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KRUGER: Redemption Through Looseness

Death Rock trifft auf Post-Hardcore – noch nicht mörderisch, aber der Hörer wird schwer verwundet.

Stellt euch vor, MASTODON und ältere NEUROSIS hätten eine wilde Orgie mit ENTOMBED und BREACH gefeiert und dabei ein gemeinsames Kind gezeugt. Wie würde das wohl klingen? Ja, nach dicken Eiern, nach unbändiger Spielfreude, nach purer Wut und ziemlich morbide. Willkommen in den Welt von KRUGER. Diese Band ist bereit, eine neue Nische im Bereich des Metal zu füllen, und ist so motiviert, dass dieses Vorhaben wunderbar gelingt.

Das dritte Album des schweizerischen Quintetts wütet kompromisslos und dreckig direkt nach vorne, springt den Hörer mit aller Wucht an. Diesem Charme kann keiner widerstehen, der auf Death Rock, Noise und Ähnliches steht. KRUGER klingen auf ihrem Einstand bei Listenable nicht nur ungeheuer schmissig, sondern auch originell, eine Band wie sie findet man nicht alle Tage. Vor allem, da sie so natürlich und ungezwungen klingen, hier wirkt nichts gestellt oder gar unecht. Gerade das brutale Geholze wie in The Graveyard Party und The Cowboy Song macht Laune und ist bei aller Düsternis ein Garant für – sagen wir mal – eine stilechte Autofahrt durch die Hölle mit der richtigen Sonnenbrille.

Doch Redemption Throgh Looseness bietet nur zu einem, wenn auch großen, Teil knüppeldicken Death Rock, denn hier und da schalten KRUGER einen Gang zurück und zeigen sich von einer düsteren, beschwörenden Seite. Das kommt verdammt gut im höllischen Opener Ammunition Matters oder im epischen, düsteren Holy Fire. An Kreativität mangelt es der jungen Band nicht, sie legen die richtige Attitüde an den Tag, wirken komplett glaubwürdig und schaffen es so diese mitreißenden Songs zu schreiben. Redemption Through Looseness ist ein Album, das intensiver nicht sein könnte. Und doch ist es nicht perfekt.

Denn hier und da wirken ein paar Passagen etwas langatmig, so geht Queen of the Meadow trotz dem furiosen Beginn am Ende die Luft aus. Trotz der allgegenwärtigen, hohen Intensität, der wilden und rasanten Achterbahnfahrt, die dieses Album darstellt, hat man stets das Gefühl, dass die Band noch nicht am Zenith ihren Schaffens angelangt ist. Einerseits kann man sich so schon fast sicher sein, dass das folgende Werk mit Sicherheit noch um einiges treffsicherer werden wird, andererseits machen kleine Mängel wie krumme Passagen, schiefe Riffs oder unsaubere Arrangements diese Scheibe erst so richtig lebendig.

Lebendig ist auch das Soundgewand, denn KRUGER klingen, als wären sie im Klo runtergespült worden und aus der Schüssel wieder heraus gekrochen – und das ist positiv gemeint. Kurt Ballou hat mit seinem Mix ganze Arbeit geleistet, räudig und fett klingt dieses Album. Die Riffs treffen fast ausschließlich ins Schwarze, auch auf die schrägen Melodien und Leadgitarren wurde großen Wert gelegt. Der Bass grummelt schön verzerrt und der Drummer zerschlägt pro Song sicherlich mindestens zwei Sticks. Sänger Reno liefert jedoch die beste Performance der fünf Bandmitglieder: Seine Vocals zwischen wildem Gebrülle, das an GOREFEST erinnert, rockigen und dreckigen sowie beschwörend tiefen Gesanglinien sorgen immer wieder für Überraschungen und lassen die Scheibe bis zum Schluss furios und spannend bleiben.

Redemption Through Looseness ist kein Überalbum geworden, aber KRUGER sind auf dem besten Wege, mörderisch zu werden. Bis jetzt verletzten sie den Hörer zwar nur schwer, aber Folgeschäden, wie das vermehrte Abspielen dieser Scheibe, treten garantiert auf. Wer mal was wirklich Frisches hören und sich dabei den Arsch abrocken will, sollte diese Scheibe haben.

Veröffentlichungstermin: 27. April 2007

Spielzeit: 46:52 Min.

Line-Up:
Reno – Vocals
Margo – Guitar
Jak – Guitar
Blaise – Bass
Raph – Drums

Label: Listenable Records

Homepage: http://www.kruger.ch

Tracklist:
1. Ammunition Matters
2. Queen of the Meadow
3. The Graveyard Party
4. Hummers vs. Pedestrians
5. Holy Fire
6. Army of Lovers
7. War & Wine
8. The Cowboy Song
9. Crusaders

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