MAGELLAN: Impossible Figures

MAGELLAN ist eine der wenigen Bands, die dem Wort Progressiv wirklich gerecht werden.

Impossible Figures ist das erste MAGELLAN Album, das nicht über Magna Carta veröffentlicht wurde. Die Band um Trent Gardner veröffentlicht ab sofort bei InsideOut Music – dort ist man natürlich auch in guter Gesellschaft. Der Labelwechsel wirft die Frage auf, ob MAGELLAN nicht auch einen Stilwechsel vollziehen oder welche sonstigen Gründe es für die Aktion des einstigen Magna Carta Aushängeschilds gibt. Zumindest der erste Teil der Frage kann beantwortet werden.

MAGELLAN eröffnen Impossible Figures mit dem kurzen Prelude Gorilla With A Pitchfork, das einen von 3 Zwischentracks darstellt. Mit sphärischen Synthie Klängen geht es dann in Killer Of Hope, das sofort die MAGELLAN typischen Elemente zu Tage fördert. Eine höllisch groovende Gitarre, die in einem sehr lockeren, mittigen Sound, durch Synthesizer und Keyboards bereichert wird. Dazu kommt Trent Gardner`s typischer hoher Gesang. Die Gitarren sind in diesem Song eindeutig der rote Faden. Das anfängliche Thema taucht immer wieder auf, wenn auch in unterschiedlichem Kontext. Ähnliche Merkmale enthält auch Late For Church. Beide Songs lassen bei MAGELLAN typischen Längen von 10:03 und 6:15 Minuten wirklich keine Wünsche offen und zeigen, dass man sich stilistisch treu bleiben kann, ohne sich zu wiederholen oder irgendwelche Langeweile aufkommen zu lassen. Wirklich zwei ganz starke Tracks, welche die typische MAGELLAN Melodik und Epik voll zur Geltung bringen. Der kurze Zwischentrack Bach 16 greift musikalisch das Thema Kirche mit Piano, Bläsern und Orgel auf, welches dann offensichtlich in Late For Church behandelt wird.

Bis hierher hat man es mit MAGELLAN in alter Höchstform zu tun. Die beiden langen Tracks sind wirklich Höhepunkte des MAGELLAN Schaffens. Nach den beiden kurzen Tracks Confessor`s Overture und Hymn For A Heathen zeigen MAGELLAN dann, dass der Bandname Programm ist. Mit afrikanischer Percussion wird A World Groove eingeläutet, das wie eine Reise anmutet. Es entwickelt sich ein mitreissender Song, der vorallem von der tollen Rhythmik getragen wird. Interessant ist, dass man zu jeder Zeit hört, dass MAGELLAN hier am Werk sind, obwohl Trent Gardner seinen Gesang die meiste Zeit etwas tiefer einordnet als gewohnt. Die Vielfalt in diesem Track reicht von afrikanischer Percussion, über Sitar bis hin zum MAGELLAN typischen Sound mit tollen Bass Grooves. Der Song ist dermaßen mitreissend und positiv, dass man kaum mitbekommt, dass es sich hierbei um eine ernste Gesellschaftskritik handelt. In Counterpoints verwenden Magellan dann einen etwas komprimierteren Gitarrensound, der durch cooles Drumming und abwechslungsreichen Gesang unterstützt wird. Mit Feel The Cross folgt dann ein weiterer MAGELLAN untypischer Song. Raue Gitarren und tiefer Gesang sorgen für eine interessante, dunkle Atmosphäre, die durch mehrere auflockernde Passagen unterbrochen wird und diese dann auch wieder verschlingt. Im Mittelteil kommt dann ein Akustik Gitarren Sound, der mich – ob beabsichtigt oder nicht – an Age of Impact von EXPLORERS CLUB, an der Trent Gardner ebenfalls mitwirkte, erinnert. In diesem Stil kommt dann langsam das Fade-Out, das den Song am Ende doch noch eine positive Atmosphäre verleiht. Auf der Limited Edition von Impossible Figures ist mit Hallucination Suite, Pt. 1: Uppers & Downers ein Bonus Track vorhanden, der wieder überrascht. Es handelt sich um einen Instrumental Track, der im Ambient Stil beginnt, dann mit heftigen Gitarren an Intensität gewinnt und durch ein Drumsolo ausklingt – Verwirrung pur…

MAGELLAN ist eine der wenigen Bands, die dem Wort Progressiv wirklich gerecht werden. Damit meine ich keine Frickelorgien. Nein, Magellan machen hervorragende Musik, die sehr detailreich ist und durch sehr gute instrumentale Arrangements überzeugt. Progressiv heißt im Zusammenhang mit MAGELLAN, dass sich die Musik entwickelt. Man wird hier nicht aufeinmal mit einem neuen Stil konfrontiert und trotzdem gibt es sehr viele neue Elemente. Dies funktioniert, weil MAGELLAN im Laufe dieser Scheibe eine Entwicklung machen, die für den Hörer, trotz langer Songs und unglaublich vielen stilistischen Einflüssen, absolut nachvollziehbar bleibt. Der Detailreichtum lässt zu jeder Zeit erkennen, dass es sich hier um MAGELLAN handelt. Bereits nach dem ersten Durchlauf kann man die Songs auseinanderhalten und trotzdem wirkt die Scheibe homogen. Dazu kommt das schön gestaltete Artwork und überzeugende Inlay. Der Sound wirkt sehr offen und alle Elemente kommen zur Geltung. Impossible Figures ist eine der wenigen Scheiben, die mich 2003 wirklich überzeugt haben und immer noch nicht los lassen. MAGELLAN, lass uns weiter an deiner Entdeckungsreise teilhaben!

Veröffentlichungstermin: 04.11.2003

Spielzeit: 45:14 Min.

Line-Up:
Trent Gardner – Lead Vovals, Keyboards, Trombone

Wayne Gardner – Guitars, Bass, Backing Vocals

Stephen Imbler – Piano

Produziert von Trent Gardner
Label: InsideOut Music

Homepage: http://www.magellanweb.com/

Email: trentgardner2000@aol.com

Tracklist:
1. Gorilla With A Pitchfork (1:24)

2. Killer Of Hope (10:03)

3. Bach 16 (2:46)

4. Late For Church (6:15)

5. Confessor`s Overture (2:24)

6. Hymn For A Heathen (3:15)

7. A World Groove (6:30)

8. Counterpoints (5:59)

9. Feel The Cross (6:36)

— Limited Edition Bonus Track —

10. Hallucination Suite, Pt. 1: Uppers & Downers

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