish’ gibt sich schon etwas widerspenstiger, doch nach wiederholtem Hördurchgang wird man die anhänglichen Riffs kaum mehr los. ‘Counting Horses’ ist ein halbballadeskes Juwel, ein bittersüßes Lehrstück hoher Songwriterkunst, das in den Strophen gaaaanz entfernt an das ebenso grandiose ‘Waterloo Sunset’ der KINKS erinnert. Das einminütige ‘Major Lance’ entpuppt sich als gemütlicher Schlendergang über Liverpooler Erdbeerfelder. Doch: Das Kontrastprogramm folgt auf dem Fuß und nennt sich ‘Scatagoria’, ein anfangs fast schon bedrohlich schleppendes, unheilvoll knarzendes Etwas, das sich im Refrain in wundervoll warmen, anschmiegsamen Harmonien entlädt, die den SCREAMING TREEs (deren ehemaliges Oberhaupt Mark Lanegan übrigens auf der Gästeliste des Albums steht) zu ihrer Blütezeit würdig gewesen wären. Dafür darf dann ‘ High Noon Amsterdam’ wieder flott und unbeschwert vor sich hin rocken und als potenten Livehit empfehlen. ‘Corpus Scorpios Elecdtrified’ hingegen zieht sich eher in die Ecke “schwerverdaulich” zurück, um dort eine ganze Weile schroff vor sich hinzulauern, plötzlich aber, ganz unvermittelt, dem Hörer aus dem Hinterhalt doch noch ein paar Gesangslinien an den Hinterkopf zu knallen, die bleibenden Eindruck hinterlassen. Der Titelsong wandert erstaunlich balancesicher auf einem schmalen Grat zwischen straight rockend und irgendwie düster schwelend. ‘Roof Of The Shed’ schlägt wieder in die Akustik-Kerbe, steigert die Melancholie diesmal allerdings zu einer ausgewachsenen Depression, die sich mit leiser, beklemmender Präsenz im Raum ausbreitet. Dafür darf dann ‘Shotgun Son’ zum Befreiungsschlag ausholen und tut es mit ruppigen Riffs und treibender Energie. Nicht eben Schongang für die geplagte Seele, aber allemal ein effektiver Rausschmeißer.

Veröffentlichungstermin: 08.10.2001

Spielzeit: 38:15 Min.

Line-Up:
Chriss Goss

John Leamy

unzählige Gastmusiker

Produziert von Chris Goss
Label: Brownhouse

Hompage: http://www.mastersofreality.com

Tracklist:
Third Man On The Moon

A Wish Por a Fish

Counting Horses

Major Lance

Scatagoria

High Noon Amsterdam

Corpus Scorpios Electrified

Deep In The Hole

Roof Of The Shed

Shotgun Son

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