KEITH CAPUTO: Hearts Blood on Your Dawn

Mit Ecken und Kanten gesegnet und trotzdem oder gerade deshalb wunderbar – für die besonderen Stunden im Leben.

Es ist circa 20:30 Uhr und ich habe es mir soeben nach einem anstrengendem Tag im heißen Büro an meinem Stammbadesee bequem gemacht, mit Papier und Stift bewaffnet. Innere Ruhe kehrt ein, die Sonne versinkt hinter einer Reihe von Bäumen, das Leben ist für diesen Moment einfach nur wunderschön. Und gerade läuft Hearts Blood on Your Dawn, eigentlich viel zu bittersüß für diesen Anlass, dennoch untermalt es diesen Abend perfekt. Denn dieses Album bietet nicht weniger als das Leben in all seinen Farben, mit all seinen Ecken und Kanten.

Mal dramatisch, meist schüchtern und dezent ist das dritte Soloalbum des kleinen New Yorkers. Auf jeden Fall gibt er einen Seelenstriptease preis, der noch viel intimer ist als auf den beiden Vorgängeralben. KEITH versucht abermals mit seiner Vergangenheit abzuschließen, doch dies gelingt ihm nicht immer. Vieles klingt nach Frustration, manches ist zynisch, anderes einfach nur traurig. Und manchmal kommt eine Melancholie auf, die einem hellen Hoffnungsschimmer an das graue Firmament pinselt. Keine Frage, KEITH CAPUTO hat viel mitgemacht, er ist verbittert, aber will sich im gleichen Atemzug niemals unterkriegen lassen. Er schwimmt sich frei und sein neuestes Soloalbum ist nichts als ein Mittel zum Zweck. Oder nicht?

Falsch. Es ist mehr. Es erfasst den Hörer und lässt ihn so schnell nicht wieder los. Zwar gibt es einige Nummern, mit denen der Hörer nicht zwingend etwas anfangen kann – Monkey klingt etwas belanglos, I Wanna Fly oder Always plätschern vor sich hin, klingen nicht so intensiv wie erhofft – aber das ist auch gut so. Hier merkt man, dass alles auf diesem Album 100%ig KEITH ist, auch wenn es nicht immer schmeckt, es ist ehrlich. Dafür gibt es einige wirkliche Geistesblitze, wenn man so will. Der charismatische Sänger mit der kräftigen, unnachahmlichen Stimme zeigt, wie viel Geniales in ihm steckt, wenn er nach der Liebe seiner Mutter fleht, wenn er wie in Droom Kleuren bitter und wütend die Welt anklagt. Wenn er fast schon gleichgültig in Fix Pop Bang Shot über seinen verhassten Vater singt, wenn er den Titel Living the Blues in seiner wahren Essenz erfasst. Und abschließend, wenn er über vergangene Liebe singt, einfach der Erinnerung wegen – Our Moon, Our Stars (The Shakes) gehört mit zum Schönsten, was bisher aus seiner Feder stammte.

Pathetisch ist dieses Album zu keiner Sekunde, bodenständig, ehrlich und klar ist dieses Album. Die gut 50 Minuten vergehen wie im Flug, auch weil die musikalische Spannweite in einem gesunden Maße sehr weit ist. Vieles hat einen dezenten Country-Einschlag, einiges sogar einen deutlichen. Dadurch wirkt das Material auch so authentisch. Es tut der Musik hörbar gut, dass hier immer dieselben Musiker am Werk sind, sprich KEITH CAPUTOs Band. Die kennen ihren Meister, wissen wie sie seine Musik am besten wirken lassen. Dennoch können sie sich ausleben, austoben. Die Songs bauen sich dadurch auf, zu großen Nummern, zu kleinen Epen. Und es bleibt immer konstant: Die herausragende Performance von KEITH CAPUTO und sein Talent großartige Songs zu schreiben.

Hearts Blood on Your Dawn bietet mehr als Singer / Songwriter-Gewäsch oder soften Rock mit Country verfeinert. Hier gibt es Musik zu hören, die man so schnell nicht wieder vergisst. Aufrichtigkeit, Echtes, Wahres. Für diesen Mut muss man KEITH danken und sich eingestehen, dass er künftig bitte nur noch Soloscheiben aufnehmen sollte. Auch wenn hier nicht alles perfekt ist, das macht dieses Album erst interessant. Die Sonne ist inzwischen untergegangen, ich sitze in meinem Wohnzimmer, fühle mich noch immer beschwingt und leicht melancholisch. Einfach schön, dieses Gefühl. Für den Rest des Abends soll das bitte so bleiben. Hearts Blood on Your Dawn ist kostbar, ein Schatz für diese besonderen Stunden im Leben.

Veröffentlichungstermin: Mai 2006

Spielzeit: 52:38 Min.

Line-Up:
Keith Caputo – Vocals, Acoustic Guitar
Jack Pisters – Guitars
Michiel Rietveld – Bass
Jochem van Rooijen – Drums

Produziert von Mouse
Label: Kill the Artist Recordings

Homepage: http://www.keithcaputo.com

Tracklist:
1. Departure into the New Affection & New Noise
2. Mother
3. Monkey
4. Ramshackle
5. Droom Kleuren
6. Lamb to the Slaughter (Hearts Blood on Your Dawn Part 1)
7. How Happy is this Heart of Mine?
8. I Wanna Fly (Hearts Blood on Your Dawn Part 2)
9. Always
10. Fix Pop Bang Shot
11. Kill with God
12. Livin the Blues
13. Our Moon, Our Stars (The Shakes)

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