MAGELLAN: Symphony For A Misanthrope

Ein düsteres Progressive-Rock Gewitter.

Bei diesem Titel rutscht einem natürlich sofort Der Menschenfeind von Moliere zurück ins Gedächtnis. Eine Komödie in fünf Akten. Genial und schonungslos offen, als Protagonist Alceste dem Dichter Oronte seine Meinung zu dessen Gedicht sagt. Zwar ist Symphony For A Misanthrope keine Umsetzung des Stückes, aber der Gardners Thema Jämmerliche Leistungsbilanz des Menschen auf allen Gebieten würde Alceste zweifelsfrei liegen.

Mit dem Wissen um das Thema ist es keine Überraschung, dass das jüngste MAGELLAN-Album eine überaus düstere Grundstimmung hat und damit im Kontrast zu Impossible Figures (2003) steht. Ein Vergleich der beiden Covers spricht Bände.

An MAGELLAN war schon immer die Eigenständigkeit faszinierend. Die Band verbindet Progressive Rock-Klänge mit Metal-Elementen zu atmosphärisch klingenden Songs. Wie das in Perfektion klingt, zeigt das zwei Minuten lange Gitarren/(Synthesizer)Streicher/Piano-Intro von Every Bullet Needs Blood. Im weiteren Verlauf bedienen sich die Gardner-Brüder beim Fusion Rock, lassen aber eine gute – wenn auch komplizierte – Harmonik nie außer Acht. Zentrum des Albums ist die Cranium Reef Suite. 18 Minuten lang führen MAGELLAN durch eine Vielzahl an Themen, die allesamt symphonisch miteinander verknüpft wurden. Besonders die letzten beiden Minuten sind bemerkenswert – ein multi-texturiertes Klanggebilde, das sich immer weiter steigert und unter den vielen Fragmenten auch ein Basssolo erkennen lässt, bis der Track schlussendlich ausklingt.

Aufgelockert wird die dichte, düstere Atmosphäre von den beiden Klassik beeinflussten Interludes Symphonette und Pianissimo Intermission. Das ist auch bitter nötig, im Angesicht der ansonsten heftigen Riffs, die wie in Why Water Weeds? von epischen Synthesizer-Klängen hinterlegt werden. Selbst das akustische Wisdom vermag keinen Schöngeist aufkommen zu lassen. Zu intensiv sind die düsteren Klangwelten.

Zu keiner Zeit lassen MAGELLAN das Gefühl zu, ein weiteres FLOWER KINGS-Projekt, einen weiteren DREAM THEATER-Klon oder einen PLANET X-Nachahmer zu hören. MAGELLAN haben sich von Beginn an hörbar eigen positioniert und gehören zu den künstlerisch ausdrucksstärksten Bands dieses Genres.

Und das gilt auch für den Misanthrope, auch, wenn er nicht von Anfang an zum Liebling zu werden scheint. Es braucht einfach etwas Zeit, bis man sich in der dunklen Atmosphäre wohl fühlt. Wie ein Gewitter ertönen manche Arrangements, aber es liegt von der ersten Minute an etwas Majestätisches in der Luft.

Veröffentlichungstermin: 18.04.2005

Spielzeit: 46:57 Min.

Line-Up:
Trent Gardner – Keyboards, Vocals

Wayne Gardner – Guitars, Bass, Vocals

Robbert Berry – Drums, Guitars (2)

Joe Franco – Drums (4,7)

Stephen Imbler – Piano (5)

Steve Walsh & Dave Manion – Keyboards (1)

Produziert von Magellan
Label: InsideOut

Homepage: http://www.magellanweb.com/

Email: trent@magellanweb.com

Tracklist:
01. Symphonette (instrumental)

02. Why Water Weeds?

03. Wisdom

04. Cranium Reef Suite

05. Pianissimo Intermission (instrumental)

06. Doctor Concoctor

07. Every Bullet Needs Blood

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